Kurz über Jens Lehmann nachgedacht und entschieden es nicht auch noch umfangreich zu diskutieren oder gar zu analysieren. Weil es einfach nichts zu diskutieren gibt. Jeder Mensch, der sich in den letzten Jahren halbwegs mit Fußball und daher leider zwangsläufig mit dem Kerl beschäftigen musste weiß, dass da gehörig was schiefläuft in der Birne.
Man muss sich nur mal an seine einstige Aussage über das gemeinsame Duschen mit Hitzlsberger erinnern, „dass man da (nicht) hätte denken können, da ist irgendetwas.“ Auf Schalke schämt man sich längst fremd über die Auftritte des Eurofighters, was über den Charakter eines verdienten Spielers generell viel aussagt. Nicht zu vergessen der Alu-Kommentar zu Corona im Dezember. Deshalb verwundert so eine Nachricht an Aogo nicht, sondern ist letzten Endes nur eine logische Folge. Regen wir uns also nicht weiter drüber auf. Wichtig ist nur, dass Hertha umgehend reagiert hat. Er soll einfach wieder wie damals mit der Straßenbahn nach Hause fahren und den Mund halten. Vielleicht hilft das ja dem Verstand.
Ganz wichtiger erster Satz zu Horst Hrubeschs neuem Job. Und dann nur noch Flanke, Kopfball, Tor. Vielleicht kehrt ja mit ihm wieder die Einfachheit des Fußballs beim HSV zurück.
(Stefan Krankenhagen erinnert in „Die Poesie des Fußballs“ an den Fußball der Achtziger; Verlag Blumenbar)
Kinder, wie schnell doch die Zeit vergeht. Alle nationalen und internationalen Erfolge als Spieler und Trainer hier aufzuzählen würde uns allen die Mittagspause kosten. Was ein feiner Mensch, nie respektlos, stets realistisch und bodenständig und am Mikrofon mit diesem verschmitzten Lächeln ausgestattet, das den miesen Sky-Fragen immer gekonnt auswich. Ein Kumpel von uns sagte mal, er sei als Trainer so wertvoll, weil er aus Spielern zwischen Cuba Libre und Küstennebel einen perfekten Cocktail hinbekäme. Darauf Prost und damit alles Gute zum 60. Geburtstag, Thomas Schaaf! (Kind der Bundesliga)
1.) „Ich möchte die größten Titel gewinnen, die es gibt, und das tun wir nicht so ganz.“ (Könnte vielleicht am Club liegen, Harry Kane) 2.) „Ich habe die Situation, wie sie sich jetzt darstellt, so noch nicht erlebt.“ (Michael Zorc hat mit dem aktuellen Trainer-Karussell nicht das Geringste zu tun) 3.) „Am gestrigen Dienstag haben die Löwen mit der Vorbereitung auf den Saisonendspurt begonnen.“ (Gut, dass man als Drittletzter damit nicht schon letzte Woche begonnen hat, lieber BTSV) 4.) „Wir sind zu lieb, zu nett. Es geht nicht darum, dass wir elf Freunde sind, sondern dass wir Erfolg haben.“ (Bernd Leno, Betriebsökonom) 5.) „Das hat ausschließlich in einer digitalen Parallelwelt stattgefunden.“ (Na dann, Christoph Metzelder)
Liebe Leute, wir haben eine so gute Idee, dass wir eigentlich nie hätten selbst drauf kommen können. Unser liebstes Computerkind DENNIS DUBIOSI wird für die Furche sein all time favourite Fußballgame „Bundesliga Manager Hattrick“ (1994) so zocken, dass wir ihm auf die Finger seiner Machenschaften schauen können. Wir können also alle miterleben, wie er einen damaligen Oberligisten mit Werbeverträgen, diversen Risiko-Transfers und dunklen Immobilien-Geschäften in die Bundesliga oder den Abgrund führt.
Alle zwei Wochen gibt es eine PK, in der wir DENNIS DUBIOSI über die sportliche und finanzielle Lage befragen. Das könnt ihr, die großartigen Fans, kommentieren und dabei selbst nachhaken, warum der Deal mit Jens Nowotny geplatzt ist. Nach der Hinrunde könnt ihr euch zudem für eine Live-PK per Zoom anmelden, um den Manager mit Fragen in Ecki-Heuser-Manier zu belästigen. Für mehr Transparenz im Fußball! Für mehr Transparenz bei Typen wie DENNIS DUBIOSI!
Bericht über die Saisonvorbereitung folgt. Falls ihr schon jetzt Fragen an ihn habt – in die Kommentare damit!
Die aktuellen Bilder und Nachrichten rund um Girondins Bordeaux machen uns gerade sehr traurig. „Der amerikanische Albtraum“ titelte die L’Équipe bezüglich der US-Investmentgesellschaft GACP, die den Club vor knapp drei Jahren für 100 Millionen Euro übernommen hatte, „King Street“ zieht sich nun als Besitzer zurück. Die Vorstellung, dass aus diesem berühmten Verein ein zweites Uerdingen wird ist so furchtbar wie absurd und es bestätigt sich mal wieder die bittere Formel: Investor krallt sich großes Pferd, Investor will oder kann nicht mehr, Verein geht in die Insolvenz. Sechs Meistertitel, vier Mal Pokalsieger, jahrzehntelang im Europapokal vertreten, von Tigana bis Lizarazu, von Dugarry bis Zidane, von Klaus Allofs bis Dieter Müller, von Aimé Jacquet bis Gernot Rohr. Das kann und darf alles nicht wahr sein. Möge es für Verein, Fans und Stadt alles irgendwie gut ausgehen.
Wir als Orakel sagen euch, wie das Ganze in den nächsten Wochen am Tabellenende laufen wird. Vorab ist zu sagen, dass Köln und Hertha damit gesegnet sind – das muss man ganz ohne Häme so sagen – noch gegen Schalke spielen zu dürfen, die nach dem Abstieg und den Attacken gegen die Mannschaft ganz andere Baustellen haben, als gegnerischen Teams noch in die Suppe zu spucken. Es ergibt sich folgendes Bild:
KÖLN wird dieses Los gegen den S04 am letzten Spieltag dankend ziehen und spätestens dann den Klassenerhalt schaffen. So zerrockt und schlecht zusammengestellt der Kader des FC auch sein mag, so sehr haben sie das Momentum auf ihrer Seite. Funkel und so Typen wie Wolf passen auf dem Bierdeckel auch irgendwie zusammen, das ist rational kaum zu erklären und eben deshalb so goldwert im Abstiegskampf. Prognose: Siege gegen Freiburg und Schalke, Remis gegen Hertha und damit drin das Ding, 36 Punkte.
HERTHA steckt nach der Quarantäne logischerweise mit dem Kopf im Schraubstock. Doch es ist nicht nur ein Nachteil nicht eingreifen zu können, sondern auch ein Vorteil die Situation völlig klar vor Augen zu haben. Die Qualität im Kader ist nicht die eines Abstiegskandidaten, das große Problem in dieser Saison ist die teils völlig willkürlich zusammengestellte Truppe, fehlende Konstanz war deshalb nahezu mathematisch berechenbar. Durch den Druck von plötzlich punktenden Kölnern und Mainzern wird Dardei aber die richtigen Worte finden und die fehlenden Punkte in den fünf Spielen gegen direkte Konkurrenten holen. Prognose: Remis gegen Mainz, Köln und Freiburg, Siege gegen Schalke und Bielefeld, 35 Punkte.
(R.I.P. Krake Paul, Furche übernimmt demütig)
AUGSBURG hat mit der Entlassung Heiko Herrlichs die letzte Option gezogen und damit das absolut Richtige gemacht. Mit einem Kader, der in der Mische den stabilsten im Keller darstellt, brauchte es nun das letzte Ausrufezeichen von Seiten der Verantwortlichen. Nicht zu beschönigen ist indes trotzdem, dass die Entwicklung nicht nur ein Problem des ehemaligen Trainers, sondern auch ein Armutszeugnis für Stefan Reuter ist. Trotzdem: Weinzierl wird das Nötigste mit Spielern wie Caligiuri und Niederlechner auf das Team übertragen und die nötigen Punkte holen. Prognose: Remis in Stuttgart, Sieg gegen Bremen, Niederlage in München, 37 Punkte.
