Kategorie: Past Hopps

Hopp done: VVV Venlo vs. Telstar 1963 1:1


LIGA: Eerste Divisie, 23.09.2022, 8. Spieltag
GROUND: De Koel
ZUSCHAUERZAHL: 4.658
EINTRITT: 16,50€, Ost, Block 4
BIER: Lindeboom; 0,5l, 5,50€
EHEMALIGE VVV-RIESEN: Dick Advocaat, Tijani Babangida,Keisuke Honda
BESONDERE VORKOMMNISSE: acht JGA-Typen, die alle (!) aussahen wie Dirk Kuyt

Von Oberhausen nach Venlo – da denkt man sich erstmal nichts Schlimmes. 50 Kilometer Luftlinie, 90 Minuten mit der Bahn. Für ein Spiel, das um 21 Uhr beginnt, sollte eine Abfahrt um 16:30 Uhr eigentlich ein todsicheres Ding sein. Vier Stunden später waren wir dank Bahn-Chaos mit Bier und Nerven am Ende. Immerhin konnten wir auf der einstündigen Busfahrt mit dem Schienenersatzverkehr die vielen imposanten Steingärten im Kreis Viersen bestaunen, während Kondenswasser an den Scheiben des überfüllten Busses ganz eigene Bilder malte.

Genug der Depression. Kurz vor knapp brachten uns die eigenen Füße pünktlich zum Anpfiff. De Koel! Welch ein fantastischer Ground! Im niederländischen Fußball sind schöne Stadien inzwischen so rar wie Flutlichter in Deutschland. Von Groningen bis Maastricht gibt es inzwischen weniger Stadien, sondern vielmehr multifunktionale Gebäudekomplexe mit China-Restaurant und Fitness-Studio. Nicht so de Koel! In einer Senke gelegen, warten vier verschiedene Tribünen, von denen eine in einen Naturhang gebaut wurde. Dazu ein bisschen Moos, zwei Meter Abstand zur Eckfahne und einer bis unters Dach lassen jedes Fanherz eine neue Runde bestellen. Unter Flutlicht war die Stimmung locker bis laut und extrem entspannt. Im Nachhinein wissen wir auch nicht, wer denn nun die freundlichste all der freundlichen Bedienungen an den Verkaufsständen war.

Das Spiel hingegen schmeckte wie zachte puntjes im Regen. In manchen Situationen musste man schon genauer hinschauen, um Profifußball auszumachen. Kaum ein Spielaufbau über mehr als drei Stationen, Stockfehler am Fließband und Langholz bis zum Frikandelstand. Schön war nur, dass es das heimische Publikum mit Humor nahm und beim Rückstand von 0:1 den zirkulierenden Ball in der eigenen Viererkette abfeierte. Nach dem Spiel wurde man jedoch leider ebenso schnell zum Ausgang gebeten wie die Buden ihre Türen schlossen. Dafür gab es am Supporter-Haus noch Bier in Rutschen und kostenlose Snacks auf Brettchen.

Zum Abschluss wurde es dann absurd, aber auch deluxe: Als wir etwas verwirrt auf einen Busfahrplan schauten, fragten wir eine Anwohnerin, die offenbar mit ihrem kleinen Kind soeben vom Einkaufen kam, nach dem Weg. Und was macht man (in Deutschland auf gar keinen Fall) mit drei angetrunkenen Fremden? Man bittet sie natürlich einzusteigen und fährt sie mitsamt kleiner Tochter zum Hauptbahnhof! Um die Stimmung aber nicht zu euphorisch zu halten, ging es dann wieder per Flixbus ins nächste Chaos, sodass wir um 2:30 Uhr in Duisburg den Zug verpassten.

Oranje boven! De Koel war uns eine Ehre.

Hopp done: Lokomotiva Zagreb vs. Dinamo Zagreb 1:2

LIGA: 1. HNL, 18.09.2022, 10. Spieltag
GROUND: Kranjčevićeva
Zuschauerzahl: 3254
EINTRITT: k.a.; Freikarte durch Kontaktmann
BIER: Ožujsko, 0,4l 25 Kuna (ca. 3,50€)
BESONDERE VORKOMMNISSE: Gästekontrolle bis auf die Unterwäsche

Na zdravlje aus Zagreb! Von Kumpel Dario abgeholt worden, man kennt und liebt sich seit nunmehr acht Jahren „Punkrock Holiday“-Festival in Slowenien. Schnell gelernt, dass „Lokomotiva gegen Dinamo“ nur auf Google Maps ein Stadtderby ist. Keine Rivalität, keine Ausschreitungen, die Haupttribüne ein bunter Mix aus Alt und Jung beider Vereine. Zagreb bedeutet Dinamo, Punkt. Das merkt man nicht nur an den vielen Graffitis in allen Stadtteilen, sondern vor allem in Gesprächen mit Einheimischen. Der eigentliche Gipfel Kroatiens sind die Partien zwischen Dinamo und Hajduk, doch auch schnell durch Dario und seine Clique gelernt, dass Hajduks Supporter „much bigger“ und verrückter als die von Dinamo sind, wenngleich Dinamo der größere Club ist. Das ist kein Geheimnis, muss aber auch hinsichtlich der Stadtgröße Splits (170.000) und Zagreb (820.000) nochmal herausgestellt werden.


1921 erbaut, liegt das Stadion Kranjčevićeva sehr zentral, unweit des Busbahnhofs. Größte Kulisse war mit 18000 Zuschauern die Partie zwischen Jugoslawien und Deutschland – einen Monat nach dem Überfall auf Polen 1939. Ein Ground der ganz alten Kategorie: massive Haupttribüne, hier und da bedenklich baufällig mit erotischen Rissen in der dritten Schicht Verputz, dort dienen im Ovalen die Reihenhäuser im Rücken als Bühnenbild. Ein Schauspiel war auch der Einlass am Gästeblock, wo sich die „Bad Blue Boys“ (BBB) nach dem Drehkreuz in Einzelhaft begaben und sich teils bis auf die Unterhose auszogen. Immerhin hatte der Ordnungsdienst Matten und kleine Schuhregale bereitgestellt, währen die Scanner die Zehen abtasteten. Nach dem BBB-Marsch mit kollektivem Hitlergruß durch Mailand, standen die Ultras unter besonderer Beobachtung. Das Spiel? Nicht der Rede wert. Dinamo als Spitzenreiter mit einer 08/15-Leistung, „ein gutes Pferd“ hat sich selten so sehr den Namen verdient. Josip Drmic harmlos, aber mit vielen Kilometern, Auswechslung in Minute 86.

Ein besonderer Dank geht an Dario, dessen Sohn bei Lokomotiva in der Jugend spielt und über freundschaftliche Kontakte im Verein Karten besorgte. Furche quittierte das standesgemäß mit ein paar Rutschen Pivo.

Hopp done: Atlas Delmenhorst vs. St. Pauli II 3:2

LIGA: Regionalliga Nord, 26.08.2022, 6. Spieltag
GROUND: Stadion an der Düsternortstraße, 1205 Zuschauer
EINTRITT: 10€ (Steh- und Sitzplatz)
BIER: Haake Beck, 0,3l/3€
BESONDERE VORKOMMNISSE: Ordner faltet Rucksack auf DIN-A4-Größe: „Jetzt darfste!“

Neun Minuten brauchte die Bahn von Bremen nach Delmenhorst. Ebenso schnell war man beschwipst, ließ man bei Ankunft das Bier links liegen und startete erstmal mit Bacardi Cola und Gin Tonic. Letzterer war so stark, dass der DJ gar nicht so viel 90er Jahre Bravo Hits für die gute Laune hätte spielen müssen.

Ansonsten ganz viel gemischtes Publikum, wie sich das bei einem Traditionsverein gehört. Die Kids der eigenen Jugendteams huschten ebenso im Rund umher wie die zahlreichen Rollatoren der Rentner. Zu den 1205 Zuschauenden gesellte sich auch etwas braune Soße aus dem sogenannten „H-Block“, der mit Gesängen wie „Fußball ist ein Männersport“ zu ekeln wusste.

Das tat aber der Atmosphäre nicht weh, abseits dessen war alles herzlich und nett aufgelegt. Ein Ground alter Tage eben, wo für Regionalliga-Verhältnisse richtig was los ist und sich Securitys noch Zeit für einen Small Talk nehmen. Und hey, wovon träumen wir in der Nacht, wenn nicht von einer Holztribüne mit einer Briese Taubenschiss!? Darauf ein Gin Tonic mit wenig Eis, bitte!

Hopp done: Fortuna Sittard vs. SC Cambuur 1:4

LIGA: Eredivisie, 20.08.2022, 3. Spieltag
GROUND: Fortuna-Sittard-Stadion, 8357 Zuschauer
SITZPLATZ: 14€
BIER: BRAND, 5€/0,5l
BESONDERE VORKOMMNISSE: Ordner schaffen betrunkenen Ordner weg

Ein Stadion so schön in Brache gebaut wie es Mainz nicht hätte besser machen können. 45 Minuten dauerte die Busfahrt von Geilenkirchen, ehe ein Fußweg entlang der Gleise zu diesem weiteren architektonischen Meisterwerk niederländischer Stadionbaukunst führte. Seit fünf Jahren ist Fortuna Sittard zurück in der Eredivisie. Da ließ sich Besitzer Acun Ilıcalı (ihm gehört auch Hull City) nicht zwei Mal bitten, und kaufte Burak „The Lion of Turkey“ Yılmaz. Ob der Bulle in der Box den Grün-Gelben helfen wird, sei einmal dahingestellt, kann der 37-Jährige nämlich kaum noch einen Sprint anziehen. Doch zack, schepperte es auch schon im Tor der Friesen aus Leeuwarden: Tor von Yılmaz (10.) Was wissen wir schon!?


Die Freude über die Führung roch man schnell in den letzten Reihen der Tribüne. Ordentlich Bubatz machte sich breit, was einen Rentner mit seiner Gemahlin der Marke „Lions Club“ völlig ausrasten ließ. Die drei Jungs mit insgesamt zwanzig Zähnen beantworten dies ein paar Minuten später mit einer Friedenspfeife. Generell liefen im „Fortuna-Sittard-Stadion“ irgendwie ziemlich viele Verrückte rum. Einer trug nur eine Boxershort, ein anderer nahm mit sechs (!) Frikandeln, je mit Brötchen, Platz und verspeiste sie alle binnen 15 Minuten, ehe er sich ebenfalls mit Bubatz beschäftigte. Und dann war da noch ein Ordner, der so einen im Tee hatte, dass er von zwei anderen Ordnern abgeführt werden musste. Dem allgemeinen Rund bescherte das den letzten Lacher des Tages: am Ende hieß es 1:4. Cambuur ein starker Gegner, der vor allem im Aufbau überzeugen konnte. Kein Angriff ohne Idee, kaum ein Ball, der nicht die Außen fand. Und Sittard? Drei Spiele, null Punkte, Mund abwischen, Bubatz rein. Bis zum nächsten Mal!

Hopp done: MVV Maastricht vs. ADO Den Haag 3:1

LIGA: Keuken Kampioen Divisie, 2. Liga NL, 19.08.2022, 3. Spieltag
GROUND: Stadion De Geusselt, 4098 Zuschauer
SITZPLATZ: 15€
BESONDERE VORKOMMNISSE: Kollege für Halbzeit eins aus Versehen nicht drei, sondern sechs Mal 0,5l angekarrt.

Maastricht, du wunderschöne Stadt an der Maas! Und diese Namen: André Rieu, Tom Dumoulin und natürlich Boudewijn Zenden! Und dann Freitagabend, zweite Liga, Flutlicht, Frietjes met Andalousesaus – was will man mehr!? Doch zack, haute direkt ein dicker Minuspunkt in die Wertung: Stand auf der Homepage, dass an Spieltagen „alle Kassen eine Stunde vor Spielbeginn geöffnet sind“, sah man sich vor Ort eines Schlechteren belehrt. In der gesamtem Peripherie konnten keine Tickets gekauft werden, weder hatte eine Kasse geöffnet, noch konnte ein Fanshop helfen. Nur Ordner mit der Laune von Disco-Türstehern, die sagten: „Registration, one person, one ticket“. Dank je wel!

30 Minuten vor Anpfiff musste also jeder von uns hastig einen eigenen MVV-Account anlegen und ausschließlich für sich allein eine Karte kaufen. Achso, und bitte nur mit VISA oder Mastercard. Mit schlecht gezapftem Bier ohne Kohlensäure der Marke Brand für 5,50€ Maurerklasse ging es dann endlich auf die Tribüne des Stadion (Business Park) De Geusselt.

Typisches NL-Stadion halt: Man weiß nicht so recht, ob man gerade am Eingang einer Mall steht. McDonald’s, Fitnesscenter, China-Restaurant und Wohnkomplex in einem, Kunstrasen rundet das plastische Unwohlsein ab. Soll sich noch mal jemand in Deutschland über moderne Stadien aufregen! Für die Wiedergutmachung sorgten zum einen 4.098 Zuschauende, die durchgehend Bambule machten und zum anderen ein technisch sehr feines Fußballspiel mit teils offenen Visieren. Aber was soll man sagen!? Nicht alles ist Bombonera – und Hoppen mit Kumpels immer ein duftes Erlebnis. Bedankt!

