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Erst River Plate, dann Spendenfahrt
Bevor sie mit ihrem Fahrrad für den guten Zweck durch Südamerika reist, sendet uns Furchen-Korrespondentin Lisa Achatzi sportliche Grüße von ihrem aktuellen „Nachbarhaus“ in Buenos Aires. Ein Spiel von River Plate wird sie im El Monumental leider nicht sehen können, da sie für ihre Spendenfahrt, u.a. für die UNO-Flüchtlingshilfe und Viva con Agua, bereits ab Samstagmorgen in Uruguay in die Pedalen tritt.







2020 musste sie ihre Tour nach 10500 Km zwar wegen Corona abbrechen, doch fuhr sie schon damals den stolzen Betrag von 15125 Euro für SOS-Kinderdorf Deutschland zusammen.
Wer in all dem eine gute Sache sieht und Lisa supporten möchte, kann das hier tun –> https://t1p.de/b2o8 Vielleicht schießt sie für uns ja dann noch mehr Fotos von geilen Betonschüsseln.
Ihr Blog ist übrigens der hier: http://www.wheelsoffortune.org; Instagram: wheelsoffortune.lisa
Die Macht der Big Six
Kommentar

„We are the cake“ ist ein Satz, der uns von einem Port-Vale-Fan bis heute in Erinnerung geblieben ist und der bereits zehn Jahre auf dem Buckel hat. Es ging um die Machtlosigkeit englischer Vereine abseits der zweiten Liga, um TV-Gelder wie Kirchenkollekte. Darum, dass man nicht an das berühmte Stück vom Kuchen rankommt, weil man selbst der Kuchen ist.
Liverpool und Co., also die „Big Six“ mit Chelsea, Tottenham, Arsenal und den Manchester-Clubs, wissen um ihre Vorherrschaft und nutzen sie explizit aus. Die Schere zwischen ihnen und dem Rest ist inzwischen so gewaltig, dass es für unterklassige Teams nur zwei Möglichkeiten gibt: Entweder ich beuge mich meinem Dasein, versuche das Thema TV-Gelder nicht mit meiner Existenz in Verbindung zu bringen und krebse leise als Ausbildungsverein vor mich hin. Oder ich bin offen für andere Geschäftsmodelle, weil ich in möglichst kurzer Zeit eine Gabel für den Kuchen bekommen möchte. Letzteres ist ein Modell, dass in England inzwischen fast Tradition hat: Verein X träumt oder hat Probleme, Investor Y aus der Hölle kommt und verspricht Scheinwerferlicht, Verein geht vor die Hunde, Ende.
Es sind aber nicht nur die zwielichtigen Typen, die für regelmäßige Kollapse sorgen. Für 08/15-Clubs ist ein Mitmischen schlichtweg auch deshalb unmöglich, weil es die Big Six mit Druckgebärden auf den Verband verhindern. Sie essen den Kuchen, weil er ihnen längst gehört. Und wer bei Liverpool und Manchester United an bloße Fußballromantik, an Anfield oder George Best denkt, täuscht sich gewaltig. Die Big Six tragen eine Mitschuld am Schicksal von Bury FC, tragen eine Mitschuld am Werdegang des FC Portsmouth und öffneten dubiosen Gruppen in Newcastle die Tür zum System.
Der Begriff „Reformen“ ist bei all dem ein zentraler und hinterhältiger. So wunderbar positiv konnotiert, so ertragreich wird er im wahrsten Sinne benutzt. Ganz weich verspricht man mit einer Reform einen Aufbruch, einen Schritt in die richtige Richtung. Doch was die Big Six eigentlich machen: Sie sorgen für Gesetze, die nicht erhalten oder erneuern, sondern ausgrenzen und unterdrücken.
Katharsis des Fußballs
Wie ahnungslos wir doch waren! Da dachten wir naiven Konjunktur-Propheten beim Bierchen doch immer, dass sich das ganze fußballkapitalistische Kartenhaus spätestens nach dem 222-Millionen-Transfer von Neymar peu á peu selbst zerstören würde. Dass irgendwann einmal eine Art interner “Schwarzer Freitag“ kommt, weil eine exponentielle Kurve in einer Sackgasse endet. Auf Überbieten folgt Überbieten folgt Überbieten folgt eben Kollaps – das hat die Geschichte der Ökonomie gelehrt. Von zehn, vielleicht zwanzig Jahren sind wir dabei ausgegangen. Eine prozesshafte Implosion, bei der FIFA, UEFA und Ligaverbände am Ende die Schuldfrage gekonnt weiterleiten würden.

Und jetzt? Innerhalb von nur zehn Tagen geht der ganze so mächtige Apparat komplett vor die Hunde. Ein Apparat, der binnen Stunden seine Spieler nicht mehr bezahlen und seine Wettbewerbe nicht mehr auffangen kann. Welche eine Blase, die da gerade platzt! Selbst der Pizzaladen um die Ecke kann ad hoc mehr B-Pläne für die Existenz aus der Schublade holen, als so mancher Champions-League-Teilnehmer. Nie zuvor wurde auf derart radikale wie transparente Weise sichtbar, wie abhängig und fragil der moderne Fußball wirklich aufgestellt ist. Kein Tag vergeht, an dem man die Angst der Funktionäre nicht riechen kann, der ganze Karren steckt im Dreck. So grausam und tödlich das Coronavirus wütet, so sehr offenbart es Fans und Prosumenten die Fassade des Profifußballs. Es herrscht eine crashende Endzeitstimmung, die sich paradoxerweise auch als befreiende Katharsis entpuppen kann. Möge es dem Fußball eine Renaissance bescheren.
