Lanzenbruch für Cristiano Ronaldo

– Kommentar zur allgemeinen Darstellung bzgl. „Weltfußballer des Jahres“ –

Nach der „Wahl zum Weltfußballer des Jahres“ gastiert in den sozialen Netzwerken ein Bild, auf dem zwei Screenshots nebeneinander gesetzt wurden. Links posiert Lionel Messi strahlend mit der erneut gewonnenen Trophäe. Rechts macht Cristiano Ronaldo auf einem unscharfen Bild einen nahezu dämlichen Gesichtsausdruck. Das Bild wird in Blogs veröffentlicht und millionenfach via Facebook geliked und mit teils Kommentaren untermalt, deren Inhalte so respektlos sind, dass man Kind und Kegel die Augen zuhalten möchte.

Abgesehen von der ohnehin historisch fragwürdigen Sinnesfrage hinter der Wahl zum „Weltfußballer des Jahres“, ist es bedauerlich zu beobachten, mit welchem fehlenden Respekt Cristiano Ronaldo dieser Tage von den Medien behandelt wird. Fakt ist, dass die Wahl die Leistungen eines Spieler auszeichnen soll und nicht dessen Charaktereigenschaften. Folglich geht es nicht um die Sympathien eines Spielers sondern um die Auswertung von je drei Nominierungen, die von Trainern und Kapitänen der Nationalteams weltweit eingereicht wurden. Es wäre eine Schande und ein Ehrenmissbrauch, sich dieser Wahl nicht zu stellen. Kurz: Ronaldo bleibt gar nichts anderes übrig, als sich auch bei dieser Wahl den Schmähnachrufen in Bild und Ton zu ergeben.

Nun mag der ein oder andere sicherlich zu Recht sagen, dass sich Ronaldo die negativen Echos mit Zitaten wie „Ich bin mehr wert als 94 Millionen Euro“, „Fans pfeifen mich aus weil ich gut aussehe und reich bin“ oder „Ich liebe es, den Hass in den Augen der Leute zu sehen“ selbst hat zu Schulden kommen lassen. Doch gleichzeitig sind Presse, Blogosphäre und der einfache Fußballzuschauer in seiner Mittagspause nicht abgeneigt, über Ronaldos Traumtor vom vergangenen Tag zu sprechen. Seine ihn umhüllende Arroganz wird dabei gerne und gänzlich negiert.

Was soll Ronaldo tun? Soll er aufhören, guten Fußball zu spielen? Soll er die Nominierung wegen Chancenlosigkeit ablehnen und somit den 509 Kapitänen einen Schlag ins Gesicht verabreichen? Soll er sich gegen die Pein und die Schmach auflehnen, was die sichere Brandmarke eines schlechten Verlierers zur Folge hätte? Man sollte sich besinnen. Besinnen darauf zu unterscheiden. Denn eine solche Wahl bedarf einer gehörigen Unterscheidung zwischen der Qualität eines Spielers und seinen öffentlichen Auftritten. Man muss Cristiano Ronaldo nicht mögen. Doch sollte man sich selbst einmal fragen, ob ein zweiter Platz bei der Wahl zum Weltfußballer des Jahres nicht doch eher eine Plattform für den Ausspruch von sportlichem Respekt sein sollte anstatt die anonyme Chance zu ergreifen, sämtlichen Antisympathien Ausdruck zu verleihen. „Herzlichen Glückwunsch zum zweiten Platz!“ ist manchmal nämlich angebrachter als „Ronaldo du xxxxxxx haha, wieder nur zweiter du erbärmlicher Loser!“.

Ronaldo

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