Kategorie: Stammtisch

Kicker-Cover: Was sehen wir?

Kicker um 2023, Öl auf Leinwand, unsigniert, Neues Museum Nürnberg

Schauen wir gemeinsam auf das kicker-Cover mit Nagelsmann und Tuchel, so stellen wir fest: wenig Inspiration, aber solides Handwerk. Was steckt also drin in diesem Bild?

Zunächst die Frage, die am Anfang jedes kulturwissenschaftlichen Popkultur-Seminars durch den Raum stinkt: Was sehen wir? Wir sehen zwei Männer im Porträt, die hinsichtlich Farbe und Mimik im Kontrast zueinander stehen. Ihre Köpfe sind zwar mit der gleichen Größe bedacht, doch steht die Person links bereits hinter der Schulter der Person rechts. Und während Nagelsmann mit einem Blick nach oben bereits fragend und staunend das Himmlische erwartet, schaut uns Tuchel mit dem selbstsicheren Grinsen eines Wahlkreissiegers von Barmbek-Uhlenhorst an.

„Anfang und Ende“ funktioniert indes als geschickte Anspielung auf das malerische Oxymoron „Lebbe geht weida“ des Künstlers Dragoslav Stepanović. Links zudem der ikonisch geöffnete Mund von Edward Munchs „Der Schrei“, rechts der selbstbewusste, aber nicht überhebliche Blick der Mona Lisa. Auch farblich wurde penibel auf Polarität geachtet. Wird Nagelsmann mit der Ästhetik einer missglückten Traueranzeige beschenkt, badet Tuchel in den adaptierten Worten Andi Möllers: Sepia oder Valencia, Hauptsache Wärme!

Doch was wissen wir Typen aus der Kurve schon von Gestaltung! Daher reichten wir das Cover an den Experten und Grafikdesigner Julian Hennemann weiter, der uns gerne auf die Sprünge half: „Boah, ey, Montag, ich bin für so ein Quatsch noch nicht ganz… Wochenende war nicht ohne. Aber ja, ganz ehrlich – da passiert ja nicht viel. Klar, ich weiß sofort, worum es geht, aber mehr auch nicht. Technisch gesehen super freigestellt und alles schön in Szene gesetzt. Auch von der Bildkomposition her alles sauber, aber ich hätte halt nicht solche Riesenköpfe genommen. Und wenn doch, dann im Face-Off-Stile von John Travolta und Nicolas Cage. Ja, das wäre es bei mir geworden: im Körper des Feindes!“

Von Lodda bis Kahê

Alles klar, Leute, bitte jetzt ganz genau zuhören, denn Wissen ist schließlich Macht! Heute vor 99 Jahren wurde Athletico Paranaense gegründet. Den Verein kennt man nicht nur durch seinen offen rechten Support für Jair Bolsonaro, sondern vor allem durch Lothar Matthäus, der bei den Schwarz-Roten von Januar bis März 2006 als Trainer glänzte und davon einen Monat Sperre wegen Schiedsrichterbeleidigung absaß. Beeindruckend!

Skandal! Ein Deutscher in Brasilien

Unvergessen natürlich auch Paolo Rink, der schon in der Jugend für Paranaense einlochte und 1997 von den Spähern Reiner Calmunds ins ähnlich schöne Leverkusen mitgenommen wurde. Heute betreibt Rink dort eine Farm, aber das ist eine andere Geschichte. Viel wichtiger ist die Tatsache, dass er genauso viele Länderspiele für Deutschland wie Ligaspiele für Energie Cottbus absolvierte (13) und dann nach einem Jahr mit Ede Geyer verständlicherweise ins warme Nikosia floh.

Aktueller Paranaense-Coach ist Brasiliens Weltmeistertrainer Luiz Felipe Scolari. Der trainierte übrigens schon Michael Ballack beim FC Chelsea, der wiederum unter Otto Rehhagel zu seinem ersten Bundesligaspiel kam, der wiederum mit Griechenland bei der EM 2004 gegen Portugal im Finale gewann, das damals wiederum von Scolari trainiert wurde. Das gehört aber eher in der Kneipe auf den Tisch.

Viel wichtiger ist zu wissen, dass die Heimstätte mal Kyocera-Arena hieß und zwar im gleichen Zeitraum, als Kyocera Hauptsponsor von Borussia Mönchengladbach war. In diesem Fohlen-Trikot lief damals auch der brasilianische Sturmtank Kahê auf, der von Ponte Preda kam, das wiederum mal von Paulo César Carpegiani trainiert wurde, der wiederum mal Trainer von Paranaense war. Das ist aber eine andere Geschichte.

Erst Lavendel, dann Braunkohle

João Félix ist das beste Beispiel dafür, wie schädlich eine zu hohe Ablösesumme für einen jungen Spieler sein kann. Schon bevor damals der Transfer und die nackte Zahl von rund 126 Millionen Euro die Runde machten, waren die Lorbeeren bereits faul. Vom neuen Wunderkind bis zu Messis Nachfolger war alles an falschen Superlativen on fire, das einem U20-Jungen die Luft nimmt. Die Auszeichnung zum Golden Boy und ein Dreierpack gegen Eintracht Frankfurt stützten dieses auf Sand gebaute Kartenhaus.

Doch Félix war kein abgewichster, die roten Teppiche und das Rampenlicht liebender Neymar-Verschnitt und der Wechsel zu Atlético kein typischer nächster Schritt. Es war ein Wechsel von Benficas damaliger Torfabrik mit Ajax-Schablone zum räudigsten Defensivfußball des europäischen Spitzenfußballs. Das ist in etwa so, als würdest du deine Ausbildung auf den Lavendelfeldern der Provence machen, um dann im Braunkohlegebiet Garzweiler übernommen zu werden. Es machte alles einfach null Sinn und mit jedem Spiel, in dem der neue Messi nicht mindestens herausragte, wurden die 126 Millionen Euro schwerer und schwerer auf den Schultern. Bis du irgendwann mal auf der Bank landest, weil du nicht dem System eines Zenturios entsprichst und in den Medien als overrated Flop die Runde machst.

Mit 23 Jahren fliegt nun die Leihe João Félix bei seinem Debüt für den FC Chelsea nach einem üblen Tritt vom Platz. Sein Marktwert ist auf 50 Millionen Euro geschrumpft. Das Ganze bei einem Klub, der gerade im Mittelmaß versinkt und dessen Fans Lieder auf Thomas Tuchel anstimmen. Wer auch immer Félix je beraten und mit ihm Kohle verdient hat, kauft wahrscheinlich dieselben Lambos wie Max Meyers Vater. Und das ist am Ende nur eines: traurig.

M’Gladbach mit Schalker Dynamiken

„Der BMG-S04-Vergleich hinkt!“, schrieb uns ein User. Warum uns also die Entwicklung von Borussia Mönchengladbach an die des FC Schalke 04 erinnert? Die gleichen Dynamiken, die gleiche Selbstzerstörung, die gleichen Charaktere in der Mannschaft, die gleichen Ziele, die gleichen Vier-Jahres-Pläne. Und dann diesen hochprozentigen Mix aus Tradition und Historie auf den Schultern! Und Trainer, die dachten, den nächstgrößeren Schritt zu machen und jetzt allein dastehen. Und nach zwei, drei Niederlagen versuchen den Hals aus der Schlinge zu ziehen, indem man sich reagierend nach Gegner und Spieltag und Situation richtet. Mit einem Kader, bei dem jeder schon alles gespielt hat, aber jeder nur das eine spielen will. Und ein überforderter Aufsichtsrat, der hilf- und tatenlos zuguckt und nun vielleicht merkt, dass der sportliche Vorstand über die Jahre hinweg mächtiger wurde als man selbst. Und ein Wechsel von Managern, die entweder fliehen oder aber die Zeichen der Zeit erkannt haben. Und gestandene Spieler, die sich vors Mikrofon stellen und glaubhaft verzweifeln (Stindl, Stambouli). Und durchaus gute Fußballer, die dir aus einer 2:0-Führung auch ein 4:0 kredenzen, aber bei Rückständen versagen, sich selbst jedoch in der Champions League sehen (Plea, Raman, Thuram, Konoplyanka, Bénes, Bentaleb, Zakaria, Harit, Bensebaini, Schöpf, Oczipka, Elvedi, Serdar). Und diese internationalen Plätze, die so weit weg sind und mit denen man so fest kalkuliert hat. Pardon, spekuliert hat. Und Fans, die gedanklich gerade erst aus Europa zurückkommen. Und sowieso, dieses Geld, das plötzlich gar keins ist. Nur über eines kann BMG froh: kein Tönnies weit und breit.