Gutes Fulham, böses Millwall

Song 2 beim Gegentor

Sonne, Wolke, Regen, Wind, es war alles dabei. Metapher und so. Immer gut als Texteinstieg jaja. Zwei Spieltage rum. Der Gast Viertletzter, der Gastgeber Letzter. 0 Punkte. Garantiert alles, nur kein müder Sommerkick. Im gut situiertien Stadtteil List findet man eine gestriegelte Anlage mit vier Fußballplätzen, zwei Tennis Courts und ein altehrwürdiges Rugbyfeld. Genauer betrachtet aber springen einem bildschöne Schürfwunden ins Auge: Lädierter Rasen, vergilbte Torpfosten und unkrautüberzogene Betontreppen. Für satte 6 ermäßigte Euro bekam die Furche ein Duell auf Kniehöhe präsentiert. Mittelmäßiges Gilde Plastikpils und knackige Senfpeitschen für je zwei Dublonen manipulierten den ersten Eindruck einer einfältigen Stadtsportanlange ohne Herz. Am Ende standen viel K(r)ampf um Ball und Beine, zwei Elfmeter, ein auf den Hartboden aufgeschlagener Aufsteiger und eine marktschreierische Gästebank auf dem Matchplan. Nerven komplett Stefan Blank. Was macht der eigentlich? Highlight: ein kurz überforderter rentnerischer Stadionsprecher, der beim 0:1 doch glatt zum Song 2 von Blur griff. Wohooo! Kundenrezension: Gerne wieder!!1!! Echt!!1!! War diese Rezension für Sie hilfreich?

(HSC Hannover vs. VfL Oldenburg 1:2, Oberliga Niedersachsen, 21.08.2016)

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Hopp done: TSV Havelse vs. TSV Schilksee 2:1

Liga: Regionalliga Nord, 30.08.2015/ 6. Spieltag
Ground: Wilhelm-Langrehr-Stadion, 322 Zuschauer
Stehplatzkarte: 5€ (ermäßigt)
Tore: 1:0 D. Wolf (8.), 2:0 D. Wolf (37.), 2:1 Nath (50., FE)
Besondere Vorkommnisse: Kina/ Havelse (49., Notbremse)

Man muss nur ganz kurz vom Hauptbahnhof Hannover mit der S1 nach Leinhausen fahren, von dort aus ganz kurz gehen, dann ganz kurz warten, dann in die Straßenbahn 4 Richtung Garbsen steigen, dann am Wissenschaftspark Marienwerder (ruckizucki) aussteigen, von dem aus man einen ganz kurzen Fußweg hat, bevor einen nach kurzer Wartezeit die Buslinie 126 aufgabelt und nach ganz kurzer Fahrt in Richtung Altgarbsen an der Haltestelle „Havelse Sportplatz“ wieder ausspuckt. Kurz gesagt: wir lieben Groundhopping!  

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Havelse. Volker Finke Ex-Trainer, Heimatverein von Frank Pagelsdorf, DFB Pokal-Sieg 2012 gegen den 1.FC Nürnberg, Anfang der 90er Zweitligist, dann Abstieg, dann Niedergang, dann ein Mann namens Breitenreiter, Regionalliga Nord. Als Bonus noch eine kleine, feine Anekdote am Rande, weil sie uns so herrlich an diverse Geistesblitze unserer Bolzplatz-Jugend erinnert: Der Verein wurde 1912 von ein paar jungen Männern als ‚FC Pelikan Havelse‘ gegründet – Pelikan hieß der erste Ball, den die Gründungsmitglieder für 7,50 Mark erstanden. Nachdem ein befreundeter Bauer das Gelände für 100 Mark pachtete, nutzten die Kicker einen alten Eisenbahnwaggon als Umkleidekabine. Ja, man muss schon aufpassen, dass man nicht Hals über Kopf eine Affäre anfängt mit diesem Havelse! Vier erigierte Flutlichtmasten führen eh schon unweigerlich zum Rendezvous.

Wir nehmen es vorweg: es war Liebe auf den ersten Blick. Für ermäßigte 5€ betritt man die Pforten des Wilhelm-Langrehr-Stadions. Kein VW-Continental-Ergo-Stadion, keine Sparkassen-TUI-Haribo-Arena. Ja, liebe Kinder, so etwas gibt es noch. Die Stadionzeitschrift (DIN A5, glänzend) kommt mit jeder Menge Infos und Texten auf 41 Seiten (!) für umme daher und beinhaltet neben Interviews, Vor- und Nachberichten sogar ein Mini-Mannschaftsposter für die hauseigene Kellerbar.

Apropos Bar. In Havelse bekommt man alles, wirklich alles, was der Gaumen so begehrt. Verteilt über mehrere Kleinbuden plus Vereinsheim, findet man vom frischen Matjesbrötchen über leckeren Nudelsalat bis astrein gewürztes Souvlaki ein Gedeck vom Fußballgott persönlich vor. Die Bratwurst gibt´s für 2,50€, ist ein ganz klein wenig zu kurz geraten, knackt dafür wie ein Joker, schmeckt nach Elfmeterkrimi und wird von einer geschlossenen Mannschaftsleistung (drei gut gelaunte Barbecue-Väter) vorzüglich gegrillt. Wegen des Billigtoasts verliert die Mahlzeit ein wenig und ergattert somit 8/10 Punkte.

Auf 7/10 Punkte klettert das Stadionbier, welches man mit richtig schönem Floskel-Geschwätz („Schaum immer durch die Nase, weißte ja!“) serviert bekommt: 0,4l Hasseröder Pils, vom allerfeinsten gezapft, lässt sich bei richtiger Temperatur vor allem aufgrund des absolut fairen Preises von 2,50€ vorzüglich genießen. (10/10 Punkte geben wir in Niedersachsen eigentlich aus Prinzip nicht, weil so ziemlich jedes Bier in diesem Bundesland eine ähnliche Qualität vorweist wie das Radioprogramm.)

Zwei einsame Polizisten schlenderten umher, vertieft in Stadionzeitschrift und Konversationen mit Omas. Sonne, 30 Grad, 80% Stehplätze, vier verschiedene Tribünen. Keine Ultras, keine Schlachtgesänge, keine Fanlager – trotzdem eine gute Atmosphäre. Offensivfußball in beide Richtungen mit gleicher Chancenanzahl. Halbzeitstand aber 2:0. Das ist dann auch der Unterschied und der Beweis dafür, warum Schilksee am Tabellenende steht. Auch sollten sich die Gäste Gedanken machen, ob man mit hüftsteifen Basketballgrößen in der Innenverteidigung durch die Saison gehen sollte. Furchtbar. Havelse hingegen vor allem in der Offensive mit viel Tempo und deutlich mehr Potential. Am Ende war das 2:1, trotz Platzverweis und einem einbeinigen Proletenkeeper, ein verdienter Sieg für die Hausherren und lässt den Weg nach oben offen.

Jetzt nur noch kurz nach Hause.

hrp

Hopp done: VfV 06 Hildesheim vs. VfB Lübeck 1:3

Liga: Regionalliga Nord, 23.08.2015/ 5. Spieltag
Ground: Friedrich Ebert Stadion, 1310 Zuschauer
Stehplatzkarte: 7€ (ermäßigt)
Tore: 0:1 Senger (21.), 1:1 Plaschke (25.), 1:2 Marheineke (40., FE), 1:3 S. Richter (53.)
Besondere Vorkommnisse: Wespe ertrinkt in Bierbecher

100.000 Einwohner. Oder doch weniger? Mittelstadt oder eben doch Großstadt? Die Geister streiten sich da oft und gerne. Hildesheim? Ja, ganz genau. Domstadt. Unter Hannover, über Göttingen, rechts von Hameln und links von Jägermeister. Drei Hochschulen, zwei Weltkulturerbe, eine Diane Kruger (hing als Teenager nicht in Troja ab). Manche vermuten hier die Varusschlacht, andere die billigsten Wohnungen Niedersachsens. Schön isses hier nicht immer und dann auch nicht überall. Mirko Slomka versteckt sich in einer schicken, ruhigen Wohngegend auf der Marienburger Höhe, an der Domäne gibt´s den besten Kuchen, freie Hühner und en paar Kulturwissenschaftler, in der Tonkuhle ist Nacktbaden jetzt endgültig verboten, dafür aber ist der Hohnsensee so gut gelegen, dass man mit nur einem Paddelschlag auf der Tribüne des Friedrich Ebert Stadions steht.

Mit 7€ Eintritt ermäßigt legt der Verein ein ordentliches Pfund vor. Dafür gibt es mit dem „VfV06-Kurier“ eine absolut ligataugliche Stadionzeitschrift für lau, die von den Standardwerken der unteren Ligen abweicht, gibt es neben Bildern, Werbung, Bildern, Werbung dann doch ein paar Textzeilen. Drei Gratiskugeln Eis und fünfzig Meter später erblickt man ein altes, romantisches Stadion mit achtzig Prozent Stehplätzen, einer feinen Tribüne alter Schule und eine Mini-Anzeigetafel außer Betrieb. Einziger „Dorn im Auge“ ist ein verwirrend deplatzierter Glaskarton mit Namen „Cafe Engelke-Lounge“,der allem Anschein nach wohl eine Art VIP-Bereich sein soll, sich aber bei genauem Hinsehen als Quarantäne-Terrarium für Fußballhasser entpuppt.

Dann doch lieber zu einer der wunderbaren Getränke- und Futterbuden à la Weihnachtsmarkt. Die Bratwurst besitzt eine wunderbare Größe und kostet nur zwei Tacken. Leider fehlt ihr aber das nicht zu unterschätzende Knacken, und mit trockenem Billigtoast statt Brötchen (die viertel Miete!), dafür mit Hela Curry-Ketchup vom allerfeinsten, ergattert das Kulinarische des VfV sechs von zehn Punkten. Die gleiche Punktzahl bekommt das Bier: 0,4l Einbecker Pils gibt´s für 3€ aus pfandfreien Plastikbechern. Die richtige Temperatur wird leider relativiert, da nicht alles aus dem Zapfhahn, sondern auch von anderen halbvollen Bechern zugeschüttet wird. Daher wird das eh schon mittelmäßige Bierchen aus Einbeck bei zu viel Schaum zu schnell schal. Nur die ca. zehntausend Wespen waren da offensichtlich anderer Meinung und vergaben 10/10 Punkte.

Bei 30 Grad wurde es ein recht zähes Gekicke mit vielen Abspielfehlern. Der Auswärtssieg geht jedoch absolut in Ordnung – Lübeck war über neunzig Minuten das physisch bessere Team mit dem intelligenteren Spielaufbau. Für Hildesheim hingegen wird es das erwartet schwierige Jahr als Aufsteiger. Der Verein, der nach Kriegsende immerhin sechs Jahre lang in der ersten Liga kickte, wird um jeden Punkt hart fighten müssen. Bei so vielen Zuschauern (unter den Top5 der Liga) ist es der Stadt und dem alten Ground jedenfalls absolut zu wünschen! Daran ändern auch acht erbärmliche Neonazis mit HoGeSa-Tattoos nichts, die strunzhagelvoll unter den Augen zahlreicher Polizisten durchgehend den Gästeblock provozierten. Hausordnung? Den Ordnern war es (mal wieder) egal. Uns und vielen anderen nicht. Und das ist auch gut so.

hrp

Marens Tivoli-Renaissance

20150207_102034Maren geht seit 15 Jahren zum Tivoli. Seit 2009 zum „Neuen“. Sie sagt, sie habe in dieser Zeit so gut wie alles miterlebt, was eine gescholtene Fußball-Seele so miterleben kann. Das 2:1 im Jahrhundertspiel am 4. Februar 2004 gegen die Bayern. Die DFB-Pokalfinalteilnahme und das Europapokaljahr im selbigen. Der Wiederaufstieg in die Bundesliga nach 36 Jahren zur Saison 2006/2007. Der Abstieg nach nur einem Jahr in Liga 2. Der Abstieg aus dem bezahlten Fußball im Jahr 2012. Der „Fast-Abstieg“ als Tabellenzwölfter in der Saison 2013/2014 aus der Regionalliga West-Südwest.