MAINZ wird es trotz des schwierigen Abschlussprogramms über den Strich packen. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass sie gerade gegen oben stehende Gegner erfolgreich agieren können. Beeindruckend war dabei, dass die Siege gegen Bayern und RB nicht durch bloßes Zerstören, sondern durch intelligenten Offensivfußball erreicht wurden. Das Team von Bo Svensson hat zudem den Vorteil, dass Neuzugänge wie da Costa und Kohr sofort funktionierten und für eine neue, nämliche breite Brust sorgten. Prognose: Remis gegen Hertha und Frankfurt, Sieg gegen Dortmund, Niederlage gegen Wolfsburg, 39 Punkte.
BIELEFELD wird den Relegationsplatz belegen. Es ist das einzige Team der im Keller bedrohten, das aufgrund fehlender Qualität an jedem Spieltag auf die Stärke oder Tagesform des Gegner angewiesen ist. Heißt: gegen überforderte Schalker war der Sieg verdient, ein Remis gegen ein durcheinander geratenes Augsburg das Maximum der eigenen Möglichkeiten, ein 0:5 in Mönchengladbach eine andere Liga. Der Trainerwechsel von Neuhaus zu Kramer bleibt eben deshalb eine berechtigte Frage, die auf der Alm bis heute nachwirkt. Trotz alledem ist das Restprogramm das vermeintlich einfachste und weil Hoffenheim und Stuttgart bereits alles egal sein wird, schaffen es die Arminen immerhin auf Platz 16. Prognose: Niederlage gegen Hertha, Remis gegen Stuttgart und Hoffenheim, 32 Punkte.
WERDER wird es diese Mal nicht packen und mit Schalke direkt absteigen. Baumann muss schon einen starken Baldriantropfen geschluckt haben, bevor er nun Kohfeldt das x-te Mal sein Vertrauen aussprach. Es war lange Zeit ein Segen für die Ruhe an der Weser, dass andere Teams in puncto Katastrophenfußball Woche für Woche die Schlagzeilen dominierten. Die Gewissheit kurz vor Ende plötzlich unten drinzustehen, ist psychologisch das Schlimmste, was einer Truppe zu diesem Zeitpunkt passieren kann. Hinzu kommt ein Trainer, der bedenkliche Niederlagen am Mikrofon mit „guten dreißig Minuten“ beantwortet. Das alles in Kombination mit Formschwäche sowie der Suche nach einer eigenen Spielidee wird Werder zum großen Verlierer der letzten drei Partien machen. Sollte Kohfeldt doch noch entlassen werden, ist der Zug für einen kurzfristigen Umbruch bereits abgefahren. Prognose: Niederlagen gegen Mönchengladbach und Augsburg, Remis gegen Leverkusen. 31 Punkte.
Wir möchten kurz für den #HSV eine kleine Lanze brechen. Und das tun wir nicht, indem wir das Auftreten in Sandhausen relativieren. Jeder halbwegs klare Fußballfan sieht, wie fußballerisch und psychisch instabil die Truppe auf dem Rasen derzeit wirkt. Doch das Apokalyptische und gar Abhakende von Vielerseits ist der Tick zu viel des Schlechten. Und damit meinen wir nicht Häme und Spott, die es gegenüber den vermeintlichen Goliaths im Fußball immer geben wird und auch irgendwie gesunde Kinder der Kurve sind.
Es geht um das mediale Kommentieren eines auf dem dritten Tabellenplatz stehenden Vereins. Nochmal: auf dem dritten, nicht auf dem vierten. Bei 15 offenen Punkten, in denen Fürth noch ans Millerntor und am letzten Spieltag zur Fortuna muss. Der Kicker ruft ein “Versagen auf allen Ebenen“ aus. Geht es nach der Sportschau, ist der Aufstieg so gut wie verspielt. Das wird alles aufgesetzt, indem jeder Pups eines Toni Kroos („Meine Güte, HSV…ehrlich…“) mit in die Analyse (Sportschau) eingebunden wird. Vor ein paar Wochen zog der HSV in Bochum eine eiskalte Nummer ab, da plötzlich ließ die große Raute laut Medien ihre Muskeln spielen.
Ja, der Wind hat sich gedreht und hört man unsere leidenschaftliche HSV-Furche Hanno Schäfer aus dem derzeitigen Tal schreien, so hört man auch viel Klarheit über die fehlende Qualität im Kader bzw. einbeinige Gjasulas heraus. Andererseits sendet der Tabellenkeller der ersten Bundesliga gerade wahrlich keine Anzeichen für ein stabiles Team in einer möglichen Relegation. “Aufstieg adé?“ (NDR) ist also noch keine Frage, bei jedem anderen Zweitligaverein wäre es nur ein weiterer Dämpfer im Aufstiegsrennen.
Bei dem “Desaster von Sandhausen“ (Kicker) fehlt offenbar einigen Journalisten der nötige Abstand zum letzten Spieltag der Vorsaison. Das Dramatische in Schlagzeilen – geschenkt. Schlecht ist dabei nur, dass die Tabelle und damit die Fakten außen vor gelassen werden. Und da hilft deinem Verriss auch kein Toni Kroos mehr, ganz im Gegenteil.
Was ein Tag gestern. Binnen Stunden bricht der ganze Super-League-Putsch in sich zusammen und es interessiert niemanden auch nur die Bohne, dass David Alaba inmitten dieses Sturms offiziell bei einem Club einen Vertrag bis 2026 unterschreibt, der dann nach eigenen Aussagen seit zwei Jahren tot ist.
Petr Cech muss an der Bridge die aufgewühlte Meute beruhigen, Gary Neville sendet Herzen und stößt genüsslich mit Wein an, Jordan Henderson wird zum Feuerwehrmann der Herzen, Ed Woodward zum fliehenden Vice-Chairman. Und Kevin de Bruyne ist ein kleiner Junge aus Belgien, der einfach nur spielen will. Fazit soziale Medien: der Hype war schneller vorbei als bei Clubhouse. Abwarten. Vor allem auf die Saubermänner von UEFA und FIFA.
Nebenbei steigt Schalke nach dreißig Jahren Bundesliga in die zweite Liga ab und den armen Ulli Potofski traf das offensichtlich härter als manchen blau-weißen Spieler. Gerald Asamoah will man hingegen einfach nur umarmen. Football bloody hell! In jedem Fall wird es namentlich eine zweite Liga der Marke Super League.
Was war noch? Achso, die Druckerpressen der Corriero dello Sport liefen bereits, als die Super League in England in Flammen aufging. Inhalt des heute erscheinenden Aufmachers ist ein Interview mit Andrea Agnelli, warum die Super League superduper funktionieren wird. Vielleicht ist Print wie der gute, alte Fußball – nicht immer aktuell, aber mit der nötigen Romantik gesegnet.
„We are the cake“ ist ein Satz, der uns von einem Port-Vale-Fan bis heute in Erinnerung geblieben ist und der bereits zehn Jahre auf dem Buckel hat. Es ging um die Machtlosigkeit englischer Vereine abseits der zweiten Liga, um TV-Gelder wie Kirchenkollekte. Darum, dass man nicht an das berühmte Stück vom Kuchen rankommt, weil man selbst der Kuchen ist. Liverpool und Co., also die „Big Six“ mit Chelsea, Tottenham, Arsenal und den Manchester-Clubs, wissen um ihre Vorherrschaft und nutzen sie explizit aus. Die Schere zwischen ihnen und dem Rest ist inzwischen so gewaltig, dass es für unterklassige Teams nur zwei Möglichkeiten gibt: Entweder ich beuge mich meinem Dasein, versuche das Thema TV-Gelder nicht mit meiner Existenz in Verbindung zu bringen und krebse leise als Ausbildungsverein vor mich hin. Oder ich bin offen für andere Geschäftsmodelle, weil ich in möglichst kurzer Zeit eine Gabel für den Kuchen bekommen möchte. Letzteres ist ein Modell, dass in England inzwischen fast Tradition hat: Verein X träumt oder hat Probleme, Investor Y aus der Hölle kommt und verspricht Scheinwerferlicht, Verein geht vor die Hunde, Ende. Es sind aber nicht nur die zwielichtigen Typen, die für regelmäßige Kollapse sorgen. Für 08/15-Clubs ist ein Mitmischen schlichtweg auch deshalb unmöglich, weil es die Big Six mit Druckgebärden auf den Verband verhindern. Sie essen den Kuchen, weil er ihnen längst gehört. Und wer bei Liverpool und Manchester United an bloße Fußballromantik, an Anfield oder George Best denkt, täuscht sich gewaltig. Die Big Six tragen eine Mitschuld am Schicksal von Bury FC, tragen eine Mitschuld am Werdegang des FC Portsmouth und öffneten dubiosen Gruppen in Newcastle die Tür zum System. Der Begriff „Reformen“ ist bei all dem ein zentraler und hinterhältiger. So wunderbar positiv konnotiert, so ertragreich wird er im wahrsten Sinne benutzt. Ganz weich verspricht man mit einer Reform einen Aufbruch, einen Schritt in die richtige Richtung. Doch was die Big Six eigentlich machen: Sie sorgen für Gesetze, die nicht erhalten oder erneuern, sondern ausgrenzen und unterdrücken.
