Kategorie: Kritisches
Nicht für dumm verkaufen lassen
Seit Max Eberls Ausscheiden aus dem Profigeschäft („Ich will mit diesem Fußball nichts mehr zu tun haben“) und dem merkwürdigen Wechsel zu einer seiner „Traumvereine“ Red Bull Leipzig, haben wir uns jeder Kommentierung entzogen. Zu sensibel ist die Gesundheit eines Menschen, zu spekulativ die Interpretation seiner Beweggründe. Kurzum: Wie es Max Eberl geht, geht uns nichts an. Und dass Max Eberl auftritt, als „hätte er eine Gehirnwäsche hinter sich“, ist nicht nur typisch FOCUS online, sondern auch gefährlich. Und soll das auch niemand mit der Grauzone begründen, Eberl sei schließlich eine Person des öffentlichen Lebens.

Trotzdem lässt sich konstatieren, dass kaum eine Woche vergeht, ohne dass eine Eberl-Aussage für Fremdscham, Unverständnis und Lacher sorgt. Umso mehr denkt man: Ok, er fährt eben einen anderen, sehr strangen Film, doch warum steht er immer wieder vor jenen Mikrofonen, die ihm doch ach so böse zusetzten? Ausgerechnet der Bild schilderte er, wie sich Leere anfühlt, im Dopa verteidigt er das wechselseitige Bettgehüpfe von Spielern zwischen Leipzig und Salzburg. Der Druck der Medien? Sind natürlich die Medien schuld, von Selbstreflexion keine Spur. Und nicht nur das, denn dass „Leipzig nochmal über Gladbach (ist)“, sollte dann doch jeder Fohlen-Fan mit einem Ellbogenhieb wissen.
Nun wurde er als Studiogast vom ZDF für das aktuelle Sportstudio ausgeladen. Der Grund: Eberl will nicht, dass ihm Fragen zu seinem Ex-Klub Borussia Mönchengladbach gestellt werden und „bestimmte Themen“ ausgeklammert werden sollten. Warum nicht? Weil laut Eberl alles dazu gesagt sei. Mehr kann er nicht offenbaren, welche Denke er von Red Bull in nur kurzer Zeit übernommen hat: Mit wem wir reden, bestimmen wir, was wir gefragt werden, bestimmen auch wir. Diese Firmen-DNA ist abseits der Stadtgrenzen Leipzigs hinlänglich bekannt. Wann etwas vorbei ist, bestimmt also Max Eberl im Doppelpass oder via Leipziger Volkszeitung und eben nicht Fans von Borussia Mönchengladbach oder gebührenzahlendes Fernsehpublikum, das ein Recht auf kritische Berichterstattung hat. Wie Eberl eben selbst sagte: „Man soll sich immer bewusst sein, was man da mit dem Menschen und seinem Umfeld tut.“
Es ist daher vollkommen richtig, diesem Wunsch nach Selbstdarstellung nicht zu entsprechen. Wo kämen wir da hin? Max Eberl will sich die Welt machen, wie sie ihm gefällt. Das kann und soll er privat in voller Freiheit auch tun, ist aber mitnichten auf seine aktuelle Funktion zu übertragen. Ganz im Gegenteil: verlieren wir den Wunsch nach Aufklärung darüber, was in den Vereinen los ist und was Einzelpersonen in ihnen betreiben, ist jede Identifikation und jeder Stadionbesuch ad adsurdum geführt. Dann würde man endgültig der abgelutschten Phrase entsprechen, nicht mehr Fan, sondern nur noch Kunde zu sein. Deshalb gilt es dagegen anzugehen und zu sagen: So nicht, Max Eberl! Denn wie sagten Sie doch bei Sky, als Sie vehement Strafen für PSG forderten: „Wir brauchen uns nicht für dumm verkaufen lassen.“
Der größtmögliche Mittelfinger

Mit den 104 statt 64 WM-Partien ist auch dem letzten Highlight-Gefühl der Zahn gezogen. 48 Teams, 40 Tage, Wahnsinn. Reden wir an dieser Stelle (noch) nicht darüber, welche organisatorischen und ökologischen Folgen das haben wird und wieviele Menschen, ob Fan oder Stuff, tausende Kilometer überbrücken müssen. Schauen wir nur mal auf den Hauptgrund der nun nochmal enorm steigenden Fernsehgelder und den damit nochmal gesteigerten Umsatz für die FIFA, darf einem schon schlecht werden.
Und so unterscheidet sich das Grundprinzip von Katar zu Mexiko/USA/Kanada kaum: erstmal im maximal profitablen Sinne entscheiden, die Sintflut danach dann mit Greenwashing und Propaganda gegen kritische Stimmen kleinhalten. FIFA bleibt also in puncto Philosophie und Struktur FIFA im engsten Sinne und das ist gegenüber sämtlichen Ansätzen à la „Wir haben verstanden“ der größtmögliche Mittelfinger.
Das wiederum ist seit Havelange der endgültige Beweis dafür, dass die FIFA nicht anders kann, als ihrem rein kommerziellen Naturell zu entsprechen. Eine Reform ist nicht mehr möglich – für die gesamte Fußballkultur eine ernüchternde Tatsache.
Erst Lavendel, dann Braunkohle

João Félix ist das beste Beispiel dafür, wie schädlich eine zu hohe Ablösesumme für einen jungen Spieler sein kann. Schon bevor damals der Transfer und die nackte Zahl von rund 126 Millionen Euro die Runde machten, waren die Lorbeeren bereits faul. Vom neuen Wunderkind bis zu Messis Nachfolger war alles an falschen Superlativen on fire, das einem U20-Jungen die Luft nimmt. Die Auszeichnung zum Golden Boy und ein Dreierpack gegen Eintracht Frankfurt stützten dieses auf Sand gebaute Kartenhaus.
Doch Félix war kein abgewichster, die roten Teppiche und das Rampenlicht liebender Neymar-Verschnitt und der Wechsel zu Atlético kein typischer nächster Schritt. Es war ein Wechsel von Benficas damaliger Torfabrik mit Ajax-Schablone zum räudigsten Defensivfußball des europäischen Spitzenfußballs. Das ist in etwa so, als würdest du deine Ausbildung auf den Lavendelfeldern der Provence machen, um dann im Braunkohlegebiet Garzweiler übernommen zu werden. Es machte alles einfach null Sinn und mit jedem Spiel, in dem der neue Messi nicht mindestens herausragte, wurden die 126 Millionen Euro schwerer und schwerer auf den Schultern. Bis du irgendwann mal auf der Bank landest, weil du nicht dem System eines Zenturios entsprichst und in den Medien als overrated Flop die Runde machst.
Mit 23 Jahren fliegt nun die Leihe João Félix bei seinem Debüt für den FC Chelsea nach einem üblen Tritt vom Platz. Sein Marktwert ist auf 50 Millionen Euro geschrumpft. Das Ganze bei einem Klub, der gerade im Mittelmaß versinkt und dessen Fans Lieder auf Thomas Tuchel anstimmen. Wer auch immer Félix je beraten und mit ihm Kohle verdient hat, kauft wahrscheinlich dieselben Lambos wie Max Meyers Vater. Und das ist am Ende nur eines: traurig.
Was kann ich verantworten?
Wir werden die #WM2022 weder schauen, noch über sie schreiben. Das ist nicht als Aufruf zu verstehen, sondern ein rein persönlicher Beschluss. Und darum geht schließlich: Jeder und jede soll das Recht nutzen, das uns allen zusteht: die Möglichkeit aus Pro und Contra abzuwägen, um individuell eine Entscheidung zu fällen. Niemand gehört an den Marterpfahl, weil er die WM schaut oder live den Hattrick von Niklas Füllkrug feiern will. Spaltungen gibt es schon genug, Schuld und Brandherde haben weder in Fankurven oder auf der Couch angefangen, noch sind sie dort zu suchen.

Dennoch ist die WM in Katar nicht nur sportlich, sondern als politischer und wirtschaftlicher Spielball zu betrachten. Und gerade deshalb ist eine Egalhaltung ( ≠ Enthaltung) nicht förderlich, sich für das Wie und Warum zu interessieren, dafür umso wichtiger. Das konnten wir alle seit Jahren tun, Wegschauen war und ist dankbarerweise nicht möglich – so sehr sich das Uli Hoeneß auch wünschen würde. Letztens Endes geht es um die einfache Frage, ob man selbst und für sich das Einschalten dieses Turniers verantworten kann. Denn was bringt das Dabeisein, wenn du überredet statt überzeugt wurdest?!
Punktuell kommt bei uns rein sportlich betrachtet hinzu, dass uns schlichtweg die Fantasie für ekstatischen Torjubel fehlt. Weil das, was dort unten auf dem Rasen passiert, untrennbar von seiner Organisation wahrgenommen werden kann. Es gibt daher viele Dinge, die wir in den nächsten Wochen als sinnvoller erachten. Alemannia Aachen gegen Rot-Weiß Oberhausen oder SSV Ulm gegen Eintracht Trier zum Beispiel. Mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit wird uns auch das heimische Hallenturnier mit Befreiungsschlägen unters Dach sowie John McClane an den weihnachtlichen Tagen bestens unterhalten.
In diesem Sinne, bleibt offen und sportlich und liebt, wen ihr wollt. Nur nicht RB Leipzig.
Eure Furche
2. Liga: Prognosen zu Prognosen
Kickoff am Betze. Lautern empfängt Hannover. Glaubt man den Vorberichten, zieht der Sieger bereits mit sechs Punkten weg. Das passiert aber nicht, weil Computer Bild 1:1 getippt hat. Glaubt man den Vorberichten, beginnt heute übrigens nicht mehr die beste, sondern „härteste Liga aller Zeiten“.
Und überhaupt Vorberichte: demnach ist der HSV wegen fehlender Präsenz anderer Raptoren so unter Druck wie seit Díaz in Karlsruhe nicht mehr. Wenn nicht jetzt, wenn daaaaaaargh und so Müll, und der Glubb steigt auf (11 Freunde), während H96 den Sprung ins Oberhaus verpasst – das sagen zumindest 51% einer kicker-Umfrage. Terodde prognostiziert derweil Armina und Fortuna hinter dem HSV. Darmstadt wird laut sport.de-Umfrage übrigens mit einer Wahrscheinlichkeit von 8% Meister. Für den Abstieg bietet Tipico mit Quoten zwischen 2,30 und 2,70 Regensburg, BTSV und KSC an. Masaya Okugawa prostet man als Torschützenkönig mit einer 60,0 zu.