Ja, Maren, da ist schon wirklich viel passiert in nur sieben Jahren. „Achterbahnfahrt“ ist gar kein Ausdruck dafür. Doch nun ist Samstag, der 7. Februar 2015. Die Sonne scheint. Nicht nur in Aachen sagt man „Kaiserwetter“. Doch hier passt es eben am besten. Zuerst sind wir nur zu viert. Dann kommen aus vielen kleinen Straßen und Gassen die Menschen auf den gemeinsamen Weg der Krefelder Straße. Maren huscht ein Lächeln übers Gesicht. Ich sage nichts. Verstehe ihren Blick zu deuten. Was hier passiert ist selbsterklärend. Eine ganze Stadt erwacht aus dem Fußballkoma, das seit Anfang dieser Saison endgültig nach sieben Spielzeiten Tristesse zu verschwinden scheint.20150207_132515 „Der TSV, der TSV, der TSV ist wieder da“ skandieren eine Handvoll schwarz-gelber Schalträger, die aus einer der Seitenstraßen dieser mittlerweile unüberschaubar großen Gruppe an Menschen bilden. Wie ein Sog werden sie zusammen gezogen. Schnell bekommt man Probleme in der Viererkonstellation zusammen zu bleiben. Völlig egal – hier geschieht gerade etwas lange nicht Dagewesenes. Der Tivoli wird wiederbelebt, der Mythos erwacht. Im Stadion angekommen wirkt alles etwas unkoordiniert. Die Anstehschlangen reichen bis zur Hauptverkehrsstraße.

Die Ordner und „Bodychecker“ sind der anströmenden Menschenmassen sichtlich überfordert. Am Würstchenstand sind interessanterweise sämtliche Preisschilder abgeklebt und mit neuen Aufschriften versehen. Oche, ich gönne es dir! Gerne zahle ich die bundesligakonformen 3 Euro für ne Brat und 3,50 fürs Bierchen 0,4. Wir gehen zu unseren Plätzen. Wir sitzen. Ok, wirklich nur der einzige Makel an diesem Tag. Die eingestaubten Sitzschalen auf der Gegengeraden deuten auf das Millionengrab Tivoli hin. Doch Schluss mit dem Quacksalber und Negativgeplänkel, heute ist Kaiserwetter! Heute steht der ewige West-Klassiker auf dem Programm: Oche empfängt Essen. Tivoli gegen Hafenstraße.20150207_131144 Frank Mill, „Ente“ Lippens und Helmut Rahn. Der Boss versteht sich. Erik Meijer, Willi Landgraf und Rainer Plaßhenrich. Meine Fresse, ist das Was? Geht mehr? Für Maren wohl kaum an diesem Tag. Aachen siegt in einem durchschnittlichem Spiel mit 1:0. Will ich den Jungs da unten aber auch nicht übelnehmen. Vor 30.313 Zuschauern haben wohl die Wenigsten von ihnen gespielt. Aber wen interessiert bitte das Spiel, geschweige denn der Verlauf, taktisches Verschieben, Umschaltspiel oder Gegenpressing? Ehrenrunde der Mannschaft ist Ehrensache.

Wir verschwinden nach kurzen Ovationen ebenfalls aus dem Stadion und Schlängeln uns in der Menschenschar durch die Stadt. Eines hat der Rück- mit dem Hinweg gemeinsam. Die Leute strahlen, Maren strahlt. Sie sagt nicht viel. Kein Typ für überschwängliche Emotionen. Trotzdem meine ich, pures Glück aus ihr heraussprießen zu sehen. Nur halt so innerlich. Als schreie ihr Herz mit aller Kraft: „Der TSV, der TSV, der TSV ist wieder da“.

tdic

(Alemannia Aachen vs. Rot-Weiß Essen 1:0 (Behrens, 39. Min.); Sa. 07.02.2015, 14:00, 20. Spieltag, Regionalliga West)

4 Länder, 5 Spiele – Hopp done!

Ein Kellergespenst geht um in Europa

34 Stunden einfache Fahrt . Wenn man vorher mit dem Bus wegen 90min Fußball in Manchester oder Barcelona war und dachte, man sei „anders als die Anderen“, musste man nur auf seine blutunterlaufenen Knöchel oder die inzwischen dritte Währung in der Geldbörse schauen, um zu realisieren, dass eine Tour bis hinter die Karpaten eine andere Hausnummer ist. Ein Bericht über Straßenhunde,  Costa Cordalis & Friends, unzähmbare Eisenlungen, charakterlose Spieler und die Tatsache, dass Hartz IV mit dem Begriff „Armut“ so rein gar nichts zu tun hat. – Von Heiko Rothenpieler

München 413km. Ausfahrt Friedberg wäre rechts gewesen. Verpasst. Ich weiß nicht ob ich weinen oder lachen soll. Vor ein paar Tagen ergaunerten sich hier in der Nähe elf Knappen ein bemitleidenswertes 3:3 in der letzten Minute. Die Zeiten von breiter Brust, Kohlenpott-Proll-letariat und totaler Identifizierung mit der eigenen Truppe sind längst im Winde verweht. Später wird uns ein Reporter von Schalke-TV fragen, was wir „vom Spiel erwarten“. In der ungeschnittenen Version des Interviews (kritisch ist und darf nicht mehr, weil ja alles so super läuft im Verein) lautet unsere Antwort, dass der Begriff „erwarten“ zu stark und er durch „erhoffen“ zu ersetzen sei. Denn wir „erhoffen uns ein ganz kleines Brötchen, einen Torwart z.B., der seine Abschläge über die Mittelinie schießen kann, ja sogar im Spielfeld lässt. Mehr wollen wir zunächst gar nicht.“ Völlig überraschend wurde dieser Teil des Interviews im „Schalke-TV“ nicht berücksichtigt. „Ein Gespenst geht um in Europa?“. Pustekuchen. Jens Keller ist bestenfalls das „Kleine Gespenst“ von Otfried Preußler, das am Tage dunkel wird und sich vor bösartigen Fragen hinter dicken Mauern versteckt, damit es nicht verbrennt. Neuerdings versucht er es mit der Verarschung von Journalisten: „In Hoffenheim haben wir 45 Minuten schlecht gespielt, in Frankfurt nur zwölf. Von daher ist eine Steigerung da.“ Dumm nur, dass der zahlende und fahrende Fan ebenfalls mitliest.

Doch warum sich über Vereinspolitik den Kopf zerbrechen, wenn man auf 90 Kisten Bier in einem Raucherbus sitzt und Costa Cordalis zeigt wo der Hammer hängt. Alles ist gut. Die Welt ist auch irgendwie gut. Hoffe ich. Googelt man „Rumänien“, erstreckt sich die Auswahl von „Hunde“ über „Straßenhunde“ bis „Tierquälerei“. Was mache ich hier eigentlich? Von Sonntagabend bis Donnerstagmittag habe ich ausreichend Zeit dies zu beantworten. Zunächst freut man sich wahnsinnig über die Bestätigung von Vereinsseite, dass man in Gelsenkirchen „Bus Nummer 1“ aufzusuchen hat. Man sagt sich: „Geil. Ich bin nicht allein. Es gibt jede Menge andere, denen auch ein paar Synapsen fehlen.“ Das Gewissen ist beruhigt. 218€ sind gut investiert. Und auf eine Woche Universität lässt sich gut verzichten. Die Freundin findet es sogar super, dass ihr Geliebter eine Leidenschaft hat, die mit Angeln und Golfen nichts zu tun hat. Vor Ort angekommen, sucht man fast vergeblich „Bus Nummer 1“. Fast. Es gibt nämlich nur einen. Ich nehme alles zurück. Ein Psychiater ist aufzusuchen und das auf schnellstem Wege.

Es war wie in Ben Hur. Am Ende bleibt eben nur eine Karre übrig. Nur dass Jens Keller nicht Charlton Heston ist. Schon gar nicht nach zweimal 0:3 gegen Spartacus Chelsea. 4:14Uhr. Laut Wetterbericht droht Blitzeisgefahr. Keine Sorge. Der Busfahrer sagt: „Straße is trocken. So wie ihr Lutscher, haha!“ Ich denke an meine Freundin, an ein warmes Wohnzimmer, an die Tatortwiederholung auf Einsfestival, an die Russ-Meyer-Reihe auf Tele 5. An einfach alles, was gut ist. Sogar an Waldemar Hartmanns „Wer wird Millionär“-Jahrhundertfail und die beruhigende Tatsache, dass drei Weizen mit Rudi noch keine Bildung ersetzen. Vor mir raucht Leo (49) seine 104. Zigarette. Camel. Ganz klassisch. Ein Linienbus überholt uns mit einem Fahrgast auf der Autobahn. Es fühlt sich plötzlich wie Pott an, nur ist es Bayern. Horst Seehofer mit 90% wiedergewählt. Nein, ich bin ganz sicher nicht in Herne. Langsam geht die Sonne auf. Vielleicht die schönste meines Lebens. Falls ich sie durch den Zigarettenqualm erkennen kann, melde ich mich.

Österreich Now, Redux. Endlich in einem Land ohne Koalitionsstreit. Mehr muss man nicht wissen. Eigentlich hätte ich in zwei Stunden „Medientheorie“ in einem muffigen und überfüllten Unisaal, würde mich mit Marshall McLuhan und Walter Benjamin prügeln. Doch nein. Ich sitze lieber mit Leo und meinem Kumpel im 50Mann-Bus und trinke Mariacron zum Wachwerden. Geil. Männlich. Genderfrei. Yeah. Wir machen hier eine Pause. Es ist nämlich alles egal. Scheiß egal. Oder wie Leo weiß: „Hömma, ob Unnerstall oder Hildebrand – dat is doch alles Latte wie Peng!“. Ich komm auf keinen grünen…Baum mehr! Dann schon lächelt uns der Hinweis „Martrica“ an. Wir sind im Ex-Lande des Loddar. Die Stimmung im Bus ist nicht zu toppen. Sind ja auch gleich da. Wie aus hustenden Kriegshörnern schallt es: „Wer köpft den Nagel in die Wand? Ebbe, Ebbe Sand!“ War früher wirklich alles besser? Die Charaktere vielleicht? Nein. Das kann nicht sein. Noch nicht. Noch hat der Trainer „alle vorgegebenen Ziele“ erreicht. Na Herzlichen Glückwunsch. Bis Buda, Bruder!

In Budapest wird der Flughafen angefahren. Zwei Miezen mit Koffer und Strohhut steigen aus dem Taxi vor uns. Malediven, Karibik, wegen mir auch Malle. Ich atme durch. Bestimmt steigen gleich alle aus und kurze Zeit später sitz ich an einer Strandbar vor blauem Meer. „Es steigt keiner aus! Wir füllen nur kurz Bier nach!“ haut es mich aus den wahrlich waghalsigen Träumen. Endstation Sehnsucht. Wenn man in Budapest den Flughafen anfährt, damit von dort aus zugeflogene Busfahrer auf halber Strecke zusteigen, weißt du was Phase und ganz sicher nicht Malediven ist. Kurze Zeit später lachen einen Bockwurst und leckerer, selbstgemachter Nudelsalat an. Mehr Polterabend geht nicht. Ich fühl mich wohl. Und die Welt ist in Ordnung. Prost, ihr Schimanskis! Ich bin übrigens Nicholas Cage in „Leaving Bukarest“. Totsaufen will ich mich. Totsaufen! Und das auf höchstem Niveau. Alles für den Club!

Als zuvor auf Höhe Linz die Rede von Marco van Hoogdalem ist und Leo meint, dass das noch „Typen“ waren, bin ich das zweite Mal der Meinung, dass Alkohol eine Lösung ist. Danach schlafe ich ein. Zum Glück. Denn putzmunter wieder wach, bekomme ich frohlockend mitgeteilt etwas verpasst zu haben. „Vor einer halben Stunde hat sich der Typ hier von oben bis unten vollgekotzt!“. Mein Kumpel kann sich vor Lachen kaum halten, während der „Typ“ seine und die Klamotten seines Nebenmannes gleich mit im Müllsack verschwinden lässt. Die Krönung ist nur noch die Androhung eines weiblichen Wesens vor uns, ihn bei nächster Gelegenheit „aufs Maul zu hauen“. Zum x-ten Male läuft im Repeat-Modus der jetzt schon zum Kult beschworene „Hitmix“, ein endloser Rhythmus mit allen Klassikern der Schlagermusik. Draußen schneit es. Die Kälte klettert durch die Rahmen der Fenster und die Straßenbeleuchtung nimmt langsam aber sicher ab. Sicher sind wir gleich da.

Übrigens heißt es ja immer „wir lassen niemanden zurück“. Dem konnten wir leider keine Folge leisten. Einen hatte es bereits erwischt. Einen, dem kurz vor Österreich einfiel, keinen Personalausweis dabei zu haben. Nur gut, dass Jens Keller seinen Trainerschein dabei hat. Sonst würd ihm das Führen einer Profimannschaft nämlich keiner abnehmen. Es wurde wieder dunkel. Noch kurz erblickte man Umrisse von Land, sehr viel Land. Danach hofft man auf Navi und den lieben Gott. An der Grenze Rumäniens war dann erst einmal Feierabend mit rollenden Reifen. Kaum eine andere Grenze ist so gesättigt von Prostitution und Menschenhandel, von Drogenschmuggel und falschen Fuffzigern. Dies hat eine lange Geschichte, in der Nicolae Ceaușescu bis zum 25. Dezember 1989, dem Tage seiner Hinrichtung, alles Erdenkliche dafür tat, die Grenze nach Westen mit Leichen zu pflastern.