Seit der Corona-Pause das erste Mal wieder ein Spiel der Nerazzurri (gegen Brescia) gesehen. Es ist wirklich beeindruckend, was dort gerade passiert und sich nach Jahren kontinuierlicher Arbeit nun bezahlt macht. Ein Fußball zum Genießen, immer geht es über die Außen, selten braucht es mehr als zwei, drei Ballkontakte für die Überbrückung. Festes, sicheres Kombinationsspiel, das selbst bei völliger Ballkontrolle und in Führung liegend weiter nach vorne geht. Ohne Bedrängnis spielt niemand die Murmel nach hinten, keine bekloppten Eins-gegen-Eins-Situationen, Risiko ja, Harakiri nein. Zudem hat es den Eindruck, dass auf dem Platz untereinander vergleichsweise viel gesprochen wird.
Es macht einfach Laune dieser Truppe und ihrer offensiven Spielidee zuzuschauen. 7:1 gegen Udinese, 5:0 gegen Milan, 5:0 gegen Parma, 7:0 gegen FC Turin, 7:2 gegen Lecce und ein 6:2 gegen Brescia fallen nicht vom Himmel und sind nur Aushängeschilder der bislang 93 Tore in 33 Spielen. Nicht zu vergessen die acht Buden gegen Valencia im Champions-League-Achtelfinale. Keine zweite Meinung gibt es auch darüber, dass Bergamo beim jüngsten 2:2 gegen Juventus eigentlich als verdienter Sieger hätte vom Platz gehen müssen, hätte Schiedsrichter Piero Giacomelli in Minute 90 klare Sicht auf die Dinge bewahrt – die Meisterschaft wäre völlig offen gewesen. Und das alles mit einem Kader, dessen Marktwert mit rund 266 Million Euro zwischen Hoffenheim und Mönchengladbach rangiert.
Das in Summe macht Atalanta für uns zu keinem Favoriten, aber zu einem ernst zu nehmenden Anwärter auf den Champions-League-Titel. Wer das belächelt, sollte sich die Truppe dringend mal ein komplettes Spiel lang gönnen. Oder sich an Ajax 2018/19 erinnern.
Furche Heiko Rothenpieler zu 100 Jahren Betzenberg
Wie viele Stadien ist man angefahren, wie viele Spiele behält man in Erinnerung? Bei allen Groundhopping-Touren in der Welt oder Fanfahrten durch deutsche Stadien, ruft der Betze dann doch wieder das Besondere hervor. Vom ersten Besuch 1994 gegen den VfB Leipzig zum Beispiel, damals selbst neun Jahre alt und Jürgen Rische noch im gegnerischen Team, bleibt vor allem das extreme Auspfeifen des Gegners beim Aufwärmen in Erinnerung. Diese Lautstärke! Ein Neunjähriger vergisst das sein Leben lang nicht. Es entbehrte zudem jeder Logik, warum ein Verein, mit dem es überhaupt keine Rivalität oder Fehden gab, derart niedergemacht wurde. Die Auswechselspieler der Leipziger verlagerten ihre Dehnübungen in die Mitte des Feldes, weil sie an der Eckfahne durchweg mit Bierbechern beschmissen wurden. Ja, so etwas bleibt hängen in den ersten Stadionschritten des Lebens.
„JEDES MAL, WENN ICH KAISERSLAUTERN SEHE, GIBT ES FAUSTHIEBE UND RIPPENSTÖSSE. ES IST UNWÜRDIG, DAS LAND DER WELTMEISTER ZU VERTRETEN.“ (VUJADIN BOSKOV, TRAINER SAMPDORIA GENUA)
Es gehörte schlichtweg zur DNA des Betze, den Gegner von Beginn an in maximalem Ausmaß zu verunsichern, vor allem Torwarten galt alle Konzentration der Anfeindung. Kamen sie auch nur in die Nähe der Westkurve, war die Spielverzögerung wegen Wurfgeschossen oft vorprogrammiert. So werde ich auch nicht vergessen, wie Ordner mit Schneeschiebern und Besen in den Händen, Berge von Bananen aus dem Sechszehner von Oliver Kahn entfernen mussten, damit es endlich losgehen konnte. „Hölle Betzenberg“ sollte definitiv kein bloßer Slogan sein, sondern die offizielle Adresse des Teufels.
„IN KAISERSLAUTERN SPÜRTE MAN DEN HASS. WENN MAN DA ZU NAH AM ZAUN STAND, KONNTE ES PASSIEREN, DASS EIN ZUSCHAUER EINEN MIT EINEM SCHIRM DURCH DIE ABSPERRUNG STACH. HEUTE FAHREN DIE TEAMS IM BUS ZUM STADION, ABER DAMALS MUSSTEN WIR VORM SPIEL MIT DEN KOFFERN DURCH DIE MENGE. IN LAUTERN WURDE EINEM ANGST UND BANGE, DASS DIE EINEN ABSTACHEN.“ (FRANZ „BULLE“ ROTH)
Ich erinnere mich, wie bei Fritz-Walter-Wetter der Schiedsrichter lange vor dem Spiel mit Regenschirm aus seinem Auto stieg, in Richtung Katakomben ging und ihm ein Fan in weiser wie froher Erwartung zurief: „Den wirst du auch im Spiel brauchen!“ Auch so ein Bild, das ich immer mit Besuchen auf dem Betze in Verbindung bringe: Nach Halbzeit- oder Schlusspfiff eilen obligatorisch zwei, drei Ordner zu den Unparteiischen und beschützen sie mit aufgespannten Regenschirmen vor Wurgeschossen – selbst wenn sie ordentlich gepfiffen hatten.
„DAS IST DAS EINZIGE STADION, IN DEM ICH WIRKLICH ANGST HABE.“ (GERD MÜLLER)
Es ist überhaupt nicht kleinzureden, wie unfair und aggressiv es oftmals ablief, niemand kann das gutheißen oder beschönigen. Alles ging eben einher mit dieser völligen Selbsverständlichkeit: Wer auf unserem Berg punkten will, muss schon mehr liefern als fußballerische Klasse. Und darin lag auch immer der tiefsitzende Walter-Glaube, das Unmögliche möglich zu machen. Eben so, wie es die fünf FCK-Spieler beim Weltmeistertitel 1954 in Bern für alle Zeiten vorgelebt hatten. Diese feste Überzeugung brachte weit überlegene Gegner regelmäßig zu Fall, weil sie keine Mentalität auf Augenhöhe mitbrachten. Manchmal hatte man daher den Eindruck, dass gegnerische Teams nicht verloren hätten, wären sie nicht in Führung gegangen. Der Rückstand als Willensprobe, nicht mehr als ein Charaktertest und wehe dem im eigenen Trikot, der nicht bis zum Äußersten gegen ihn ankämpfte. Trotzdem lag über allem Agon die Bescheidenheit Fritz Walters.
