Getagged: Relegation

Hatte alles Kopf und Fuß

Puh, Relegation hat inzwischen auch seine eigenen Gesetze und dazu gehört ganz sicher, dass es Fußball der Marke Baumstammwerfen ist. Aber ok, es geht um Alles und nicht um Schönheit, wer also bei #KOEKSV eine Augenweide erwartete, hat den Pressschlag nicht gehört. Trotzdem ist nach Spiel eins festzuhalten, dass es Köln halt wie erwartet gemacht hat: irgendwie bemüht, irgendwie optisch überlegen und irgendwie mit Kampf, doch vor allem in puncto Kreativität bemitleidenswert. Aus dem Zentrum zudem kein Tempo und noch weniger Ideen. Fazit ist schlimm, aber leider klar: der Effzeh spielt im Rahmen seiner personellen Möglichkeiten.

Vor Holstein Kiel hingegen kann man nur den Hut ziehen. So viele Partien in so kurzer Zeit so erfolgreich zu absolvieren, ist ein Beweis für eine mental richtig intakte Truppe. Vor allem die fünffache Ohrfeige in Dortmund haben wir als Vorzeichen für eine fallende Leistungskurve gewertet. Doch statt Panik oder Aufgabe, hat Ole Werner die nordische Kühle in der Kabine bewahrt. Heute zwar nicht sonderlich gefährlich, doch das, was die Störche auf dem Grün fabrizierten, hatte immer Kopf und Fuß und wirkte äußerst unaufgeregt. Ja, ein Remis wäre ok gewesen, doch unverdient ist der Sieg (inklusive Lattenschuss) sicher nicht. Außerdem gibt es beim Baumstammwerfen kein Unentschieden.

Als Kohfeldt hätte gehen müssen

Was die Gesamtentwicklung von Werder Bremen betrifft, bräuchte es mehrere Akten mitsamt Unterordnern. Vom familiären Selbstverständnis bis zum Malen nach ausschließlich schwarzen Zahlen wäre alles dabei bei den Gründen für dieses Drama kurz vor Ladenschluss. Einen Punkt möchten wir rückblickend nochmal wiederholen und das betrifft die erfolgreiche Relegation gegen Heidenheim in der letzten Saison. Es wäre der optimale Zeitpunkt gewesen, um mit Florian Kohfeldt getrennte Wege zu kommunizieren. Beide Seiten, Verein und Trainer, hätten diese Spielzeit als Gewinner verlassen. Das romantische Werder-Dogma, auf Gedeih und Verderb am Trainer festzuhalten, hatte sich schließlich trotz Nervenkitzel wieder einmal als erfolgreich herausgestellt, die Verantwortlichen hatten inmitten heftiger Sturmböen Ruhe bewahrt und gewonnen.

Nach zehn Bundesliga-Spieltagen ohne Sieg muss sich der SV Werder am letzten Spieltag einem Shootout stellen.

Ein besseres Momentum für einen sauberen Schnitt, inklusive Umarmung und Danksagung, hätte es nicht geben können, um auf Augenhöhe zu sagen: Danke für alles Florian, wir haben gemeinsam Berge erklommen und Täler durchschritten. Jetzt trinken wir zusammen ein frisches Haake, du wirst als gefragter Trainer deinen Weg gehen und wir stellen uns neu auf. All das wurde verpasst, ab dem ersten Spieltag der Folgesaison stand das Konstrukt Bode-Baumann-Kohfeldt zwangsläufig unter Beobachtung. An Baumann festzuhalten bedeutete an Kohfeldt festzuhalten bedeutete sich gegenseitig festzuhalten. Und wer nach einem haarscharf vermiedenen Abstieg kaum Veränderungen vornimmt und mit dem bekannten wie gefährlichen Es-wird-schon-irgendwie-gutgehen-Motto in die Saison startet, der darf sich über vorprogrammierte Skepsis nicht wundern.

Hinzu kam schließlich in der aktuellen Saison, dass Köln und Schalke Woche für Woche die Goldene Himbeere für die schlechteste Performance abräumten, die Klarheit über Werders ideenlosen Fußball kam medial kaum Ausdruck. Und das, obwohl es derselbe ideenlose Fußball war, der schon letzte Saison in die Relegation führte. Jetzt, wo sich ein einziges Schaaf auf dem Deich der Flut entgegenstellt, ist festzuhalten: Das 2:2 in der Relegation gegen Heidenheim war ein Geschenk des Himmels, um ohne Gesichts- und DNA-Verlust präventive Maßnahmen einzuleiten. Bode und Baumann haben diese Zeichen der Zeit verkannt und sollten sich jener Tatenlosigkeit mit Rücktritten stellen. Die Entlassung Kohfeldts nach dem 33. Spieltag ist dafür kein Argument, sondern ein Beweis.

Heute hier, morgen dort

Erstmal also das Corona-Nachholspiel zwischen Schalke und Hertha trotz Corona und Quarantäne. Dann das Pokalfinale an einem Feiertag und keinem Wochenende und erst um 20:45 Uhr statt wie früher um 20 Uhr, damit Kinder am nächsten Tag noch ausgeschlafener die Schule genießen können. Währenddessen startet Manchester United gegen Liverpool, ebenfalls ein Nachholspiel, nachdem am eigentlichen Termin viel Fans der Red Devils von machtversessenen Besitzern die Nase voll hatten. Samstag dann endlich wieder volles Rohr Bundesliga, alle zusammen und zeitgleich. Moment, geht ja gar nicht, Pokalfinale war ja erst vorgestern. So können auch Mainz und Wolfsburg erstmal ganz entspannt dem Treiben ihrer direkten Konkurrenten zuschauen.

Am 22. und 23. Mai dann endlich letzter Spieltag von erster, zweiter und dritter Liga, sodass Fans und Spielern 19 Tage bleiben, um sich optimal auf die EM vorzubereiten. Das können natürlich nicht alle von sich sagen. Am 26. Mai steigt nämlich nicht nur das Hinspiel der Bundesliga-Relegation, sondern auch das Finale der Europa League. Wer das verpassen sollte, kann sich beruhigen: Am 29. Mai findet neben dem Rückspiel der Bundesliga-Relegation auch das Champions-League-Finale statt. Dazwischen und danach gibt es am 27. und 30. Mai noch ganz geschmeidig die Relegation zur 2. Bundesliga.

Die Aufstiegsrunde zur 3. Liga, in der der Meister der Regionalliga-Nord auf den Sieger der Play-Off-Runde Bayern trifft, beginnt dann am 12. Juni, wenn zeitgleich Wales auf die Schweiz in Baku, Dänemark auf Finnland in Kopenhagen und Belgien auf Russland in St. Petersburg treffen. Und wenn am 19. Juni das finale Rückspiel um den Aufstieg in Liga drei stattfindet, messen sich in Budapest Ungarn und Frankreich, in Sevilla Spanien und Polen sowie in München Deutschland und Portugal. Dann Vollgas bis 11. Juli EM durchziehen, dann schnell den Rasen mähen und am 06. August wieder erste Runde DFB-Pokal und am 13. August wieder Bundesliga satt genießen. Gute Unterhaltung!