Jetzt ihr. Sehr gerne.

Afrika-Cup: peinliche Berichterstattung

„Hahahaha“ ist so ziemlich alles, was gerade von vielen Sportberichterstattungen mit ihren Beiträgen zum Afrika Cup erhascht werden soll. Ja, da pfeift ein Schiri zweimal zu früh ab und ja, da wird dreimal die falsche Nationalhymne gespielt, doch was daraus hier im Westen gemacht wird, ist nichts weiter als die Herausstellung des Exotischen. Es schafft Stereotypen aus kolonialen Zeiten: Afrika kann sich nicht selbst organisieren, in Afrika herrscht keine Ordnung, Afrika fehlt der Ernst für Professionalität. Das Ganze läuft natürlich hervorragend mit Clickbaiting durch Teaser wie „Das ist wirklich mehr als peinlich!“ (SPORT1). Der Couch-Potato-Mob reibt sich da natürlich gerne die Hände: „Hahahaha! Diese Afrikaner!“ Die Dynamik in den Kommentaren: selbsterklärend wie widerlich.

Ist möglicherweise ein Bild von Text „sport1 SPORT1 8 Std. Das ist wirklich mehr als peinlich!“
Sport1 via Facebook

Um das klarzustellen: Es geht nicht darum, dass darüber berichtet wird. Es sind Nachrichten über ein großes Turnier und damit relevant. Doch geht es einerseits um die Verhältnismäßigkeiten zur sportlichen Berichterstattung und andererseits um die Art und Weise, wie Redaktionen mit der skurrilen Situation eines Fußballspiels einen ganzen Kontinent vor die Flinte spannen. Und das ist, im umgedrehten Sinn, auch typisch – typisch Westen nämlich. Das ist es, was am Ende eines Tages im Jahr 2022 peinlich ist.

Von Dallas in die Puppenkiste

Ricardo Pepi wechselt also für 16 Millionen Euro plus Spesen zum FC Augsburg. Generell darf man natürlich über das pralle Portemonnaie der Fuggerstädter verwundert sein. Ist ja nicht so, dass Jahre des europäischen Fußballs hinter dem Verein liegen oder die Liga im Allgemeinen auf pandemiefreie Zeiten ohne Einbußen zurückschaut. 16 Millionen für einen 18-Jährigen, der im November noch einen Marktwert von 8 Millionen hatte. Oder wie Reiner Calmund oder Mario Basler vielleicht sagen würden: „16 Millionen für einen 18-Jährigen, der nicht einmal aus Brasilien kommt!“

Wir hingegen machen uns da eher praktische Gedanken. Einem Stürmer diesen Alters täte zunächst einmal ein Trainer gut, der einen offensiven Geist verkörpert. Der das Spiel um des Spielens und nicht des Zerstörens willen angeht. Da wird es bei Markus Weinzierl doch recht eng. Wenn dein ganzes Spiel auf den einen Moment ausgelegt ist, musst du aus zwei Chancen bestenfalls drei Tore machen. Ideale Voraussetzungen für einen 18-Jährigen Stürmer, um sich erst einmal akklimatisieren zu müssen – und dann zack, keine Startelf mehr und dann zack, spricht Stefan Reuter von Anpassungsschwierigkeiten, „die aber völlig normal sind“. Und dann wissen beide Seiten bereits, dass 16 Millionen acht zu viel waren.

Aber was wissen wir schon. Das „Sturmjuwel“ (kicker) schießt den FCA aus dem Tabellenkeller und ist nach der Saison so umworben, dass irgendein bekloppter Zweitligist aus England 30 Millionen auf die Ladentheke wirft und der gute Stefan Reuter alles richtig gemacht hat. In den USA sind Augsburg und die Puppenkiste dann so bekannt, dass es bei einer Promo-Tour auf Liverpool, AC Milan und die New York Red Bulls trifft.

Schrei nach Liebe: Danke MSV und VfL

Es ist ekelhaft und traurig, was beim MSV passiert ist. Viel wichtiger ist zu verstehen, dass es wahrlich nicht um „nur einen Typen“ geht, wie es in so vielen Kommentaren leider zu lesen war. Da schreiben weiße Menschen, dass dann „ja jeder Zuschauer ein Spiel abbrechen kann“. Das ist eine falsche Denke. Denn es ist egal, ob es einer oder mehrere sind, die Affenlaute und rassistischen Müll von sich geben. Es geht um die Gefahr, dass so etwas generell möglich oder (auch dank scheiß AfD) gar salonfähig wird.

Der Lob gilt an dieser Stelle allen Beteiligten, die sofort und richtig reagiert haben. Da überführen MSV-Fans den Täter, da rufen beide Fanlager gemeinsam „Nazis raus!“, da besprechen und entscheiden die Verantwortlichen beider Vereine, ohne Relativierung oder Abwägung, das Ende des Spiels, aus den Stadion-Boxen ertönt spontan „Schrei nach Liebe“ der „Ärzte“.

Das alles geht nur, wenn du als Club von grundauf so eingestellt bist, das kannst du nicht aus der Ablage holen. Obendrein in einer sportlich miserablen Situation. Wir waren gegen Verl als Hopper zu Besuch beim MSV. Dem Verein geht es schlecht, die Atmosphäre ist bedrückend, immer wieder Grlić-raus-Rufe, es roch regelrecht nach Abstieg in die Regionalliga. Inmitten dieses Schlunds völlig klar zu sagen ‚Nein, es gibt Wichtigeres als Fußball‘ mag von außen betrachtet vielleicht keine Heldentat sein, doch gebührt dem trotzdem Respekt. Auch danach klare, glaubhafte Worte. Der Täter wird angezeigt, im Nachholspiel möchten beide Vereine die Chance nutzen, um gemeinsam (!) ein Zeichen gegen Rassismus zu senden.

So muss die überwältigende Mehrheit zusammenhalten und handeln. Zögert nicht, wenn jemand im Stadion ähnlich auffällt. Schreckt nicht zurück, Kopfschütteln reicht nicht. Steht auf, tut etwas, entweder selbst, mit anderen oder mit Hilfe eines Ordners. Es ist egal, wie so etwas ausgeht. Es geht nur darum zu sagen: Nein, so nicht! Es muss jedem braunen Vollpfosten klar sein, dass dann Gegenwind kommt. Nazis raus – Im Stadion und überall.

Barcas Brechstange

Furche übrigens El Clásico geguckt und danach regelrecht verstört gewesen. Besonders hinsichtlich Barca ist uns kein Zeitraum in Erinnerung, in dem die Katalanen so schwach und ohne Sinn und Verstand zusammengesetzt waren. Da ist einerseits behäbiger und umständlicher Koeman-Fußball, aber andererseits auch ein Kader aus viel Mittelmaß und Grüppchenbildung. Da zocken junge Kerle unter sich, da wird ein Coutinho erstmal auf der Bank geparkt, da kommt in Minute 74 ein Agüero für einen, der ihn eigentlich bedienen müsste (Ansu Fati).

Es passt hinten und vorne nicht, von außen wird Risiko als Fremdwort vorgelebt und Memphis Depay als kreative Schaltzentrale kommuniziert. Trauriger Höhepunkt war die Einwechslung Luuk de Jongs fünf Minuten vor Schluss, in denen man den Niederländer bemitleiden musste. Jeden Ball verstolpert, völliger Fremdkörper, Ballbesitz bedeutete Ballverlust. Es ist so befremdlich, dass der FC Barcelona, seit jeher die Inkarnation für fußballerische Schönheit, hilflos hohe Bälle in den Strafraum kloppt und auf die Stirn eines 31-Jährigen angewiesen ist. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Barcelona packt die Brechstange aus. Gut, dass König Johan das nicht mehr ertragen muss.

Schon deshalb hatte dieser Clásico nichts mit europäischem Spitzenfußball zu tun. Kaum größere Namen, keine epischen Eins-gegen-Eins-Duelle, keine virtuosen Momente. Im Anschluss Liverpool zocken zu sehen, kam einer Erlösung gleich.