„AM BESTEN SCHICKEN WIR DIE PUNKTE GLEICH MIT DER POST.“ (PAUL BREITNER)
Die Zeiten, in denen der FCK als gefüchtetstes Heimteam Deutschlands galt, gehören längst der Vergangenheit an. Die sportlichen Talfahrten lassen die einstige Bastion inzwischen wie ein poröse Sandburg erscheinen. Die Geschichten des Betze aber bleiben, weil sie nicht nur von extremer Atmosphäre, sondern auch vom Bruch mit jeder Wahrscheinlichkeit und vom ständigen Aufbegehren gegen vermeintliche Goliaths erzählen. 100 Jahre Betzenberg bedeuten auch 100 Jahre deutsche Fußballgeschichte. Dazu herzlichen Glückwunsch, 1. FC Kaiserslautern.
Die Stimmung in der WG fühlt sich nach Abstiegsangst an oder kocht wegen fehlender Videobeweise? Die Chemie in Ihrer Familie stimmt nicht mehr? Die Liebe Ihres Lebens sägt plötzlich an Ihrem Trainerstuhl?
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06.03.20: Osnabrück vs. Wiesbaden 2:6, Stadion an der Bremer Brücke
07.03.20: Vitesse vs. Twente 1:0, GelreDome
08.03.20: Deventer vs. De Graafschap 1:2, Stadion De Adelaarshorst
09.03.20: Rostock vs. Braunschweig 3:0, Ostseestadion
Nachtrag. Vier Tage, vier Stadien. Gemeinsamer Schlafsaal in Osnabrück, Luxusbetten in Arnheim, einer zog den Flurboden vor. Echte Gefühle und acht Buden an der Bremer Brücke, nackter Beton, nass, grau, herrlich. Erste Arena der Moderne in Arnhem, Clubheim eine Partyhölle, Quiz mit Pierre van Hooijdonk, nur nette Menschen, auf Tischen schlafen völlig ok. Deventer eine Reise nach gestern, ein kleines Fulham der Niederlande, rote Ziegel, eng, nah, laut, mitten im Wohngebiet, hier kippen Spiele, kommen Schiedsrichter ohne Auto. In Rostock nur beschimpft worden, durchgehende Aggression, an Jonathan Akpoborie gedacht, ein bisschen Sport, kein bisschen Wärme. Drei Tage dauert die Wiederherstellung des Körpers. Hoppen. Nur Liebe.
Wie ahnungslos wir doch waren! Da dachten wir naiven Konjunktur-Propheten beim Bierchen doch immer, dass sich das ganze fußballkapitalistische Kartenhaus spätestens nach dem 222-Millionen-Transfer von Neymar peu á peu selbst zerstören würde. Dass irgendwann einmal eine Art interner “Schwarzer Freitag“ kommt, weil eine exponentielle Kurve in einer Sackgasse endet. Auf Überbieten folgt Überbieten folgt Überbieten folgt eben Kollaps – das hat die Geschichte der Ökonomie gelehrt. Von zehn, vielleicht zwanzig Jahren sind wir dabei ausgegangen. Eine prozesshafte Implosion, bei der FIFA, UEFA und Ligaverbände am Ende die Schuldfrage gekonnt weiterleiten würden.
Und jetzt? Innerhalb von nur zehn Tagen geht der ganze so mächtige Apparat komplett vor die Hunde. Ein Apparat, der binnen Stunden seine Spieler nicht mehr bezahlen und seine Wettbewerbe nicht mehr auffangen kann. Welche eine Blase, die da gerade platzt! Selbst der Pizzaladen um die Ecke kann ad hoc mehr B-Pläne für die Existenz aus der Schublade holen, als so mancher Champions-League-Teilnehmer. Nie zuvor wurde auf derart radikale wie transparente Weise sichtbar, wie abhängig und fragil der moderne Fußball wirklich aufgestellt ist. Kein Tag vergeht, an dem man die Angst der Funktionäre nicht riechen kann, der ganze Karren steckt im Dreck. So grausam und tödlich das Coronavirus wütet, so sehr offenbart es Fans und Prosumenten die Fassade des Profifußballs. Es herrscht eine crashende Endzeitstimmung, die sich paradoxerweise auch als befreiende Katharsis entpuppen kann. Möge es dem Fußball eine Renaissance bescheren.
Seit Jahren auf DFB, DFL und Funktionäre wütend. Vom Sommeralbtraum über Fernserechte bis Montagsspiele. Nie irgendetwas aufgeklärt, nie irgendetwas eingesehen. Stattdessen von Dopa bis Sportstudio nur Phrasen, kalkuliertes Hinhalten und falsche Zugeständnisse. Respekt sich auf die Fahnen geschrieben, aber nie gegen Rassismus aufgestanden. Geschenkte Uhren, erhöhte Eintrittspreise, Kollektivstrafen, populistisches “hart aber fair“ von Wendt bis Zwanziger, die amateurhafte Basis jahrelang ignoriert und alleine gelassen. Und wenn es dann mal knallte, waren immer die Fans schuld.
Alles hat er mitgemacht, der böse Fan. Hat zugesehen, wie aus seinem e.V. immer mehr GmbH wurde. Hat zugesehen, wie Online-Schwarzmärkte mit seinem Verein Verträge schlossen. Hat zugesehen, wie Red Bull Statuten unterwanderte. Hat zugesehen, wie bei Rassismus nichts und bei Hopp alles passierte. Und jetzt muss der Fan sich auch noch schämen für das, was er so liebt. Weil nun durch Rummenigge, Watzke oder DFL auch der letzte Mensch kapiert hat, wie kaputt, arrogant und eigensinnig die obersten Etagen ticken. Wo das gesellschaftliche Leben stillsteht und alle Menschen aufgefordert sind, ihren Alltag im Sinne des Allgemeinwohls radikal zu ändern, da beanspruchen diese Typen einen Sonderstatus für den Fußball. Schämt euch! Es macht so unfassbar wütend. Wie konnte es nur soweit kommen, dass Fußball alles von dem verloren hat, was ihn einmal ausmachte!? Ein Spiel von der Straße, von nebenan, einst gegen Obrigkeit und Adel, ein Spiel so einfach, für alle Schichten, für Alt und Jung, ein Spiel, das verbindet und einlädt.
Heute zeigt sich in völliger Klarheit, wie Vereins- und Verbandsbosse denken und wie egal ihnen Fans, Fankultur und die Geschichte des Fußballs sind. War das Maß schon lange voll, hat es sich jetzt endgültig in Luft aufgelöst. Wie link und geldgeil, wie weltfremd und egomanisch muss man sein, um in solch einer Blase zu leben?! Wo Menschen erkranken, um Job, Familie und Zukunft bangen, redet Watzke von verpassten Fernsehgeldern. Man will schreien vor Wut! Es gibt wirklich nichts mehr, was Profifußball noch nicht verbrochen und der Fan noch nicht durchgewunken hat. Leere Stadien – das sollten Rummenigge, Watzke und Verbände bekommen. Sie haben keine Fans verdient.
VORLESUNGSVERZEICHNIS
Seminar: Einführung in die klassische Dramaturgie (1401)
Termine:
– 2. Minute: Leid durch Selbstverschulden. Referent: Thomas Mejias (Torwart, Middlesborough)
– 13. Minute: Außenseiter verpasst Großchance. Referent: Lukas Nmecha (Sturm und Drang, Middlesborough)
– 15. Minute: Bestrafung der Aufständischen. Referent: Erik Lamela (auf Abruf, Tottenham)
– 54./72./77. Minute: Erfolglose Reinkarnation. (Vortrag der Arbeitsgruppe “to live is to die“, Middlesborough)
– 83. Minute: Hoffnung. Referent: George Saville (Esoteriker, Middlesborough)
– 90. Minute: Der Tod des Helden. Referent: José Mourinho (Regisseur, Tottenham)
Es liest sich wie der Cliffhanger einer schlechten Daily Soap: Marko Marin wechselt erneut den Verein. Und wie bei einer TV-Serie mit überschaubarem Drehbuch, schalten sich immer wieder dieselben Zuschauer ein und spoilern das vermeintliche Ende des Protagonisten. Der Dreizeiler in der Programmzeitschrift: Der talentierte Mr. Marin verspielt weiterhin seine Karriere, ehe ihm Netz-Experten den richtigen Weg weisen. „Was eine Wurst!“, schreibt ein User über Marko Marin. Es ist einer der weniger böswilligen Kommentare über den Wechsel des Mittelfeldspielers von Roter Stern Belgrad zum saudischen Club Al-Ahli. Der Tenor ist, dass Marin schließlich in Belgrad angekommen sei und der Wechsel nach Saudi Arabien ein sportlicher Rückschritt sei, dem reine Geldgier zugrunde läge.