Wichtig ist auch zu wissen, dass Alois Schwartz in Sandhausens elfter Zweitligasaison „Demut“ fordert (Zeit Online) und Christian Titz mit seinen Magdeburgern das instabile Projekt „Restraumverteidgung“ angehen will (sportschau.de).Bei all den Unsicherheiten tut Stabilität gut. So wissen wir Dank der Leserschaft von HLSports zumindest sicher, wo Holstein Kiel vor der Rückrunde landen wird (siehe Grafik).
Ein Schlückchen Sekt vielleicht?
Es gab ja schon immer Dispute zwischen Fragestellenden und Spielenden, das ist nichts Neues. Das Mertesacker-Interview zum Beispiel steht dafür stellvertretend. Aber, und darin liegt der feine Unterschied, rutscht Toni Kroos ins Persönliche ab: „Du hattest 90 Min…“ ist sinngemäß nichts anderes als: Du machst dein Job nicht richtig, ich bin gerade CL-Sieger geworden, also lass mich in Ruhe. So ist es nicht verwunderlich, dass Kroos für seine Reaktion nicht nur gefeiert, sondern auch kritisiert wird: weil er in diesem Moment über den Dingen steht.

Und so eine Reaktion ist ja nie ohne Kontext zu sehen. Da ist der perfekte Fußballer, das „Hirn“ eines Spiels, wie in spanische Zeitungen gerne nennen, der immer abwägende, rationale Vollprofi. Da ist aber eben auch der oft zitierte „Familienmensch“, dem Privatheit heilig ist, der aber eine Doku über sich und eben diese Privatheit drehen lässt und nach Abpfiff gegen Liverpool die Familie ins Rampenlicht stellt. An Punkten wie diesen denkt man sich dann kurz, dass irgendwas nicht zusammenpasst und alles, inklusive Familie, Teil einer Inszenierung ist. Ein Kumpel schrieb humorvoll, aber irgendwie auch richtig: „Das wäre dem Raab nicht passiert!“
Und es ist einfach herrlich, wie auf einem Mitschnitt bei den Feierlichkeiten in der Kabine zu sehen ist, wir er ein Sektglas von Eden Hazard strikt ablehnt. Alle am Springen und Ausrasten, doch ein Schlückchen Sekt ist null möglich, weil da immer Kontrolle und Contenance herrschen und für sein Ego auch bewahrt werden müssen. Oft hieß es nach dem ZDF-Interview im Netz, Kroos‘ Verhalten sei unprofessionell gewesen. Das stimmt so nicht: Was hier sichtbar wurde, ist nicht die fehlende Professionalität, sondern seine Über-Professionalität. Durch die Fragen, die nicht Begeisterung und Glückwünsche ausdrückten, fühlte sich Kroos in genau dieser angegriffen. Indem er persönlich wurde: Klar, dass du aus Deutschland bist…du hattest Zeit für gute Fragen usw. In dem Moment sieht er Kaben als unvorbereitet – was ihm selbst nämlich nie passiert. Und das fuchst ihn. Deshalb verlässt er kurz seinen Kokon.
Die Abfeierei im Netz war geradezu schizophren. Da wird plötzlich genau der, dem besonders bei DFB-Pleiten bei Turnieren fehlende Kanten und ein steriler Charakter vorgeworfen werden, zu einem „mit Eiern“, der sich „nicht alles gefallen lässt“. Und dass man einem so erfolgreichen Mann mit fünf CL-Titeln nicht solche Fragen stellen darf, ist hinsichtlich des exponierten Leistungsprinzips auch sehr, sehr deutsch. Das macht das Ganze fast schon eklig.
Man muss kein Fan von Nils Kaben sein, weil er oft und gerne süffisant daher- und dazwischenredet. Aber der Mann ist seit Jahrzehnten bei Olympia und Co. am Start und macht in der Sportberichterstattung letztlich auch nur seinen Job. Er hat es nicht verdient, als dummer Junge stehengelassen zu werden. Genau dafür sorgt Kroos aber in diesem Moment. Und das sagt sehr viel aus. Mehr als die Kroos-Doku allemal.
Der Kontaktsport des Stafylidis
Konstantinos Stafylidis bekommt nach seinem bösen Tritt gegen Freiburgs Roland Sallai also drei Spiele Sperre. Wir sagen: zu wenig – und müssen uns indes über den Einspruch des VfL Bochum doch sehr wundern. Dass der eigene Trainer auf die Aktion mit einem spontanen Scheibenwischer reagierte, steht stellvertretetend für die Bewertung der Szene. Dabei ist daran zu erinnern, dass der Name Stafylidis bereits in der Vergangenheit durch genau solche Aktionen Bekanntheit erfuhr.

Breel Embolo, damals 19 Jahre jung und bei S04 unter Vertrag, fand sich im Oktober 2016 nach einem Horror-Foul von Stafylidis im Krankenhaus mit Brüchen von Sprunggelenk und Wadenbein sowie Rissen des Syndesmose- und eines Innenbandes wieder. Nach mehreren Rückschlägen in der Reha stand bei Embolo zeitweilig der Status der Invalidität im Raum, das Karriereende war ein realistisches Szenario. Der Aufreger damals und noch ohne VAR: Stafylidis bekam lediglich die gelbe Karte. „Ich kenne den Spieler und weiß, dass er seine Gedanken nicht koordiniert. […] Absicht unterstelle ich ihm nicht – aber Dummheit“, kommentierte Schalkes damaliger Coach Weinzierl.
Wochen nach dem Foul und einer persönlichen Entschuldigung per SMS an Embolo machte der Grieche damals klar: „Wenn man die Bilder sieht, wird noch einmal deutlich, dass das keine Absicht, sondern ein Unfall war. So leid es mir tut, aber Fußball ist Kontaktsport, da passieren leider Verletzungen (…) Deswegen habe ich meine Spielweise nicht geändert.“ Nach solch einem Foul von „Kontaktsport“ zu sprechen, bedurfte schon damals fehlende Selbsteinschätzung und Demut.
Verstehen wir uns nicht falsch: Es geht hier um keine Hexenjagd, aber doch sehr wohl um die Frage, ob der Begriff des Wiederholungstäters vom DFB nur trocken nach Statuten, also bei mehrmaligen Platzverweisen angewandt werden, oder in einem Handlungsspielraum erzieherischer und präventiver Maßnahmen greifen sollte. Vielleicht würde Stafylidis ja dann seine Spielweise ändern.
M’Gladbach mit Schalker Dynamiken

„Der BMG-S04-Vergleich hinkt!“, schrieb uns ein User. Warum uns also die Entwicklung von Borussia Mönchengladbach an die des FC Schalke 04 erinnert? Die gleichen Dynamiken, die gleiche Selbstzerstörung, die gleichen Charaktere in der Mannschaft, die gleichen Ziele, die gleichen Vier-Jahres-Pläne. Und dann diesen hochprozentigen Mix aus Tradition und Historie auf den Schultern! Und Trainer, die dachten, den nächstgrößeren Schritt zu machen und jetzt allein dastehen. Und nach zwei, drei Niederlagen versuchen den Hals aus der Schlinge zu ziehen, indem man sich reagierend nach Gegner und Spieltag und Situation richtet. Mit einem Kader, bei dem jeder schon alles gespielt hat, aber jeder nur das eine spielen will. Und ein überforderter Aufsichtsrat, der hilf- und tatenlos zuguckt und nun vielleicht merkt, dass der sportliche Vorstand über die Jahre hinweg mächtiger wurde als man selbst. Und ein Wechsel von Managern, die entweder fliehen oder aber die Zeichen der Zeit erkannt haben. Und gestandene Spieler, die sich vors Mikrofon stellen und glaubhaft verzweifeln (Stindl, Stambouli). Und durchaus gute Fußballer, die dir aus einer 2:0-Führung auch ein 4:0 kredenzen, aber bei Rückständen versagen, sich selbst jedoch in der Champions League sehen (Plea, Raman, Thuram, Konoplyanka, Bénes, Bentaleb, Zakaria, Harit, Bensebaini, Schöpf, Oczipka, Elvedi, Serdar). Und diese internationalen Plätze, die so weit weg sind und mit denen man so fest kalkuliert hat. Pardon, spekuliert hat. Und Fans, die gedanklich gerade erst aus Europa zurückkommen. Und sowieso, dieses Geld, das plötzlich gar keins ist. Nur über eines kann BMG froh: kein Tönnies weit und breit.
Jetzt ihr. Sehr gerne.
Afrika-Cup: peinliche Berichterstattung
„Hahahaha“ ist so ziemlich alles, was gerade von vielen Sportberichterstattungen mit ihren Beiträgen zum Afrika Cup erhascht werden soll. Ja, da pfeift ein Schiri zweimal zu früh ab und ja, da wird dreimal die falsche Nationalhymne gespielt, doch was daraus hier im Westen gemacht wird, ist nichts weiter als die Herausstellung des Exotischen. Es schafft Stereotypen aus kolonialen Zeiten: Afrika kann sich nicht selbst organisieren, in Afrika herrscht keine Ordnung, Afrika fehlt der Ernst für Professionalität. Das Ganze läuft natürlich hervorragend mit Clickbaiting durch Teaser wie „Das ist wirklich mehr als peinlich!“ (SPORT1). Der Couch-Potato-Mob reibt sich da natürlich gerne die Hände: „Hahahaha! Diese Afrikaner!“ Die Dynamik in den Kommentaren: selbsterklärend wie widerlich.