Sie haben keine Fans verdient

Seit Jahren auf DFB, DFL und Funktionäre wütend. Vom Sommeralbtraum über Fernserechte bis Montagsspiele. Nie irgendetwas aufgeklärt, nie irgendetwas eingesehen. Stattdessen von Dopa bis Sportstudio nur Phrasen, kalkuliertes Hinhalten und falsche Zugeständnisse. Respekt sich auf die Fahnen geschrieben, aber nie gegen Rassismus aufgestanden. Geschenkte Uhren, erhöhte Eintrittspreise, Kollektivstrafen, populistisches “hart aber fair“ von Wendt bis Zwanziger, die amateurhafte Basis jahrelang ignoriert und alleine gelassen. Und wenn es dann mal knallte, waren immer die Fans schuld.
Alles hat er mitgemacht, der böse Fan. Hat zugesehen, wie aus seinem e.V. immer mehr GmbH wurde. Hat zugesehen, wie Online-Schwarzmärkte mit seinem Verein Verträge schlossen. Hat zugesehen, wie Red Bull Statuten unterwanderte. Hat zugesehen, wie bei Rassismus nichts und bei Hopp alles passierte. Und jetzt muss der Fan sich auch noch schämen für das, was er so liebt. Weil nun durch Rummenigge, Watzke oder DFL auch der letzte Mensch kapiert hat, wie kaputt, arrogant und eigensinnig die obersten Etagen ticken. Wo das gesellschaftliche Leben stillsteht und alle Menschen aufgefordert sind, ihren Alltag im Sinne des Allgemeinwohls radikal zu ändern, da beanspruchen diese Typen einen Sonderstatus für den Fußball. Schämt euch! Es macht so unfassbar wütend. Wie konnte es nur soweit kommen, dass Fußball alles von dem verloren hat, was ihn einmal ausmachte!? Ein Spiel von der Straße, von nebenan, einst gegen Obrigkeit und Adel, ein Spiel so einfach, für alle Schichten, für Alt und Jung, ein Spiel, das verbindet und einlädt.
Heute zeigt sich in völliger Klarheit, wie Vereins- und Verbandsbosse denken und wie egal ihnen Fans, Fankultur und die Geschichte des Fußballs sind. War das Maß schon lange voll, hat es sich jetzt endgültig in Luft aufgelöst. Wie link und geldgeil, wie weltfremd und egomanisch muss man sein, um in solch einer Blase zu leben?! Wo Menschen erkranken, um Job, Familie und Zukunft bangen, redet Watzke von verpassten Fernsehgeldern. Man will schreien vor Wut! Es gibt wirklich nichts mehr, was Profifußball noch nicht verbrochen und der Fan noch nicht durchgewunken hat. Leere Stadien – das sollten Rummenigge, Watzke und Verbände bekommen. Sie haben keine Fans verdient.
FCK vs. SVW: Wind aus den Segeln
Ehrlich gesagt schwant uns Böses. Nach langer Zeit trifft Lautern am 01. September wieder auf Waldhof. Die Stimmung ist innerhalb der Fanlager bereits seit drei Wochen am Brodeln, nachdem zwei Figuren der Walter-Elf in Kaiserslautern der Kopf abgeschlagen wurde. Seitdem fühlt es sich an, als bewege man sich in Richtung einer Schlacht.
Wir können darüber nur den Kopf schütteln. Denn die Gefahr, dass am Ende Polizei und Politik mit vergeltenden Ideen zu gern posaunten “Maßnahmen im Sinne der Sicherheit“ um die Ecke kommen, ist hoch. Schon jetzt wurde durchgewunken, dass es am besagten Tag ein Alkoholverbot im Stadion gibt.
Leute, nehmt da ja Wind aus den Segeln. Sonst sitzen Kotzbrocken wie Rainer Wendt bald wieder an öffentlich-rechtlichen Stammtischen und ätzen gegen “sogenannte Fans“. FCK vs. Waldhof – was ist das doch für ein Derby-Klassiker! Macht ihn euch nicht selbst kaputt.
Hopppics: Roda Kerkrade vs. Sparta Rotterdam 1:1
Liga: Erste Division (2. Liga NL)
Date: 19 Oktober 2018, 20Uhr
Spieltag: 10
Tore: 0 – 1 L. Veldwijk (49′), 1 – 1 M. Paulissen (PG, 77′)
7115 Zuschauer. Die Zeiten, in denen Roda JC Kerkrade erste Liga und Europapokal kickte, sind erst einmal vorbei. Das hat natürlich mehrere Gründe. Knapp zehn Jahre ist es her, dass Teile des Vorstands wegen Finanzproblemen eine Fusion mit Erzfeind Fortuna Sittard anstrebten – und dann aus Angst um die eigene Sicherheit von ihren Ämtern zurücktraten. Und sowieso sind manche Gesichter der Fanszene nicht zartbesaitet. Ausgerechnet die vermehren sich, wenn sich befreundete Stadion-Verbotler vom Aachener Tivoli für 25 Minuten in den Bus setzen, um kurzfristig eine neue Heimat zu finden.