Die Last eines Überfliegers
Zugegeben, Marin macht am Mikrofon nicht immer eine glückliche Figur. Er bekennt sich schnell zu einem neuen Arbeitgeber und spart nicht mit Superlativen, wenn es um sein Wohlbefinden im neuen Verein geht. Das ist prinzipiell nicht verwerflich, doch vergehen, wie jetzt geschehen, nur Tage zwischen Marins Treueschwüren in Belgrad und plötzlichen Vereinswechseln nach Saudi-Arabien. Manchmal möchte man ihn einfach beiseite zerren und für viel Geld einen Spin-Doctor verpflichten. Die Kritik an seiner öffentlichen Handhabe ist nachvollziehbar und richtig.
Das ist aber auch alles. Der Umstand, dass ein Ü30-Spieler statt sportlicher Perspektiven abseits von europäischen Ligen noch einmal den Geldbeutel öffnet, war schon zu Zeiten George Bests ein völlig normaler Vorgang. Die ewig gleichen wie völlig deplatzierten Lacher über Marins Karriere basieren vielmehr auf den damals hohen Erwartungen, die er bis heute auf seinen Schultern trägt. In sämtlichen Auswahlmannschaften vertreten, in Gladbach und Bremen im Rampenlicht, haftete seinem Weg spätestens nach seinem Wechsel zum FC Chelsea der Ruf eines Überfliegers an.
Dass ihm der Durchbruch an der Stamford Bridge nicht gelang, entfachte schon damals Kommentare, die vor Genugtuung trieften: Wer die große Kohle will, muss eben mit den Konsequenzen rechnen. Premier League ist körperlich halt eine andere Nummer, da haben Weicheier wie er nichts verloren. In Sevilla können es Schwalbenkönige wie Marin vielleicht doch noch zu etwas bringen usw.
Noch einmal zur Klarheit: Ein damals 23-Jähriger konnte sich gegen Spieler wie Juan Mata, Florent Malouda oder Eden Hazard nicht durchsetzen, das war alles. Dass ihm Chelsea keine weiteren Chancen einräumte und ihn trotzdem in den eigenen Reihen hielt, bescherte Marin eine fast ausweglose Situation voller Leihgeschäfte. Denn einerseits gehören Sevilla, Florenz, Anderlecht und Trabzonspor zum gehobenen Repertoire europäischen Fußballs, andererseits kommt da schließlich ein Hochtalentierter von der Stamford Bridge. Egal, wo Marin auch aufschlug: Chelsea war sein Vorname.
Die richtige Entscheidung
Für unzählige, hoch angepriesene Talente führte diese Tour zum Anfang vom Ende. Doch Marin verschlug es trotz weniger Einsätze nicht ins Dickicht zweiter Ligen oder privater Abstürze. Bei Olympiakos Piräus ließ er Chelsea endgültig hinter sich und gewann die griechische Meisterschaft. In Belgrad stellte er sein Spiel – auch dank seiner inzwischen gewonnen Erfahrung – um, gewann auch dort den nationalen Titel und avancierte zum Mannschaftskapitän. Es war vor allem diese Station, die ihm den nun lukrativen und wahrscheinlich letzten Vertrag seiner Karriere ermöglichte. „In Belgrad hätte er zu einer Legende werden können!“, schreibt ein User. Das ist nicht nur maßlos übertrieben, sondern auch Augenwischerei. Ebenso können ein Trainerwechsel oder eine kleinere Verletzung ausreichen, um einen Spieler im gehobenen Fußballalter schnell auf die Bank zu drücken, die Daily Soap um den talentierten Mr. Marin wäre weitergegangen. Jetzt aber ist Marko Marin endlich sein eigener Regisseur.
Liebe Furchen,
beschließen wir das Jahr mit dem Foto, das uns die größte Reichweite einheimste. Und das hochverdient! Kein Ronaldo, kein Messi, kein „Mann des Jahres“ aus Liverpool, keine Zlatansche Proletik. Stattdessen ein Stück Mikrokosmos aus dem Herzen des Ruhrgebiets, wo die Mutter den Sohn noch selbst rasiert. Das wünscht man sich in übertragener Form auch bei manchem Trainer-Spieler-Verhältnis, doch Neymar und Co. haben den Spieß der Geschichte längst umgedreht und rasieren ihre Vorgesetzten inzwischen selbst.
Apropos Geschichte. Auch 2019 verlor der deutsche Fußball einige seiner Kinder. Ohne jemanden zu vernachlässigen, möchten wir an dieser Stelle an vier Persönlichkeiten erinnern und ihnen für ihre Leistungen und Vermächtnisse für immer danken: Manni Burgsmüller, Rudi Assauer, Hans-Jörg Criens, Rudi Gutendorf.
(Es folgt Copy & Paste/ vom DFB abgesegnet): Für eure Beiträge zu ernsten wie humorvollen Augenblicken möchten wir euch danken – und das auch als Vorsatz mitnehmen: bleiben wir Fans kritisch und nicht auf beiden Augen blind. Vieles ist möglich, wenn wir Fußball nicht nur als Couchpotatoes und Sky-Kunden konsumieren. Bleibt, wie Fußball sein sollte: sauber, sportlich und (auch am Glas) immer freundlich und weltoffen. Love football, hate racism!
„Ob Kohfeldt noch der richtige Mann ist, hab‘ ich gefragt!“ Beim SV Werder Bremen brennt der Weihnachtsbaum lichterloh. Die Furche (hier das eine Drittel Schalke) unterhielt sich daher mit einem langjährigen Fan mit ausgewiesener Expertise. Typischer Fußballroman zwischen Kumpels in dunklen Stunden.
Ja, in Belfast lief nicht alles glatt und war vor allem in der ersten Halbzeit kein Zuckerschlecken. Doch wie am Tag danach darüber berichtet wurde, ließ einen Rückfall in Ribbeckschen Rumpelfußball vermuten. Sämtliche Titelzeilen konzentrierten sich auf das Wacklige, Ernüchternde und Quälende:
„Ein ernüchternder Sieg“ (ZEIT)
„Ein wackliger deutscher Sieg“ (FAZ)
„Deutschland nach Quäl-Sieg wieder auf EM-Kurs“ (BZ)
„Halstenberg löst die Schockstarre der DFB-Elf“ (DW)
„Deutschland müht sich zum Sieg gegen Nordirland“ (t-online)
„Noch mal davongekommen“ (SZ)
„Nordirland zeigt, wie tiefgreifend Löws Umbruch ist“ (Welt)
„DFB-Team quält sich nach schwacher 1. Halbzeit zum 2:0-Sieg in Nordirland“ (sport90)
Einzig Spiegel Online schaffte es zu der halsbrecherisch gewagten These: „Halstenberg und Gnabry schießen Deutschland an die Tabellenspitze“. Und natürlich darf bei aller Kritik der süffisante Hinweis nicht fehlen, dass man auf ein Land „mit nur 1,9 Millionen Einwohnern“ traf – ein Land „fast so groß wie Thüringen“.
Es ist die gleiche rhetorische Arroganz, mit der sämtliche Länder abseits der „großen Fußballnationen“ immer wieder als „Fußballzwerge“ abgewatscht werden. Und es sind die gleichen Stimmen, die nach dem 3:2-Auftaktsieg gegen die Niederlande „Wir sind wieder wer!“ posaunen. Niemand hat behauptet, dass nach personellen Halbrevolutionen um Hummels, Müller und Co. keine Probleme entstehen würden. Wie holprig so ein Wechsel sein kann, haben Italien und Spanien in Reinform vorgemacht. Wer also erwartet, dass die DFB-Elf über „Länder wie Nordirland“ hinwegsaust, weil „das ja der Anspruch sein sollte“, treibt im gleichen Gewässer aus Überheblichkeit und Anmaßung, in dem auch die DFB-Elf in Russland baden ging.