Was wir bisher wissen

Erkenntnisse nach dem ersten EM21-Spieltag:

  • zwei gleiche Sechser machen noch keinen Achter
  • in totalitären Systemen gibt es es kein Corona
  • Mbappé mit leichtem Tempo-Vorteil
  • Körpersprache von Kai Havertz und Leroy Sané macht einen wahnsinnig
  • Qualität des Turniers eher so lala Réthy
  • Fallschirmspringen doch schwerer als gedacht
  • Basti Schweinsteiger als Experte ist leider wie Kevin Volland als Linksverteidiger
  • Toni Kroos schießt jeden Freistoß
  • bei kickktipp führen wieder all diejenigen, die Ergebnisse aus Sympathien und Trikot-Geschmack abwägen
  • Tom Bartels einfach der bessere Skispringer
  • Recep Erdoğan und Baku ist wie Made und Speck
  • niemand interessiert, dass nebenbei die erste finnische Liga läuft
  • Almuth Schult und Sandro Wagner hört man gerne zu
  • Veltins-Kronkorkenaktion wieder reine Verarsche
  • Lukaku einfach krass, Lewangoalski (you know) mit zu vielen Tomasz Hajtos auf dem Platz
  • Goretzka und Kimmich auf der Sex
  • Goran Pandev, du bist ein Teufelskerl!
  • „Ginter kommt jetzt mehr zum Flanken, das kann er!“ (Béla Réthy)
  • sehen wir Joel Pohjanpalo, denken wir an René Rydlewicz
  • Re:Re:Re:Re: Türkei keine Turniermannschaft
  • Benny und Papa Fuchs werden mit ihrem Tipp falsch liegen

Als Kohfeldt hätte gehen müssen

Was die Gesamtentwicklung von Werder Bremen betrifft, bräuchte es mehrere Akten mitsamt Unterordnern. Vom familiären Selbstverständnis bis zum Malen nach ausschließlich schwarzen Zahlen wäre alles dabei bei den Gründen für dieses Drama kurz vor Ladenschluss. Einen Punkt möchten wir rückblickend nochmal wiederholen und das betrifft die erfolgreiche Relegation gegen Heidenheim in der letzten Saison. Es wäre der optimale Zeitpunkt gewesen, um mit Florian Kohfeldt getrennte Wege zu kommunizieren. Beide Seiten, Verein und Trainer, hätten diese Spielzeit als Gewinner verlassen. Das romantische Werder-Dogma, auf Gedeih und Verderb am Trainer festzuhalten, hatte sich schließlich trotz Nervenkitzel wieder einmal als erfolgreich herausgestellt, die Verantwortlichen hatten inmitten heftiger Sturmböen Ruhe bewahrt und gewonnen.

Nach zehn Bundesliga-Spieltagen ohne Sieg muss sich der SV Werder am letzten Spieltag einem Shootout stellen.

Ein besseres Momentum für einen sauberen Schnitt, inklusive Umarmung und Danksagung, hätte es nicht geben können, um auf Augenhöhe zu sagen: Danke für alles Florian, wir haben gemeinsam Berge erklommen und Täler durchschritten. Jetzt trinken wir zusammen ein frisches Haake, du wirst als gefragter Trainer deinen Weg gehen und wir stellen uns neu auf. All das wurde verpasst, ab dem ersten Spieltag der Folgesaison stand das Konstrukt Bode-Baumann-Kohfeldt zwangsläufig unter Beobachtung. An Baumann festzuhalten bedeutete an Kohfeldt festzuhalten bedeutete sich gegenseitig festzuhalten. Und wer nach einem haarscharf vermiedenen Abstieg kaum Veränderungen vornimmt und mit dem bekannten wie gefährlichen Es-wird-schon-irgendwie-gutgehen-Motto in die Saison startet, der darf sich über vorprogrammierte Skepsis nicht wundern.

Hinzu kam schließlich in der aktuellen Saison, dass Köln und Schalke Woche für Woche die Goldene Himbeere für die schlechteste Performance abräumten, die Klarheit über Werders ideenlosen Fußball kam medial kaum Ausdruck. Und das, obwohl es derselbe ideenlose Fußball war, der schon letzte Saison in die Relegation führte. Jetzt, wo sich ein einziges Schaaf auf dem Deich der Flut entgegenstellt, ist festzuhalten: Das 2:2 in der Relegation gegen Heidenheim war ein Geschenk des Himmels, um ohne Gesichts- und DNA-Verlust präventive Maßnahmen einzuleiten. Bode und Baumann haben diese Zeichen der Zeit verkannt und sollten sich jener Tatenlosigkeit mit Rücktritten stellen. Die Entlassung Kohfeldts nach dem 33. Spieltag ist dafür kein Argument, sondern ein Beweis.

Das verschmitzte Lächeln wird 60

Kinder, wie schnell doch die Zeit vergeht. Alle nationalen und internationalen Erfolge als Spieler und Trainer hier aufzuzählen würde uns allen die Mittagspause kosten. Was ein feiner Mensch, nie respektlos, stets realistisch und bodenständig und am Mikrofon mit diesem verschmitzten Lächeln ausgestattet, das den miesen Sky-Fragen immer gekonnt auswich. Ein Kumpel von uns sagte mal, er sei als Trainer so wertvoll, weil er aus Spielern zwischen Cuba Libre und Küstennebel einen perfekten Cocktail hinbekäme. Darauf Prost und damit alles Gute zum 60. Geburtstag, Thomas Schaaf! (Kind der Bundesliga)

Sätze der Bedeutungslosigkeit #24

1.) „Ich möchte die größten Titel gewinnen, die es gibt, und das tun wir nicht so ganz.“ (Könnte vielleicht am Club liegen, Harry Kane)
2.) „Ich habe die Situation, wie sie sich jetzt darstellt, so noch nicht erlebt.“ (Michael Zorc hat mit dem aktuellen Trainer-Karussell nicht das Geringste zu tun)
3.) „Am gestrigen Dienstag haben die Löwen mit der Vorbereitung auf den Saisonendspurt begonnen.“ (Gut, dass man als Drittletzter damit nicht schon letzte Woche begonnen hat, lieber BTSV)
4.) „Wir sind zu lieb, zu nett. Es geht nicht darum, dass wir elf Freunde sind, sondern dass wir Erfolg haben.“ (Bernd Leno, Betriebsökonom)
5.) „Das hat ausschließlich in einer digitalen Parallelwelt stattgefunden.“ (Na dann, Christoph Metzelder)

BMH zocken mit Dennis Dubiosi

Liebe Leute, wir haben eine so gute Idee, dass wir eigentlich nie hätten selbst drauf kommen können. Unser liebstes Computerkind DENNIS DUBIOSI wird für die Furche sein all time favourite Fußballgame „Bundesliga Manager Hattrick“ (1994) so zocken, dass wir ihm auf die Finger seiner Machenschaften schauen können. Wir können also alle miterleben, wie er einen damaligen Oberligisten mit Werbeverträgen, diversen Risiko-Transfers und dunklen Immobilien-Geschäften in die Bundesliga oder den Abgrund führt.

Alle zwei Wochen gibt es eine PK, in der wir DENNIS DUBIOSI über die sportliche und finanzielle Lage befragen. Das könnt ihr, die großartigen Fans, kommentieren und dabei selbst nachhaken, warum der Deal mit Jens Nowotny geplatzt ist. Nach der Hinrunde könnt ihr euch zudem für eine Live-PK per Zoom anmelden, um den Manager mit Fragen in Ecki-Heuser-Manier zu belästigen. Für mehr Transparenz im Fußball! Für mehr Transparenz bei Typen wie DENNIS DUBIOSI!

Bericht über die Saisonvorbereitung folgt. Falls ihr schon jetzt Fragen an ihn habt – in die Kommentare damit!

Badness in Bordeaux

Die aktuellen Bilder und Nachrichten rund um Girondins Bordeaux machen uns gerade sehr traurig. „Der amerikanische Albtraum“ titelte die L’Équipe bezüglich der US-Investmentgesellschaft GACP, die den Club vor knapp drei Jahren für 100 Millionen Euro übernommen hatte, „King Street“ zieht sich nun als Besitzer zurück.
Die Vorstellung, dass aus diesem berühmten Verein ein zweites Uerdingen wird ist so furchtbar wie absurd und es bestätigt sich mal wieder die bittere Formel: Investor krallt sich großes Pferd, Investor will oder kann nicht mehr, Verein geht in die Insolvenz.
Sechs Meistertitel, vier Mal Pokalsieger, jahrzehntelang im Europapokal vertreten, von Tigana bis Lizarazu, von Dugarry bis Zidane, von Klaus Allofs bis Dieter Müller, von Aimé Jacquet bis Gernot Rohr. Das kann und darf alles nicht wahr sein. Möge es für Verein, Fans und Stadt alles irgendwie gut ausgehen.

Abstieg: Wer bleibt und wer geht?