Julian Rubinstein schreibt in seinem Buch „Die Ballade vom Whiskeyräuber“: „Welche Methode auch immer man anwenden wollte, eine sorgfältige Erkundung des Geländes war unerlässlich geworden. Der wilde Sprint durch die Kornfelder zwischen Rumänien und Ungarn war wegen allzu großer Beliebtheit inzwischen nicht mehr durchführbar: Ceaușescu hatte mit einem Gesetz zurückgeschlagen, dem zufolge die Vegetation entlang seiner Grenzen nicht über einen Meter hoch sein durfte.“ Liest man weiter, wird die Geschichte eines Mannes beschrieben, der 1987 von rumänischen Wachleuten auf Pferden verfolgt wurde. Der tödliche Schuss traf ihn, als er die Grenze zu Ungarn bereits überquert hatte. Nur zum Vergleich: ein Jahr zuvor öffnete in Budapest der erste Adidas-Shop und der erste Mc Donald´s Osteuropas. Es ist also irgendwie nachvollziehbar, dass „Osten“ schon damals nicht gleich „Osten“ war. Es gibt Gründe dafür, warum wir auf der Rückfahrt in Budapest in Lidl und dm einkauften, während in Bukarest seit Anfang des Jahres die Proteste gegen wieder zunehmende Zahlen von Straßenkindern lauter werden. Alles hat eben seinen Anfang.

Auch ohne geschichtliches Wissen war jedenfalls jedem der Businsassen klar, dass es nun in den wirklich ernsten Teil der Reise ging. Männer mit Sowjetmützen und Kalaschnikows im Anschlag brachten die Stimmung mitsamt Alkoholpegel schlagartig auf 0,0, gut sagen wir 0,3. Während man dem grimmig reinschauenden Grenzposten den Personalausweis hinhielt und man endlich wusste, warum man diese toternsten biometrischen Passfotos schießen ließ, fährt neben uns ein rostiger Mercedes Sprinter ohne Fenster vor. Zwei Männer steigen aus, öffnen die Türe des Gepäckraumes und bitten ihre insgesamt zwölfköpfige Familie heraus. In diesem Moment wird einem ziemlich schnell klar, dass man selbst eine 5-Sterne-Reise mit maßloser, westlicher Dekadenz gebucht hat. Ab jetzt wird nicht eine Sekunde über vier Tage ohne Dusche nachgedacht. Ab jetzt ist man für alles dankbar. Vor allem für das eigene Leben.

Kurz darauf endet auch schon die Autobahn. Ein Verkehr wie morgens auf der A1 schlängelt sich Meter für Meter über kaputte Landwege und verlassene Dörfer. Nach ein paar Stunden Fahrt durch pure Dunkelheit, stoppt der Bus plötzlich. Ich hatte kurz ein Nickerchen gemacht und war noch nicht ganz bei der Sache, als mein Kumpel mich darauf hinweist: „Ich glaub wir haben uns verfahren. Die geteerte Straße endet hier. Lass uns besser betrinken.“ Das taten wir. Zum vierten Mal. Jetzt im Hier darüber nachzudenken wie weit es noch ist oder was Jens Keller gerade macht, würde auf direktem Wege in der Klapsmühle enden. So denken irgendwie alle im Bus, der Schlager-Hitmix bekommt wieder seine Bühne. Vielleicht ist es auch und gerade das, was die Pöttler so einzigartig macht. Egal was auch ist. Es ist eben so und damit hat man klar zu kommen. Und wenn in diesem Bus nicht alle gleich sind – wo dann bitte?! Also das alte Spiel. Nicht meckern und schon gar nicht mit Mariacron kleckern.

Nur 200km vor dem Schwarzen Meer, wach und natürlich so fit wie Roadrunner, tauchen draußen erste, massive Graubacken auf. Bukarest. Und Bukarest ist vor allem eines: groß. Mit 2,2 Millionen Einwohnern ist sie die sechstgrößte Stadt Europas. In Zeile drei findet man auf Wikipedia: „Die Stadt verfügt über mehrere Universitäten, verschiedene andere Hochschulen sowie zahlreiche Theater, Museen und weitere Kultureinrichtungen.“ Das mag sein und klingt nach einer frohlockenden Stadt mit allem, was das Tourismusherz begehrt. Doch leider sieht man vor allem eines: Hunde. Auf Bürgersteigen, zwischen Autos vor roten Ampeln und im Hinterhof sowieso. Nur bellen diese Tiere nicht mehr. Sie haben traurige Augen, magere Bäuche und nicht selten verkrüppelte Beine. Diese Tiere verloren den Wolf in sich schon vor sehr langer Zeit. Als wir auf den Gehwegen zum Schalker Treffpunkt unterwegs sind, unterhalten wir uns kaum. Zu tief sitzen die Eindrücke jetzt schon, zu viel Dreck und Kot liegt unter einem, dass man nicht auf seine Schritte achten sollte. Da wir einen direkten Weg abseits der Hauptstraße wählten, formten sich die ersten Eindrücke zu einem wahrlich elendigen Gesamtbild. Hatte man vor ein paar Minuten noch H&M gesehen, hörten wir jetzt Kinderstimmen aus nackten Rohbauten, die nicht einmal Fenster besaßen. In einem Hauseingang lagen zwei Kinder und beobachteten uns mit übergroßen T-Shirts und Sandalen. Es schneite leicht bei Minusgraden.

Nur eine Parallelstraße weiter plötzlich wieder das pralle Leben. Endlich konnte sich der Erbrochene sich und seinem Kumpel neue Kleidung kaufen. Was dann passierte, war so surreal wie Dali es nicht besser hätte zeichnen können. Plötzlich eine gepflasterte Nebenstraße. Plötzlich gut angezogene Menschen in Bars und flachsend am Mittagstisch. Hier eine Bar, dort ein Restaurant mit ausgewählter Speisekarte. Eine Parallelwelt. Zion und Matrix direkt nebeneinander. Nach ein paar Metern und offenen Augen nach einer passenden Spelunke, hörte man auch schon laute Schalke-Lieder. Draußen Tristesse und schlechtes Wetter, drinnen „Opa Pritschikowski“ auf Dauerschleife, billiges Heineken und jede Menge singende Meute. Lutz aus Hamburg, einer der Bushelden, fasste es richtig zusammen: „Dort hinten sterbe die Leute und wir trinken hier als gäb´s kein Morgen mehr.“ So ist es wohl immer am Ende einer Odyssee. Es passiert zu Vieles zu schnell, als dass man Zeit hätte, zurück zu blicken. Hier also endete unsere Reise. Zwischen den Opfern Ceaușescus und neodemokratischen Kapitalwahnsinn.

In dieser Kneipe lassen sich die nächsten sieben Stunden schnell zusammenfassen. Während inzwischen auch das rumänische Fernsehen Bock auf Mob hatte und wir nach dem anfangs erwähnten Schalke-TV-Interview nicht nur Hunger und Durst hatten, entwickelte sich eine Party der Extraklasse. Auch wenn keiner wirklich über das Spiel später diskutierte. Ein älterer Mann sprach wahre Worte. Er sagte: „Ach Junge, mach dir keinen Kopf wegen heute Abend. Es ist nicht mehr so, dass alles eine Familie ist. Manager, Trainer und Mannschaft machen ihr Ding und wir machen unseres. So ist das nun einmal inzwischen. Und kritisieren wir das, steht Jermaine Jones nach einem Heimdebakel gegen Greuther Fürth vor der Kamera und beschwert sich über fehlende Unterstützung.“ Amen. Absoluter Höhepunkt war, als auf sämtlichen Fernsehern vergangene Spiele der Champions League eingeschaltet wurden. Wie kann ein rumänischer Pubbesitzer auch ahnen, dass wegen der Partie Arsenal gegen Dortmund sein Laden fast dem Erdboden gleichgemacht würde. So richtig wusste er nicht was passierte. Er kapierte aber, dass sein Pub in ernsthafter Gefahr schwebte. Er zappte um, brachte Bier umsonst und ersparte seinen Mitarbeitern dicke Augen.

Als das Tageslicht langsam der dritten Nacht wich, entschlossen wir uns mit allen anderen Schalkern zum Stadion zu marschieren. 1400 Fans hätten trotz Schneegestöber den Weg ganz sicher alleine gefunden. Den Pub verlassen, wurde man jedoch von schwerbewaffneten Polizisten, eher Soldaten mit dem Drang zum Hobbyfunk, zu bereit stehenden Bussen geleitet. Zehn Minuten später durchschritten wir ein Meer von Kontrollen, was aufgrund der Wetterlage ein wahrer Genuss war. Zudem waren die Zärtlichkeiten der Ordner-Soldaten so hart wie die Reise selbst. „Das nächste Mal zieh ich mir ne Pampers an, dann tun mir die Klöten nicht so weh“. Ist ja alles schön und gut mit „internationaler Härte“, aber Quetschungen im Genitalbereich dürfen ruhig als Tätlichkeit geahndet werden. Es gibt eine Grenze, Freunde der Sonne. Ein paar hundert Meter weiter geleiten einen die Betonstufen in den Nationaltempel Rumäniens: Arena Naţională. Klassifikation: Elitestation. Kapazität: 55600. Kosten: 234 Millionen Euro. Wir hätten da nur eine Frage: Wieso baut man eine Arena mit schließbarem Dach, gibt aber Wind und Schnee die Chance den Zuschauer von hinten in den Nacken zu jagen? Ist ja jetzt nicht so, dass man sich in den klimatischen Gefilden der Balearen befindet.

So entstand bereits vor Anpfiff ein erbärmliches Bild. Ein Bild, wie man es von Heimspielen der Löwen in der Allianz Arena kennt. Und das in der Champions League. Eigentlich trägt Steaua seine Heimspiele im geliebten Ghencea-Stadion im Westen der Stadt aus. Ein offenes Stadion mit vier Flutlichtmasten, einer Haupttribüne und 27.000 lautstarken Anhängern. Wegen Auflagen der UEFA musste nun der Verein in das 13km entfernte, im Osten liegende Nationalstadion umziehen. Jenes „Stadion“, indem ausgerechnet Erzfeind Dinamo manchmal seine Spiele austrägt. Höhere Eintrittspreise gabs zudem als Bonbon dazu. So sangen wenige zwar viel, aber wer der 22 Akteure hört schon auf ein paar einsame Wanderer in den Weiten der Wildnis.

Dort unten, in siebzig Meter Entfernung, lief er nun ein, der Mann, von dem wir kerzengerade und ultraharte Abstöße bis in des Gegners Hälfte „erhofften“. Ralf Fährmann spielt für Timo Hildebrand. Im Prinzip muss man sagen, dass Not für Elend aufläuft. Klingt hart, ist aber so. Der FC Schalke besitzt drei ebenwürdige Keeper, von denen jeder einzelne derart prekäre Schwächen aufweist, dass es durchaus für einen Stammplatz im unteren Teil der Liga reichen würde, jedoch nicht für die Champions League. Aber wir haben keine Ahnung. Oder wie Herr Keller das rhetorisch zum Politikum der Dummen deklariert: „Wenn Sie das so sagen. Bitte.“ Der Mundtot ist des Fans größtes Leid. Charly Neumann wusste das. Jens Keller kann es nicht wissen. In der Sporthochschule Köln steht das nämlich an keiner Tafel.

Eigentlich sollte an dieser Stelle ein Spielbericht erscheinen. Ein Bericht über Aufopferungskämpfe und Siegeswillen, über laufstarke Spieler und technische Versiertheiten. Man könnte hier nun Phrasen rausschmettern über den Sinn eines Sieges. Man könnte es wie die Vereinshomepage machen und immer wieder dieselben Kicker ans Mikrofon lassen um revolutionäre Aussagen zu erhalten wie „Wir haben jetzt sehr wichtige Wochen vor uns“ (R. Neustädter) oder noch babylonischer: „Wir haben uns vorgenommen, bis Weihnachten Gas zu geben.“ (C. Fuchs). Machen wir aber nicht. Sprechen wir es einfach aus. Der Verein steht am Scheideweg. Nach dem Endzeitszenario am letzten Spieltag in Freiburg, den „überragenden“ Auftritten gegen PAOK Saloniki und einer bestenfalls mittelmäßigen Bundesligaplatzierung, steht nicht nur und wiedermal Keller ohne Konzept, sondern Horst Heldt nun auch ohne Spieler dar. Es darf nach Konzepten gefragt werden. Wenn nicht nach solch einem Spiel, wann dann? Doch lassen wir an dieser Stelle Einzelkritik sein, vor allem an Spielern. Diese tun einem nämlich fast schon leid. Jeder einzelne von ihnen erleidet seit Monaten einen Baustopp der Entwicklung. Manch einer sogar eine erschreckende Form der Rückentwicklung. (Matip, Neustädter, Szalai u.a.) Die Mannschaft ist mit Körper und Geist am Ende. Nur gut, dass Obasi als „topfit“ vermeldet wird. Dies konnte er in Bukarest satte zwei Minuten unter Beweis stellen. Alles eine Trainerfrage. Und kein bisschen weniger.

