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Hopp done: KFC Uerdingen vs. SSVG Velbert 3:1
Wir haben noch viel Hoppiges in der Ablage und starten in das Neujahr mit einem letztlichen Besuch in der good old Grotenburg.
LIGA: Oberliga, 23.09.2022, 10. Spieltag
GROUND: Grotenburg-Stadion
ZUSCHAUERZAHL: 2000 (ausverkauft; im Umbau)
EINTRITT: 10€, Westkurve, Block S
BIER: Bolten Alt und Pils; Preise, Liter und Co. vergessen
BESONDERE VORKOMMNISSE: Grotifant (leider) unauffällig
Man konnte auch abseits der Toiletten förmlich riechen, wie es hier mal in der ersten Bundesliga war. Von Moos und verbleichten Schmierereien überzogene Schilder erzählen dir von den großen Abenden unter Flutlicht: „Hier fand 1986 im Europapokal der Pokalsieger im Spiel gegen Dynamo Dresden das Wunder der Grotenburg statt. Hier drehten die Blau-Roten ein 0:2 aus dem Hinspiel und einen 1:3-Pausenstand in ein 7:3, was nach einer Umfrage von mehr als 200 Journalisten, Spielern und Trainern zum größten Fußballspiel aller Zeiten ausgerufen wurde.“
Genug davon, weg vom Honig, rein in den Matsch. 2022 hat der Verein, der inzwischen KFC Uerdingen heißt, die Oberliga an der Backe. Inzwischen liegt zwischen den vier mächtigen Flutlichtmasten und einer Anzeigetafel, die wahrscheinlich aus den Federn desselben Architekturbüros stammt, das auch den Koloss von Rhodos entwarf, nur noch der madige Geruch der Insolvenz. Tausend Mal schon totgesagt und von Mäzenen bis ins Mark geplagt, streitet man sich seit Jahren vor allem mit der Stadt – und überlebt dennoch! Zumindest wurde uns das so von einer Kutte, einem Opa und einem Ordner mit Gräuel und Stolz erzählt. Ohne hier ins Detail zu gehen, ist die Größe dieses schwelenden Missverständnisses omnipräsent, oder wie einer in der Schlange am Bierstand sagte: „Guck darüber! Die Stadt kauft eher ein neues Affengehege, bevor sie uns mal en schmalen Taler gönnt!“
Dort hinten kreischen im Zoo also die Tiere, hier nur die Pleitegeier. Nur logisch, dass dabei ein aggressiver Grotifant regelmäßig die Nerven verliert. Gegen Velbert blieb jedoch alles friedlich. Bei Regen und grauer Tristesse pilgerten inmitten der Länderspielpause 2000 Menschen in die alte Kampfbahn. Mehr Karten konnten nicht verkauft werden, weil sich das Stadion in einem großen Umbau befindet. Das Potpourri aus Jung und Alt, aus Kutten, Herrenhüten und Jack Wolfskin wurde schließlich Zeuge davon, wie die eigene Truppe den Tabellenführer aus Velbert verdient mit 3:1 nach Hause schickte. Überragender Mann auf dem Platz war Routinier Levan Kenia, der seinen Stationen Schalke 04, Fortuna Düsseldorf und Slavia Prag ein Ausrufezeichen anhängte.
Der Tag wird als Herzensangelegenheit, Altbier als lecker notiert und das Stadion der Marke Diva mit Schrammen im Archiv abgelegt. Danach verschwindet alles in einem Dunst aus verpassten und ausgefallen Zügen, vollen Bierdeckeln in Oberhausens „Alter Hut“ und verlorenen Haustürschlüsseln.













Hopp done: Lokomotiva Zagreb vs. Dinamo Zagreb 1:2
LIGA: 1. HNL, 18.09.2022, 10. Spieltag
GROUND: Kranjčevićeva
Zuschauerzahl: 3254
EINTRITT: k.a.; Freikarte durch Kontaktmann
BIER: Ožujsko, 0,4l 25 Kuna (ca. 3,50€)
BESONDERE VORKOMMNISSE: Gästekontrolle bis auf die Unterwäsche
Na zdravlje aus Zagreb! Von Kumpel Dario abgeholt worden, man kennt und liebt sich seit nunmehr acht Jahren „Punkrock Holiday“-Festival in Slowenien. Schnell gelernt, dass „Lokomotiva gegen Dinamo“ nur auf Google Maps ein Stadtderby ist. Keine Rivalität, keine Ausschreitungen, die Haupttribüne ein bunter Mix aus Alt und Jung beider Vereine. Zagreb bedeutet Dinamo, Punkt. Das merkt man nicht nur an den vielen Graffitis in allen Stadtteilen, sondern vor allem in Gesprächen mit Einheimischen. Der eigentliche Gipfel Kroatiens sind die Partien zwischen Dinamo und Hajduk, doch auch schnell durch Dario und seine Clique gelernt, dass Hajduks Supporter „much bigger“ und verrückter als die von Dinamo sind, wenngleich Dinamo der größere Club ist. Das ist kein Geheimnis, muss aber auch hinsichtlich der Stadtgröße Splits (170.000) und Zagreb (820.000) nochmal herausgestellt werden.