Wir als Orakel sagen euch, wie das Ganze in den nächsten Wochen am Tabellenende laufen wird. Vorab ist zu sagen, dass Köln und Hertha damit gesegnet sind – das muss man ganz ohne Häme so sagen – noch gegen Schalke spielen zu dürfen, die nach dem Abstieg und den Attacken gegen die Mannschaft ganz andere Baustellen haben, als gegnerischen Teams noch in die Suppe zu spucken. Es ergibt sich folgendes Bild:

KÖLN wird dieses Los gegen den S04 am letzten Spieltag dankend ziehen und spätestens dann den Klassenerhalt schaffen. So zerrockt und schlecht zusammengestellt der Kader des FC auch sein mag, so sehr haben sie das Momentum auf ihrer Seite. Funkel und so Typen wie Wolf passen auf dem Bierdeckel auch irgendwie zusammen, das ist rational kaum zu erklären und eben deshalb so goldwert im Abstiegskampf. Prognose: Siege gegen Freiburg und Schalke, Remis gegen Hertha und damit drin das Ding, 36 Punkte.

HERTHA steckt nach der Quarantäne logischerweise mit dem Kopf im Schraubstock. Doch es ist nicht nur ein Nachteil nicht eingreifen zu können, sondern auch ein Vorteil die Situation völlig klar vor Augen zu haben. Die Qualität im Kader ist nicht die eines Abstiegskandidaten, das große Problem in dieser Saison ist die teils völlig willkürlich zusammengestellte Truppe, fehlende Konstanz war deshalb nahezu mathematisch berechenbar. Durch den Druck von plötzlich punktenden Kölnern und Mainzern wird Dardei aber die richtigen Worte finden und die fehlenden Punkte in den fünf Spielen gegen direkte Konkurrenten holen. Prognose: Remis gegen Mainz, Köln und Freiburg, Siege gegen Schalke und Bielefeld, 35 Punkte.

(R.I.P. Krake Paul, Furche übernimmt demütig)

AUGSBURG hat mit der Entlassung Heiko Herrlichs die letzte Option gezogen und damit das absolut Richtige gemacht. Mit einem Kader, der in der Mische den stabilsten im Keller darstellt, brauchte es nun das letzte Ausrufezeichen von Seiten der Verantwortlichen. Nicht zu beschönigen ist indes trotzdem, dass die Entwicklung nicht nur ein Problem des ehemaligen Trainers, sondern auch ein Armutszeugnis für Stefan Reuter ist. Trotzdem: Weinzierl wird das Nötigste mit Spielern wie Caligiuri und Niederlechner auf das Team übertragen und die nötigen Punkte holen. Prognose: Remis in Stuttgart, Sieg gegen Bremen, Niederlage in München, 37 Punkte.

MAINZ wird es trotz des schwierigen Abschlussprogramms über den Strich packen. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass sie gerade gegen oben stehende Gegner erfolgreich agieren können. Beeindruckend war dabei, dass die Siege gegen Bayern und RB nicht durch bloßes Zerstören, sondern durch intelligenten Offensivfußball erreicht wurden. Das Team von Bo Svensson hat zudem den Vorteil, dass Neuzugänge wie da Costa und Kohr sofort funktionierten und für eine neue, nämliche breite Brust sorgten. Prognose: Remis gegen Hertha und Frankfurt, Sieg gegen Dortmund, Niederlage gegen Wolfsburg, 39 Punkte.

BIELEFELD wird den Relegationsplatz belegen. Es ist das einzige Team der im Keller bedrohten, das aufgrund fehlender Qualität an jedem Spieltag auf die Stärke oder Tagesform des Gegner angewiesen ist. Heißt: gegen überforderte Schalker war der Sieg verdient, ein Remis gegen ein durcheinander geratenes Augsburg das Maximum der eigenen Möglichkeiten, ein 0:5 in Mönchengladbach eine andere Liga. Der Trainerwechsel von Neuhaus zu Kramer bleibt eben deshalb eine berechtigte Frage, die auf der Alm bis heute nachwirkt. Trotz alledem ist das Restprogramm das vermeintlich einfachste und weil Hoffenheim und Stuttgart bereits alles egal sein wird, schaffen es die Arminen immerhin auf Platz 16. Prognose: Niederlage gegen Hertha, Remis gegen Stuttgart und Hoffenheim, 32 Punkte.

WERDER wird es diese Mal nicht packen und mit Schalke direkt absteigen. Baumann muss schon einen starken Baldriantropfen geschluckt haben, bevor er nun Kohfeldt das x-te Mal sein Vertrauen aussprach. Es war lange Zeit ein Segen für die Ruhe an der Weser, dass andere Teams in puncto Katastrophenfußball Woche für Woche die Schlagzeilen dominierten. Die Gewissheit kurz vor Ende plötzlich unten drinzustehen, ist psychologisch das Schlimmste, was einer Truppe zu diesem Zeitpunkt passieren kann. Hinzu kommt ein Trainer, der bedenkliche Niederlagen am Mikrofon mit „guten dreißig Minuten“ beantwortet. Das alles in Kombination mit Formschwäche sowie der Suche nach einer eigenen Spielidee wird Werder zum großen Verlierer der letzten drei Partien machen. Sollte Kohfeldt doch noch entlassen werden, ist der Zug für einen kurzfristigen Umbruch bereits abgefahren. Prognose: Niederlagen gegen Mönchengladbach und Augsburg, Remis gegen Leverkusen. 31 Punkte.

Ein Tag für die Geschichtsbücher

Was ein Tag gestern. Binnen Stunden bricht der ganze Super-League-Putsch in sich zusammen und es interessiert niemanden auch nur die Bohne, dass David Alaba inmitten dieses Sturms offiziell bei einem Club einen Vertrag bis 2026 unterschreibt,  der dann nach eigenen Aussagen seit zwei Jahren tot ist.

Petr Cech muss an der Bridge die aufgewühlte Meute beruhigen, Gary Neville sendet Herzen und stößt genüsslich mit Wein an, Jordan Henderson wird zum Feuerwehrmann der Herzen, Ed Woodward zum fliehenden Vice-Chairman. Und Kevin de Bruyne ist ein kleiner Junge aus Belgien, der einfach nur spielen will. Fazit soziale Medien: der Hype war schneller vorbei als bei Clubhouse. Abwarten. Vor allem auf die Saubermänner von UEFA und FIFA.

Nebenbei steigt Schalke nach dreißig Jahren Bundesliga in die zweite Liga ab und den armen Ulli Potofski traf das offensichtlich härter als manchen blau-weißen Spieler. Gerald Asamoah will man hingegen einfach nur umarmen. Football bloody hell! In jedem Fall wird es namentlich eine zweite Liga der Marke Super League.

Was war noch? Achso, die Druckerpressen der Corriero dello Sport liefen bereits, als die Super League in England in Flammen aufging. Inhalt des heute erscheinenden Aufmachers ist ein Interview mit Andrea Agnelli, warum die Super League superduper funktionieren wird. Vielleicht ist Print wie der gute, alte Fußball – nicht immer aktuell, aber mit der nötigen Romantik gesegnet.

Oh, Bergamore!

Seit der Corona-Pause das erste Mal wieder ein Spiel der Nerazzurri (gegen Brescia) gesehen. Es ist wirklich beeindruckend, was dort gerade passiert und sich nach Jahren kontinuierlicher Arbeit nun bezahlt macht. Ein Fußball zum Genießen, immer geht es über die Außen, selten braucht es mehr als zwei, drei Ballkontakte für die Überbrückung. Festes, sicheres Kombinationsspiel, das selbst bei völliger Ballkontrolle und in Führung liegend weiter nach vorne geht. Ohne Bedrängnis spielt niemand die Murmel nach hinten, keine bekloppten Eins-gegen-Eins-Situationen, Risiko ja, Harakiri nein. Zudem hat es den Eindruck, dass auf dem Platz untereinander vergleichsweise viel gesprochen wird.

Es macht einfach Laune dieser Truppe und ihrer offensiven Spielidee zuzuschauen. 7:1 gegen Udinese, 5:0 gegen Milan, 5:0 gegen Parma, 7:0 gegen FC Turin, 7:2 gegen Lecce und ein 6:2 gegen Brescia fallen nicht vom Himmel und sind nur Aushängeschilder der bislang 93 Tore in 33 Spielen. Nicht zu vergessen die acht Buden gegen Valencia im Champions-League-Achtelfinale. Keine zweite Meinung gibt es auch darüber, dass Bergamo beim jüngsten 2:2 gegen Juventus eigentlich als verdienter Sieger hätte vom Platz gehen müssen, hätte Schiedsrichter Piero Giacomelli in Minute 90 klare Sicht auf die Dinge bewahrt – die Meisterschaft wäre völlig offen gewesen. Und das alles mit einem Kader, dessen Marktwert mit rund 266 Million Euro zwischen Hoffenheim und Mönchengladbach rangiert.