Doch der Großteil der Fans sieht natürlich anders aus und machte im Stadion „Parkstad“ (eröffnet 2000), einem gesundem Cocktail aus Modernität und Old School, ordentlich Lärm. Statt Paycards geht man hier mit Jetons wie beim Pokern auf Nahrungssuche – die man auch bequem am Automaten ziehen kann. Problem wie bei jedem Schützenfest ist nur: man kauft für zwanzig Euro ein, hat aber keinen Schimmer, was man dafür einen Bierstand weiter überhaupt erhält. Und, na klar, gilt auch hier das hausgemachte Herrscherkalkül, dass Guthaben und zu zahlende Beträge nicht aufgehen können. Eine Spende unterm Fiskus, gern geschehen. Dafür gibt es verdammt frisches Bier der Marke „Brand“ aus der Pipeline riesiger Bottiche.
Was bleibt sind 17,50€ Eintritt und jede Menge Namen: von Stevens über Waterreus bis van Hoogdalem und Advocaat. Roda Kerkrade sollte schleunigst den Weg zurück ins Oberhaus suchen – auch ohne Donis Avdijaj.
Hopppics: Hibernian FC vs. Kilmarnock FC 3:2
Scottish Premiership, 15.09, 5. Spieltag, Easter Road, 17662 Zuschauer (Kapazität: 20.250), Eröffnung 1893. Liegt im Hafenviertel Leith und damit im Osten der Stadt, wo auch die Handlung von „Trainspotting“ spielt – aus ersichtlichen Gründen.
Hibernian Football Club wurde 1875 von der katholischen Kirche Saint Patrick’s gegründet, holte vier Mal den Meistertitel und pflegt wegen der Europapokalspiele 1955/56 eine Fan-Freundschaft mit Rot-Weiss Essen. Fun Fact: „Hibernian“ ist das lateinische Wort für Irland. Wegen der irischen Einwanderer-Wurzeln diente der Verein unter anderem als Vorbild für Dundee Hibernian (heute Dundee United) und Celtic Glasgow, die sich bei ihrer Gründung fast Glasgow Hibernian genannt hätten. Kein Fun Fact: 2,50£ für einen „Scotch-Pie“.
Eine Frage des Respekts
Wenn selbst ein gestandener Innenverteidiger das letzte überzeugende Spiel der Nationalmannschaft auf Herbst 2017 datiert, dann sagt das mehr aus, als Spieler-Noten aus drei Vorrunden-Partien zusammen. Dass Mats Hummels dies kurz nach Spielende eines vorangegangenen Offenbarungseides auf sachlich-nüchterne Weise und nicht in leidenschaftlicher Janusz-Gora-Manier vermittelte, zeugte davon, dass soeben keine überraschende Schande passiert, sondern das Ende eines schleichenden Prozesses zu sehen war.
Die Masse an Kritik, die auf das DFB-Team niederprasselte, war aufgrund des kollektiven Versagens in nahezu allen spielerischen wie mentalen Bereichen hingegen weniger überraschend und zudem berechtigt. Die Tonart aber, die von teils bekannten Einzelpersonen, einigen Medien und auf sozialen Plattformen angeschlagen wird, zeigt auf schauerliche Weise den gasförmigen Aggregatzustand keiner zivilen, sondern empathielosen Diskussionskultur. Darauf verwies auch Oliver Kahn, als er nach den schwachen Leistungen der Nationalelf im ZDF klarstellte: „Kritik sollte sich niemals gegen den Menschen richten.“
Genau das aber ist vor und während der WM auf einem Level geschehen, das in der Nachkriegseschichte des deutschen Fußballs seinesgleichen sucht. Dabei gab es genug sportliche Täler in Marianengraben-Tiefe, was im Zeitalter hilfloser Rumpelfüßler ab 1998 seinen Höhepunkt fand. Die damalige Kritik bezog sich jedoch primär auf den neandertalischen Libero-Fußball aus der Stube Erich Ribbecks oder den jahrelangen Winterschlaf in puncto Jugendarbeit. Carsten Ramelow und Co. wurden indes nie auf ihre nationale Identität geprüft, sondern schlimmstenfalls ob ihrer zeitweiligen Kreisklasse belächelt.
Gegen Davor Sûker und später dann Sergio Conceição sah Fußball-Deutschland ein: das eigene Personal hatte schlichtweg nicht mehr drauf. Und unrühmliche Vorfälle wurden zwar scharf kritisiert, führten aber nicht zu öffentlichen Diffamierungen oder gar Bedrohungen. Man stelle sich einmal vor, nicht Lukas Podolski hätte Michael Ballack 2009 während eines Länderspiels geohrfeigt, sondern Ilkay Gündogan. Man stelle sich einmal vor, nicht Stefan Effenberg hätte den eigenen Fans bei der WM in den USA den Mittelfinger gezeigt, sondern Mesut Özil. Ein Land am Rande des Nervenzusammenbruchs wäre das.
Die Verkommenheit, nämlich nicht auf sportliche Leistungen, sondern auf die Würde von Individuen zu zielen, ist längst nicht mehr nur bei hirnverbrannten Sauerkrautlern auszumachen. Umso mehr heißt es gerade jetzt den Mund gegen persönliche Attacken aufzumachen – auf der Arbeit, im Verein, auf der Straße, in Kommentaren, Leserbriefen oder via Flaschenpost darf diese abartige Masche keine Salonfähigkeit erfahren. Warum das so wichtig ist, zeigt eben nicht nur die haarsträubende Debatte um Özil und Gündogan.