Dann ein Highlight. Abpfiff. Noch bevor die „Kicker“-Redaktion die Spielnote 5 notieren konnte („die Partie wurde Champions-League-Ansprüchen in keiner Beziehung gerecht“), war bereits der Großteil der Schalker Spieler in den warmen Katakomben verschwunden, Benni Höwedes gab schnell die alles entscheidende Analyse auf Sky und wir? Ja, wir warteten vergeblich auf eine Mannschaft, die ihren weitgereisten Fans dreimal in die Hände klatscht, ja sogar einmal winkt. Fehlanzeige. Doch dann passierte Unglaubliches. Ein kleiner Asiate mit schwarzen Haaren und gesengtem Kopf kam aus siebzig Metern in Richtung Gästeblock geschlendert. Eine Körperhaltung, die einen Hauch Demut verriet. Atsuto Uchida stellte sich im wahrsten Sinne „vor“ die Mannschaft und verbeugte sich wie er es immer tut. 1400 Schalker aus dem Häuschen. Diesen Moment holte die Sky-Regie ins Bild. Klatschende Fans nach einem hirnlähemden 0:0 in glirrender Kälte. Nur dumm, dass sie Uchida nicht zeigten. So sieht sie dann wohl aus, die Wahrheit. Kurz darauf kam auch Höwedes und Obasi. Kein Trainer, kein Manager, keine 90minutler weit und breit.

Das ist dann der Punkt, an dem man aufhört zu schreien oder zu schimpfen. Das ist der Punkt maßloser Depression. Wie es der ältere Herr doch so weise sagte: „Die machen halt ihr Ding und wir machen unseres. So ist das inzwischen.“ Und wisst ihr was. Genau deshalb sitzen auch in Zukunft zahlreiche Fans in Bussen ans Schwarze Meer. Genau deshalb findet man 34 Stunden Busfahrt und Costa Cordalis nahezu genial. Weil der Fan bereit ist Opfer zu bringen. Weil der Fan „inzwischen sein eigenes Ding macht“. Das ist eine traurige Tatsache. Daher Danke an ALLE Fans da draußen, die an etwas Größeres ohne Beweis glauben und den Irrwegen ihres Vereins weiter blind folgen. Alles wird gut. Denn „wir haaaben ein Idoool….Stan Libuuuda!“.

Hopp done: HJK Helsinki vs. Kuopio PS 4:2

Liga: Veikkausliiga, 26.10.2013/ 33. Spieltag
Ground: Sonera Stadium, 4329 Zuschauer
Bier: 3/10, 6€ Karjala-Lager 0,5l Dose (!)
Bratwurst: Fehlanzeige; dafür Popcorn, Hot Dogs (ohne Gurken, Sauce und Zwiebeln) & Bockwürste im Trinkbecher
Stehplatzkarte: 5€ (ermäßigt)
Tore: 1:0/3:2/4:2 Forssell, 1:1 Hakola, 1:2 Paananen, 2:2 Mannström

„Alle kennen den Bär, aber der Bär kennt keinen.“ Willkommen in Finnland! Willkommen in einem Land, in dem Fußball so weit von Eishockey entfernt ist wie der Elch vom Papagei. Willkommen im Land der tausend Saunen, Seen und Jari Litmanen!  Apropos: Finnlands Fußballgott holte seinen ersten finnischen Meistertitel als 40jähriger! Verein: HJK Helsinki. Da wären wir also. Hauptstadt. Nach einem windigen Fährenritt von Tallinn zum anderen Ufer des finnischen Meerbusens, sind es vom Hafen 4km bis zum Sonera Stadion. Im Stadtteil Töölö gelegen, wirkt das 10.766 Zuschauer fassende Stadion direkt neben dem Olympiastadion (40.682 Plätze) wie ein Fitnesscenter mit Flutlichtmasten. Die Furche war so frei und ging an die Geräte.

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Fußballkommunismus und Forssell

Zwischen Felsformationen und Plattenbauten tauchen Eingänge auf. Wind, Kälte und viel Regen. Den ganzen Tag bleibt es so sommerlich. Auf dem Kunstrasenplatz des Vereins kicken ein paar Hobbytreter mit sprintenden Bierbäuchen und technischer Unversiertheit. Man stelle sich vor, irgendwelche  Bolzkollegen einer Thekenmannschaft würden an der Säbener Straße ihre Stollen abwetzen. Hat was von Fußballkommunismus und Romantik zugleich. Ein paar Meter weiter tragen ein paar Kinder Trainingspylonen in den Eingang undurchsichtiger Betonkatakomben. Gegenüber wird es laut. Ein Jugendspiel. Viele Eltern am Rand mit noch mehr Kinderwagen feuern ihr erstes oder zweites Kind an. Nur irgendwie nicht so wie in Deutschland. Irgendwie positiver, fairer. Erstaunlich, dass ein Schiedsrichter der E-Jugend nicht von kreischenden Midlife-Crislern angefeindet wird. In diesem Moment erblickt man hinter einem Fenster ein Trikot in einem Bilderrahmen. Ein einziges, einsames, weißes Trikot. Nr. 29: Mikael Forssell, Borussia Mönchengladbach. Unterschrieben, versteht sich. Alle kennen den Bär…

Busfahrer Hannibal Smith

Gegenüber des HJK- Fanshops, eine lieblose Billy-Regal- Ecke vor dem VIP-Eingang, fährt ein Bus vor. Noch eine Stunde und zwanzig Minuten bis zum Anpfiff. Es ist einer dieser Busse mit separaten Strahlern auf dem Dach, wie man sie vom A-Team oder sowjetischen Armeefahrzeugen kennt. Aus dem Bus steigen junge Männer in ungleichen Trainingsanzügen. Niemand empfängt, niemand bejubelt die Gäste aus Kuopio, niemand weist ihnen den Weg. Nicht einmal der Busfahrer des gecharterten Unternehmens hält es für nötig auszusteigen. Er schließt nur die Türen, packt eine Zeitung aus und zündet sich eine Zigarre an. Noch eine gute Stunde bis Anpfiff. Die Stimmung eskaliert förmlich. Eine krächzende Möwe landet auf einem Mülleimer. Im Café gegenüber kostet das Bier 8€. Noch sechzig Minuten. Die Eingangstore des Stadions öffnen sich. Pole Position. Hier drückt niemand von hinten. Hier zerquetscht niemand Bierbecher auf Schulterhöhe.

Alt und Jung in Wintermützen

Drinnen wirkt das Ganze etwas zu groß geraten. Der Oberrang der Haupttribüne ist gesperrt. Dass Fußball nicht der Finnen liebster Zeitvertreib ist, mag aufgrund der Wintersportgeschichte des Landes zwar einleuchtend sein, erklärt jedoch nicht, warum beim letzten Spieltag der Saison so wenig Zuschauer kommen. Zudem brilliert HJK im klassischen Schaulaufen: der Drops ist seit Wochen gelutscht, abgeholt werden darf ein Meisterschafts-Pokal so riesig, dass er Teemu Pukki mit Haut und Haar verstecken könnte.  Umso erfreulicher ist eine nicht geringe Anzahl von Familien und Kindern, die durch die Ränge springen wie Flummis in einer Gummizelle. Generell wird deutlich, dass öffentliche Veranstaltungen in Finnland für jede Gesellschaftsschicht zugänglich sein sollen. Alt und jung, arm und reich, schwarz und weiß.  Alles sitzt gemeinsam. Ob im Stadion jetzt oder im Museum morgen. Finnland wirkt dabei angenehm hierarchielos und unkonventionell. Nur bunte Wintermützen scheinen ein elementarer Teil des Dresscodes zu sein. Die Mannschaften betreten bereits das Spielfeld. Ist ja auch nicht mehr lange.

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Koexistenz möglich

Auf dem Kunstrasen geht dann alles ganz schnell. Ehrungen hier, Verabschiedungen dort. Ein bisschen Trallala aus den Lautsprechern, nicht als Vereinslied erkennbar. Es folgt ein schneller Kick mit einem starken Gegner auf Kunstrasen. Ein bisschen hier, ein bisschen dort auf die Hütte. Doch am Ende steht es wie gewohnt in Großbuchstaben auf der Anzeigetafel: 3x Forssell. Ende. Es bleiben nur wenige Feierbiester. Sie „Ultras“ zu nennen, wäre irritierend und irgendwie falsch. Zwar sind Rauchbomben, Capo, Doppelhalter und Co. auch hier Ausdruck von Subkultur, doch läuft dies alles sehr homogen mit dem restlichen Publikum ab. Papa und Mama stehen mit dem Fotoapparat daneben, Kinder  laufen irgendwo herum und sammeln Autogramme. Keine Security, keine Polizei. Es ist nicht übermittelt ob der Begriff „Platzsturm“ im Finnischen überhaupt existiert. Was auf jeden Fall existiert, ist der Eindruck des allgemein Ausgeglichenen und die Tatsache, dass Fußball auch anders geht. Irgendwie aber auch nachvollziehbar in einem Land, wo alle den Bären kennen, ihn aber in Ruhe lassen.

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Hopp done: Hibernian Edinburgh vs. Celtic Glasgow 1:1

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Studienreise nach Edinburgh: Die Schottische Furche auf Spurensuche – eine SWOT-Analyse von Hibs vs. Celtic

Strenghts:

  • Das Spiel: wirklich gut anzusehender Kick beider Teams. Was im Vorfeld auf ein Spiel der Bayern in Braunschweig hindeutete, entwickelte sich im Laufe des Spiels zu einem offenen Schlagabtausch. Chancen hüben wie drüben. Ein schnelles hin und her.
  • Die Hibs: spielten mehr als nur gut mit. Die Führung resultierte aus einem Abstimmungsproblem in der Celtic-Hintermannschaft zwischen Keeper Forster und den Abwehr-High-Tower Ambrose und van Dijk. Nutznießer war die einzige Hibs-Spitze und häufig auf verlorenem Posten agierende Paul Heffernan.
  • Die Celtics: In der Folge schaffte es Celtic nicht, dass Spiel wirklich in seine Hände zu reißen. Obwohl die Hauptstädter optisch überlegen agierten, hatten die Hibs stets brandgefährliche Kontersituationen entgegen zu setzen. Für den Ausgleich zeigte sich kurz vor Schluss der immer quierlige und dribbelstarke James Forrest verantwortlich. Ziemlich trockenes Außenrissmoped. Halbrechte Position. Links unten rein. Leicht verdeckt. Status: Unhaltbar.
  • Die Schlussphase: In der Folge wurde es mehr denn je zu einem offenen Schlagabtausch beider Teams und es blieb bis zum Schluss spannend. Die Hibs schafften es über die dreiminütige Nachspielzeit, Celtic blieb oben, freute sich auf Ajax in der Champions League und der Hibs-Fan trabt zurück an seinen Stammplatz in einen der unzähligen Pubs.

Weaknesses:

  • Getränke: BIER-VERBOT im Stadion (Janosz Gora: SKANDAL!). Dafür bis heute noch nicht zahlenmäßig erfasste Pints in fast allen Pubs der Stadt.
  • Essbare Verköstigung: Keine Bratwurst (gut, die hatten wir auch nicht erwartet, fehlt aber trotzdem), dafür typisch britisch (der Schotte mag mir verzeihen) Burger und Chips aus Pappschalen. Mediumgeil.

Opportunities:

  • Der Heim-Support: die Hibs-Hardliner fanden sich erstaunlicherweise nicht wie in der Supporters-Szene üblich HINTER dem Tor in einer Heimkurve wieder, nein. Die Hi-Bees brachten ein „Grüppchen“ von ca. 500-800 Hardlinern unter dem Dach der Gegengeraden zusammen und sangen 90 Minuten, dass sich die Wellbleche bogen. Respect from Germany! But what about the others? Who cares, it’s Rugby instead…
  • Der Gäste-Support: Die Stimmung im Gästeblock konnte stets am Spielverlauf des eigenen Teams abgelesen werden. Nur selten blitzte der Celtic-Support-Mythos, der auch schon abgebrühten Barca-Stars das Fürchten lernte, so richtig auf. Aber WENN der knacke-voll besetzte „South Stand“ mal so richtig in Schwung kam, blitzte auch so manche Armbehaarung gen schottischen Regenhimmel. Ja, sie deuteten ihre Qualität an.

Threats:

  • Die schottische Fankultur: Es war dann schon ein wenig ernüchternd. Die Stadien öffnen erst lausige 60 Minuten vor Spielbeginn ihre Tore. Warum? Weil jeder Schotte so lange wie eben nur möglich an seinem Stuhl im Pub klebt. Kein Geplänkel vor dem Spiel, keine Vorberichte, keine Interviews oder Werbung. Für den rein Fußballspiel-Interessierten sicherlich eine Wohltat im Vergleich zum kommerzialisierten Bundesliga-Tagesgeschäft. Aber ein bisschen mehr spannungs- bzw. stimmungserzeugendes Programm – da hat wohl keiner was gegen!
  • Die Zuschauerresonanz: Erbärmlich. Ein solches „Schmuckkästchen“ im Herzen von backsteinumringenden Häuserschluchten hätte bei einem Spiel gegen Bayern Glasgow doch mehr Zuschauer verdient, als die 14.220 (Auslastung von nur knapp 70%) Schlachtenbummler. Fußball steht in Schottland eben hinter Rugby.
  • Die Ticketpreise: Großer Sport! 14 Pfund– ermäßigt für Studenten also schlappe 16,50,-€. Sitzplatz Haupttribüne, Höhe der Mittellinie, achte Reihe. Heimspiel gegen die Bayern > 60,- € ??? Leute ströhmt in die Stadien, es lohnt!