Um das klarzustellen: Es geht nicht darum, dass darüber berichtet wird. Es sind Nachrichten über ein großes Turnier und damit relevant. Doch geht es einerseits um die Verhältnismäßigkeiten zur sportlichen Berichterstattung und andererseits um die Art und Weise, wie Redaktionen mit der skurrilen Situation eines Fußballspiels einen ganzen Kontinent vor die Flinte spannen. Und das ist, im umgedrehten Sinn, auch typisch – typisch Westen nämlich. Das ist es, was am Ende eines Tages im Jahr 2022 peinlich ist.
Von Dallas in die Puppenkiste

Ricardo Pepi wechselt also für 16 Millionen Euro plus Spesen zum FC Augsburg. Generell darf man natürlich über das pralle Portemonnaie der Fuggerstädter verwundert sein. Ist ja nicht so, dass Jahre des europäischen Fußballs hinter dem Verein liegen oder die Liga im Allgemeinen auf pandemiefreie Zeiten ohne Einbußen zurückschaut. 16 Millionen für einen 18-Jährigen, der im November noch einen Marktwert von 8 Millionen hatte. Oder wie Reiner Calmund oder Mario Basler vielleicht sagen würden: „16 Millionen für einen 18-Jährigen, der nicht einmal aus Brasilien kommt!“
Wir hingegen machen uns da eher praktische Gedanken. Einem Stürmer diesen Alters täte zunächst einmal ein Trainer gut, der einen offensiven Geist verkörpert. Der das Spiel um des Spielens und nicht des Zerstörens willen angeht. Da wird es bei Markus Weinzierl doch recht eng. Wenn dein ganzes Spiel auf den einen Moment ausgelegt ist, musst du aus zwei Chancen bestenfalls drei Tore machen. Ideale Voraussetzungen für einen 18-Jährigen Stürmer, um sich erst einmal akklimatisieren zu müssen – und dann zack, keine Startelf mehr und dann zack, spricht Stefan Reuter von Anpassungsschwierigkeiten, „die aber völlig normal sind“. Und dann wissen beide Seiten bereits, dass 16 Millionen acht zu viel waren.
Aber was wissen wir schon. Das „Sturmjuwel“ (kicker) schießt den FCA aus dem Tabellenkeller und ist nach der Saison so umworben, dass irgendein bekloppter Zweitligist aus England 30 Millionen auf die Ladentheke wirft und der gute Stefan Reuter alles richtig gemacht hat. In den USA sind Augsburg und die Puppenkiste dann so bekannt, dass es bei einer Promo-Tour auf Liverpool, AC Milan und die New York Red Bulls trifft.
Schrei nach Liebe: Danke MSV und VfL
Es ist ekelhaft und traurig, was beim MSV passiert ist. Viel wichtiger ist zu verstehen, dass es wahrlich nicht um „nur einen Typen“ geht, wie es in so vielen Kommentaren leider zu lesen war. Da schreiben weiße Menschen, dass dann „ja jeder Zuschauer ein Spiel abbrechen kann“. Das ist eine falsche Denke. Denn es ist egal, ob es einer oder mehrere sind, die Affenlaute und rassistischen Müll von sich geben. Es geht um die Gefahr, dass so etwas generell möglich oder (auch dank scheiß AfD) gar salonfähig wird.

Der Lob gilt an dieser Stelle allen Beteiligten, die sofort und richtig reagiert haben. Da überführen MSV-Fans den Täter, da rufen beide Fanlager gemeinsam „Nazis raus!“, da besprechen und entscheiden die Verantwortlichen beider Vereine, ohne Relativierung oder Abwägung, das Ende des Spiels, aus den Stadion-Boxen ertönt spontan „Schrei nach Liebe“ der „Ärzte“.
Das alles geht nur, wenn du als Club von grundauf so eingestellt bist, das kannst du nicht aus der Ablage holen. Obendrein in einer sportlich miserablen Situation. Wir waren gegen Verl als Hopper zu Besuch beim MSV. Dem Verein geht es schlecht, die Atmosphäre ist bedrückend, immer wieder Grlić-raus-Rufe, es roch regelrecht nach Abstieg in die Regionalliga. Inmitten dieses Schlunds völlig klar zu sagen ‚Nein, es gibt Wichtigeres als Fußball‘ mag von außen betrachtet vielleicht keine Heldentat sein, doch gebührt dem trotzdem Respekt. Auch danach klare, glaubhafte Worte. Der Täter wird angezeigt, im Nachholspiel möchten beide Vereine die Chance nutzen, um gemeinsam (!) ein Zeichen gegen Rassismus zu senden.
So muss die überwältigende Mehrheit zusammenhalten und handeln. Zögert nicht, wenn jemand im Stadion ähnlich auffällt. Schreckt nicht zurück, Kopfschütteln reicht nicht. Steht auf, tut etwas, entweder selbst, mit anderen oder mit Hilfe eines Ordners. Es ist egal, wie so etwas ausgeht. Es geht nur darum zu sagen: Nein, so nicht! Es muss jedem braunen Vollpfosten klar sein, dass dann Gegenwind kommt. Nazis raus – Im Stadion und überall.
Die Nerven des Emre Can

Der BVB scheidet verdient aus der UCL aus. Aufreger des Spiels war der rote Karton gegen Emre Can. Erster Gedanke war: Das ist doch wohl ein Witz! Pedro Porro fädelt ein, tritt sogar, fällt hin, schauspielert. Der zweite Gedanke war: Das kann nur ein Witz sein! Der Schiri geht jetzt raus, schaut sich das an und revidiert seine Entscheidung.
Vorher, na klar, Rudelbildung, Elf und Bank dabei, die Zeit streicht dahin, Spielfluss zerstört, Publikum auf den Barrikaden, Sporting alles erreicht, Dortmund nimmt die Provokationen dankend an. Leider fehlten auch bis nach Spielschluss weitere Bilder und Nahaufnahmen, bei DAZN setzte sich Sandro Wagner mit uns auf die Couch und sprach ebenfalls von einem Witz-Elfmeter. Nach Porros Faller habe Can sich nur mit mahnenden Worten zu ihm gebeugt, einen Schlag habe es ebenfalls nicht gegeben. Richtig.
Doch irgendwie blieben da plötztlich diese fünf Prozent Magengefühl, dass bei Emre Can eben selten nichts ist, wenn er involviert ist. Denn ohne Vorverurteilung: Wenn sich Provokation gegenüber einem gegnerischen Spieler in dieser Phase des Spiels lohnt, dann war und ist Emre Can für jeden Gegner wie ein Sechser im Lotto. Weil Weggehen für ihn unmöglich ist. Und so kommt es dann am Ende so, wie es eins zu eins ein gebrauchter Abend definiert: Can steigt Porro schön mit der Sohle auf den Knöchel, als der bereits am Boden liegt. (Bild: kicker)
Natürlich kann man darüber streiten, wer angefangen hat und mit welchen unfairen Mitteln Sporting und Porro das alles erzwungen haben. Doch sind es eben auch die blanken Nerven von Can. Und die Bilder zeigen klar, dass der Platzverweis vielleicht diskutabel, aber eben kein “Witz“ und somit keine klare Fehlentscheidung war.
Barcas Brechstange

Furche übrigens El Clásico geguckt und danach regelrecht verstört gewesen. Besonders hinsichtlich Barca ist uns kein Zeitraum in Erinnerung, in dem die Katalanen so schwach und ohne Sinn und Verstand zusammengesetzt waren. Da ist einerseits behäbiger und umständlicher Koeman-Fußball, aber andererseits auch ein Kader aus viel Mittelmaß und Grüppchenbildung. Da zocken junge Kerle unter sich, da wird ein Coutinho erstmal auf der Bank geparkt, da kommt in Minute 74 ein Agüero für einen, der ihn eigentlich bedienen müsste (Ansu Fati).
Es passt hinten und vorne nicht, von außen wird Risiko als Fremdwort vorgelebt und Memphis Depay als kreative Schaltzentrale kommuniziert. Trauriger Höhepunkt war die Einwechslung Luuk de Jongs fünf Minuten vor Schluss, in denen man den Niederländer bemitleiden musste. Jeden Ball verstolpert, völliger Fremdkörper, Ballbesitz bedeutete Ballverlust. Es ist so befremdlich, dass der FC Barcelona, seit jeher die Inkarnation für fußballerische Schönheit, hilflos hohe Bälle in den Strafraum kloppt und auf die Stirn eines 31-Jährigen angewiesen ist. Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen: Barcelona packt die Brechstange aus. Gut, dass König Johan das nicht mehr ertragen muss.
Schon deshalb hatte dieser Clásico nichts mit europäischem Spitzenfußball zu tun. Kaum größere Namen, keine epischen Eins-gegen-Eins-Duelle, keine virtuosen Momente. Im Anschluss Liverpool zocken zu sehen, kam einer Erlösung gleich.
Bilder und Spiele, die keine sein sollten
Auch ein Tag später fällt es schwer, zu den bangen Minuten um Christian Eriksen etwas zu sagen. Heute aufgewacht und der erste Gedanke war: er hat’s geschafft! Nur das zählt. Und so starten heute wahrscheinlich weltweit Menschen in den Tag, die gestern live vor den Fernsehern für Eriksen die Daumen gedrückt haben. Eriksen ist kein Einzelfall, sondern einer von vielen Spielern, die auf dem Platz das Bewusstsein verloren, kollabierten oder plötzliche Herzattacken erlitten. Patrick Ekeng überlebte das unter skandalösen Umständen nicht, bei Abdelhak Nouri wurden nach einem künstlichen Koma bleibende Hirnschäden festgestellt, die Liste lässt sich erschreckend weit fortführen. Davon zu lesen oder hören ist schlimm genug, es live mitzuerleben furchtbar. Wir können für uns nur sagen, dass wir so etwas noch nie direkt miterlebt haben, die Bilder werden wir nie mehr vergessen. Alles, über das man im Fußball einmal geschrieben, geschimpft oder nach einem 0:3 bei Minusgraden geflucht hat, ist plötzlich so weit weg wie Planeten. Bei anderen kamen wiederum sofort Erinnerungen hoch, so schrieb Altravita-Blogger und Italien-Experte Kai Tippmann gestern via Twitter: „Ich habe noch Horror von der Radioübertragung, als [Piermario] Morosini gestorben ist. Niemand braucht Bilder davon.“ Und damit wären wir beim ersten von zwei Themen, die in der Nachbetrachtung thematisiert werden sollten.

