Getagged: Nagelsmann

Kicker-Cover: Was sehen wir?

Kicker um 2023, Öl auf Leinwand, unsigniert, Neues Museum Nürnberg

Schauen wir gemeinsam auf das kicker-Cover mit Nagelsmann und Tuchel, so stellen wir fest: wenig Inspiration, aber solides Handwerk. Was steckt also drin in diesem Bild?

Zunächst die Frage, die am Anfang jedes kulturwissenschaftlichen Popkultur-Seminars durch den Raum stinkt: Was sehen wir? Wir sehen zwei Männer im Porträt, die hinsichtlich Farbe und Mimik im Kontrast zueinander stehen. Ihre Köpfe sind zwar mit der gleichen Größe bedacht, doch steht die Person links bereits hinter der Schulter der Person rechts. Und während Nagelsmann mit einem Blick nach oben bereits fragend und staunend das Himmlische erwartet, schaut uns Tuchel mit dem selbstsicheren Grinsen eines Wahlkreissiegers von Barmbek-Uhlenhorst an.

„Anfang und Ende“ funktioniert indes als geschickte Anspielung auf das malerische Oxymoron „Lebbe geht weida“ des Künstlers Dragoslav Stepanović. Links zudem der ikonisch geöffnete Mund von Edward Munchs „Der Schrei“, rechts der selbstbewusste, aber nicht überhebliche Blick der Mona Lisa. Auch farblich wurde penibel auf Polarität geachtet. Wird Nagelsmann mit der Ästhetik einer missglückten Traueranzeige beschenkt, badet Tuchel in den adaptierten Worten Andi Möllers: Sepia oder Valencia, Hauptsache Wärme!

Doch was wissen wir Typen aus der Kurve schon von Gestaltung! Daher reichten wir das Cover an den Experten und Grafikdesigner Julian Hennemann weiter, der uns gerne auf die Sprünge half: „Boah, ey, Montag, ich bin für so ein Quatsch noch nicht ganz… Wochenende war nicht ohne. Aber ja, ganz ehrlich – da passiert ja nicht viel. Klar, ich weiß sofort, worum es geht, aber mehr auch nicht. Technisch gesehen super freigestellt und alles schön in Szene gesetzt. Auch von der Bildkomposition her alles sauber, aber ich hätte halt nicht solche Riesenköpfe genommen. Und wenn doch, dann im Face-Off-Stile von John Travolta und Nicolas Cage. Ja, das wäre es bei mir geworden: im Körper des Feindes!“