Daraus aufgedecktes Optimierungspotenzial und abzuleitende Handlungsmaßnahmen:

  • Fehlanzeige! Versuche nicht die schottische Fußballkultur mit Stadien, Fans, Spielern und Spielen mit der englischen, geschweigedenn mit der deutschen Liga zu vergleichen! Muss auch gar nicht sein. Auf seine ganz eigene Weise ist das, was so in Edinburgh passiert, nämlich ziemlich sympathisch und auch persönlich. Klein und abgeschieden. Wie eine Randsportart halt neben dem Rugby so ist. Aber wehe denn die Hearts kommen…dann ist Derbytime und die Luft brennt! Derby is Derby. Who the fuck is Celtic?
  • Für uns war es ein überragendes Wochenende, mit vielen schmerzverzerrten Pub-Gesichtern am nächsten Morgen und einem wunderbaren Fußballspiel! Alles Gute für die Hibs, ihr seid ein sympathisches Völkchen. Weiter machen.

Danke und gerne wieder!

Hopp done: Holstein Kiel vs. Wacker Burghausen 2:1

Liga: 3. Liga
Datum: 31.08.2013
Ground: Holsteinstadion
Zuschauer: 5921
Bier: 8/10, 3.50€ Warsteiner 0,5l; kalt, schmackhaft, süffig, perfekte Blume
Bratwurst: 6/10, 2.50€, knackig, würzig, leider trockene Toastecken als Beilage; dafür Hela-Deluxe-Ketchup in drei Variationen
Stehplatzkarte: 9€ (ermäßigt)
Tore: 1:0 Heider (13.), 2:0 Johansen (23.), 2:1 Kulabas (29.)

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Alt und traditionell und kleine Makel

1911. Revolutionen in Mexiko und China. Marokkokrise. Italienisch-Türkischer Krieg. Teuerungsrevolte in Wien. Der Norweger Roald Amundsen erreicht als erster Mensch den Südpol. In Kiel wird das Holstein-Stadion eingeweiht. Ein Jahr später feiern die „Störche“ die deutsche Meisterschaft. Seitdem ist viel passiert. Mit insgesamt neun Schönheits-OP´s verdient sich kaum ein anderer Ground in deutschen Fußballterritorien das Prädikat „altehrwürdig“ so sehr wie das Storchennest in der Landeshauptstadt Schleswig-Holsteins. Und trotz der vielen Renovierungen sind von arenenartigen Allüren keine Spuren zu finden. Vier Flutlichtmasten, 3/4 Stehplätze, Ecken offen und jede Menge frische Brisen sprechen für sich. Als einziger Dorn im Auge fällt einem jedoch leider die mangelhafte Sichtqualität auf den Stehrängen der Gegentribüne auf: der als Gerüst entworfenen Konstruktion fehlen einige Grade Steigungswinkel. Und da jene flachen Stufen nicht bis auf Normalnull des Spielfeldes herunter gezogen sind sondern auf Brusthöhe der Spieler enden, hilft alles Drehen und Verrenken des steifen Nackens nicht um den Ball in eckballnahen Momenten zu verfolgen. Nach ein paar Minuten aber gewöhnt man sich an diese Spielsituationen, in denen man hofft, dass aus dem wahrscheinlichen Zweikampf, der sich gerade höchstwahrscheinlich zwischen Seitenaus und Toraus zuträgt eine möglichst gefährliche Flanke ergibt. Daher ärgern einen auch 9€ Eintritt (ermäßigt) ein wenig, wenn auch die qualitativ hohe Stadionzeitschrift in DIN A4 glänzend und siebzig Seiten für lau im Eingangsbereich ausliegt.

Stolle, Stimmung, Stadionaura

Besonders positiv gefielen Größe und Gestaltung des Gästebereichs. Weder Tunnel, Absperrungen oder meterhohe Zäune engen den Support des anderen Lagers ein. Natürlich galten die ca. sechzig Fans aus dem 947km (!) entfernten Burghausen nicht gerade als die Wilde Horde Oberbayerns. Dennoch hatte man auch ohne Polizeihunde und Ordnerscharen durchweg das Gefühl, dass Gästefans in Kiel willkommen sind und auch ohne pedantische Formularorgien Fone, Fahnen und sonstigen Kladderadatsch als Support nutzen können. (ausgenommen sind wohl Partien mit dem Erzfeind aus Lübeck) Als Kirsche auf der schmackhaften Matjestorte Gästebereich entpuppte sich noch ein Kartenverkaufscontainer, dessen Aussehen eine Mischung aus besetztem Haus und Tiertransporter assoziiert. Der junge Bursche mit makellosem Seitenscheitel in Kabine eins wartete jedenfalls sehnsüchtig auf Kundschaft. „Nee, wir machen heute nur einen Block auf. Deswegen sitz ich hier alleine.“ Alles klar, weitermachen.
Bekam die Architektur des überdachten Stehplatzbereiches wegen der eher semioptimalen Sicht ein dickes Minus, punktet wiederum die Akustik. Die niedrige Höhe ermöglicht eine ideale Spielwiese für Wechselgesänge und Trommelschläge. Besonders beeindruckend erwies sich die Kollektivität und Homogenität zwischen den drei Heimrängen, z.B. bei dem ohrenbetäubenden „K!“ (West-Kurve), dem folgenden „S!“ (Süd-Tribüne) und dem abschließenden „V!“ der Nord-Tribüne. Kurz gesagt: die knapp Sechstausend klangen wie die doppelte Zuschaueranzahl manch anderer Stadien. Zudem sorgte für die „nötige Aggressivität“ das Kieler Storchen-Maskottchen „Stolle“, das so böse und Angst einflößend dreinschaut wie die fiese Krähe „Kra“ aus Alfred j. Kwak. Es sollte sich auszahlen: bereits dreißig Sekunden nach Anpfiff war Burghausens Abwehrpressing (maximal ab Mittellinie) so vernichtend offensichtlich wie 3:11 Tore aus fünf Vorpartieen.

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Kick off

Die Störche machten so von Beginn an das Spiel und konnten vor allem über ihre rechte Spielhälfte durch einfachstes Hinterlaufen immer wieder bis zur Grundlinie vordringen. Überfordert, aber auch alleine gelassen, muss sich dabei der erst 21jährige Moritz Moser gefühlt haben, in dessen Rücken nicht selten gleich mehrere Störche den Weg durch die Gasse erblickten. Vor allem fiel schon nach wenigen Situationen gegen den Ball die körperliche Überlegenheit der Hausherren auf. Kaum ein Eins-gegen-Eins oder Kopfballduell konnten die Burghausener für sich entscheiden. Besonders im Zentrum waren die Kieler die überlegene Mannschaft. Bestnoten im Spielaufbau verdienten sich Marcel Gebers (Innenverteidigung), sowie die Doppelsechs, bestehend aus Marlon Kruse und Tim Danneberg. Mit dem zwischenzeitlichen 2:0 waren die Gäste so gesehen noch gut bedient. Doch ein Sekundenschlaf der kompletten Kieler Abwehr reichte vor dem Pausentee aus für den Anschlusstreffer. In Hälfte zwei wurde der Kick ausgeglichener, zweikampfintensiver und daher auch zerfahrener. Das lag vor allem an einem höheren Gang der Gäste, die zwar immer noch auf begrenztem Niveau Fußball spielten, jedoch Herz und Leidenschaft sprechen ließen. Am Ende hätte es 3:1 oder auch 2:2 stehen können. Dass es aber beim schlussendlich verdienten 2:1 blieb, verdanken die Kieler einer starken ersten Halbzeit und noch stärkerem Publikum.

Weitsicht bis Schied

Ja, die 3. Liga. Kaum eine Spielklasse bietet aufgrund ihrer niveauengen Vereine derart viele Überraschungen. Daher entscheiden, wie auch letztes Jahr, nicht schlichtweg nur breite Kader, sondern die Qualität dieser Breiten. Adäquates Ersetzen von fehlenden oder ausgelaugten Spielern gehört nicht in das Repertoire vieler Mannschaften. Holstein Kiel kann dies stämmen. Eine Mannschaft mit jungen und alten, technisch versierten, aber auch kämpferischen Typen, die auch nach hinten raus erfahrene Leute wie Marcel Schied einwechseln kann, darf durchaus an eine erfolgreiche Saison im ersten Drittel denken. Für Wacker hingegen wird es schwierig. Nervosität und Angst des Ballführenden sind ab der ersten Minute deutlich zu sehen. Nur die Phrase des „Erfolgserlebnisses“ wird nicht ausreichen. Auch hatte man, abgesehen von technischen und taktischen Mängeln, in einigen Mannschaftsbereichen den Eindruck nicht ausreichender Fitness. Ob dies Trainersache ist, bleibt ungeklärt. Fakt ist, dass durch den Absprung einiger Sponsoren die Lizensierung alles andere als einfach war und im Personal eingespart werden musste. Daher gibt es für die Oberbayern nur ein Ziel: Klassenerhalt.

Die Furche war dankbar für diesen Besuch im Holsteinstadion. Faire Zuschauer, gute Atmosphäre und ein Stadion mit Kultcharakter. So macht der Fußballsamstag Lust und Laune. Schade nur, dass ein Derby gegen Lübeck für den neutralen Betrachter momentan so wüstenweit entfernt ist…

Hopp done: FC Bologna vs. Juve 0:2

Liga: Serie A, 29. Spieltag
Datum: 16.03.2013, 20:45Uhr
Ground: Stadio Renato Dall’Ara
Zuschauer: 35.206 (Kapazität 39.444)
Bier: 6/10, 3€ Forst Birra 0,33l aus der Dose in den Plastikbecher, kalt, schmackhaft, süffig
Bratwurst: kein warmes Essen vorhanden
Sitzplatzkarte: 30€, Curva San Luca A
Tore: 0:1 Vucinic (61.), 0:2 Marchisio (73.)

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Viagogo oder ViaNogo oder wie oder was denn jetzt?

 Alles erinnerte an die Wege der Nautilus. Das Reiseziel war gesteckt, die Pläne gedruckt und der Wille nach Großem omnipräsent. Doch ganz zu schweigen von alkoholisch inspirierten Fragen an Ryanair bezüglich voller Tankfüllungen drückte sich 20.000 Meilen tief im Unterbewusstsein die Frage auf ob man die über Viagogo bestellten Karten vor Ort auch erhalten würde. Fackeln, Steine und Mistgabeln – holt alles hervor. Es gibt tausend Gründe, dieses in London ansässige Unternehmen in die ewigen Themsegründe zu schicken. Warum uns absolut kein anderer Kaufweg übrig blieb, dazu nun eine kleine, feine, im Unterholz enddeckte Lücke, die miterklärt warum Viagogo so groß ist.

Als Serie A-Jungfernreisender nähert man sich einem Hopp in Italien mit Respekt und einem gehörigen Schuss Pragmatismus. Bereits die ersten Schritte der Informationsbeschaffung würden selbst das Gehirn Kapitän Nemos ins Schwitzen bringen. Bis auf wenige Ausnahmen gibt es kaum eine Vereinshomepage auf Englisch, Französisch oder geschweige denn auf Deutsch. Ist man einmal auf diesen Seiten, darf auch ein ständig steigendes, inneres Kesselpfeifen nicht unerwähnt bleiben, hervorgerufen durch eine von Menschenhand nicht weg zu klickende Anzahl verschiedenster Werbeeinblendungen. Schnell wird einem klar, dass ein gut durchgeplanter Italien-Hopp so utopisch ist wie eine Mondlandung mit Ryanair. Hinzu kam, dass einer der Reisenden seit Kindesalter beherzt der „Alten Dame“ hinterher fiebert und die Sache mit dem „Extrawunsch“ Gästeblock zwar nicht als voraussetzend, jedoch als wünschenswert begutachtete.

So stieß man bei weiterer Recherche automatisch auf Begriffe wie „Tessera del tifoso“ oder „Fidelity Card“, kurz: Fan-Karte. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine gewöhnliche Karte, sondern vielmehr um einen Ausweis, auf dem sämtliche persönliche Daten vermerkt sind. Ältere Exemplare dienen zudem als Kreditkarten. 2008 wurde dieses System nach dem Tod von Gabriele Sandri und Filippo Raciti eingeführt.  So sehr man sich also durch den Urwald aus Werbung, Unverständlichkeit und Informationsfehlern müht, steht am Ende die Erkenntnis, dass ein Zuschauer ohne Tifosi-Karte keine Möglichkeit des Vorverkaufs bekommt. Wären obendrein die Namen der Gäste an diesem 16. März Pescara oder Siena gewesen, hätte man sich mit ruhigem Puls in den Flieger gesetzt und im Schlafe davon träumen können welche Tageskarte wohl den günstigsten oder besten Platz bieten würde. Doch nun kam der Spitzenreiter und amtierende Meister aus Turin mit sechs bis achttausend Fans. Pyramiden von Tageskarten waren demnach von vorne herein eher was für Langstrecken-Träumer.