Zur Erinnerung: Es ist nur eine EM her, als es „Der Weltmeister!“ in der Gruppenphase gegen eben diese Nordiren nur zu einem 1:0 schaffte. Schon da kam es zu keinem 8:0 wie gegen Estland, bei dem noch vor ein paar Wochen in Mainz „die Mannschaft etwas versprühte, was lange vermisst war: Freude am Fußball.“ (Spiegel Online) Das wirklich Ernüchternde nach dem jüngsten Abend in Belfast ist nicht die erste Halbzeit gegen einen sich zerreißenden Gegner, sondern die Berichterstattung über ein Spiel, bei dem ein junges Team „nochmal davon kam“. Es geht nicht um die legitime Kritik an neunzig Minuten Fußball, sondern um einen auf das Schlechte reduzierten Grundton.
Als Atlético Madrid 1951 Fritz Walter in seine Reihen holen wollte, erhielt der frisch gebackene Deutsche Meister aus Kaiserslautern ein Angebot über zwei Jahre. Schon damals beinhaltetet die Offerte mehr als die kardinalen Pfeiler Ablösesumme und Jahresgehalt. Hinzu wären für Walter diverse Prämien, ein Auto – und mietfreies Wohnen gekommen. Doch Walter blieb mit den legendären Worten am Betzenberg: „Dehäm is dehäm.“
Seitdem ist viel passiert in der schwer überschaubaren Welt der Deals. Auflauf- und Torprämien bekommt inzwischen jeder Oberliga-Kicker, bei den Profis handeln Spielerberater Verträge so dick wie Bibeln aus, Klauseln sind so durchtrieben wie die AGBs deutscher Mobilfunkanbieter. Da kann man den Kopf schütteln, darüber lachen oder es einfach als freie Marktwirtschaft akzeptieren – das Spiel selbst betraf es bislang kaum bis gar nicht. Deals waren eben Deals hinter den Kulissen, das Spiel dauerte weiterhin 90 Minuten und das Runde musste immer noch ins Eckige.
Seit dem Transfer von Vincenzo Grifo von Hoffenheim zurück zum SC Freiburg, gilt das nicht mehr. Für rund sieben Millionen Euro wechselt der Mittelfeldspieler fest ins Dreisamstadion. Der Clou: der Vertrag sieht vor, dass Grifo im kommenden Spiel gegen die TSG nicht auflaufen darf. Es ist also passiert: Spieler A darf nur zu Verein B wechseln, wenn er gegen diesen nicht spielt. Das sind keine rein finanziellen Deals mehr hinter den Kulissen, es geht nicht mehr um mietfreies Wohnen oder einen Sponsorenvertrag, sondern um aggressive Eingriffe in den Spielbetrieb.
Schreiten die Verbände bei solchen Vorstößen nicht ein und lassen den Transfermarkt seines freien Amtes walten, werden Deals wie von Grifo salonfähig. Andernfalls verliert der sportliche Wettbewerb auch noch das so wunderbar naive Elf gegen Elf, an dem sich der gemeine Fan trotz Ausbrüchen des modernen Fußballs immer noch festhalten konnte. Zuschauende könnten sich bei dem Kauf ihrer Eintrittskarte fortan nicht darauf verlassen, dass die besten Spieler ihres Teams auflaufen, sondern bloß die, die dürfen. Der Grifo-Deal setzt nicht nur ein klares Zeichen gegen die auf den Tribünen Stehenden und vor den Fernsehern Sitzenden. Er ist auch schlichtweg Wettbewerbsverzerrung.
Am Körper kleben noch immer die Klamotten aus der Nacht zuvor. Zwei nette Damen in Tickethäuschen aus der Steinzeit, ein bisschen Schnacken, entspannte Ordner, ja wirklich. Keine Schikanen, keine Kameras, keine Securitys aus McFit. Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist. Oder wenn es Holsten 0,5 gibt. Egal, einfach immer weiter, weiter. Sonne, Punkrock, grasbewachsene Stehtreppen auf Staub. Ein bisschen Sommerkick, ein bisschen Gekloppe, viel Hilfloses, wenig Schönes, einfach schön. Und gesunde Anklage: Warum tut man sich das ganz oben überhaupt noch an? Handspiel oder nicht, zehn oder zwanzig Millionen Gehalt, Niersbach ein falscher Zwanziger? Urlaub bei Altona 93 ist Urlaub für’s Gehirn. Und gelebte Utopie.
Ehrlich gesagt schwant uns Böses. Nach langer Zeit trifft Lautern am 01. September wieder auf Waldhof. Die Stimmung ist innerhalb der Fanlager bereits seit drei Wochen am Brodeln, nachdem zwei Figuren der Walter-Elf in Kaiserslautern der Kopf abgeschlagen wurde. Seitdem fühlt es sich an, als bewege man sich in Richtung einer Schlacht.
Wir können darüber nur den Kopf schütteln. Denn die Gefahr, dass am Ende Polizei und Politik mit vergeltenden Ideen zu gern posaunten “Maßnahmen im Sinne der Sicherheit“ um die Ecke kommen, ist hoch. Schon jetzt wurde durchgewunken, dass es am besagten Tag ein Alkoholverbot im Stadion gibt.
Leute, nehmt da ja Wind aus den Segeln. Sonst sitzen Kotzbrocken wie Rainer Wendt bald wieder an öffentlich-rechtlichen Stammtischen und ätzen gegen “sogenannte Fans“. FCK vs. Waldhof – was ist das doch für ein Derby-Klassiker! Macht ihn euch nicht selbst kaputt.
1.) „Er [Nübel] hatte zum Beispiel noch Torwarthandschuhe für die kommende Spielzeit bestellt!“ (Und das sogar ohne Vertrag, POPE’s Goalkeeper Gloves!)
2.) „…wurde beschlossen, Cheftrainer Daniel vorerst zu beurlauben.“ (sucht vorerst Trainer in Teilzeit: Erzgebirge Aue)
3.) „Mit ihrer Identität und Mentalität gehören die Bayern immer zum Favoritenkreis.“ (Bedeutet also für Schwaben, Sami Khedira?)
4.) „Am Ende der Schlacht werden die Toten gezählt.“ (Heribert Bruchhagen, Veteran)
5.) „Ich bin nicht sauer, ich bin normal drauf.“ (Renato Sanches bleibt ruhig: https://www.youtube.com/watch?v=6wdqWFbtwu0)
PAUKENSCHLAG! Hören oder sehen wir dieses journalistische Monstrum eines Klingelwortes, denken wir sofort an irgendetwas nahe der Apokalypse. Mindestens an einen Transfer von Roman Weidenfeller als Torwarttrainer zum FC Schalke 04. An alles außerhalb unserer Vorstellungskraft eben. Denn das bedeutet er ja schließlich, dieser PAUKENSCHLAG! Er betritt die Mitte des Raumes nicht nur völlig überraschend, nein, nein, er kommt auch so brachial dahergeflogen wie eine Kopfnuss von Jaap Stam.
Genau diesen Cocktail aus Unvorhersehbarkeit und Kraft hatte der hofgeile Haydn wohl im Kopf, als er seine 94. PAUKENSCHLAG-Sinfonie komponierte. Mit so viel Wumms hatte damals am Ende des 18. Jahrhunderts nun wirklich niemand gerechnet, sodass das Werk in England wenig überraschend den Namen „The Surprise“ (Die Überraschung) bekam. Und heute? „PAUKENSCHLAG! Neymar als Kapitän entmachtet“ (sport.de) Für so einen Witz an PAUKENSCHLAG hätte der alte Haydn nicht mal eine Triangel verliehen! Der gepaukte Aufhänger ist so über alle Maßen ausgelutscht und deplatziert wie der vor Egozentrik triefende Twitter-Zusatz „Hier mein Text zu…blabla. Habe mit Gott gesprochen, 90 Minuten Hardcore, echte Gefühle, ich bin der Geilste, glaubt mir [bitte!].“
Wo wir gerade bei unangenehmen Kabinenansprachen zum Thema Hilflosigkeit in Überschriften sind, schlägt es just in diesem Moment in unseren Gehirnen ein: „PAUKENSCHLAG! Eurosport hat seine Rechte an DAZN verkauft!“ (krone.at) Kurz zitterte das Gemüt, als habe Admiral Dönitz wieder zum „Unternehmen PAUKENSCHLAG“ getrommelt. Aber nein, wir haben nicht 1942 und statt Eisernen Kreuzen werden nur ein paar erbärmliche Klicks verteilt. Da sehen wir gerne wie gesättigt ein, dass es sich bei PAUKENSCHLÄGEN in der Titelzeile um keine Volltreffer, sondern um harmlose Leuchtraketen handelt. Weckt uns, wenn Weidenfeller in Gelsenkirchen gesichtet wurde – mit Pauke natürlich.