Béla Réthys Schweigen
Es ist unerklärlich, wie eine Regie in dieser Situation so lange und penetrant Bilder des am Boden liegenden Eriksen zeigen konnte. Das machte wütend und fassungslos zugleich. Im Netz wurden zurecht Beispiele zu vergleichsweise völlig harmlosen Bildern wie Flitzern und Pyrotechnik geknüpft, deren Übertragung sonst gezielt unterbunden wird. Der Gipfel des Unsäglichen war schließlich das Zeigen von Eriksens Ehefrau. Das war so ekelhaft, dass einem fast schlecht wurde. Hingegen hat sich das ZDF, in persona vor allem Béla Réthy und Jochen Breyer, im Ganzen sehr seriös verhalten und mit der Abschaltung der Übertragung angemessen reagiert. Ja, das hätte durchaus auch einige Minuten früher passieren können, doch sollte sich bei aller Kritik vor Augen gehalten werden, wie schwierig und fordernd ein solcher Job mitsamt Entscheidungen in dieser Situation ist. Dass Béla Réthy sich indes für Schweigen entschied und dies nachvollziehbar wie empathisch kommunizierte, unterstreicht dieses professionelle Verhalten. Béla Réthy wird oft ob seiner fußballerischen Expertise als Kommentator von „gestern“ kritisiert, darüber lässt sich streiten. Worüber sich nicht streiten lässt: Als Eriksen um sein Leben kämpfte, tat die Erfahrung und Stimme Réthys gut. Es sind jene Momente, in denen seriöse Berichterstattung sicht- und hörbar wird.
Spiel fortsetzen oder nicht?
Über einen zweiten Punkt wurde unter anderem in den sozialen Medien bereits gestern teils sachlich, teils haarsträubend debattiert und geurteilt: War es richtig, das Spiel fortzusetzen? Allein die Frage war für uns zu diesem Zeitpunkt eine absurde. Viel präsenter und logischer waren die Überlegungen, inwiefern ad hoc bezüglich Russland gegen Belgien entschieden werden und ob es mit der EM überhaupt weitergehen sollte. Als dann die Nachricht kam, dass sich beide Mannschaften auf eigenen Wunsch für die Fortsetzung der Partie geeinigt hätten, war das kaum zu glauben. Und das ist auch am Tag danach noch so. Wir schließen uns diesbezüglich klar den Aussagen Christoph Kramers und Per Mertesackers an: die UEFA hätte intervenieren und das Spiel abbrechen müssen. Doch klar ist auch: Es ist keine selbstverständliche oder gar leichte Entscheidung, dem Anliegen der Spielfortsetzung von Seiten der dänischen Mannschaft, insbesondere nach dem Austausch mit Christian Eriksen, nicht nachzukommen.
Kasper Hjulmand stellte indes noch einmal klar, dass es keinen Druck von Seiten der UEFA gegeben habe. Desweiteren schildert Hjulmand, dass sich die Spieler nicht vorstellen konnten, die Partie am Sonntag um 12 Uhr nachzuholen: „Es war besser, es gleich zu machen.“ Kasper Schmeichel erklärte dabei vor allem das Problem, dass „die Spieler sich sicher waren, heute nicht mehr schlafen zu können. Morgen zu spielen, hätte die Situation noch schwerer gemacht.“ Im Nachhinein muss man resümieren, dass bei allem Glück im Unglück ein Reihe unglücklicher und falscher Entscheidungen getroffen wurden. Simon Kjaer bat um seine Auswechslung, weil ihm als enger Freund Eriksens ein Weitermachen unmöglich war. Ein stellvertretendes Beispiel dafür, wie schwer die Last in Köpfen und Füßen der dänischen Mannschaft nach Wiederanpfiff war. Die Entscheidung hätte schützender Natur sein sollen: bis hier und nicht weiter. Man stelle sich eine weitere schwere Verletzung oder die Nachricht eines gesundheitlichen Rückschlags bei Eriksen vor. Man mag gar nicht dran denken.
Innehalten statt Urteilen
Was uns bei aller Emotionalität jedoch auch umtrieb, waren die schnellen Urteile im Netz. Noch bevor klar war, dass die dänische Mannschaft um eine Fortsetzung bat, war die UEFA bereits der Buhmann. Das macht die Entscheidung der Spielfortführung nicht besser, doch rückt sie mit etwas Abstand zumindest in ein anderes Licht. In einer solchen Situation direkt Schuldige auszumachen und sich binnen Minuten auf digitalen Wegen darüber zu äußern, was falsch oder richtig sei, ist schlichtweg unangebracht. Besonders absurd war, dass einige User*innen in ihrer Argumentation pro Abbruch die Situation mit den Anschlägen von Paris oder dem Attentat auf den BVB-Mannschaftsbus verglichen, was nicht einmal ansatzweise Äpfel und Birnen sind zu der gestrigen Situation im Kopenhagenener Stadion. Ganz besonders da gilt es doch zu differenzieren. Niemand, außer den unmittelbar Beteiligten, konnte sich in diesen Augenblicken ein klares Bild von der Situation machen. Selbst Béla Réthy meldete sich erst lange nach Abpfiff zu der Entscheidung der Spielfortführung, nachdem er mit Betroffenen gesprochen und die Hintergründe prüfen konnte. Innehalten und einziges Mal nichts meinen, spekulieren oder kommentieren. Ein Mensch erlangt vor (leider) laufenden Kameras sein Leben wieder. Wann lohnte es je mehr, eine Nacht über Urteile und Meinungen zu schlafen?
Hatte alles Kopf und Fuß
Puh, Relegation hat inzwischen auch seine eigenen Gesetze und dazu gehört ganz sicher, dass es Fußball der Marke Baumstammwerfen ist. Aber ok, es geht um Alles und nicht um Schönheit, wer also bei #KOEKSV eine Augenweide erwartete, hat den Pressschlag nicht gehört. Trotzdem ist nach Spiel eins festzuhalten, dass es Köln halt wie erwartet gemacht hat: irgendwie bemüht, irgendwie optisch überlegen und irgendwie mit Kampf, doch vor allem in puncto Kreativität bemitleidenswert. Aus dem Zentrum zudem kein Tempo und noch weniger Ideen. Fazit ist schlimm, aber leider klar: der Effzeh spielt im Rahmen seiner personellen Möglichkeiten.

Vor Holstein Kiel hingegen kann man nur den Hut ziehen. So viele Partien in so kurzer Zeit so erfolgreich zu absolvieren, ist ein Beweis für eine mental richtig intakte Truppe. Vor allem die fünffache Ohrfeige in Dortmund haben wir als Vorzeichen für eine fallende Leistungskurve gewertet. Doch statt Panik oder Aufgabe, hat Ole Werner die nordische Kühle in der Kabine bewahrt. Heute zwar nicht sonderlich gefährlich, doch das, was die Störche auf dem Grün fabrizierten, hatte immer Kopf und Fuß und wirkte äußerst unaufgeregt. Ja, ein Remis wäre ok gewesen, doch unverdient ist der Sieg (inklusive Lattenschuss) sicher nicht. Außerdem gibt es beim Baumstammwerfen kein Unentschieden.
Raus aus dem Schatten
Es ist nicht leicht etwas über Oliver Glasner und Eintracht Frankfurt zu sagen, geschweige denn vorauszusagen. Doch einzelne Kommentare, er sei ein typischer Werks-Elf-Coach ohne Ecken und Kanten, gehören in die Tonne. Seine Arbeit bei Red Bull, als Co-Trainer unter Roger Schmidt, ist zehn Jahre her und eine kurze Zeit bei Wolfsburg machen einen unscheinbaren Coach noch lange nicht zum Symbol eines Autokonzerns. Vielmehr rufen wir jedem Adler-Fan zu: Wer mit dem LASK in 161 Spielen durchschnittlich 1,97 Punkte holt, muss ein paar kluge Ideen in der Tasche haben. LASK, das bedeute damals Aufstieg nach Chaos und Konkurs und Europapokal nach Aufstieg. Auch das sind die Fakten hinter einem Mann, dem gerne das unrühmliche Klischee der schulbuchmäßigen Trillerpfeife angeheftet wird. Klar ist aber auch, dass der 46-Jährige nun das erste Mal ein Umfeld mit mehr Wucht und mehr Medienrummel bekommt. Sonnte sich Glasner bislang bei seiner Arbeit gerne im Schatten, muss er in Frankfurt sicher des Öfteren Rede und Antwort stehen. Die Bühne dafür hat er jetzt – und fußballerisches Know-how ganz sicher auch.

Ein Vertrag wie ein Sargnagel
Kurz über einen ausgiebigen Artikel bezüglich Julian Draxler nachgedacht, doch dann schulterzuckend abgelehnt. Es ist alles gesagt über falsche Berater, Selbstüberschätzung und schlechte Entscheidungen zu noch schlechteren Zeitpunkten. Haben ihn unter Magath live gesehen und einfach nur gestaunt. Seine erste Bude im DFB-Pokal gegen Nürnberg, pah, was für ein Wahnsinn! Was für ein Talent! Wie kann ein Junge so viel in die Wiege gelegt bekommen? Ein Übersteiger hier, ein doppelter da, zack, vorbei, schnell, kreativ, verwegen, alles beim ihm sah so verdammt leicht aus. Dieser Bub wird Deutschlands neues Wunderkind, da gab es von Kurve und Medien keine Zweifel.
Dann zwei, drei Mal falsch abgebogen, zu hoch gepokert, Schlangen im Ohr, Verletzungen in Serie, Hauptsache Quantensprünge statt step by step. In Gelsenkirchen zu viel Druck, doch selbst auch die „10“ gefordert, dann nur noch weg, in Wolfsburg ohne Glanz und Konstanz, in Paris meist auf der Bank. Von Löw zurecht nicht für die EM nominiert, wirkt die Vertragsverlängerung bei PSG wie ein Sargnagel. Karriere vorbei, denkt man. Über einen 27-Jährigen! Wer wird sich an Draxler in zehn Jahren erinnern? Über welche Titel und Erfolge wird man reden?