Es wurde wirklich alles getan um Viagogo und Co zu entsagen. Und nachdem uns auch Calogero Alessandro Carrubba vom deutschen Juventus Fanclub „Bianconeri Germania“ (Beste Grüße nach Lohr!) keines Besseren belehren konnte, trat man die Reise ins Reich der Diebe und Räuber an: Google. Betreff: „Tickets Serie A“. Die Gefühlslage bei solchen Tastatureingaben schwankt dann irgendwo zwischen fankultureller Resignation („Am Ende ist mal wieder der Zuschauer der Dumme!“), besorgniserregendem Selbstmitleid („Ich will doch nur zum Fußball!“) und gewissenhaften Existenzfragen („Was mache ich hier eigentlich?!“). Da einige Anbieter wie italienfussball.de nur für bestimmte Vereine Karten anbieten und Bologna, welch Überraschung, nicht dazu zählte, trat man den Gang nach Canossa an: Viagogo. Überraschender Weise verlangte die Vermittlungszentrale der Schwarzmarktgeier inklusive Verkäufer nur 30€ (Normalpreis 25€) für eine Karte. Wäre dieser Preis wie gewöhnlich höher ausgefallen, hätte die Einwilligung zur Vorauszahlung niemals den Weg über das Bankinstitut gefunden, zumal man keinerlei Informationen erhielt, welchen Block, Sitz- oder Stehplatz man überhaupt erworben hatte. Zwei Stunden vor Spielbeginn könne man die Karten an einem Schalter abholen, hieß es. Es klappte alles. Auch wenn der Schalter eine Art XXL-Dixi mit Gitterstäben war und eine Menschenschlange mit völlig unterschiedlichen Ausdrucken davor rangierte – wir bekamen unsere Karten.

Das interessante dieses Verfahrens ist: weder beim Ticket-Erwerb am Stadion noch an den Sicherheitskontrollen vor den Eingängen wird man nach der anscheinend so wichtigen Tifosi- oder Fan-Karte gefragt. Stellt sich die Frage, welchen Zweck ein solches System verfolgt, wenn ein Unternehmen wie Viagogo Tickets ohne Personalisierung in den Umlauf bringen kann. Wie funktioniert das? Oder funktioniert es vielleicht nur, weil es Unternehmen dieser Art gibt? Hinter all dem steht ein dickes Fragezeichen. Ja, man war im Stadion und glücklich. Die Nautilus war erfolgreich geparkt. Zufälliger Weise sogar im Juventus-Block. Doch bei all dem Zufriedensein über das sportliche Ende eines Hopps, bleibt ein fader Beigeschmack bei der Fragestellung, inwiefern Firmen wie Viagogo den Fußball in Zukunft infiltrieren werden. Über solche Untiefen abseits der 20.000 Meilen möchte man gar nicht nachdenken. Denn als unrühmlicher Fakt steht am Ende: über die italienischen Vereine lassen sich für Besucher anderer Länder keine Karten im Vorverkauf organisieren. Da wundert es nicht, dass sich darum dann eben andere „Vereine“ kümmern. Alles im Leben ist eben Politik. Die Clubs sind gefragt und gefordert.

Ein Stadion so einzigartig wie die Mona Lisa

Die Stadt mit seinen rund 385.000 Einwohnern steht heute vor allem für eines: Studenten. 80.000 von ihnen besuchen die älteste Universität Europas. Zudem fällt einem neben der traumhaften Innenstadt und den vielen unverkennbaren Arkaden sowie dem Wahrzeichen der Stadt, die zwei schiefen Türme Garisenda und Asinelli, vor allem eines auf: Ziegel. Sehr viele Ziegel. Unmengen davon.

Das Stadion Renato Dall’Ara im 3km entfernten Westen der Stadt bietet neben eben jenen Ziegeln vor allem Geschichte und eine äußerst originelle Architektur. Die Haupttribüne ist als einzige überdacht, die Ränge so steil wie bestenfalls der alte Bökelberg und die Gegengerade lässt den Atem kurz inne halten. Ein Rathaus ähnliches Prunkmodell ragt auf Höhe der Mittellinie so empor als hätte Caesar höchstpersönlich das Spiel um den Ball eröffnet. Eine Tartanbahn, vier heroische Stadionmasten und eine Anzeigetafel alter Schule formen das Stadion zu einem Gesamtkunstwerk europäischer Stadiongeschichte. Nur konsequent, dass sich hier kein Unternehmen im Stadionnamen wiederfindet. Seit 1983 hört der Ziegeltempel auf den Namen seines Ex-Präsidenten, der 30 Jahre lang im Amt waltete.

Im Stadion selbst reichen einem vor der Rente stehende Frauen in Käfig-Kiosks 0,3l Biere über den Tresen, die man vorher an einem anderen Schalter für drei Euro erworben hatte. Quittungen sind daher so wichtig wie das Bier selber. Bratwurst, Schnitzel und Pommes? Fehlanzeige. Lediglich Snacks und Kaugummis verhelfen kurz zu einem Geschmacksbad. Warum man dies im Land des guten Essens derart vernachlässigt und man nicht einmal ein Stück Pizza-to-go erwerben kann, wie an nahezu jeder Ecke in Bologna, ist schleierhaft.

Regelrecht unnütz scheint die Anweisung der Reihe und des dazugehörigen Sitzplatzes zu sein. In vielen der von Beton und Moos unterlaufenen Reihen fehlen ganze Sitzschalen. Weitere sind beschädigt und völlig unbrauchbar. Da aber eh alle Zuschauer in der Kurve stehen, ist dies nicht weiter tragisch. Da stört es auch nicht, dass noch der Müll der letzten Spiele im oberen Teil des Blocks aufbewahrt wird. Hingegen muss erwähnt werden, dass die sanitären Anlagen mit relativ sauberem Aussehen überraschten und absolut bundesligatauglich wären. Ständig ertappt man sich beim hin- und hergerissen sein zwischen nostalgischer Empfindsamkeit und modernen Ansprüchen. Wer diesen Spagat mag, ist in Bologna so aufgehoben wie ein Kind im Toys“R“us. Für echte Groundhopper ist daher das Stadion Renato Dall’Ara ein echter Wallfahrtsort.

Von Terrakotta-Carabinieri, Feuerwehrmännern und Herbert Waas (Endgegner)

Eines erinnert an die Besuche deutscher Stadien bevor sie Arenen wurden. Bereits gute zwei Stunden vor Spielbeginn ist rund um das Stadion die Hölle los. Polizei, Menschenmassen, gesperrte Straßen und jede Menge Carabinieri teilen sich das Gelände und die von Scheinwerfen durleuchteten Nebenstraßen. Zu diesem Zeitpunkt fragt man logischerweise nach dem warum der Masse, da von Werbespielchen und Imbissbuden ebenso wenig zu sehen ist wie von Vereinskneipen oder Fanshops.

Die Antwort bekommt man schließlich am Eingang, wenn man Platz vor der ersten Kontrolle in einer großen Menschentraube findet. Dann realisiert man nämlich, dass eine Odyssee von insgesamt drei Kontrollpunkten vor einem liegt und die Ordner sehr penibel sind, ja beinahe arbeiten wie Gesichtsscanner. Ohne Personalausweis braucht man den Weg erst gar nicht anzutreten. Die zweite Kontrolle ertastet und fragt dich ausdrücklich nach Getränken und Laser-Pointern, erweist sich jedoch als weniger problematisch. Wenn man dann mit seiner Karte, stets unter den Augen schwerstbewaffneter Carabinieri, ein drittes Mal für das Durchqueren der Drehkreuze Geduld üben muss, erahnt man, was in Italien vor allem in den 90er Jahren für Zustände herrschten. Dabei muss erwähnt werden, dass die Carabinieri ein eigenständiger Teil der italienischen Streitkräfte und alles andere als Streifenpolizisten sind. Verbarrikadiert hinter Schutzschildern und Waffen wirken sie wie Abbilder einer einstigen Terrakottaarmee. Interessant dabei ist, dass sie immer auf relativ großen Abstand präsent sind. Keine Wege werden versperrt, keine Kontrollen durchgeführt, keine Reiterstaffel durchstreift grundlos ein Meer von Menschen. Kurz gesagt: auch wenn die Ordnungskräfte offensichtlich auf das Äußerste vorbereitet sind, tun sie alles dafür um Provokation zu vermeiden.

Dieses Bild formt sich im Stadion zu einem Ganzen. Auf beiden Seiten brannten Bengalos, Rauchbomben wurden gezündet. Als deutscher Fußballfan ist man schon etwas verwirrt, dass dies kaum jemanden, ja nicht einmal den Stadionsprecher stört. Alles was man in Italien präventiv dagegen tut ist das Einsetzten von drei Feuerwehrmännern, die mit Hilfe von Müllzangen die heranfliegenden Bengalos in kleine Wassereimer bringen. Das ist alles. Keine Ordner. Keine Polizei mit Kameras. Und irgendwie auch alles kein Problem. Ja selbst die drei Feuerwehrmänner wirkten so ausgeglichen wie Andi Brehme am Elfmeterpunkt. Eher machten Sie den Eindruck gelangweilter Schüler, die man zum Schulhofdienst verdonnert hatte. Von Gewalt jedenfalls weit und breit keine Spur.

Auch das Klischee, italienische Stadien seien unantastbare Männerdomänen, hält keine fünf Spielminuten. Viele junge Frauen und Kinder scheinen ein Stadion in Italien ebenfalls als friedlich und sicher anzusehen. Den durchweg positiven Eindruck bestätigten nach Schlusspfiff vier Männer in der Pizzeria „San Gennaro“, welche sich direkt am Stadion befindet. Man unterhielt sich über die ganz großen deutschen Legionäre von Klinsmann über Völler bis Klose. So dauerte es lediglich einen Wimpernschlag, bis der Name Helmut Haller fiel, der, wie sie sagten, der erste „Star Italiens“ war. Kein Wunder. Haller holte mit Bologna die letzte Meisterschaft 1964. So erfuhren wir auch, dass nach Hallers Tod im Oktober 2012 sein Sohn zu Gast war und das ganze Stadion mit ihm gemeinsam an die großen Zeiten seines Vaters gedachte. Zu guter Letzt lockerte sich die Stimmung wieder als einer der vier Männer Matthäus als „good fucker“ titulierte und nur einen Satz später der Name Herbert Waas fiel. „Haha no. He is not a legend as Haller. But he scored a goal against Juventus with his balls!” Nachdem dies neben 209 Pflichtspielen für Bayer Leverkusen, 11 Länderspielen für Deutschland und Waas eigener Facebook-Seite (124 Likes) nun endlich auch geklärt war, kam man gerne zu dem Fazit: Serie A? Verdammt gerne wieder!

Hopp done: Preußen Münster vs. Hallescher FC 2:0

Match: 3. Liga, 26. Spieltag
Datum: 16.02.2013, 14:00Uhr
Ground: Preußenstadion
Zuschauer: 7078 (Kapazität 15.050)
Bratwurst: 7,5 von 10; 2.30€, wird leider gestapelt, daher nicht ganz heiß, Senf und Brötchen astrein
Bier: 8 von 10; 3€, Warsteiner, perfekte Kühlung für Plastikbecher, zu wenig Krone
Stehplatzkarte: 8€ (ermäßigt), Block M
Tore: Kara (19.) FE, Kara (50.)

 
„Herz und eine Seele“ ganz ohne Ekel

Ein Stadiondenkmal. Eines dieser „Altehrwürdigen“. Rund. Stehplatzkurven. Zwei Tribünen. Sonst offen. Flutlichtmasten. Rotasche-Tartanbahn. Erste elektronische Anzeigetafel seit 2010, die zuvor in einem Werk von ThyssenKrupp hing. Keine Arena. Nein, das ganz sicher nicht. 1963 begrüßte das Preußenstadion als Mitbegründer der 1. Bundesliga am 1. Spieltag den Hamburger SV. Vor 30.000 Zuschauern schoss Falk Dörr das 1:0. Charly Dörfel glich kurz vor Schluss aus. Zu diesem Zeitpunkt hatte das Preußenstadion schon satte 37 Jahre auf dem Buckel. Kurz vor der Fertigstellung des modernen 40.000 Zuschauer fassenden Westfalen-Tempels wurde von dort aus die erste Liveübertragung eines Fußballspiels im deutschen Rundfunk übertragen. Gegner: natürlich Erzfeind Arminia Bielefeld.

Gegen Boyens, Dörfel und die Seeler-Brüder begann die erste und letzte Bundesliga-Saison der Vereinsgeschichte. Das Preußenstadion an der Hammer Straße steht wie kaum ein anderes Stadion Deutschlands als Synomym für Auf- und Abstiege, für Risse im Fundament, für Sanierungen im Gebälk und Etagen übergreifende Neubauten. 2000 scheiterte das Modell „Preußen-Park“ und bei einer Sanierung 2009 wurden Arbeiter verletzt, als Teile der Dachkonstruktion des Rohbaus der neuen Haupttribüne zusammenbrachen. Zwei Jahre später folgte der sportliche Aufstieg in die 3. Liga. Preußen Münster und sein Preußenstadion sind trotz sichtbarer Schrammen immer noch ein Herz und eine Seele. Nun winkt die 2. Bundesliga.