Jetzt mal eine Nacht drüber geschlafen und gleich mehrere Erkenntnisse bekommen. Union Berlin steht völlig zurecht das erste Mal in der ersten Bundesliga. Was ein Satz. Das erste Mal Bundesliga! Wir wissen alle, wie er war, der erste Kuss. Ort, Zeit, Alter, morgens, nachts, Sommer, Winter, ob Bienen summten oder es bewölkt war, ob es nach Sonnenblumen roch oder nach Kuhmist. Das erste Mal, ob einfach nur schön oder ein Kraftakt mit Nervenzusammenbruch – unvergesslich, unvergleichlich. Wer 180 Minuten so viel Leidenschaft bietet, hat diesen Kuss verdient. Die Alte Försterei wird bei jedem Spiel pickepackevoll und für Gästefans so etwas wie ein wohliger Ausflug zum kleinen Celtic des Ostens sein. Und der sympathische Urs Fischer wird die Pressekonferenzen mit Ehrgeiz und Demut in Streich’scher Manier bereichern.
Das Schönste aber bei dieser ganzen Geschichte ist, dass so etwas im modernen wie perversen Fußballgeschäft überhaupt noch möglich ist. Dass ein Stadion, bei dessen Umbau 2333 Fans ehrenamtlich anpackten von niemandem außer sich selbst repräsentiert wird. Es ist die Romantik dieses Aufstiegs, die Nostalgikern die Erkenntnis schenkt: Ja, es ist immer noch möglich! Und ja, es geht auch ohne Telekom, Gazprom oder Red Bull! Ein einziger, langer, feuchter Kuss mit Zunge.
Der VfB Stuttgart hingegen hat – vor allem im Kreise der eigenen Logen – von Saisonbeginn an in beeindruckender Art einen Weg eingeschlagen, der sich am Ende folgerichtig als Sackgasse offenbarte. Trainer Willig tut einem nach Schlusspfiff ebenso leid wie Christian Gentner, der mit seinem VfB seit 1999 wirklich alles erlebt hat. Das Spiel selbst hat vieles bestätigt, was sich die ganze Spielzeit immer wieder zeigte. Keine herausgespielten Chancen, kein Flügelspiel, keine Dreiecke, nur Holger mit Hoch und Weit. Aogo, Gomez, Esswein, Badstuber, Castro, Zieler – namentlich fühlt sich der Verein irgendwie nach Bundesliga an, doch irgendwie auch nach Ersatzbank ebenda. Deswegen trifft dieses Teamkonstrukt auch weniger Schuld als diejenigen, die es zusammenschusterten. Für die Fans in jeder Hinsicht ein Albtraum. Sie vor allem sehen, dass ein Wiederaufstieg mit Hannover, dem HSV plus drei, vier weiteren Teams kein Selbstläufer wird. Aber hey, das wissen Slomka und Kühne auch. Lebbe geht weida, liebe Cannstätter!
Der unsportliche Jahresrückblick: Januar bis April
JANUAR
AfD stellt Strafanzeige gegen Eintracht-Präsident Peter Fischer wegen Beleidigung, übler Nachrede und Verleumdung
Nach Kritik an Regierung in Ankara: Deniz Naki auf Autobahn beschossen
Englische Jugend-Fußballtrainer Barry Bennell gesteht sexuelle Belästigung von Minderjährigen in sieben Fällen
Angeklagter Sergej W. gesteht Tat auf BVB-Bus und bestreitet Tötungsplan
WM Affäre 2006: Bin Hammam bestätigt Zahlung von 6,7 Millionen Euro
Saudische Frauen erstmals im Stadion – keine freie Platzwahl, nur in Begleitung der Familie, Eingänge streng getrennt
Nagelsmann empfiehlt Amiri eine Freundin
Nach Schulung auf Mallorca: Videoschiedsrichter sollen nur noch dann einschreiten, wenn Eindeutiges vorliegt
Mainzer Balogun und Ujah beim Aufwärmen in Hannover offenbar mit Affenlauten diskriminiert
FEBRUAR
Kinds Antrag: Kampf um 50+1 geht weiter
Proteste werden lauter: mit Pfeifen und Tennisbällen gegen Montagsspiele
Nach 14 Jahren: Qatar Airways löst Lufthansa als Bayern-Sponsor ab und wird Premium-Partner
Europa League: Polizist stirbt nach Herzstillstand bei Krawallen in Bilbao
UEFA-Entscheid: Kein Videoschiedsrichter in der Champions League
„Grenze des Hinnehmbaren überschritten“: BVB-Süd boykottiert Montagsspiele, Spiel gegen Augsburg vor leeren Rängen
Antisemitische Hetze nach „Nazis raus aus den Stadien“–Kampagne des SV Babelsberg 03
„Global Nations League“: UEFA plant eine neue Mini-WM
Polizeikosten im Fußball: DFL muss zahlen, OVG Bremen erklärt Gebührenforderungen für rechtens
MÄRZ
Videobeweis wird offiziell in das Regelwerk der Fifa aufgenommen
Davide Astori (31), Kapitän des AC Florenz, stirbt nach Herzstillstand in einem Hotel vor der Partie gegen Udine. Astori hinterlässt seine Lebensgefährtin und eine zweijährige Tochter
„Zieler, mach‘ es wie Enke!“: Torwart Ron-Robert Zieler vom VfB Stuttgart wird von Teilen der Ultras-Köln attackiert
DFB-Präsident Grindels Rundumschlag gegen E-Sport: „Fußball gehört auf den grünen Rasen und hat mit anderen Dingen, die computermäßig sind, nichts zu tun.“
Ein Interview schlägt Wellen: Per Mertesacker äußert sich im Spiegel über den immensen Druck als Profi-Fußballer. Vor jedem Spiel habe sein Körper mit Brechreiz und Durchfall reagiert, vor allem die WM 2006 habe ihn sehr belastet
Tumulte in Londoner Osten: West Ham-Fans stürmen Spielfeld und belagern die VIP-Lounge der Vereinsinhaber
Unbekannte stellen nach 0:6-Pleite in München elf Kreuze am Trainingsgelände des HSV auf
Ex-Liverpool-Star und Sky-Experte Jamie Carragher bespuckt Familie. Nach viralem Shitstorm, entschuldigt er sich via Twitter: „Bin völlig aus der Rolle gefallen“
Paok Salonikis Clubchef Iwan Savvidis zückt Waffe und rennt auf Spielfeld
Nach TV-Rechte-Vergabe wird es so teuer und kompliziert wie noch nie: Sky und DAZN teilen sich Champions League
DFL-Klubs haben entschieden: 50+1 bleibt!