Raúl. Zuvor hatte der 17-Jährige in Minute 119 den Siegtreffer erzielt und Schalke ins DFB-Halbfinale geführt.
Im Geld schwimmen und bei PSG kicken ist das Eine. Niemand wird sagen: Hey Jule, du hast in deinem Leben nichts erreicht, ganz im Gegenteil. Doch viele werden sich erinnern an dieses gewisse Etwas, das nur ganz, ganz Wenigen auf dieser Welt in die Füße gelegt wird, und dann denken: Was ist das im Endeffekt doch alles traurig. Wir gehören dazu.
Grillfest mit Extrawürsten
Obwohl es den „Störchen“ erlaubt ist, verzichtet Holstein Kiel also auf Publikum beim Saisonfinale gegen Darmstadt 98. Bei einem Spiel, in dem jeder Schrei und jedes Klatschen bei dem Husarenstück helfen könnte, als erster Verein Schleswig-Holsteins in die Bundesliga aufzusteigen. Das ist lobenswert wie heldenhaft, weil sich ein Verein die viel zitierten und x-fach durchgebratenen Extrawürste des Profifußballs während der Pandemie endlich einmal nicht auf den Teller legt. Und was machen andere Clubs? Statt die Saison demütig auslaufen zu lassen, werden kurz vor Ladenschluss die Schreibtische auf links gedreht, um irgendwie und möglichst maximal die Stadien mit Menschen zu füllen. Union Berlin öffnet 2000 Fans die Türen, Hansa Rostock erwartet über 7000, beim 1. FC Köln hofft man derweil inständig auf grünes Licht.

Was ist das nur für ein unsolidarisches Verhalten gegenüber all den anderen Vereinen, bei denen aufgrund zu hoher Inzidenzen kein einziger Fan auf den Rängen denkbar ist? Offenbar gibt es „den Fußball“ doch nicht im Kollektiv, von Demut gegenüber den Fans anderer Clubs ganz zu schweigen. Obendrein kommt dieser miese Beigeschmack der Wettbewerbsverzerrung und das Erhaschen eines Vorteils gegenüber direkten Mitkonkurrenten hinzu. Nun mag der oder die andere sagen, dass das doch lobenswert und als Dankeschön für die Fans nach so einer langen Pause zu verstehen sei. Diese Sichtweise teilen wir nicht. Vielmehr empfinden wir Fremdscham bei dem Gedanken, dass manche Verantwortliche am Ende des Tages doch wieder nur auf ihr eigenes Grillfest schauen. Sinkende Inzidenzwerte sind schließlich kein Verdienst von Fußballvereinen, sondern ein Ergebnis aus gesellschaftlichem Verhalten, medizinischer Versorgung und sozialem Engagement. Ein Dankeschön wäre nur dann glaubhafter Natur, wenn man auf alle Fans verweisen würde, um so einen großen gemeinsamen Startschuss am ersten Spieltag der kommenden Saison zu feiern. Denn „weder sollte der Profifußball für sich eine Sonderrolle in der Gesellschaft reklamieren – denn auch in anderen Veranstaltungsbranchen sind derzeit keine Zuschauer zugelassen – noch möchte die KSV Holstein eine Bevorzugung gegenüber anderen Sportvereinen im Land erfahren“, wie Kiel-Boss Schneekloth sagt.
Was wäre es doch für ein versöhnliches Zeichen gewesen, wenn sich alle Profivereine abgestimmt und dem Vorbild Holstein Kiels gefolgt wären. Ein einziges Mal die Füße stillhalten, ein einziges Mal nicht auf Paragraphen und gegebenes Recht schauen. Doch so zeigt sich nun die gleiche beschämende Erkenntnis wie schon zu Beginn von Corona: Wenn Extrawürste auf dem Grill liegen, stehen manche Verantwortliche mit gewetzten Messern bereit.
Als Kohfeldt hätte gehen müssen
Was die Gesamtentwicklung von Werder Bremen betrifft, bräuchte es mehrere Akten mitsamt Unterordnern. Vom familiären Selbstverständnis bis zum Malen nach ausschließlich schwarzen Zahlen wäre alles dabei bei den Gründen für dieses Drama kurz vor Ladenschluss. Einen Punkt möchten wir rückblickend nochmal wiederholen und das betrifft die erfolgreiche Relegation gegen Heidenheim in der letzten Saison. Es wäre der optimale Zeitpunkt gewesen, um mit Florian Kohfeldt getrennte Wege zu kommunizieren. Beide Seiten, Verein und Trainer, hätten diese Spielzeit als Gewinner verlassen. Das romantische Werder-Dogma, auf Gedeih und Verderb am Trainer festzuhalten, hatte sich schließlich trotz Nervenkitzel wieder einmal als erfolgreich herausgestellt, die Verantwortlichen hatten inmitten heftiger Sturmböen Ruhe bewahrt und gewonnen.

Ein besseres Momentum für einen sauberen Schnitt, inklusive Umarmung und Danksagung, hätte es nicht geben können, um auf Augenhöhe zu sagen: Danke für alles Florian, wir haben gemeinsam Berge erklommen und Täler durchschritten. Jetzt trinken wir zusammen ein frisches Haake, du wirst als gefragter Trainer deinen Weg gehen und wir stellen uns neu auf. All das wurde verpasst, ab dem ersten Spieltag der Folgesaison stand das Konstrukt Bode-Baumann-Kohfeldt zwangsläufig unter Beobachtung. An Baumann festzuhalten bedeutete an Kohfeldt festzuhalten bedeutete sich gegenseitig festzuhalten. Und wer nach einem haarscharf vermiedenen Abstieg kaum Veränderungen vornimmt und mit dem bekannten wie gefährlichen Es-wird-schon-irgendwie-gutgehen-Motto in die Saison startet, der darf sich über vorprogrammierte Skepsis nicht wundern.
Hinzu kam schließlich in der aktuellen Saison, dass Köln und Schalke Woche für Woche die Goldene Himbeere für die schlechteste Performance abräumten, die Klarheit über Werders ideenlosen Fußball kam medial kaum Ausdruck. Und das, obwohl es derselbe ideenlose Fußball war, der schon letzte Saison in die Relegation führte. Jetzt, wo sich ein einziges Schaaf auf dem Deich der Flut entgegenstellt, ist festzuhalten: Das 2:2 in der Relegation gegen Heidenheim war ein Geschenk des Himmels, um ohne Gesichts- und DNA-Verlust präventive Maßnahmen einzuleiten. Bode und Baumann haben diese Zeichen der Zeit verkannt und sollten sich jener Tatenlosigkeit mit Rücktritten stellen. Die Entlassung Kohfeldts nach dem 33. Spieltag ist dafür kein Argument, sondern ein Beweis.
Heute hier, morgen dort
Erstmal also das Corona-Nachholspiel zwischen Schalke und Hertha trotz Corona und Quarantäne. Dann das Pokalfinale an einem Feiertag und keinem Wochenende und erst um 20:45 Uhr statt wie früher um 20 Uhr, damit Kinder am nächsten Tag noch ausgeschlafener die Schule genießen können. Währenddessen startet Manchester United gegen Liverpool, ebenfalls ein Nachholspiel, nachdem am eigentlichen Termin viel Fans der Red Devils von machtversessenen Besitzern die Nase voll hatten. Samstag dann endlich wieder volles Rohr Bundesliga, alle zusammen und zeitgleich. Moment, geht ja gar nicht, Pokalfinale war ja erst vorgestern. So können auch Mainz und Wolfsburg erstmal ganz entspannt dem Treiben ihrer direkten Konkurrenten zuschauen.

Am 22. und 23. Mai dann endlich letzter Spieltag von erster, zweiter und dritter Liga, sodass Fans und Spielern 19 Tage bleiben, um sich optimal auf die EM vorzubereiten. Das können natürlich nicht alle von sich sagen. Am 26. Mai steigt nämlich nicht nur das Hinspiel der Bundesliga-Relegation, sondern auch das Finale der Europa League. Wer das verpassen sollte, kann sich beruhigen: Am 29. Mai findet neben dem Rückspiel der Bundesliga-Relegation auch das Champions-League-Finale statt. Dazwischen und danach gibt es am 27. und 30. Mai noch ganz geschmeidig die Relegation zur 2. Bundesliga.
Die Aufstiegsrunde zur 3. Liga, in der der Meister der Regionalliga-Nord auf den Sieger der Play-Off-Runde Bayern trifft, beginnt dann am 12. Juni, wenn zeitgleich Wales auf die Schweiz in Baku, Dänemark auf Finnland in Kopenhagen und Belgien auf Russland in St. Petersburg treffen. Und wenn am 19. Juni das finale Rückspiel um den Aufstieg in Liga drei stattfindet, messen sich in Budapest Ungarn und Frankreich, in Sevilla Spanien und Polen sowie in München Deutschland und Portugal. Dann Vollgas bis 11. Juli EM durchziehen, dann schnell den Rasen mähen und am 06. August wieder erste Runde DFB-Pokal und am 13. August wieder Bundesliga satt genießen. Gute Unterhaltung!
Lehmann: nur eine logische Folge
Kurz über Jens Lehmann nachgedacht und entschieden es nicht auch noch umfangreich zu diskutieren oder gar zu analysieren. Weil es einfach nichts zu diskutieren gibt. Jeder Mensch, der sich in den letzten Jahren halbwegs mit Fußball und daher leider zwangsläufig mit dem Kerl beschäftigen musste weiß, dass da gehörig was schiefläuft in der Birne.
Man muss sich nur mal an seine einstige Aussage über das gemeinsame Duschen mit Hitzlsberger erinnern, „dass man da (nicht) hätte denken können, da ist irgendetwas.“ Auf Schalke schämt man sich längst fremd über die Auftritte des Eurofighters, was über den Charakter eines verdienten Spielers generell viel aussagt. Nicht zu vergessen der Alu-Kommentar zu Corona im Dezember. Deshalb verwundert so eine Nachricht an Aogo nicht, sondern ist letzten Endes nur eine logische Folge.
Regen wir uns also nicht weiter drüber auf. Wichtig ist nur, dass Hertha umgehend reagiert hat. Er soll einfach wieder wie damals mit der Straßenbahn nach Hause fahren und den Mund halten. Vielleicht hilft das ja dem Verstand.

