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Afrika-Cup: peinliche Berichterstattung

„Hahahaha“ ist so ziemlich alles, was gerade von vielen Sportberichterstattungen mit ihren Beiträgen zum Afrika Cup erhascht werden soll. Ja, da pfeift ein Schiri zweimal zu früh ab und ja, da wird dreimal die falsche Nationalhymne gespielt, doch was daraus hier im Westen gemacht wird, ist nichts weiter als die Herausstellung des Exotischen. Es schafft Stereotypen aus kolonialen Zeiten: Afrika kann sich nicht selbst organisieren, in Afrika herrscht keine Ordnung, Afrika fehlt der Ernst für Professionalität. Das Ganze läuft natürlich hervorragend mit Clickbaiting durch Teaser wie „Das ist wirklich mehr als peinlich!“ (SPORT1). Der Couch-Potato-Mob reibt sich da natürlich gerne die Hände: „Hahahaha! Diese Afrikaner!“ Die Dynamik in den Kommentaren: selbsterklärend wie widerlich.

Ist möglicherweise ein Bild von Text „sport1 SPORT1 8 Std. Das ist wirklich mehr als peinlich!“
Sport1 via Facebook

Um das klarzustellen: Es geht nicht darum, dass darüber berichtet wird. Es sind Nachrichten über ein großes Turnier und damit relevant. Doch geht es einerseits um die Verhältnismäßigkeiten zur sportlichen Berichterstattung und andererseits um die Art und Weise, wie Redaktionen mit der skurrilen Situation eines Fußballspiels einen ganzen Kontinent vor die Flinte spannen. Und das ist, im umgedrehten Sinn, auch typisch – typisch Westen nämlich. Das ist es, was am Ende eines Tages im Jahr 2022 peinlich ist.