Das in Summe macht Atalanta für uns zu keinem Favoriten, aber zu einem ernst zu nehmenden Anwärter auf den Champions-League-Titel. Wer das belächelt, sollte sich die Truppe dringend mal ein komplettes Spiel lang gönnen. Oder sich an Ajax 2018/19 erinnern.

Den Bock umstoßen!

Die Stimmung in der WG fühlt sich nach Abstiegsangst an oder kocht wegen fehlender Videobeweise? Die Chemie in Ihrer Familie stimmt nicht mehr? Die Liebe Ihres Lebens sägt plötzlich an Ihrem Trainerstuhl?
Furche gibt Ihnen mit diesem kostenlosen Homeoffice-Paket die Möglichkeit, den Bock wieder umzustoßen. Wir garantieren fühl- und sichtbare Ergebnisse binnen 72 Stunden. Wer das Gesamtpaket inkl. Halbzeitansprache, Mentalcoaching und Taktiktafel buchen möchte (Zoom, Skype), kann dies auf Anfrage tun. Anfallende Kosten (Klopapier, Mehl, Bier, Gin) berechnen wir nach Dauer des Abos.

Bleiben Sie gesund!

Ihre Schottische Furche

EF in die klassische Dramaturgie

VORLESUNGSVERZEICHNIS
Seminar: Einführung in die klassische Dramaturgie (1401)

Termine:
– 2. Minute: Leid durch Selbstverschulden. Referent: Thomas Mejias (Torwart, Middlesborough)
– 13. Minute: Außenseiter verpasst Großchance. Referent: Lukas Nmecha (Sturm und Drang, Middlesborough)
– 15. Minute: Bestrafung der Aufständischen. Referent: Erik Lamela (auf Abruf, Tottenham)
– 54./72./77. Minute: Erfolglose Reinkarnation. (Vortrag der Arbeitsgruppe “to live is to die“, Middlesborough)
– 83. Minute: Hoffnung. Referent: George Saville (Esoteriker, Middlesborough)
– 90. Minute: Der Tod des Helden. Referent: José Mourinho (Regisseur, Tottenham)

Grätscht gut rein!

Liebe Furchen,
beschließen wir das Jahr mit dem Foto, das uns die größte Reichweite einheimste. Und das hochverdient! Kein Ronaldo, kein Messi, kein „Mann des Jahres“ aus Liverpool, keine Zlatansche Proletik. Stattdessen ein Stück Mikrokosmos aus dem Herzen des Ruhrgebiets, wo die Mutter den Sohn noch selbst rasiert. Das wünscht man sich in übertragener Form auch bei manchem Trainer-Spieler-Verhältnis, doch Neymar und Co. haben den Spieß der Geschichte längst umgedreht und rasieren ihre Vorgesetzten inzwischen selbst.

Apropos Geschichte. Auch 2019 verlor der deutsche Fußball einige seiner Kinder. Ohne jemanden zu vernachlässigen, möchten wir an dieser Stelle an vier Persönlichkeiten erinnern und ihnen für ihre Leistungen und Vermächtnisse für immer danken: Manni Burgsmüller, Rudi Assauer, Hans-Jörg Criens, Rudi Gutendorf.

(Es folgt Copy & Paste/ vom DFB abgesegnet): Für eure Beiträge zu ernsten wie humorvollen Augenblicken möchten wir euch danken – und das auch als Vorsatz mitnehmen: bleiben wir Fans kritisch und nicht auf beiden Augen blind. Vieles ist möglich, wenn wir Fußball nicht nur als Couchpotatoes und Sky-Kunden konsumieren. Bleibt, wie Fußball sein sollte: sauber, sportlich und (auch am Glas) immer freundlich und weltoffen. Love football, hate racism!

Grätscht gut rein! Eure Furche

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Kohfeldt rein oder raus?

Utopisches Altona

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Am Körper kleben noch immer die Klamotten aus der Nacht zuvor. Zwei nette Damen in Tickethäuschen aus der Steinzeit, ein bisschen Schnacken, entspannte Ordner, ja wirklich. Keine Schikanen, keine Kameras, keine Securitys aus McFit. Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist. Oder wenn es Holsten 0,5 gibt. Egal, einfach immer weiter, weiter. Sonne, Punkrock, grasbewachsene Stehtreppen auf Staub. Ein bisschen Sommerkick, ein bisschen Gekloppe, viel Hilfloses, wenig Schönes, einfach schön. Und gesunde Anklage: Warum tut man sich das ganz oben überhaupt noch an? Handspiel oder nicht, zehn oder zwanzig Millionen Gehalt, Niersbach ein falscher Zwanziger? Urlaub bei Altona 93 ist Urlaub für’s Gehirn. Und gelebte Utopie.

Sätze der Bedeutungslosigkeit #23

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1.) „Er [Nübel] hatte zum Beispiel noch Torwarthandschuhe für die kommende Spielzeit bestellt!“ (Und das sogar ohne Vertrag, POPE’s Goalkeeper Gloves!)
2.) „…wurde beschlossen, Cheftrainer Daniel vorerst zu beurlauben.“ (sucht vorerst Trainer in Teilzeit: Erzgebirge Aue)
3.) „Mit ihrer Identität und Mentalität gehören die Bayern immer zum Favoritenkreis.“ (Bedeutet also für Schwaben, Sami Khedira?)
4.) „Am Ende der Schlacht werden die Toten gezählt.“ (Heribert Bruchhagen, Veteran)
5.) „Ich bin nicht sauer, ich bin normal drauf.“ (Renato Sanches bleibt ruhig: https://www.youtube.com/watch?v=6wdqWFbtwu0)

Abseits des Platzes 2018 (1)

Der unsportliche Jahresrückblick: Januar bis April

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JANUAR

  • AfD stellt Strafanzeige gegen Eintracht-Präsident Peter Fischer wegen Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung
  • Nach Kritik an Regierung in Ankara: Deniz Naki auf Autobahn beschossen
  • Englische Jugend-Fußballtrainer Barry Bennell gesteht sexuelle Belästigung von Minderjährigen in sieben Fällen
  • Angeklagter Sergej W. gesteht Tat auf BVB-Bus und bestreitet Tötungsplan
  • WM Affäre 2006: Bin Hammam bestätigt Zahlung von 6,7 Millionen Euro
  • Saudische Frauen erstmals im Stadion – keine freie Platzwahl, nur in Begleitung der Familie, Eingänge streng getrennt
  • Nagelsmann empfiehlt Amiri eine Freundin
  • Nach Schulung auf Mallorca: Videoschiedsrichter sollen nur noch dann einschreiten, wenn Eindeutiges vorliegt
  • Mainzer Balogun und Ujah beim Aufwärmen in Hannover offenbar mit Affenlauten diskriminiert

FEBRUAR

  • Kinds Antrag: Kampf um 50+1 geht weiter
  • Proteste werden lauter: mit Pfeifen und Tennisbällen gegen Montagsspiele
  • Nach 14 Jahren: Qatar Airways löst Lufthansa als Bayern-Sponsor ab und wird Premium-Partner
  • Europa League: Polizist stirbt nach Herzstillstand bei Krawallen in Bilbao
  • UEFA-Entscheid: Kein Videoschiedsrichter in der Champions League
  • „Grenze des Hinnehmbaren überschritten“: BVB-Süd boykottiert Montagsspiele, Spiel gegen Augsburg vor leeren Rängen
  • Antisemitische Hetze nach „Nazis raus aus den Stadien“–Kampagne des SV Babelsberg 03
  • „Global Nations League“: UEFA plant eine neue Mini-WM
  • Polizeikosten im Fußball: DFL muss zahlen, OVG Bremen erklärt Gebührenforderungen für rechtens