Sätze der Bedeutungslosigkeit #24

1.) „Ich möchte die größten Titel gewinnen, die es gibt, und das tun wir nicht so ganz.“ (Könnte vielleicht am Club liegen, Harry Kane)
2.) „Ich habe die Situation, wie sie sich jetzt darstellt, so noch nicht erlebt.“ (Michael Zorc hat mit dem aktuellen Trainer-Karussell nicht das Geringste zu tun)
3.) „Am gestrigen Dienstag haben die Löwen mit der Vorbereitung auf den Saisonendspurt begonnen.“ (Gut, dass man als Drittletzter damit nicht schon letzte Woche begonnen hat, lieber BTSV)
4.) „Wir sind zu lieb, zu nett. Es geht nicht darum, dass wir elf Freunde sind, sondern dass wir Erfolg haben.“ (Bernd Leno, Betriebsökonom)
5.) „Das hat ausschließlich in einer digitalen Parallelwelt stattgefunden.“ (Na dann, Christoph Metzelder)
Badness in Bordeaux

Die aktuellen Bilder und Nachrichten rund um Girondins Bordeaux machen uns gerade sehr traurig. „Der amerikanische Albtraum“ titelte die L’Équipe bezüglich der US-Investmentgesellschaft GACP, die den Club vor knapp drei Jahren für 100 Millionen Euro übernommen hatte, „King Street“ zieht sich nun als Besitzer zurück.
Die Vorstellung, dass aus diesem berühmten Verein ein zweites Uerdingen wird ist so furchtbar wie absurd und es bestätigt sich mal wieder die bittere Formel: Investor krallt sich großes Pferd, Investor will oder kann nicht mehr, Verein geht in die Insolvenz.
Sechs Meistertitel, vier Mal Pokalsieger, jahrzehntelang im Europapokal vertreten, von Tigana bis Lizarazu, von Dugarry bis Zidane, von Klaus Allofs bis Dieter Müller, von Aimé Jacquet bis Gernot Rohr. Das kann und darf alles nicht wahr sein. Möge es für Verein, Fans und Stadt alles irgendwie gut ausgehen.
„Aufstieg adé?“ ist nicht die Frage
Wir möchten kurz für den #HSV eine kleine Lanze brechen. Und das tun wir nicht, indem wir das Auftreten in Sandhausen relativieren. Jeder halbwegs klare Fußballfan sieht, wie fußballerisch und psychisch instabil die Truppe auf dem Rasen derzeit wirkt. Doch das Apokalyptische und gar Abhakende von Vielerseits ist der Tick zu viel des Schlechten. Und damit meinen wir nicht Häme und Spott, die es gegenüber den vermeintlichen Goliaths im Fußball immer geben wird und auch irgendwie gesunde Kinder der Kurve sind.
Es geht um das mediale Kommentieren eines auf dem dritten Tabellenplatz stehenden Vereins. Nochmal: auf dem dritten, nicht auf dem vierten. Bei 15 offenen Punkten, in denen Fürth noch ans Millerntor und am letzten Spieltag zur Fortuna muss. Der Kicker ruft ein “Versagen auf allen Ebenen“ aus. Geht es nach der Sportschau, ist der Aufstieg so gut wie verspielt. Das wird alles aufgesetzt, indem jeder Pups eines Toni Kroos („Meine Güte, HSV…ehrlich…“) mit in die Analyse (Sportschau) eingebunden wird. Vor ein paar Wochen zog der HSV in Bochum eine eiskalte Nummer ab, da plötzlich ließ die große Raute laut Medien ihre Muskeln spielen.