Auch Joachim Löw wird nach dem WM-Aus in einer Form angegangen, die maßlos daneben ist. Ralf Mittmann titelt im Südkurier „Jogi Löw lebt im Gestern.“ Werner Kohlhoffs Leitartikel in der Saarbrücker Zeitung weiß via Titelzeile „was Angela Merkel besser gemacht hat als Löw“. Der General-Anzeiger hat Löw auf frischer Tat bei seiner „Flucht in den Urlaub“ ertappt. Was auf Facebook und Co. derweil passiert, bleibt hier aus FSK- und IQ-Gründen unerwähnt. Und als ob die tägliche Bild-Hetze nicht schon genug ist, schießt die FAZ den Vogel komplett ab, spricht Löw direkt mitsamt Kader an und verkündet, Zeuge einer „öffentlichen Leichenschau“ gewesen zu sein. Das meint das Blatt natürlich nicht selbst, sondern übersetzt nur das, was public viewing im amerikanischen Englisch tatsächlich bedeutet. Der totale Wahnsinn.
Joachim Löw wurde auch von unserer Feder in der Vergangenheit wie auch jetzt kritisiert. Jahrelange Platzhirsch-Hierarchie, fehlendes Leistungsprinzip oder verspätete Spielerwechsel standen dabei fortlaufend im Fokus. Der Erfolg gab Löw jedoch über Jahre recht. Der Weltmeister-Titel trug vor allem seine taktische Handschrift, die Bilanz von 108 Siegen in 165 Spielen ist zweifellos eine herausragende und macht ihn zu einen der ganz Großen seiner Gattung. Kritisiert werden darf und sollte trotzdem, so funktioniert Sport im Allgemeinen eben auch, doch macht bekanntlich der Ton die Musik – darin ist Löw übrigens ebenfalls vorbildhaft, indem er durchweg eine gesunde Mischung aus Ernsthaftigkeit und Lockerheit findet.
Kritik sollte sich niemals gegen den Menschen richten, sagt Kahn. Ein richtiger und wichtiger Satz, der zu Besonnenheit und Respekt aufruft und an erster Stelle stehen sollte.
Hopppics: Phönix Lübeck vs. TSV Travemünde 6:2
Lasst doch mal den Olaf durch!
Heute vor 33 Jahren, Schalke empfängt im DFB-Pokal-Halbfinale Bayern München: Der blutjunge Olaf Thon nagelt den Ball in der 120. Minute zum 6:6 in den Giebel. Danach stand er in einem der legendärsten Interviews deutscher Sportberichterstattung Rolf Töpperwien Rede und Antwort – zumindest versuchte er es.
Kriegerischer Fußball
„Auch nach dem Gegner zu treten, das ist wahrer Fußball!“ Unsere Kolumne „Pass in die Gasse“ in der Westfalenpost Wittgenstein heute einmal ganz und gar martialisch.
Hopppics: Inter Mailand vs. AS Rom 1:3
Theaterstück über „Juller“ Hirsch
Zwei Mal deutscher Meister, Olympiateilnehmer, erster „Star“ im deutschen Fußball, Soldat im Ersten Weltkrieg, dann nach Ausschwitz deportiert und getötet. Dem Leben von Julius „Juller“ Hirsch widmet sich nun das Theater der Jungen Welt Leipzig. Premiere ist am 8. April, zehn weitere Bundesligastädte folgen: http://www.mdr.de/mediathek/mdr-videos/a/video-84424.html
Carlo Farsang, 1999
Völlig losgelöst von der Erde
»Der DFB wirkt wie ein Raumschiff«
Zwischen Traumwelt und Realität: die Kluft zwischen DFB und den Amateurvereinen wird immer größer. Der FC Internationale Berlin schickt deshalb 11+1 Wünsche an DFB-Präsident Reinhard Grindel.
Via 11 Freunde: http://www.11freunde.de/interview/wunschzettel-den-dfb
R.I.P. Fußball
Am 26. Februar hatten wir für die mögliche Wahl Al Chalifas „etwas vorbereitet“. Dann wurde überraschend Gianni Infantino neuer FIFA-Präsident und das Runde Leder atmete trotz vieler Fragezeichen kurz auf. Heute müssen wir das Ganze leider aktualisieren und nehmen in tiefer Trauer Abschied.
Tellerrandpoetik
Tacheles zum x-ten “Weckruf”
Der 2:1-Anschlusstreffer durch Harry Kane war die bezeichnende Szene des Spiels. Eine kurze, schnelle Drehung reichte dem 22-Jährigen, um dann durch einen Beinschuss ins lange Eck zu treffen. Seine beiden Gegenspieler Müller und Özil führten dabei einen Synchrontanz vor, der eher an eine königliche Eskorte erinnerte als an einen Zweikampf. Das ganze zehn Meter vor dem eigenen Tor, wo selbst auf diesem Niveau das Tribünendach nie die schlechteste Lösung ist.