MÄRZ

  • Videobeweis wird offiziell in das Regelwerk der Fifa aufgenommen
  • Davide Astori (31), Kapitän des AC Florenz, stirbt nach Herzstillstand in einem Hotel vor der Partie gegen Udine. Astori hinterlässt seine Lebensgefährtin und eine zweijährige Tochter
  • „Zieler, mach‘ es wie Enke!“: Torwart Ron-Robert Zieler vom VfB Stuttgart wird von Teilen der Ultras-Köln attackiert
  • DFB-Präsident Grindels Rundumschlag gegen E-Sport: „Fußball gehört auf den grünen Rasen und hat mit anderen Dingen, die computermäßig sind, nichts zu tun.“
  • Ein Interview schlägt Wellen: Per Mertesacker äußert sich im Spiegel über den immensen Druck als Profi-Fußballer. Vor jedem Spiel habe sein Körper mit Brechreiz und Durchfall reagiert, vor allem die WM 2006 habe ihn sehr belastet
  • Tumulte in Londoner Osten: West Ham-Fans stürmen Spielfeld und belagern die VIP-Lounge der Vereinsinhaber
  • Unbekannte stellen nach 0:6-Pleite in München elf Kreuze am Trainingsgelände des HSV auf
  • Ex-Liverpool-Star und Sky-Experte Jamie Carragher bespuckt Familie. Nach viralem Shitstorm, entschuldigt er sich via Twitter: „Bin völlig aus der Rolle gefallen“
  • Paok Salonikis Clubchef Iwan Savvidis zückt Waffe und rennt auf Spielfeld
  • Nach TV-Rechte-Vergabe wird es so teuer und kompliziert wie noch nie: Sky und DAZN teilen sich Champions League
  • DFL-Klubs haben entschieden: 50+1 bleibt!
  • Staatsanwaltschaft ermittelt: Kinder und Jugendliche von Independiente-Jugendheim Opfer eines Prostitutions-Netzwerkes

APRIL

  • VfL Osnabrück startet Aktion „Gegen Rechts“. Beatrix von Storch teilt daraufhin per Twitter aus. Die Antwort des VfL:  „Wir bewerten Ihre Beleidigung und den Inhalt Ihres Tweets als Kompliment und fühlen uns in unserer Haltung bestätigt.“ Der Club bietet ihr zudem ein Trikot mit der Aktion an – „signiert vom gesamten, multikulturellen Kader des VfL Osnabrück.“
  • Fifa plant Gelbe Karten für Trainer
  • Champions League: vor dem Viertelfinale in Liverpool wird der Mannschaftsbus von Manchester City angegriffen
  • neue WM und neue Turniere: Konsortium mit Tech-Konzern „Softbank“ legt Fifa angeblich Angebot vor
  • Kritik nach Novum: Wegen des Revierderbys werden im Ruhrgebiet mehr als 250 Amateurspiele verlegt
  • In einem Sonderzug, in dem Fußballfans von Borussia M’gladbach aus München zurückfahren, wird eine 19-Jährige auf einem Bord-WC vergewaltigt. Unter Verdacht steht ein 30-jähriger Gladbach-Fan, der bereits wegen Missbrauchs im Gefängnis saß
  • In der CL-Partie zwischen Juve und Real pfeift Schiedsrichter Michael Oliver in letzter Minute einen umstrittenen Elfmeter. Er selbst erhält Morddrohungen, seine Frau Nachrichten auf ihr Handy
  • Video-Wahnsinn in Mainz: Freiburger Spieler werden nach Halbzeitpfiff zurück aus ihrer Kabine geholt
  • Torwart-Titan Oliver Kahn verlangt von Torwarthandschuh-Startup „T1Tan“ Schadenersatz

Ein Pfiff, ein Tor, Lebensgefahr

3:41 Uhr. Während in der ARD mit „Deutschlandbilder“ bereits das Nachtprogramm für Untote läuft, geht es in 10000 Kilometer Entfernung um nichts geringeres, als den Einzug ins Finale der Copa Libertadores, dem südamerikanischen Pendant zur europäischen Champions League.

saxaxaaxaxa

Grêmio Porto Alegre empfängt die argentinischen Gäste von River Plate. Gut, dass es in Strömen regnet. So können einige der 60000 Gemüter am Rande der Kernschmelze abgekühlt werden. Was Sie hier sehen, meine Damen und Herren, ist das Spielende in Minute 103. – ohne Verlängerung. River Plate drehte das Spiel nach 0:1-Rückstand binnen zehn Minuten in ein 2:1. Wer man jetzt sein möchte: Gonzalo Martínez, Siegtorschütze. Wer man jetzt nicht sein möchte: Andrés Cunha, Schiedsrichter. ‚Meld dich freiwillig, haben sie gesagt. Schiri ist ein guter Job, haben sie gesagt‘ – spätestens, wenn du kurz vor Ladenschluss einen (berechtigten) Handelfmeter gegen das Heimteam gibst, bist du dir nicht mehr ganz sicher mit all dem, was sich da Karriere nennt. Südamerikanische Seelen sind in solchen Situationen bekanntlich etwas weniger reflektiert und nicht gerade bekannt für diplomatische Kühle.

Bressan, Verursacher des Elfers, bekam sich überhaupt nicht mehr ein und balgte sich minutenlang mit einem der Linienrichter. Popcorn-Kino vom Allerfeinsten. Die Bundesliga-Buddys Pedro Geromel (Grêmios Kapitän) und Frankens Fußballgott Javier Pinola unterhielten sich derweil mit all ihrer Erfahrung über die ganz großen Abstiegskampfpartien zwischen FC und FCN. Der Rest flog völlig frei über das Kuckucksnest und pochte auf die Ausgrabung des Kriegsbeils. Kurz gesagt: ein Pfiff, ein Tor, Lebensgefahr. Offizielle informieren Schiedsrichter Cunha noch vor Beginn der 13 Minuten Nachspielzeit darüber, dass zu seinem Schutze bereits das Militär im Anmarsch ist. ‚Cool! Danke!‘, wird sich Cunha wahrscheinlich gedacht haben. Oder einfach nur ‚Fuuuuuck!‘.

Wir haben null Ahnung, wer dieser Andrés Cunha ist. Hoffentlich kommt er gut nach Hause (das hoffentlich noch steht). Typen wie ihm gehört unsere volle Hochachtung. Jetzt erstmal „Deutschlandbilder“ von oben und ein Hagebuttentee. Puh, war das alles aufregend.

hrp

Ihr wackeren Ritter!

Endlich singt er mit!

Pass in die Gasse #133

Sätze der Bedeutungslosigkeit #20

Urlaub vorbei, Furche wieder dabei. Nach WM, Tour de France, Wimbledon, Leichtathletik-EM, gebrochenen Füßen und Punk Rock Holiday kehrt dann doch wieder Alltag ein: am Betze brodelt es weiter, FC und HSV im Irgendwo, ManCity und Bayern schon jetzt zu stark, Wechselgerüchte um Draxler. Alles beim Alten also. Um den Rest kümmern wir uns. Zum Aufschlag daher ein paar SÄTZE DER BEDEUTUNGSLOSIGKEIT.

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1. „Wir sind noch früh in der Saison.“ (Dominick Drexler, Wahrsager)
2. „Haben in die Zukunft investiert, nicht in die Breite.“ (Fredi Bobic, Bauaufsicht)
3. „Man weiß nie, was passiert (…) Aber zurzeit gehe ich davon aus, dass sich die Wege trennen.“ (Szenen einer Ehe: Christian Titz und Filip Kostic)
4. „Bestechung, Veruntreuung und Manipulation von Fußballspielen oder Wettbewerben dürfen nach Ablauf von zehn Jahren nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden.“ (Die neue Nr.1 der Fifa-Charts)
5. „Wir waren klar die bessere Mannschaft. Wir hatten mehr Ballbesitz und einige gute Möglichkeiten. Wir konnten dies aber nicht ausnutzen, um zum Erfolg zu kommen.“ (Full of Classics: Moritz Stoppelkamp)

Sampaoli raus!1!11!!!

HOLA, PERROS CACHONDOS!

Wenn Argentinien gleich achtkantig aus der Vorrunde fliegt, lege ich mir, der große Fernando Furche, der nicht-nominierte Stürmerstar aus Córdoba, ein zweites Kilo Angus auf den Grill und lasse es mir gut geh’n. Leid tut mir nur mein Kumpel Paulo Dybala, einer der geilsten Kicker überhaupt und überragender Mann bei Juventus, der jetzt plötzlich die Kohlen aus dem Feuer holen soll. Ja Leute, der Gute schoss in 33 Ligaspielen 22 Tore und hat trotzdem bei diesem tätowierten Pseudo-Mini-me nie die Chance auf einen Stammplatz erhalten. Weil er anscheinend nicht ins System passt! „Es wird für Dybala schwierig sein, sich an unseren Stil zu gewöhnen“, hatte Sampaoli vor seiner endgültigen Nominierung für die WM posaunt. Welchen Stil meint dieser hilflose Seitenlinienkokser? Messi anspielen und sonst niemand? Freistöße für Messi rausschinden? Pff! Hätte Sampaoli das zu mir, dem großen Fernando Furche gesagt, wäre ich in Russland jeden Abend auf Partymeilen verschwunden und zwar so richtig. Mein Stil!