1921 erbaut, liegt das Stadion Kranjčevićeva sehr zentral, unweit des Busbahnhofs. Größte Kulisse war mit 18000 Zuschauern die Partie zwischen Jugoslawien und Deutschland – einen Monat nach dem Überfall auf Polen 1939. Ein Ground der ganz alten Kategorie: massive Haupttribüne, hier und da bedenklich baufällig mit erotischen Rissen in der dritten Schicht Verputz, dort dienen im Ovalen die Reihenhäuser im Rücken als Bühnenbild. Ein Schauspiel war auch der Einlass am Gästeblock, wo sich die „Bad Blue Boys“ (BBB) nach dem Drehkreuz in Einzelhaft begaben und sich teils bis auf die Unterhose auszogen. Immerhin hatte der Ordnungsdienst Matten und kleine Schuhregale bereitgestellt, währen die Scanner die Zehen abtasteten. Nach dem BBB-Marsch mit kollektivem Hitlergruß durch Mailand, standen die Ultras unter besonderer Beobachtung. Das Spiel? Nicht der Rede wert. Dinamo als Spitzenreiter mit einer 08/15-Leistung, „ein gutes Pferd“ hat sich selten so sehr den Namen verdient. Josip Drmic harmlos, aber mit vielen Kilometern, Auswechslung in Minute 86.
Ein besonderer Dank geht an Dario, dessen Sohn bei Lokomotiva in der Jugend spielt und über freundschaftliche Kontakte im Verein Karten besorgte. Furche quittierte das standesgemäß mit ein paar Rutschen Pivo.
Hopp done: Atlas Delmenhorst vs. St. Pauli II 3:2
LIGA: Regionalliga Nord, 26.08.2022, 6. Spieltag
GROUND: Stadion an der Düsternortstraße, 1205 Zuschauer
EINTRITT: 10€ (Steh- und Sitzplatz)
BIER: Haake Beck, 0,3l/3€
BESONDERE VORKOMMNISSE: Ordner faltet Rucksack auf DIN-A4-Größe: „Jetzt darfste!“
Neun Minuten brauchte die Bahn von Bremen nach Delmenhorst. Ebenso schnell war man beschwipst, ließ man bei Ankunft das Bier links liegen und startete erstmal mit Bacardi Cola und Gin Tonic. Letzterer war so stark, dass der DJ gar nicht so viel 90er Jahre Bravo Hits für die gute Laune hätte spielen müssen.


















Ansonsten ganz viel gemischtes Publikum, wie sich das bei einem Traditionsverein gehört. Die Kids der eigenen Jugendteams huschten ebenso im Rund umher wie die zahlreichen Rollatoren der Rentner. Zu den 1205 Zuschauenden gesellte sich auch etwas braune Soße aus dem sogenannten „H-Block“, der mit Gesängen wie „Fußball ist ein Männersport“ zu ekeln wusste.
Das tat aber der Atmosphäre nicht weh, abseits dessen war alles herzlich und nett aufgelegt. Ein Ground alter Tage eben, wo für Regionalliga-Verhältnisse richtig was los ist und sich Securitys noch Zeit für einen Small Talk nehmen. Und hey, wovon träumen wir in der Nacht, wenn nicht von einer Holztribüne mit einer Briese Taubenschiss!? Darauf ein Gin Tonic mit wenig Eis, bitte!
Hopp done: Fortuna Sittard vs. SC Cambuur 1:4
LIGA: Eredivisie, 20.08.2022, 3. Spieltag
GROUND: Fortuna-Sittard-Stadion, 8357 Zuschauer
SITZPLATZ: 14€
BIER: BRAND, 5€/0,5l
BESONDERE VORKOMMNISSE: Ordner schaffen betrunkenen Ordner weg
Ein Stadion so schön in Brache gebaut wie es Mainz nicht hätte besser machen können. 45 Minuten dauerte die Busfahrt von Geilenkirchen, ehe ein Fußweg entlang der Gleise zu diesem weiteren architektonischen Meisterwerk niederländischer Stadionbaukunst führte. Seit fünf Jahren ist Fortuna Sittard zurück in der Eredivisie. Da ließ sich Besitzer Acun Ilıcalı (ihm gehört auch Hull City) nicht zwei Mal bitten, und kaufte Burak „The Lion of Turkey“ Yılmaz. Ob der Bulle in der Box den Grün-Gelben helfen wird, sei einmal dahingestellt, kann der 37-Jährige nämlich kaum noch einen Sprint anziehen. Doch zack, schepperte es auch schon im Tor der Friesen aus Leeuwarden: Tor von Yılmaz (10.) Was wissen wir schon!?










Die Freude über die Führung roch man schnell in den letzten Reihen der Tribüne. Ordentlich Bubatz machte sich breit, was einen Rentner mit seiner Gemahlin der Marke „Lions Club“ völlig ausrasten ließ. Die drei Jungs mit insgesamt zwanzig Zähnen beantworten dies ein paar Minuten später mit einer Friedenspfeife. Generell liefen im „Fortuna-Sittard-Stadion“ irgendwie ziemlich viele Verrückte rum. Einer trug nur eine Boxershort, ein anderer nahm mit sechs (!) Frikandeln, je mit Brötchen, Platz und verspeiste sie alle binnen 15 Minuten, ehe er sich ebenfalls mit Bubatz beschäftigte. Und dann war da noch ein Ordner, der so einen im Tee hatte, dass er von zwei anderen Ordnern abgeführt werden musste. Dem allgemeinen Rund bescherte das den letzten Lacher des Tages: am Ende hieß es 1:4. Cambuur ein starker Gegner, der vor allem im Aufbau überzeugen konnte. Kein Angriff ohne Idee, kaum ein Ball, der nicht die Außen fand. Und Sittard? Drei Spiele, null Punkte, Mund abwischen, Bubatz rein. Bis zum nächsten Mal!