Doch hatte man sich über dieses Laissez-faire schon während des gesamten Spiels echauffieren müssen, bekam man von Thomas Müller im späteren Interview noch einen Nachtritt, indem er klarstellte: „Wir konnten den Testspielcharakter irgendwie nicht abschütteln. Wir als Mannschaft sind nicht an die 100%, auch vom Einsatz, von der Aggressivität, rangekommen. Das ist leider nichts Neues, dass wir bei Testspielen nicht ganz so gut aussehen.“ Man darf fragen, was es also braucht für die richtige Einstellung. Der größte europäische Klassiker inklusive ausverkauftem Olympiastadion scheint das nötige Adrenalin und die richtige Einstellung nicht hervorrufen zu können. Auch Testspiele waren zwischen diesen beiden Nationen seit jeher von Prestige geprägt und stellten immer weit mehr dar als ein Trainigskick. Englands 5:1-Kantersieg in München inklusive Michael Owens Drei-Tore-Gala ist bis heute ebenso Thema im Pub wie Didi Hammans „Abrissbirne für Wembley“, die vielen Inselbewohnern immer noch den Magen umdreht.
Der Irritation nicht genug. Im Aktuellen Sportstudio spricht Löw das aus, was man als Zuschauer von Minute eins an gesehen und gefühlt hatte: „Wir hatten, selbst als wir 2:0 geführt haben, eigentlich kein gutes, dynamisches Spiel. Wir hatten auch nicht immer in diesem Spiel die Kontrolle.“ Nur fünf Minuten zuvor waren Gomez und Khedira, offensichtlich vom 2:0-Vorsprung geblendet, vom Gegenteil überzeugt. Wusste zunächst Gomez, dass man „bis zum 2:0 und auch die paar Minuten danach ein richtig, richtig gutes Spiel gemacht“ hat, war sich auch Khedira sicher „bis zum 2:0 vieles richtig gemacht“ gemacht zu haben. Offenbar ist es nicht nur ein Problem der Einstellung, sondern auch eines mit dem Realitätsempfinden eines Weltmeisters.
Doch dass Fußball nicht ausschließlich Kopfsache ist, wurde gestern ebenfalls bewiesen. Der 11 Freunde-Ticker brachte das 2:2 von Jamie Vardy auf den Punkt: „Was für eine Bude! Ausrufezeichen! Und Jogi Löw? Bringt Lukas Podolski. Jeder wie er kann.“ Was sich hier so humorvoll anhört ist leider bittere Wahrheit. Die derzeitige Personalsituation im DFB-Team ist mehr als nur bedenklich. Wer das nicht wahrhaben will, dem empfehlen wir auch weiterhin unsere Tugenden, Turniermannschaftsgene und das 7:1 gegen Brasilien zu feiern. Es ist zwei Jahre her, basta. Wachwerden, schlandsche Couch-Potatoes!
Die EM-Qualifikation wurde mit Hängen und Würgen abgeschlossen und in Spielen gegen Polen, Irland und Georgien verwies man immer wieder gerne auf die mentale Schwierigkeit mit dem Umgang „kleinerer Gegner“. Doch England ist ein anderes Kaliber wie beispielsweise Schottland, weshalb auch die „Weckruf“-Phrase gestern so deplatziert wirkte wie André Schürrles Stellungsspiel beim 2:3. Wir gehen noch weiter und posaunen, dass es bei manchen Spielern für nicht mehr reicht.
Dass Jonas Hector ein guter linker Verteidiger ist, aber eben nur ein guter. Einer, der zwar ein solides Repertoire abruft, dass bestenfalls aber gut genug für die Gruppenphase ist, da er immense Probleme mit schnellen, an der Linie klebenden Gegenspielern hat und folglich die Abstände nicht halten kann. Dass Antonio Rüdiger noch Luft nach oben in der Entwicklung hat und diese auch atmen wird. Für die EM allerdings kommt der Auftritt von Beginn an zu früh. Das weiß übrigens auch die italienische Presse, die ihn regelmäßig wegen seinen Sekundenschläfen kritisiert. Dass André Schürrle wegen fehlender Spielpraxis und Spiellaune gerade ebenso wenig hilft wie Lukas Podolski, der bei Galatasaray zwar dauerhaft spielt, aber „Gala“ eben zurzeit auch ein Club ohne Anspruch ist und mit 22 Punkten Rückstand auf Besiktas auf Platz sechs einer Mittelklasse-Liga klebt. Auch will man Sebastian Rudy nichts Böses, aber ja, lassen wir das mit Hinblick auf die Bundesliga-Tabelle.
So weiß man außer bisher schwachen bis durchschnittlichen Auftritten über die deutsche Mannschaft nur zwei Dinge ganz sicher: der jetzige Kader ist einerseits zu schwach für den EM-Titel, andererseits sollten gestandene Spieler wie Thomas Müller ihre „Leichtigkeit des Seins“ besser ganz schnell ablegen und vielleicht auch den ein oder anderen coolen Spruch erst nach getaner Arbeit bringen.
Frohe Ostern!
Und warum, Herr Hoeneß…
…schildern Sie ihren Gemütszustand der BILD und nicht gleich dem Titanic-Magazin? Fragen ihre Spin-Doctors von der
Furche
Endlich wieder Steffen Simon!