Staatsanwaltschaft ermittelt: Kinder und Jugendliche von Independiente-Jugendheim Opfer eines Prostitutions-Netzwerkes
APRIL
VfL Osnabrück startet Aktion „Gegen Rechts“. Beatrix von Storch teilt daraufhin per Twitter aus. Die Antwort des VfL: „Wir bewerten Ihre Beleidigung und den Inhalt Ihres Tweets als Kompliment und fühlen uns in unserer Haltung bestätigt.“ Der Club bietet ihr zudem ein Trikot mit der Aktion an – „signiert vom gesamten, multikulturellen Kader des VfL Osnabrück.“
Fifa plant Gelbe Karten für Trainer
Champions League: vor dem Viertelfinale in Liverpool wird der Mannschaftsbus von Manchester City angegriffen
neue WM und neue Turniere: Konsortium mit Tech-Konzern „Softbank“ legt Fifa angeblich Angebot vor
Kritik nach Novum: Wegen des Revierderbys werden im Ruhrgebiet mehr als 250 Amateurspiele verlegt
In einem Sonderzug, in dem Fußballfans von Borussia M’gladbach aus München zurückfahren, wird eine 19-Jährige auf einem Bord-WC vergewaltigt. Unter Verdacht steht ein 30-jähriger Gladbach-Fan, der bereits wegen Missbrauchs im Gefängnis saß
In der CL-Partie zwischen Juve und Real pfeift Schiedsrichter Michael Oliver in letzter Minute einen umstrittenen Elfmeter. Er selbst erhält Morddrohungen, seine Frau Nachrichten auf ihr Handy
Video-Wahnsinn in Mainz: Freiburger Spieler werden nach Halbzeitpfiff zurück aus ihrer Kabine geholt
Torwart-Titan Oliver Kahn verlangt von Torwarthandschuh-Startup „T1Tan“ Schadenersatz
1.) „Wenn wir 100 Millionen einnehmen, können wir sehr viel ausgeben.“ (Joachim Watzke, Mathematiker)
2.) „Die zündende Idee und das Quäntchen Glück, das wir nicht erzwungen haben.“ (Kunden von Pavel Dotchev kauften auch: „Zuerst hatten wir keine Qualität, dann kam auch noch Pech dazu)
3.) „Die 3. Liga hat, auch mithilfe des DFB, in den vergangenen Jahren aus Vermarktungssicht an Attraktivität gewonnen.“ (Und aus Fansicht, Michael Schwetje?)
4.) „Wir wollten immer eine globale Nations League haben, und wir werden eine solche Idee, die wir der FIFA unterbreitet haben, unterstützen: Die Weltmeisterschaft soll alle zwei Jahre stattfinden.“ (FIFA-Vizepräsident Alejandro Dominguez für mehr FIFA-Anträge von der FIFA an die FIFA)
5.) „Sergio Ramos hat niemals gegen Anti-Doping-Regeln verstoßen.“ (Real Madrid über Duschen, Föhnen, Ankleiden)
3:41 Uhr. Während in der ARD mit „Deutschlandbilder“ bereits das Nachtprogramm für Untote läuft, geht es in 10000 Kilometer Entfernung um nichts geringeres, als den Einzug ins Finale der Copa Libertadores, dem südamerikanischen Pendant zur europäischen Champions League.
Grêmio Porto Alegre empfängt die argentinischen Gäste von River Plate. Gut, dass es in Strömen regnet. So können einige der 60000 Gemüter am Rande der Kernschmelze abgekühlt werden. Was Sie hier sehen, meine Damen und Herren, ist das Spielende in Minute 103. – ohne Verlängerung. River Plate drehte das Spiel nach 0:1-Rückstand binnen zehn Minuten in ein 2:1. Wer man jetzt sein möchte: Gonzalo Martínez, Siegtorschütze. Wer man jetzt nicht sein möchte: Andrés Cunha, Schiedsrichter. ‚Meld dich freiwillig, haben sie gesagt. Schiri ist ein guter Job, haben sie gesagt‘ – spätestens, wenn du kurz vor Ladenschluss einen (berechtigten) Handelfmeter gegen das Heimteam gibst, bist du dir nicht mehr ganz sicher mit all dem, was sich da Karriere nennt. Südamerikanische Seelen sind in solchen Situationen bekanntlich etwas weniger reflektiert und nicht gerade bekannt für diplomatische Kühle.
Bressan, Verursacher des Elfers, bekam sich überhaupt nicht mehr ein und balgte sich minutenlang mit einem der Linienrichter. Popcorn-Kino vom Allerfeinsten. Die Bundesliga-Buddys Pedro Geromel (Grêmios Kapitän) und Frankens Fußballgott Javier Pinola unterhielten sich derweil mit all ihrer Erfahrung über die ganz großen Abstiegskampfpartien zwischen FC und FCN. Der Rest flog völlig frei über das Kuckucksnest und pochte auf die Ausgrabung des Kriegsbeils. Kurz gesagt: ein Pfiff, ein Tor, Lebensgefahr. Offizielle informieren Schiedsrichter Cunha noch vor Beginn der 13 Minuten Nachspielzeit darüber, dass zu seinem Schutze bereits das Militär im Anmarsch ist. ‚Cool! Danke!‘, wird sich Cunha wahrscheinlich gedacht haben. Oder einfach nur ‚Fuuuuuck!‘.
Wir haben null Ahnung, wer dieser Andrés Cunha ist. Hoffentlich kommt er gut nach Hause (das hoffentlich noch steht). Typen wie ihm gehört unsere volle Hochachtung. Jetzt erstmal „Deutschlandbilder“ von oben und ein Hagebuttentee. Puh, war das alles aufregend.
Liga: Erste Division (2. Liga NL) Date: 19 Oktober 2018, 20Uhr Spieltag: 10 Tore: 0 – 1 L. Veldwijk (49′), 1 – 1 M. Paulissen (PG, 77′)
7115 Zuschauer. Die Zeiten, in denen Roda JC Kerkrade erste Liga und Europapokal kickte, sind erst einmal vorbei. Das hat natürlich mehrere Gründe. Knapp zehn Jahre ist es her, dass Teile des Vorstands wegen Finanzproblemen eine Fusion mit Erzfeind Fortuna Sittard anstrebten – und dann aus Angst um die eigene Sicherheit von ihren Ämtern zurücktraten. Und sowieso sind manche Gesichter der Fanszene nicht zartbesaitet. Ausgerechnet die vermehren sich, wenn sich befreundete Stadion-Verbotler vom Aachener Tivoli für 25 Minuten in den Bus setzen, um kurzfristig eine neue Heimat zu finden.
Doch der Großteil der Fans sieht natürlich anders aus und machte im Stadion „Parkstad“ (eröffnet 2000), einem gesundem Cocktail aus Modernität und Old School, ordentlich Lärm. Statt Paycards geht man hier mit Jetons wie beim Pokern auf Nahrungssuche – die man auch bequem am Automaten ziehen kann. Problem wie bei jedem Schützenfest ist nur: man kauft für zwanzig Euro ein, hat aber keinen Schimmer, was man dafür einen Bierstand weiter überhaupt erhält. Und, na klar, gilt auch hier das hausgemachte Herrscherkalkül, dass Guthaben und zu zahlende Beträge nicht aufgehen können. Eine Spende unterm Fiskus, gern geschehen. Dafür gibt es verdammt frisches Bier der Marke „Brand“ aus der Pipeline riesiger Bottiche.
Was bleibt sind 17,50€ Eintritt und jede Menge Namen: von Stevens über Waterreus bis van Hoogdalem und Advocaat. Roda Kerkrade sollte schleunigst den Weg zurück ins Oberhaus suchen – auch ohne Donis Avdijaj.
Für all die armen Würste, die schon jetzt im Abstiegskampf stecken, schmeißt die Furche beim „Pass in die Gasse“ mit Durchhalteparolen um sich. Kopf hoch, ihr wackeren Ritter da draußen, nicht nur vom TuS Dotzlar.
Via Westfalenpost Wittgenstein (Ausgabe vom 26.9.18)
1. „Wenn man gewinnt, das habe ich als Sportler immer festgestellt, gibt es auch irgendjemanden, der verliert.“ (Philipp Lahm, Didaktiker)
2. „Es sind drei Punkte, die einem entglitten sind, und die können am Ende entscheidend sein.“ (Marcelo, Mathematiker)
3. „Wenn man zwei Spiele in drei Tagen verliert, ist das zwar doof, aber normal.“ (Stefan Krämer, Grotifant)
4. „Wenn beide [Außenbahnspieler] fünf Tore schießen im Lauf einer Saison, hast du zehn mehr, das kann viele Punkte bringen.“ (Julian Nagelsmann, Visionär)
5. „Ich kann schon nachvollziehen, was die Fans fordern. Aber sie müssen doch auch wissen, dass die Proteste nichts bringen werden.“ (Friedhelm Funkel, RWE-Vorstand)