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Und überhaupt: dass ich schon nicht mit nach Russland durfte ist sicher ein Skandal, aber hey – Mauro Icardi? Meine Frau fragte mich jetzt, ob Sampaoli überhaupt einen Fernseher hat. Jedes Kind saß hier letzte Saison vor der Glotze, wenn Inter spielte. Inter! Da macht einer 29 Buden, holt sich die Torjägerkanone und darf nicht einmal mit zur WM fahren! Sampaoli, der ist ja wahnsinnig, komm schaff‘ den weg! Neulich noch mit meinem alten Buddy Hernan Crespo geplaudert. Der meinte: „Auf mich wirkt das so, dass Icardi keiner von Messis Freunden ist. Die Albiceleste besteht aus einem magischen Zirkel. Und da Icardi nicht zu diesem elitären Zirkel gehört, wird er auch nicht mit zur WM fahren.“

Leute, Leute, ich werd‘ nicht mehr. Wie kann ich den nur zu Hause lassen?! Man kann doch gar nicht zu viele Stürmer haben! Schaut euch zum Beispiel Deutschland an. Die würden sich über Icardi gerade mehr freuen als damals über Sean Dundee! Notfalls läuft man halt wie früher im 2-3-5-System auf, auch Schottische Furche genannt: Agüero – Higuain – Pavon – Icardi – Dybala. Bei dem Sturm würde sogar ich mich, der große Fernando Furche, brav und ohne Knurren auf die Bank fläzen. Sampaoli raus!1!11!!!

Saludos aus Córdoba,

Euer Fernando

Kramer gegen Kramer

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„Also Müller erstmal raus, also nicht, weil er schlecht gespielt hat.“ 

Es ist doch recht schleierhaft, warum ein noch aktiver Bundesligaspieler als WM-Experte im öffentlich-rechtlichen Fernsehen auftritt. Allein dieser aktive Status führt unweigerlich dazu, dass eigentlich notwendige Kritik zu Taktik oder Leistung nicht ausgesprochen wird, ja gar nicht werden kann. Denn so platt es klingt: dafür sind Experten da. Es geht darum, per Analyse offensichtliche wie weniger offensichtliche Probleme und Stärken sichtbar zu machen. In welcher Qualität dies geschieht oder nicht, ist sicher ein anderes Thema.

Christoph Kramer war bis vor Kurzem noch im Kader der Nationalelf. Mit 27 Jahren kann sich das mit einer guten Saison bei Borussia Mönchengladbach durchaus wiederholen. Da ist es nur logisch, dass Kramer nach dem Abpfiff des ersten Gruppenspiels weniger die katastrophale deutsche Leistung, sondern vielmehr die starke mexikanische in den Vordergrund stellte. An Kritik im Detail ist folglich erst recht nicht zu denken.
Natürlich geht es nicht um die Person Christoph Kramer, wenn auch das Stillschweigen von Seiten Borussia Mönchengladbachs zu dieser TV-Rolle doch sehr überrascht. Es geht um die Frage, warum das ZDF so eine Lösung präferiert – und damit um die Qualität kritischer Berichterstattung. Geht es möglicherweise eben darum, sich gar nicht allzu kritisch äußern zu wollen? Es gibt ausreichend personelle Alternativen, die nicht mehr im „Geschäft“ sind und diesen Posten sachlich wie kritisch besetzen könnten – und nicht Mario Basler heißen. Dann käme es auch mit Oliver Kahn zu einem Dialog auf Augenhöhe und somit zu einer Konstellation, die im englischen Fernsehen zum Beispiel seit Jahren Gang und Gäbe ist, wo Lineker, Shearer, Ferdinand, Carragher und Co. eine Art Debattierclub halten. Eine adäquate Form der Diskussion also, die bei dieser WM im deutschen Fernsehen nicht stattfindet.

Kommentare gelöscht, weil…

Kommentare zu löschen gehört sicher nicht zu unseren liebsten Hobbys. Doch kommt es bei bestimmten Debatten (wie der um Baslers „toten Frosch“) zu Ausrufen, denen wir dann doch das Licht „ausknipsen“ (Marek Mintál). Natürlich können wir nicht so derart transparent daherkommen wie der DFB, doch möchten wir versuchen die Zensur von Kommentaren so zu handhaben, dass Artikel 5 des GG hier weiterhin und uneingeschränkt gilt.

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Unsere Begründungen zum Löschen von Kommentar

a) Das Osmanische Reich existierte nur bis 1922, lieber Steven Hübner. Wahrscheinlich (hoffentlich) ist auch Ihnen schon einmal beim Aufschlagen des Diercke Weltatlas in der Grundschule aufgefallen, dass die Metropole am Bosporus nicht mehr Konstantinopel, sondern inzwischen Istanbul heißt. Wenn Sie also der Meinung sind, dass wir Bock auf einen herrschenden Sultan haben, müssen wir Sie aus Aktualitätsgründen leider enttäuschen. Vielmehr dünkt uns, dass Sie dem Begriff „Reich“ vielleicht näherstehen als wir. Bei diesem Vorhaben wünschen wir Ihnen weiterhin viel Erfolg.

Mit sportlichen Grüßen, Die Schottische Furche

b) Lieber Daniel Herbers, die Liebe zum Fußball fällt uns seither nicht mehr schwer, als wir das erste Mal Harry Koch am Elfmeterpunkt bestaunen durften. Da war der Drops sozusagen gelutscht. Solche Momente sollten Sie als Fan des SV Meppen ja bestens kennen, sodass Sie den Vorwurf der nicht vorhandenen Liebe zum Fußball doch sicher auch als persönliche Beleidigung empfinden würden. Zum Abschluss noch eine Frage unter „Deutschen Jungs“, wie es auf Ihrem Profilbild in altdeutscher Schrift zu lesen ist: Meinen Sie mit Ihrem anderen Schriftzug „Kategorie C“ jetzt die Naziband oder die Nazigruppe, der Sie angehören?

Über eine Antwort in Kommentar-Form würden wir uns sehr freuen, Die Schottische Furche

c) Lieber Tom Grieser, der Anilingus stellt eine orale Sexualpraktik dar, bei welcher der Anus, meist inklusive Dammregion, mit Lippen und Zunge stimuliert wird, und kann sowohl oberflächlich als auch durch Penetration des Anus mit der Zunge erfolgen. Die Analregion ist mit zahlreichen Nervenenden besetzt und gehört zu den erogenen Zonen vieler Menschen. Noch nie probiert? Da tun Sie uns leid. Ist der Wahnsinn!

Beste Grüße, die Sexperten der Schottischen Furche

Unsäglich und unerträglich

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Wir haben beschlossen die WM selbst nicht weiter zu kommentieren, da von unserer Seite aus über einen langen Zeitraum zu den Turnieren in Russland und Katar ausreichend Meinung geäußert wurde.
Womit wir aber kaum rechnen konnten ist, dass sich die wirkliche Grausamkeit dieser Weltmeisterschaft weniger in politischen Feldern, sondern in der Berichterstattung deutscher Medien ausdrückt. Allein das Thema Özil wird in einer derart ekelhaften wie inkompetenten Weise geführt, die man vor vier Jahren noch für unmöglich gehalten hätte. Die Tatsache, dass man einem Mann wie Mario Basler für seine unsäglichen Kommentare immer wieder das Mikrofon hinhält, offenbart die Erbärmlichkeit und die Gier nach Dreizeilern deutscher Medien im Allgemeinen.
Dass so ein Mann, von dessen dreißig Länderspielen nur eines Pflichtspielcharakter besaß (30 Minuten bei der WM 1994 gegen Bolivien), einem Weltmeister und 91-fachen Nationalspieler (23 Tore, 40 Torvorlagen) die Körperhaltung eines „toten Frosches“ bescheinigt und obendrein vorwirft in Brasilien „nichts zum WM-Titel beigetragen“ zu haben, ist schlichtweg ein Skandal. Wenn eines Deutschland gerade nicht braucht, dann sind das Stammtisch-Proleten wie Mario Basler. Es ist unerträglich zu sehen, wie solche (nämlich unverdienten) Ex-Nationalspieler den Mob gegen das eigene Team ohne auch nur einen Hauch von Respekt aufwiegeln. Wer sich auf solchen Mist auch noch alkoholgeschwängert zuprostet, hat weder Fußball, noch die WM verdient.

Vom Grenzgänger zur Statue

Italiens Torwart-Legende Gianluigi Buffon wird 40 Jahre alt

Als 1997 ein junger Lulatsch mit schwarzen, gegelten Haaren plötzlich das Tor der stolzen italienischen Fußballnation hüten sollte, trauten viele Menschen vor den TV-Geräten ihren Augen nicht. Warum nur trug dieser schmächtige Kerl kurze Hose und kurzes Trikot? Abgesehen davon, dass Torwarte seit über hundert Jahren lange Kleider trugen, fand das Spiel obendrein Ende Oktober statt – in Moskau. Auf dem russischen Rübenacker mit einem Hauch von Schneelawine lief die 33. Spielminute, als Italiens etatmäßiger Torwart Gianluca Pagliuca schmerzverzerrt vom Platz hinkte. Für ihn kam: Gianluigi Buffon. Erst zwanzig Jahre später sollte „Gigi“ diesen Platz wieder räumen – als einer der Größten in der Geschichte des Fußballs.