ENDLICH! HSV gegen Bayern, das ist Lasogga gegen Lewandowski 2016. Das war van der Vaart gegen Demichelis 2006, Ivanauskas gegen Helmer 1996, von Heesen gegen Pflügler 1986, Hidien gegen Rummenigge 1976 und Seeler gegen Müller 1966. Und wer könnte all die Anekdoten jener Klassiker, Gigantenduelle, Titanenkämpfe etc. pp besser erzählen als…? Gestern noch erhoben sich die Fankurven dieses Landes um den Untergang der Subjektivität/ Abgang Marcel Reifs zu feiern wie den Weltmeistertitel auf Crack, heute schon begrüßt sie Steffen Simon („Die Iraner, das sind Südländer, da ist nicht alles perfekt organisiert!“) mit infantiler Fußballgeilheit und dem Phrasenpotpourri aus 21 Jahren ‚Doppelpass‘. An dieser Stelle sind auch all jene zu begrüßen, die uns das „Sky-Abo“ empfehlen. Tzzzzzz. Warum macht man es nicht einfach wie auf der Insel? Warum nicht zwei Moderatoren? Warum stehen Scholl und Obdenhövel unten anstatt oben am Mikrofon zu sitzen? Das alte, klassische Modell: ein Ahnungsloser lässt sich von jemand mit Ahnung die Fußlümmelei erklären. Ein emotionaler Smalltalk, ein Schwätzchen unter Fußballliebhabern, nicht mehr, nicht weniger. Wir würden einfach nur Zeugen eines Fußballspiels sein, Zuschauer ohne Fremdschamattacke und Unterhaltungsaversion. ENDLICH!
Bayern und die ARD
Es ist ja nicht so, dass man die ARD deshalb nicht mögen muss, weil sie sich zum hundertsten Mal für eine Live-Übertragung eines Bayern-Spiels entschieden hat. Das tut zwar weh, ist aber inzwischen Redaktionsroutine und gehört ins feste Repertoire des öffentlich-rechtlichen Irrsinns. Man könnte es gar nachvollziehen, wenn man Bayern gegen Darmstadt einer Partie wie Aue gegen Heidenheim vorzieht. Quote eben. Doch wenn am gleichen Tag ein Pokal-Klassiker zwischen Gladbach und Werder stattfindet und dieser eben nicht gezeigt wird, ist der Biss in die Fernbedienung so normal wie ein Bartels-Kommentar über die „individuelle Klasse“ des Rekordmeisters. Denn wann können Bremer einmal ihre Mannschaft live im Ersten oder Zweiten sehen? Im Achtelfinale am Bökelberg wäre keine so schlechte Chance, sollte man meinen. Aber das ist alles egal inzwischen – und hat ein Verein mit derartiger Pokalhistorie wie Bremen einfach nicht verdient.
Und keine Bange, ARD: um die Quote kümmern sich schon die paar Gladbacher in ganz Deutschland.
Groundhopping B.A.
Die Furche musste kurz ins Trainingslager, ist aber jetzt wieder für euch da wie Flieges Jürgen. Falls wer Interesse beim Thema Groundhopping verspürt und des Lesens mächtig ist, kann uns gerne eine Mail (schottischefurche@yahoo.de) zukommen lassen. Sobald Trifon und Terry was durchgegeben haben in Sachen Spiel-Note, darf es rein rechtlich auch zu euch in die Kurve. (Sanktion der Fifa) Insgesamt ist es uns nämlich immer “ […] wichtig, in dieser Ausnahmesituation neue Beziehungsgeflechte aufzubauen!“ (Robin Dutt, Küchenpsychologe)
Sätze der Bedeutungslosigkeit #12 Spezial
aus aktuellem Anlass:
1. „Unsere Innenverteidiger haben dieses Spiel [5x Lewandowski) nicht vergessen!“ (D. Hecking)
2. „Die Bayern sind in Form, wir sind auch in Form!“ (K. Allofs)
3. „Wir haben Qualität, das weiß Bayern München, das weiß Pep Guardiola.“ (D. Hecking)
4. „Wir haben mehrmals bewiesen, dass wir mithalten können. Da sind keine Welten zwischen den Klubs.“ (D.Hecking)
5. „Ich bin selbstbewusst zu sagen: Ja, lass sie kommen!“ (D. Hecking)
Groundhopping LK
Instrumentalisiert (werden)
Das Transparent Magazin vertritt einen klaren Slogan : „Fußball ist Fußball. Fußball ist Kultur. Fußball ist Politik.“ Ein präziseres Statement gibt es wahrlich nicht. Das Getrenntsein der drei Elemente gab es nie und wird es nie geben, denn die Instrumentalisierung von Sport wird immer auch die Instrumentalisierung von Kultur sein. So war es im NS-Regime, so entstand der hundertstündige „Fußballkrieg“ zwischen El Salvador und Honduras, so posen heute hochrangige Politiker in der ersten Reihe von Siegermannschaften. Dass Fußball mit Politik nichts „zu tun hat“, ist eine verheerende Phrase und wird von jenen posaunt, die das Gegenteil forcieren.