Ja, der Wind hat sich gedreht und hört man unsere leidenschaftliche HSV-Furche Hanno Schäfer aus dem derzeitigen Tal schreien, so hört man auch viel Klarheit über die fehlende Qualität im Kader bzw. einbeinige Gjasulas heraus. Andererseits sendet der Tabellenkeller der ersten Bundesliga gerade wahrlich keine Anzeichen für ein stabiles Team in einer möglichen Relegation. “Aufstieg adé?“ (NDR) ist also noch keine Frage, bei jedem anderen Zweitligaverein wäre es nur ein weiterer Dämpfer im Aufstiegsrennen.
Bei dem “Desaster von Sandhausen“ (Kicker) fehlt offenbar einigen Journalisten der nötige Abstand zum letzten Spieltag der Vorsaison. Das Dramatische in Schlagzeilen – geschenkt. Schlecht ist dabei nur, dass die Tabelle und damit die Fakten außen vor gelassen werden. Und da hilft deinem Verriss auch kein Toni Kroos mehr, ganz im Gegenteil.
Ein Tag für die Geschichtsbücher
Was ein Tag gestern. Binnen Stunden bricht der ganze Super-League-Putsch in sich zusammen und es interessiert niemanden auch nur die Bohne, dass David Alaba inmitten dieses Sturms offiziell bei einem Club einen Vertrag bis 2026 unterschreibt, der dann nach eigenen Aussagen seit zwei Jahren tot ist.
Petr Cech muss an der Bridge die aufgewühlte Meute beruhigen, Gary Neville sendet Herzen und stößt genüsslich mit Wein an, Jordan Henderson wird zum Feuerwehrmann der Herzen, Ed Woodward zum fliehenden Vice-Chairman. Und Kevin de Bruyne ist ein kleiner Junge aus Belgien, der einfach nur spielen will. Fazit soziale Medien: der Hype war schneller vorbei als bei Clubhouse. Abwarten. Vor allem auf die Saubermänner von UEFA und FIFA.
Nebenbei steigt Schalke nach dreißig Jahren Bundesliga in die zweite Liga ab und den armen Ulli Potofski traf das offensichtlich härter als manchen blau-weißen Spieler. Gerald Asamoah will man hingegen einfach nur umarmen. Football bloody hell! In jedem Fall wird es namentlich eine zweite Liga der Marke Super League.
Was war noch? Achso, die Druckerpressen der Corriero dello Sport liefen bereits, als die Super League in England in Flammen aufging. Inhalt des heute erscheinenden Aufmachers ist ein Interview mit Andrea Agnelli, warum die Super League superduper funktionieren wird. Vielleicht ist Print wie der gute, alte Fußball – nicht immer aktuell, aber mit der nötigen Romantik gesegnet.
Der talentierte Mr. Marin
Es liest sich wie der Cliffhanger einer schlechten Daily Soap: Marko Marin wechselt erneut den Verein. Und wie bei einer TV-Serie mit überschaubarem Drehbuch, schalten sich immer wieder dieselben Zuschauer ein und spoilern das vermeintliche Ende des Protagonisten. Der Dreizeiler in der Programmzeitschrift: Der talentierte Mr. Marin verspielt weiterhin seine Karriere, ehe ihm Netz-Experten den richtigen Weg weisen. „Was eine Wurst!“, schreibt ein User über Marko Marin. Es ist einer der weniger böswilligen Kommentare über den Wechsel des Mittelfeldspielers von Roter Stern Belgrad zum saudischen Club Al-Ahli. Der Tenor ist, dass Marin schließlich in Belgrad angekommen sei und der Wechsel nach Saudi Arabien ein sportlicher Rückschritt sei, dem reine Geldgier zugrunde läge.
Die Last eines Überfliegers
Zugegeben, Marin macht am Mikrofon nicht immer eine glückliche Figur. Er bekennt sich schnell zu einem neuen Arbeitgeber und spart nicht mit Superlativen, wenn es um sein Wohlbefinden im neuen Verein geht. Das ist prinzipiell nicht verwerflich, doch vergehen, wie jetzt geschehen, nur Tage zwischen Marins Treueschwüren in Belgrad und plötzlichen Vereinswechseln nach Saudi-Arabien. Manchmal möchte man ihn einfach beiseite zerren und für viel Geld einen Spin-Doctor verpflichten. Die Kritik an seiner öffentlichen Handhabe ist nachvollziehbar und richtig.
Das ist aber auch alles. Der Umstand, dass ein Ü30-Spieler statt sportlicher Perspektiven abseits von europäischen Ligen noch einmal den Geldbeutel öffnet, war schon zu Zeiten George Bests ein völlig normaler Vorgang. Die ewig gleichen wie völlig deplatzierten Lacher über Marins Karriere basieren vielmehr auf den damals hohen Erwartungen, die er bis heute auf seinen Schultern trägt. In sämtlichen Auswahlmannschaften vertreten, in Gladbach und Bremen im Rampenlicht, haftete seinem Weg spätestens nach seinem Wechsel zum FC Chelsea der Ruf eines Überfliegers an.
Dass ihm der Durchbruch an der Stamford Bridge nicht gelang, entfachte schon damals Kommentare, die vor Genugtuung trieften: Wer die große Kohle will, muss eben mit den Konsequenzen rechnen. Premier League ist körperlich halt eine andere Nummer, da haben Weicheier wie er nichts verloren. In Sevilla können es Schwalbenkönige wie Marin vielleicht doch noch zu etwas bringen usw.
Noch einmal zur Klarheit: Ein damals 23-Jähriger konnte sich gegen Spieler wie Juan Mata, Florent Malouda oder Eden Hazard nicht durchsetzen, das war alles. Dass ihm Chelsea keine weiteren Chancen einräumte und ihn trotzdem in den eigenen Reihen hielt, bescherte Marin eine fast ausweglose Situation voller Leihgeschäfte. Denn einerseits gehören Sevilla, Florenz, Anderlecht und Trabzonspor zum gehobenen Repertoire europäischen Fußballs, andererseits kommt da schließlich ein Hochtalentierter von der Stamford Bridge. Egal, wo Marin auch aufschlug: Chelsea war sein Vorname.
Die richtige Entscheidung
Für unzählige, hoch angepriesene Talente führte diese Tour zum Anfang vom Ende. Doch Marin verschlug es trotz weniger Einsätze nicht ins Dickicht zweiter Ligen oder privater Abstürze. Bei Olympiakos Piräus ließ er Chelsea endgültig hinter sich und gewann die griechische Meisterschaft. In Belgrad stellte er sein Spiel – auch dank seiner inzwischen gewonnen Erfahrung – um, gewann auch dort den nationalen Titel und avancierte zum Mannschaftskapitän. Es war vor allem diese Station, die ihm den nun lukrativen und wahrscheinlich letzten Vertrag seiner Karriere ermöglichte. „In Belgrad hätte er zu einer Legende werden können!“, schreibt ein User. Das ist nicht nur maßlos übertrieben, sondern auch Augenwischerei. Ebenso können ein Trainerwechsel oder eine kleinere Verletzung ausreichen, um einen Spieler im gehobenen Fußballalter schnell auf die Bank zu drücken, die Daily Soap um den talentierten Mr. Marin wäre weitergegangen. Jetzt aber ist Marko Marin endlich sein eigener Regisseur.
Zu viel des Schlechten
Ja, in Belfast lief nicht alles glatt und war vor allem in der ersten Halbzeit kein Zuckerschlecken. Doch wie am Tag danach darüber berichtet wurde, ließ einen Rückfall in Ribbeckschen Rumpelfußball vermuten. Sämtliche Titelzeilen konzentrierten sich auf das Wacklige, Ernüchternde und Quälende:
„Ein ernüchternder Sieg“ (ZEIT)
„Ein wackliger deutscher Sieg“ (FAZ)
„Deutschland nach Quäl-Sieg wieder auf EM-Kurs“ (BZ)
„Halstenberg löst die Schockstarre der DFB-Elf“ (DW)
„Deutschland müht sich zum Sieg gegen Nordirland“ (t-online)
„Noch mal davongekommen“ (SZ)
„Nordirland zeigt, wie tiefgreifend Löws Umbruch ist“ (Welt)
„DFB-Team quält sich nach schwacher 1. Halbzeit zum 2:0-Sieg in Nordirland“ (sport90)
Einzig Spiegel Online schaffte es zu der halsbrecherisch gewagten These: „Halstenberg und Gnabry schießen Deutschland an die Tabellenspitze“. Und natürlich darf bei aller Kritik der süffisante Hinweis nicht fehlen, dass man auf ein Land „mit nur 1,9 Millionen Einwohnern“ traf – ein Land „fast so groß wie Thüringen“.
Es ist die gleiche rhetorische Arroganz, mit der sämtliche Länder abseits der „großen Fußballnationen“ immer wieder als „Fußballzwerge“ abgewatscht werden. Und es sind die gleichen Stimmen, die nach dem 3:2-Auftaktsieg gegen die Niederlande „Wir sind wieder wer!“ posaunen. Niemand hat behauptet, dass nach personellen Halbrevolutionen um Hummels, Müller und Co. keine Probleme entstehen würden. Wie holprig so ein Wechsel sein kann, haben Italien und Spanien in Reinform vorgemacht. Wer also erwartet, dass die DFB-Elf über „Länder wie Nordirland“ hinwegsaust, weil „das ja der Anspruch sein sollte“, treibt im gleichen Gewässer aus Überheblichkeit und Anmaßung, in dem auch die DFB-Elf in Russland baden ging.
Zur Erinnerung: Es ist nur eine EM her, als es „Der Weltmeister!“ in der Gruppenphase gegen eben diese Nordiren nur zu einem 1:0 schaffte. Schon da kam es zu keinem 8:0 wie gegen Estland, bei dem noch vor ein paar Wochen in Mainz „die Mannschaft etwas versprühte, was lange vermisst war: Freude am Fußball.“ (Spiegel Online) Das wirklich Ernüchternde nach dem jüngsten Abend in Belfast ist nicht die erste Halbzeit gegen einen sich zerreißenden Gegner, sondern die Berichterstattung über ein Spiel, bei dem ein junges Team „nochmal davon kam“. Es geht nicht um die legitime Kritik an neunzig Minuten Fußball, sondern um einen auf das Schlechte reduzierten Grundton.
Ein Deal mit fatalen Zeichen
Seitdem ist viel passiert in der schwer überschaubaren Welt der Deals. Auflauf- und Torprämien bekommt inzwischen jeder Oberliga-Kicker, bei den Profis handeln Spielerberater Verträge so dick wie Bibeln aus, Klauseln sind so durchtrieben wie die AGBs deutscher Mobilfunkanbieter. Da kann man den Kopf schütteln, darüber lachen oder es einfach als freie Marktwirtschaft akzeptieren – das Spiel selbst betraf es bislang kaum bis gar nicht. Deals waren eben Deals hinter den Kulissen, das Spiel dauerte weiterhin 90 Minuten und das Runde musste immer noch ins Eckige.
Seit dem Transfer von Vincenzo Grifo von Hoffenheim zurück zum SC Freiburg, gilt das nicht mehr. Für rund sieben Millionen Euro wechselt der Mittelfeldspieler fest ins Dreisamstadion. Der Clou: der Vertrag sieht vor, dass Grifo im kommenden Spiel gegen die TSG nicht auflaufen darf. Es ist also passiert: Spieler A darf nur zu Verein B wechseln, wenn er gegen diesen nicht spielt. Das sind keine rein finanziellen Deals mehr hinter den Kulissen, es geht nicht mehr um mietfreies Wohnen oder einen Sponsorenvertrag, sondern um aggressive Eingriffe in den Spielbetrieb.
Schreiten die Verbände bei solchen Vorstößen nicht ein und lassen den Transfermarkt seines freien Amtes walten, werden Deals wie von Grifo salonfähig. Andernfalls verliert der sportliche Wettbewerb auch noch das so wunderbar naive Elf gegen Elf, an dem sich der gemeine Fan trotz Ausbrüchen des modernen Fußballs immer noch festhalten konnte. Zuschauende könnten sich bei dem Kauf ihrer Eintrittskarte fortan nicht darauf verlassen, dass die besten Spieler ihres Teams auflaufen, sondern bloß die, die dürfen. Der Grifo-Deal setzt nicht nur ein klares Zeichen gegen die auf den Tribünen Stehenden und vor den Fernsehern Sitzenden. Er ist auch schlichtweg Wettbewerbsverzerrung.
(Für die Furche kommentiert: Heiko Rothenpieler)
Sätze der Bedeutungslosigkeit #23
1.) „Er [Nübel] hatte zum Beispiel noch Torwarthandschuhe für die kommende Spielzeit bestellt!“ (Und das sogar ohne Vertrag, POPE’s Goalkeeper Gloves!)
2.) „…wurde beschlossen, Cheftrainer Daniel vorerst zu beurlauben.“ (sucht vorerst Trainer in Teilzeit: Erzgebirge Aue)
3.) „Mit ihrer Identität und Mentalität gehören die Bayern immer zum Favoritenkreis.“ (Bedeutet also für Schwaben, Sami Khedira?)
4.) „Am Ende der Schlacht werden die Toten gezählt.“ (Heribert Bruchhagen, Veteran)
5.) „Ich bin nicht sauer, ich bin normal drauf.“ (Renato Sanches bleibt ruhig: https://www.youtube.com/watch?v=6wdqWFbtwu0)
Die Journalie und der „Paukenschlag!“
PAUKENSCHLAG! Hören oder sehen wir dieses journalistische Monstrum eines Klingelwortes, denken wir sofort an irgendetwas nahe der Apokalypse. Mindestens an einen Transfer von Roman Weidenfeller als Torwarttrainer zum FC Schalke 04. An alles außerhalb unserer Vorstellungskraft eben. Denn das bedeutet er ja schließlich, dieser PAUKENSCHLAG! Er betritt die Mitte des Raumes nicht nur völlig überraschend, nein, nein, er kommt auch so brachial dahergeflogen wie eine Kopfnuss von Jaap Stam.
Genau diesen Cocktail aus Unvorhersehbarkeit und Kraft hatte der hofgeile Haydn wohl im Kopf, als er seine 94. PAUKENSCHLAG-Sinfonie komponierte. Mit so viel Wumms hatte damals am Ende des 18. Jahrhunderts nun wirklich niemand gerechnet, sodass das Werk in England wenig überraschend den Namen „The Surprise“ (Die Überraschung) bekam. Und heute? „PAUKENSCHLAG! Neymar als Kapitän entmachtet“ (sport.de) Für so einen Witz an PAUKENSCHLAG hätte der alte Haydn nicht mal eine Triangel verliehen! Der gepaukte Aufhänger ist so über alle Maßen ausgelutscht und deplatziert wie der vor Egozentrik triefende Twitter-Zusatz „Hier mein Text zu…blabla. Habe mit Gott gesprochen, 90 Minuten Hardcore, echte Gefühle, ich bin der Geilste, glaubt mir [bitte!].“
Wo wir gerade bei unangenehmen Kabinenansprachen zum Thema Hilflosigkeit in Überschriften sind, schlägt es just in diesem Moment in unseren Gehirnen ein: „PAUKENSCHLAG! Eurosport hat seine Rechte an DAZN verkauft!“ (krone.at) Kurz zitterte das Gemüt, als habe Admiral Dönitz wieder zum „Unternehmen PAUKENSCHLAG“ getrommelt. Aber nein, wir haben nicht 1942 und statt Eisernen Kreuzen werden nur ein paar erbärmliche Klicks verteilt. Da sehen wir gerne wie gesättigt ein, dass es sich bei PAUKENSCHLÄGEN in der Titelzeile um keine Volltreffer, sondern um harmlose Leuchtraketen handelt. Weckt uns, wenn Weidenfeller in Gelsenkirchen gesichtet wurde – mit Pauke natürlich.
Abseits des Platzes 2018 (1)
Der unsportliche Jahresrückblick: Januar bis April
JANUAR
- AfD stellt Strafanzeige gegen Eintracht-Präsident Peter Fischer wegen Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung
- Nach Kritik an Regierung in Ankara: Deniz Naki auf Autobahn beschossen
- Englische Jugend-Fußballtrainer Barry Bennell gesteht sexuelle Belästigung von Minderjährigen in sieben Fällen
- Angeklagter Sergej W. gesteht Tat auf BVB-Bus und bestreitet Tötungsplan
- WM Affäre 2006: Bin Hammam bestätigt Zahlung von 6,7 Millionen Euro
- Saudische Frauen erstmals im Stadion – keine freie Platzwahl, nur in Begleitung der Familie, Eingänge streng getrennt
- Nagelsmann empfiehlt Amiri eine Freundin
- Nach Schulung auf Mallorca: Videoschiedsrichter sollen nur noch dann einschreiten, wenn Eindeutiges vorliegt
- Mainzer Balogun und Ujah beim Aufwärmen in Hannover offenbar mit Affenlauten diskriminiert
FEBRUAR
- Kinds Antrag: Kampf um 50+1 geht weiter
- Proteste werden lauter: mit Pfeifen und Tennisbällen gegen Montagsspiele
- Nach 14 Jahren: Qatar Airways löst Lufthansa als Bayern-Sponsor ab und wird Premium-Partner
- Europa League: Polizist stirbt nach Herzstillstand bei Krawallen in Bilbao
- UEFA-Entscheid: Kein Videoschiedsrichter in der Champions League
- „Grenze des Hinnehmbaren überschritten“: BVB-Süd boykottiert Montagsspiele, Spiel gegen Augsburg vor leeren Rängen
- Antisemitische Hetze nach „Nazis raus aus den Stadien“–Kampagne des SV Babelsberg 03
- „Global Nations League“: UEFA plant eine neue Mini-WM
- Polizeikosten im Fußball: DFL muss zahlen, OVG Bremen erklärt Gebührenforderungen für rechtens
MÄRZ
- Videobeweis wird offiziell in das Regelwerk der Fifa aufgenommen
- Davide Astori (31), Kapitän des AC Florenz, stirbt nach Herzstillstand in einem Hotel vor der Partie gegen Udine. Astori hinterlässt seine Lebensgefährtin und eine zweijährige Tochter
- „Zieler, mach‘ es wie Enke!“: Torwart Ron-Robert Zieler vom VfB Stuttgart wird von Teilen der Ultras-Köln attackiert
- DFB-Präsident Grindels Rundumschlag gegen E-Sport: „Fußball gehört auf den grünen Rasen und hat mit anderen Dingen, die computermäßig sind, nichts zu tun.“
- Ein Interview schlägt Wellen: Per Mertesacker äußert sich im Spiegel über den immensen Druck als Profi-Fußballer. Vor jedem Spiel habe sein Körper mit Brechreiz und Durchfall reagiert, vor allem die WM 2006 habe ihn sehr belastet
- Tumulte in Londoner Osten: West Ham-Fans stürmen Spielfeld und belagern die VIP-Lounge der Vereinsinhaber
- Unbekannte stellen nach 0:6-Pleite in München elf Kreuze am Trainingsgelände des HSV auf
- Ex-Liverpool-Star und Sky-Experte Jamie Carragher bespuckt Familie. Nach viralem Shitstorm, entschuldigt er sich via Twitter: „Bin völlig aus der Rolle gefallen“
- Paok Salonikis Clubchef Iwan Savvidis zückt Waffe und rennt auf Spielfeld
- Nach TV-Rechte-Vergabe wird es so teuer und kompliziert wie noch nie: Sky und DAZN teilen sich Champions League
- DFL-Klubs haben entschieden: 50+1 bleibt!
- Staatsanwaltschaft ermittelt: Kinder und Jugendliche von Independiente-Jugendheim Opfer eines Prostitutions-Netzwerkes
APRIL
- VfL Osnabrück startet Aktion „Gegen Rechts“. Beatrix von Storch teilt daraufhin per Twitter aus. Die Antwort des VfL: „Wir bewerten Ihre Beleidigung und den Inhalt Ihres Tweets als Kompliment und fühlen uns in unserer Haltung bestätigt.“ Der Club bietet ihr zudem ein Trikot mit der Aktion an – „signiert vom gesamten, multikulturellen Kader des VfL Osnabrück.“
- Fifa plant Gelbe Karten für Trainer
- Champions League: vor dem Viertelfinale in Liverpool wird der Mannschaftsbus von Manchester City angegriffen
- neue WM und neue Turniere: Konsortium mit Tech-Konzern „Softbank“ legt Fifa angeblich Angebot vor
- Kritik nach Novum: Wegen des Revierderbys werden im Ruhrgebiet mehr als 250 Amateurspiele verlegt
- In einem Sonderzug, in dem Fußballfans von Borussia M’gladbach aus München zurückfahren, wird eine 19-Jährige auf einem Bord-WC vergewaltigt. Unter Verdacht steht ein 30-jähriger Gladbach-Fan, der bereits wegen Missbrauchs im Gefängnis saß
- In der CL-Partie zwischen Juve und Real pfeift Schiedsrichter Michael Oliver in letzter Minute einen umstrittenen Elfmeter. Er selbst erhält Morddrohungen, seine Frau Nachrichten auf ihr Handy
- Video-Wahnsinn in Mainz: Freiburger Spieler werden nach Halbzeitpfiff zurück aus ihrer Kabine geholt
- Torwart-Titan Oliver Kahn verlangt von Torwarthandschuh-Startup „T1Tan“ Schadenersatz
Sätze der Bedeutungslosigkeit #22