Zwischen Jahrhunderttalent und Tölpel

Dabei hatte Buffon in seinen Anfangsjahren als Profi besonders abseits des Platzes Startschwierigkeiten, was vor allem an den Versuchen einer prolligen Außendarstellung zu beobachten war. Bei „Gigi“ ging dieser Versuch jedoch ordentlich daneben, als er darauf pochte, die Trikotnummer 88 auf seinem Rücken zu tragen. „Weil sie vier Eier hat“, wie er damals meinte. Und die bräuchte man schließlich im Fußball. Dass die 88 als rechtsradikales Schlüsselsymbol gilt und für „Heil Hitler“ steht, wusste er nach eigener Aussage nicht und setzte dem ganzen Skandal noch eine Krone auf: „Das können doch echt nur Nazis wissen!“ 2001 musste Buffon 6300 Euro zahlen, weil er sich in Parma mit einem gefälschten Abiturzeugnis zum Jura-Studium eingeschrieben hatte. So war der junge Gigi, irgendwo zwischen Jahrhunderttalent und Tölpel.

Doch im Gegensatz zu anderen Skandalnudeln der Branche überragte sein sportliches Können alles und Juventus Turin ließ sich diese Qualität im gleichen Jahr 53 Millionen Euro kosten. Zum Vergleich: Zehn Jahre später überwies Bayern München 30 Millionen Euro für Manuel Neuer an Schalke 04. Bis heute wurde nie wieder eine höhere Summe für einen Torwart bezahlt, als die für Buffon. Nach 220 Spielen für den AC Parma, sollten bis heute 638 für Juventus folgen, die ihm alle nur erdenklichen Gewinne und Preise einbrachten. Fünf Mal wurde er zum Welttorhüter gekürt, vier nationale Pokalsiege und acht italienische Meistertitel reihen sich neben dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2006 ein. Nur den „Henkelpott“ der Champions League konnte er trotz dreimaliger Finalteilnahme nie in seinen Händen halten. Doch es waren nicht bloß Titel, die Buffon zur heutigen Galionsfigur aufstiegen ließen, sondern immer auch seine Gesten des Anstands.

In kurzer Hose auf weißem Marmor

Besonders in Augenblicken des Sieges verkörpert Buffon stets den professionellen Sportsmann par excellence. Immer fair und respektvoll gegenüber dem Gegner, Selbstkritik gepaart mit Optimismus, ehrgeizig und doch realistisch: neben den Erfolgen werden sich Fußballfans weltweit eben an diese Eigenschaften seiner Karriere erinnern. Daran, wie das italienische Publikum beim entscheidenden Qualifikationsspiel während der schwedischen Hymne zum gellenden Pfeifkonzert ausholte und Buffon sich gestikulierend und demonstrativ klatschend dagegenstellte. Daran, wie er Juventus nach dem Manipulationsskandal 2006 die Treue hielt und den schweren Weg des Zwangsabstiegs in Liga zwei mitging. Daran, wie er nach über 170 Länderspielen und verpasster WM-Qualifikation auf dem Spielfeld Wasserfälle weinte wie ein trauriger Junge. Und an den vierfachen Vater, der das Familienleben aus der an Boulevardblättern nicht armen italienischen Presselandschaft heraushielt.

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Mit nun vierzig Jahren neigt sich Buffons sportliche Karriere dem Ende, bei Juventus verfolgt er die Spiele vermehrt von der Ersatzbank aus. Eine Karriere, die als pubertärer Grenzgänger begann und als bedeutende Persönlichkeit des Sports enden wird. Für eine Statue sollte es jedenfalls reichen. Schließlich erblickte Buffon in Carrara, der Stadt des berühmten weißen Marmors, aus dem Michelangelo einst seinen David erschuf, das Licht der Welt. Keine schlechten Voraussetzungen für ewiges Dasein – natürlich in kurzer Hose und kurzem Trikot.

hrp

Holland raus, Skibbe weiter und so…

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Während wir Ebenezer Ofori vom VfB und Daniel Opare vom FCA bei einer Vuvuzela-Schlacht auf grünem Geläuf in Uganda anfeuern (siehe 4K-Bild), klären wir für euch alle offenen Fragen und Gruppen mit nackten Tatsachen:

GRUPPE A: Nachdem die Türkei und Österreich bereits mit weißen Fahnen vom Reisebüro wieder auf die heimische Couch unterwegs sind, wird heute Niederlande aus purer Solidarität in Weißrussland nach zwei Treffern von Daley Blind nur 1:1 spielen. Gleichzeitig wird Schweden über Luxemburg hinwegfegen und Frankreich glanzlos aber solide in Bulgarien den Dreier einfahren. Robben, Sneijder und Dost treten danach aus der Elftal zurück, Dick Advocaat bleibt und baut um Rafael van der Vaart ein neues Team auf. Weil der Drops dann in Gruppe A gelutscht ist, treten die Niederländer im letzten Spiel am Dienstag gegen Schweden mit einer Rumpftruppe an und verlieren in der Amsterdam-Arena wie 1978 beim Abschiedsspiel von Johan Cruyff mit 0:8. (Google: Die Schande von Amsterdam)

GRUPPE B: Das ist einfach. Haris Seferovic bombt die Schweiz als Primus zu Putin, Portugal wird Zweiter und trifft in der K.O.-Runde auf Italien. Ciro Immobile mit einem Dreierpack im Hinspiel und Cristiano Ronaldo mit Knie-Verletzung und Tränen-Drama im Rückspiel beenden alle Träume des amtierenden Europameisters.

GRUPPE C: Antonio Rukavina entscheidet das letzte Spiel seiner Serben gegen Georgien mit einem Sololauf und grüßt von Platz eins. In einer Form häuslicher Gewalt treffen sich Wales und Irland in cardiff’schen Wohnzimmer zum Shootout um Silber. Schwer zu sagen, ganz ehrlich, da müssen Sie den Trainer fragen. Klar ist: „Das wird europäische Weltklasse!“ (Felix Magath)

GRUPPE D wie Deutschland.

GRUPPE E: Wo Polen gerade Spitzenreiter ist. Dies wird sich aber ändern, weil Montenegro am Sonntag in Warschau mit 1:0 gewinnt und Dänemark mit einem 3:0-Sturmlauf (3x Niklas Bendtner) gegen Rumänien mit dem besseren Torverhältnis direkt zur WM fährt. Polen clasht sich dann mit Nordirland und muss wegen eines 30-Meter-Hammers von Will Griggs nach einem torlosen Hinspiel die Flugtickets stornieren.

GRUPPE F: Auch hier alles klar. England bereits weiter, Schottland verliert morgen in Slowenien Platz zwei, kommt aber mit zwei gebraveharten Siegen gegen überhebliche Kroaten in der K.O.-Runde weiter. Muss man kein Experte für sein, bettet man drauf.

GRUPPE G: Spanien und das unvereinigte Katalonien haben schon gebucht. Italien knapp dahinter, aber eben dahinter. Den Rest regelt Immobile (siehe Gruppe B). Wirklich toll ist, dass Liechtenstein im letzten Match gegen Mazedonien sein zweites Tor in der Quali schießt und glorreich den ersten Punkt einfährt. Glückwunsch schonmal!

GRUPPE H: Lukaku und Co. im Schongang und 35 Buden irgendwo längst da draußen. Gelangweilt treffen sie dabei heute auf umherlaufende Boys aus Bosnien-Herzegowina und drücken Edin und Sead auf Platz drei. Warum? Weil Skibbes Michael mit seinen Griechen natürlich gegen Zypern und Gibraltar gewinnt und dann bei der WM Gruppengegner von Deutschland wird. Geschichten, die nur der Fußball schreiiiii aaah!

GRUPPE I: Island wird Kosovo einfach überlaufen, da brennt nichts mehr an in Walhalla. Auf Augenhöhe treffen sich am Montag noch Ukraine und Kroatien. Kroatien ergaunert sich ein 1:1, kommt aufgrund des besseren Torverhältnisses weiter, trifft dann aber auf Schottland. (siehe Gruppe F) Davor Šuker weitet danach seine korrupten Ämter aus und übernimmt fortan als Spielertrainer.