Sätze der Bedeutungslosigkeit #11
1. „Am Ende bleibt nur Scheiße übrig.“ (Christoph Cramer, Metaphysiker)
2. „Ich würde Kevin empfehlen, sich mal um seine Probleme zu kümmern, da hat er mit Sicherheit genug zu tun.“ (Joachim Watzke, Erziehungsberechtigter wider Willen)
3. „Der VfL ist umgekehrt für die Marke VW mehr wert als die tatsächlich investierte Summe.“ (Klaus Allofs, baldiger Mindestlohnempfänger)
4. „Ich finde ihn klasse, er ist sehr bescheiden. Und er sticht alleine schon deshalb heraus, weil er nicht tätowiert ist.“ (Der Analytiker Frank Mill erklärt, warum Alex Meier Nationalspieler werden soll)
5. „Das System ist das Problem.“ (Franz Beckenbauer, Fifa-Regimegegner)
Aus dem wahren (!) Leben
Erinnern an Dettmar Cramer
In den letzten Tagen war viel los, doch möchten wir bei all dem Trubel um Bild not welcome, Favre, Verbeek und Sticheleien vor Spitzenspielen an dieser Stelle noch einmal an Dettmar Cramer erinnern. Er gehörte zweifelsfrei zu den großen Pionieren des Fußballs, irgendwo zwischen Lindenhorst, Bayern München und Al Kuwait. Und wahrlich: Pioniergeister gibt es leider immer weniger im Fußball. Unserem Empfinden nach verfasste Ben Redelings den adäquatesten Nachruf dieser Tage, dem wir uns natürlich anschließen: Ruhe in Frieden, „Napoleon“!
–> http://www.n-tv.de/sport/fussball/Dettmar-Cramer-legendaer-und-Weltklasse-article15960381.html
Diego Costa, Fußballschrott!
Das Maß ist voll. Man kann sich vieles schönreden. Man kann sich vieles auf dem Fußballplatz schönreden. Indem man alles in Relation setzt, indem man bei groben Fouls auf große Namen wie Roy Keane oder Gennaro Gattuso verweist, darüber lacht, sich auf die Kreisliga beruft, einen prostet und denkt: „Ach komm, das sind halt Typen. So war es doch schon immer.“ Oder sich gar darauf ausruht, dass die Geschichte des Fußballs nun einmal unmittelbar mit der des Rugbys verknüpft ist. Fußball, wie wir ihn heute kennen, entstammt dem Rugby, richtig. Damals noch ohne Torlatte, ohne Abseits und Kapitäne gab es nur, um auf Foul oder Weiterspielen zu entscheiden. Schiedsrichter wurden erst später eingeführt. Man(n) regelte das eben wie man(n) es eben regeln musste.
Ok, in der Retroperspektive alles selbsterklärend: die „Fußlümmelei“ als Ausdruck fehlender Grazilität, als grobmotorisches Pendant des Turnsports, politisch wie religiös als Frevel denunziert, eine Krankheit der Bauern und des Pöbels, ein „Problem“ der Straße. Umso schwieriger war daher die Verabschiedung des ersten Fußball-Regelwerks vom 8. Dezember 1863, verfasst von der „Football Association“ (FA), bei der nicht jede der 14 Regeln mit Beifall begrüßt wurde. Protokollauszug eines Redners: „Auch nach dem Gegner zu treten, das ist wahrer Fußball! Die in Cambridge hatten kein Recht, dagegen eine Regel einzuführen! […] Wenn man die Erlaubnis des Tretens beseitigt, braucht man für das Spiel überhaupt kein Mut und keinen Schneid mehr! Dann können wir gleich ein paar Franzosen über den Kanal holen und dabei zusehen, wie die nach nur einwöchiger Spielpraxis eine englische Mannschaft schlagen!“ Zitat Ende. Soviel zur Geburt „englischer Härte“.
Diego Costa weiß von all dem nichts. Vielleicht hat er mal von „englischer Härte“ gehört, von Roy Keane, Barry Ferguson oder Vinnie Jones, vielleicht vom „Butcher“, vielleicht hat er nach Kopfballduellen mit Jaap Stam gegooglet. Man weiß es nicht. Wahrscheinlicher ist aber, dass ihm das alles, und damit ist die sportliche Mischung aus Fairplay und Agon gemeint, einfach scheißegal ist. So banal wie radikal es klingen mag: hinsichtlich der kämpferischen Geschichte des Fußballs, lebte der Sport seit jeher von Austeilen und Einstecken, vom Treten und getreten werden. Ein Einvernehmen, ein imaginärer Schwur untereinander. Was hier aber passiert, konzentriert sich ausschließlich auf Unsportlichkeit und Provokation.
Diego Costa hat demnach im Fußball nicht das Geringste verloren. Einem Gegner nach einem Foul aufhelfen? Ohne Costa. Keine gelben Karten fordern? Ohne Costa. Die gegnerischen Fans nicht provozieren? Ohne Costa. Jede Sekunde für Nickligkeiten und Provokationen ausnutzen, wenn der Schiri nicht hinschaut? Mit Costa. Mit Costa. Mit Costa. Sich dieses Spektakel der Unfairness neunzig Minuten lang anzusehen, obendrein immer und immer wieder, ist wie eine Grätsche gegen die eigene Biographie. Eine Grätsche gegen all das, was am Bolzplatz verboten war, im Verein mit Strafrunden geahndet wurde und gegen das, was Eltern präventiv vorlebten, um asoziales Verhalten des Kindes innerhalb der Gruppe zu vermeiden.