2.) „Die zündende Idee und das Quäntchen Glück, das wir nicht erzwungen haben.“ (Kunden von Pavel Dotchev kauften auch: „Zuerst hatten wir keine Qualität, dann kam auch noch Pech dazu)
3.) „Die 3. Liga hat, auch mithilfe des DFB, in den vergangenen Jahren aus Vermarktungssicht an Attraktivität gewonnen.“ (Und aus Fansicht, Michael Schwetje?)
4.) „Wir wollten immer eine globale Nations League haben, und wir werden eine solche Idee, die wir der FIFA unterbreitet haben, unterstützen: Die Weltmeisterschaft soll alle zwei Jahre stattfinden.“ (FIFA-Vizepräsident Alejandro Dominguez für mehr FIFA-Anträge von der FIFA an die FIFA)
5.) „Sergio Ramos hat niemals gegen Anti-Doping-Regeln verstoßen.“ (Real Madrid über Duschen, Föhnen, Ankleiden)
Sätze der Bedeutungslosigkeit #21
1. „Wenn man gewinnt, das habe ich als Sportler immer festgestellt, gibt es auch irgendjemanden, der verliert.“ (Philipp Lahm, Didaktiker)
2. „Es sind drei Punkte, die einem entglitten sind, und die können am Ende entscheidend sein.“ (Marcelo, Mathematiker)
3. „Wenn man zwei Spiele in drei Tagen verliert, ist das zwar doof, aber normal.“ (Stefan Krämer, Grotifant)
4. „Wenn beide [Außenbahnspieler] fünf Tore schießen im Lauf einer Saison, hast du zehn mehr, das kann viele Punkte bringen.“ (Julian Nagelsmann, Visionär)
5. „Ich kann schon nachvollziehen, was die Fans fordern. Aber sie müssen doch auch wissen, dass die Proteste nichts bringen werden.“ (Friedhelm Funkel, RWE-Vorstand)
Pass in die Gasse #133
Der DFB bietet seiner Basis nun eine App an. So kann schon jetzt gefiltert und vermieden werden, dass den Scouts vielleicht ein guter Fisch durch das Online-Netz geht. Weiß natürlich nur: die Furchen-Kolumne „Pass in die Gasse“ via Westfalenpost Wittgenstein.
Sätze der Bedeutungslosigkeit #20
Urlaub vorbei, Furche wieder dabei. Nach WM, Tour de France, Wimbledon, Leichtathletik-EM, gebrochenen Füßen und Punk Rock Holiday kehrt dann doch wieder Alltag ein: am Betze brodelt es weiter, FC und HSV im Irgendwo, ManCity und Bayern schon jetzt zu stark, Wechselgerüchte um Draxler. Alles beim Alten also. Um den Rest kümmern wir uns. Zum Aufschlag daher ein paar SÄTZE DER BEDEUTUNGSLOSIGKEIT.
1. „Wir sind noch früh in der Saison.“ (Dominick Drexler, Wahrsager)
2. „Haben in die Zukunft investiert, nicht in die Breite.“ (Fredi Bobic, Bauaufsicht)
3. „Man weiß nie, was passiert (…) Aber zurzeit gehe ich davon aus, dass sich die Wege trennen.“ (Szenen einer Ehe: Christian Titz und Filip Kostic)
4. „Bestechung, Veruntreuung und Manipulation von Fußballspielen oder Wettbewerben dürfen nach Ablauf von zehn Jahren nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden.“ (Die neue Nr.1 der Fifa-Charts)
5. „Wir waren klar die bessere Mannschaft. Wir hatten mehr Ballbesitz und einige gute Möglichkeiten. Wir konnten dies aber nicht ausnutzen, um zum Erfolg zu kommen.“ (Full of Classics: Moritz Stoppelkamp)