Wer das Spiel am heutigen Tag zwischen Chelsea und Arsenal aufmerksam verfolgt hat, wird dem zustimmen (müssen). Man hat einfach keine Lust mehr, auf die fußballerischen Qualitäten dieses Mannes hinzuweisen. Zu dieser Minute sitzt übrigens Per Mertesacker im aktuellen Sportstudio. Gemeinsam schaut man die Höhepunkte des Spiels an, besser gesagt DEN Höhepunkt des Spiels. Als nämlich Diego Costa gleich mehrmals in das Gesicht seines Gegners (Koscielny) schlägt und einmal mehr keine Ahndung erfährt. Auf die Anmerkung des Moderators, dass englische Fans solche Theatralik doch eigentlich mit Missgunst und Ablehnung kommentieren würden, antwortet Mertesacker: „Ganz im Gegenteil. Er wurde mit standing ovations aus dem Stadion verabschiedet. Da ist Rivalität wichtiger als das, was auf dem Spielfeld passiert!“ Sportlich gesehen weiß er nur eines: „Erstmal muss er vom Platz.“ Unterschreiben wir. Mit großer Sicherheit auch die Seelen der FA-Gründer von 1863.
hrp
Foda – Ficken – Frontzeck
13 Minuten Zettel-Ewald!
Stammtischfetischisten und Taktiktafelmasochisten aufgepasst! Kocht euch ein Tässchen Tee, lehnt euch zurück und schaltet einen Gang runter! Ewald Lienen wurde auf der heutigen PK nach dem kommenden Gegner gefragt und…naja, er antwortet einfach ad hoc, was ihm so zu Braunschweig einfällt – von Minute sechs bis neunzehn! Nur herrlich!
Von Kai Diekmann und anderen Hetzern
„Die Absage allerdings blieb nur kurz vertraulich, denn Kai Diekmann, Chefredakteur der Bild, twitterte kurz darauf: „Darüber wird sich die AFD freuen, beim FC St. Pauli sind refugeesnotwelcome“. Es folgte die ebenso berechtigte wie voraussehbare Empörung über die Diffamierung eines Klubs, der sich seit Jahrzehnten gegen Rassismus engagiert.“ Nicole Selmer fasst die verlogene Bild-Kampagne via ballesterer.at treffend zusammen:
http://ballesterer.at/aktuell/ein-aermel-fuer-die-bild.html
Hopp done: Goslarer SC 08 vs. BSV SW Rehden 4:1
Liga: Regionalliga Nord, 07.09.2015/ 7. Spieltag
Ground: S-Arena, 420
Stehplatzkarte: 9€ (ermäßigt)
Tore: 1:0 Malenda (12.), 2:0/ 3:0 Schubert (20./ 61.), 3:1 Stutter (65.), Golombel (86.)
Besondere Vorkommnisse: Schnupftabak sorgt bei Fan zu chronischen Niesanfällen
Keine Zeit heute, daher ein Bericht ohne Verben. Tuwörter, genau! Nix also mit aktiv und passiv und so. Goslar, Kaiserstadt. Heinrich II., 50.000 Einwohner, Regen, Wind, Kater. Zu spät am Bahnhof. Falsche Adresse inklusive. Passantenbefragung Nr.1 erfolglos, da alle Touristen. Kaiserstadt eben. Fachwerkhäuser, enge Gassen, alte Leute, Biker ohne Crew, Kaffeegeruch und Partnerlook (Jack Wolfskin). Kein Bares, keine Bank in Sicht. Passantenbefragung Nr.2 erfolglos: „Volksbank? Oh, nee. Hier direkt nicht. Ziemlich sicher. Deutsche Bank vielleicht? Hier vorne.“ Nein, Danke. 4.85€ Gebühren. Konto genug am Limit. Motto „Mit dem Dispo in Disco!“ zu häufig, zu oft letzte Zeit. Nur fünfzig Meter weiter eine Volksbank. Was zur Hölle!? Bares für Klares, Helles. Los! Dreißig Minuten bis Kick Off. Kaum Akku. Smartphone-GPS wie ein Atomkraftwerk. 2,3km. Daumen raus. Lang her solch martialische Masche. Plötzlich Smalltalk, plötzlich Beifahrer. Blauer Renault Kangoo, Kastenwagen. Fahrer weder Touri, noch Fußballfan, nur Stadionnachbar und Maler aus Leidenschaft.
Noch zehn Minuten. Eingang. Neun Euro Eintritt ermäßigt. Neun, verfluchte Hölle! Neun! Ich so: „Ligaspitze!“ Alter Mann und Ordner so: „Dafür steh´n wir unten, haha!“ Ja, haha. Total lustig hier. Absteiger, hahahaha! Anpfiff in zehn Minuten. Bier 2€. In Folge ein paar Klassiker: „Der hat schon gelb!“ (5. Minute), „Kein Fisch, kein Fleisch, das Ding!“ (8. Minute), „SOHLE!!!“ (10. Minute). Dann ein Freistoß der Kategorie Leckerbissen. 1:0 Goslar, Torschütze Malembana. Skapunk aus den Boxen! Stadionsprecher (Michael Buffer): „Toooooooooor für den Goslarer SC […] Dadadadadadaaaaanke!“. Zuschauer: „Bibibibibibiiiiitte!“. Danke auch für die FKK-Werbebande der „Villa Hannover“ (nur 92km). Undankbar für ein Liebespaar (Sie um die 50, Er um die 25), neunzig Minuten Zungenkuss. Echte Gefühle, offensichtlich. Raus für heute, Oberliga Göttingen schon morgen. Goslar? Gerne wieder. Gerne wieder fünf Tore und vielleicht ja ermäßigte Preise. Bahnhof 1,7km. Kein Kangoo weit und breit. Regen.
Der seltsame Fall des Mario Götze
Hopppics: Goslarer SC 08 vs. BSV SW Rehden 4:1
Regionalliga Nord, 7. Spieltag, 07.09.2015, 14Uhr