Die Renaissance des Fahrradständers

8€ ermäßigter Eintritt. Für fast 50.000 Studenten ein machbarer Stadiongang. Nähert man sich dem Preußenstadion, nähert man sich gleichzeitig Linienbussen, Fußgängern und natürlich – Fahrradfahrern. Demographische Studien an hundert Personen festzumachen reicht hier nicht aus. Selten ein derart gemischtes Publikum vernommen. Vor den Eingängen erwarten den Zuschauer grün-weiß angestrichene Ziegelbauten mit nostalgischen Schießscharten, aus denen man eine Stadionzeitung (nicht Heft) und „ne Katte“ bekommt. Ein freundlicher Ordner und zwei Ausschänke weiter erklimmt man eine kleine Anhöhe wie im früheren Gelsenkirchener Parkstadion. Mit einer Kamera auf der Stirn wären jene letzten Meter ins Stadion ein ästhetisches Mittel zum Aufbau von Spannung. Plötzlich ist man wieder zehn Jahre alt und läuft schon einmal vor. Natürlich ruft der Papa vergebens. Das alles natürlich im Dickicht aus Bratwurstnebel und Uringeruch. Keine Arenen-Karten. Keine menschlichen Aufladestationen. Bratwurst 2.30€. Ende der Durchsage.

1zu1-Betreuung und viel Verwirrung

800 angekündigte Hallenser reichten für die Behörden aus um das Match als „Sicherheitsspiel“ zu deklarieren. So entpuppte sich ein völlig überzogenes Polizeiaufgebot als sozialpädagogische 1zu1-Betreuung. Sicher ein gern erprobter populistischer Akt um beim Kehraus der Saison über „deutliche Zunahmen an Einsatzkräften“ zu schwadronieren.
Zu noch mehr optischer und akustischer Täuschung führten gleich zwei preußische Ultragruppen, die sich in der Heimkurve auf einen offensichtlich nötigen Sicherheitsabstand gegenüber positionierten. Und da die Stehplatztribüne der Gegengerade ebenfalls eigene Lieder anstimmte, fühlte man sich als neutraler Stadiongänger schnell wie bei den Marktschreiern. Wir könnten an dieser Stelle nun wieder recherchieren, wer gegen wen und warum nicht der eine mit dem anderen kann. Wir könnten Presseartikel und Stellungnahmen verlinken. Aber nein, einfach keine Lust mehr darauf. Denn am Ende steht als unverrückbares Fazit: Auditive Koalitionen führen zu mehr Lautstärke, zu mehr Stimmung, zu mehr „12. Mann“, zu mehr Erfolg, zu mehr Heimspiel. „Mitwollende gibt’s wenig, Misswollende viel.“ wusste schon Goethe. Fragt sich nur ob dies dem eigenen Verein auf Dauer hilft.

Mehmet Kara, Fußballgott!

„Wer ist denn der 16er bei Halle? Das issen Guter!“ – Der Aufsteiger aus Halle machte seinem Ruf als „unbequemer“ Gegner von Beginn an alle Ehre. Vom 39-jährigen Keeper Darko Horvat bis zum 21-jährigen Erich Sautner ist alles vertreten. „Unbequem“ mutiert da schnell mal zur echten „Wundertüte“. So ist es nicht verwunderlich, dass Sieg-Niederlage-Remis-Bilanzen erscheinen wie Aktienwerte nach einem Börsencrash. Der „16er“ ist übrigens der 21-jährige Dennis Mast. Wirklich gefährliche Aktionen kamen nur über die linke Hallescher Seite. „Zu wenig!“ hörte man das imaginäre Sprachrohr nach Ablauf der Anfangsphase sagen. So wurde der starke Bischoff im Strafraum gefoult. Neutransfer Kara zum Ersten in der 19. Minute. Auch wenn Halle dem guten, alten „sich wehren“ nacheiferte, konnten kaum klare Torchancen vorgetragen werden, auch wenn bis zur Halbzeitpause ein Treffer nicht völlig unverdient gewesen wäre.

Die zweite Hälfte lief dann wie erwartet. Der Tabellendritte aus Münster trug seine Angriffe kontrollierter vor. Grote, Kirsch und Kara überzeugten. Den Doppelpack schnürte Kara in der 51. Minute nach Vorarbeit von Grote und guter Einzelleistung. Von „Arbeitssieg“ zu sprechen wäre der technischen Qualität des Spiels auf schwer zu spielenden Boden nicht gerecht. Zwei engagierte Mannschaften boten den 7000 Zuschauern ein unterhaltsames und vor allem temporeiches Spiel. Fazit: die Leistung der Preußen war solide. Um jedoch weiterhin die Aufstiegsränge anzuvisieren, müssen bei den bald folgenden Krachern zu Hause gegen Osnabrück und in Bielefeld einige Gänge hochgeschaltet werden. Für Halle heißt es weiterhin: Ob Niederlage oder Sieg, das Remis kommt bestimmt. Für ernsthafte Abstiegssorgen funktioniert das Kollektiv der Truppe um Coach Köhler zu stimmig.

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Hopp done: Hyundai A-League

Match: Brisbane Roar vs. FC Sydney 4-2

Datum: 16.11.2012, 19:00Uhr
Ground: Suncorp Stadium
Zuschauer: 22.970
Bratwurst: Fettige Chips und Burger, aus gesundheitlichen Gründen verzichtet
Bier: saftige 6,80 $, 0,425 l Carlton MID (kann man auch 10 von trinken)
Sitzplatzkarte: 26 $, freie Platzwahl im Block hinter dem Tor
Tore: 1-0 Broich (29.), 2-0 Partaalu (32.), 2-1 Del Piero (41.), 3-1 Halloran (44.), 3-2 Del Piero (48.), 4-2 Berisha (56.)
Besondere Vorkommnisse: Flitzer feat. Del Piero

The Roar vs. The Sky Blues

Das mit Spannung erwartete Duell des „back-to-back“ Champions aus Queensland gegen den Hauptstadtclub um Weltmeister del Piero versprach nicht nur guten Fußball, sondern hielt dieses Versprechen auch. Schon lange vor Anpfiff konnte man in ganz Brisbane Juventus- und Italien-Trikots mit Del Piero Schriftzügen erkennen. Damit wurde einem schnell klar, wie sehr dieser Spieler noch immer Massen polarisiert. Viele der fast 23.000 Zuschauer waren nur wegen ihm gekommen – der Zuschauerschnitt bei Brisbane Roar liegt sonst etwa bei 16.400. Zudem gastierte mit Sydney ein Gegner, der in Down Under u.a. durch zeitlose Startransfers (Pierre Littbarski, Dwight Yorke, Del Piero) als unbeliebt und arrogant abgestempelt wird. (was die wenigstens allerdings zugeben ist, dass man sich insgeheim über solche Namen im sonst beschaulichen A-League Fußball freut.)

Oranje bestimmt das Spielgeschehen

Der ursprünglich von holländischen Einwanderern gegründete, aber trotzdem sehr sympathische, Club aus Brisbane begann wie die viel zitierte „Feuerwehr“. Nicht nur die orangenen Leibchen erinnerten an die Vorfahren sondern auch das Spielsystem 4-3-3 und das aggressive Forechecking weit in Gegners Hälfte. Die Sky Blues kamen damit über die gesamten 90 Minuten nicht zurecht, was auch sechs Gelbe Karten belegen. Nach ersten Angriffen, die nicht gut zu Ende gespielt wurden, musste dann ein Freistoß von „The best A-League Import“ und uns aus Gladbach, Köln und Nürnberg bekannten Spielmacher Thomas Broich herhalten. Dessen Hereingabe segelte, an Freund und Feind vorbei, ins lange Torwarteck. Dies war der Startschuss für ein 25 minütiges Scheibenschießen auf beiden Seiten. Der gebürtige estische „Tower“ Erik Partaalu erhöhte auf 2-0, woraufhin sich del Piero nicht lange bitten ließ und machte eines seiner beiden Tore im Stile eines Weltklassefußballers. Aus knapp 20 Metern zog er mit seinem schwachen (Hat er einen schwachen?) Fuß ab und ließ Theoklitos im Tor keine Chance. Weiter ging es nun auf der anderen Seite, als sich Flügelflitzer Ben Halloran nach 44 Minuten zum wiederholten Male auf seiner rechten Seite durchsetzte und auf 3-1 erhöhte. Als nächstes folgte das schönste Es folgte das Tor des Tages: Del Piero ließ nach einem Doppelpass mit Yairo Yau die komplette Abwehr inklusive Torwart Theoklitos stehen und schob lässig ein. Für die endgültige Entscheidung sorgte dann der amtierende Torschützenkönig und Ex-Hamburger und Bielefelder Besart Berisha mit dem völlig verdienten und nicht weniger schönen 4-2.

Weltmeisterliches Händeschütteln

Einen Höhepunkt gab es noch: Zunächst mussten drei betrunkene Sydney-Supporter (von den ca. 80 Mitgereisten) aus dem Block geholt werden. (auf knapp 1000 km Anreiseweg kann man sich ein paar Bierchen trinken) Doch die Show ging erst richtig los als ein Flitzer das Spielfeld für sich entdeckte und schnurstracks zu Del Piero lief, der ihm wie selbstverständlich die Hand schüttelte und sich ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Nach einem Spießrutenlauf ala Maradonas Jahrhunderttor über das halbe Spielfeld konnte das Spiel schließlich in seine letzten Minuten gehen. Mit einem weiteren Spieltag zwischen Hopp und Veröffentlichung des Textes sieht es für beide Mannschaften alles andere als rosig aus. Sydney steht weiterhin auf dem letzten Platz, während Brisbane diesen Sieg nicht vergolden konnte und gegen die Central Coast Mariners verlor. So bleibt ein enttäuschender 9. Platz und 12 Punkte Rückstand auf die Spitze. Ob die bereits dünne Luft für Trainer Vidosic nicht schon bald zum Kollaps führt, bleibt abzuwarten…

Hopp done: Regionalliga Nord

Match: SV Meppen vs. FC Oberneuland 2:1

Datum: 16.11.2012, 19:00Uhr
Ground: MEP-Arena
Zuschauer: 1037
Bratwurst: 2.50€, gut+ (knackig², Senf sehr gut, Brötchen leider aufgebacken)
Bier: 2€, 0,25l Beck´s (sehr gut; Plastikbecher pfandfrei)
Stehplatz: 6€ (ermäßigt)
Tore: Robben (ET, 20.), Scherping (86./ 88.)
Bes. Vorkommnisse: mobile Bierverkäuferinnen während des Spiels; keine Ultras; Stadionzeitschrift in Tageszeitung eingebettet

Last Meppen Standing

„Ich spiel‘ doch nicht in Meppen!“ – als Toni Schumacher 1988 den drohenden Abstieg des FC Schalke 04 mit kafkaesker Rhetorik sogar an den Mikrofonen vergeblich zu verhindern versuchte, ahnte er nicht, dass die Emsländer nach zwölf Oberligajahren von nun an ganze elf Jahre in der 2. Liga verweilen sollten. Martin van Pütten, Christian Claaßen und vor allem der „zypriotische Gott“ Rainer Rauffmann (181 Tore in 151 Spielen für Omonia Nikosia) dürften dem ein oder anderen gegnerischen Zweitliga-Keeper noch bestens im Gedächtnis sein. Ein Jahr nach der 6:7-Niederlage am Betzenberg beim späteren Deutschen Meister K´lautern, stieg der inzwischen zum Kult avancierte Klub 1998 in die Oberliga ab, bis man 2011 Mitglied der Regionalliga Nord wurde. Ein Stadion, das einen romantischen Cocktail aus Grotenburg-Kampfbahn und Lohrheidestadion verkörpert, darf mit 16.610 Plätzen in einer Stadt mit gerade einmal 34.000 Einwohnern also wieder von mehr träumen…

Hopper, take this opportunity!

19:30Uhr Kick Off. Freitagabend. Flutlicht. Abstiegsängste. Kälte. Echte Gefühle. Bei frischem Veltins und einem kurzen Geschichts-Input von einer Gruppe Meppener (Beste Grüße an Hendrik, Norbert & Co!) bekam das durch Äste und Bäume schimmernde Flutlicht ein noch besseres Bild. Bereits 1927 als Hindenburgstadion erbaut und später in Emslandstadion umbenannt (1992), präsentierte sich die MEP-Arena („MeppenerEinkaufsPassage“) in voller Pracht. Rost, Moos und Stacheldraht auf den Zäunen – alles irgendwie ein Teil des Ganzen und genau deshalb auf paradoxe Weise so herzerwärmend. Als dann 22 Mannen aus einem U-Boot artigen Spielertunnel jenseits der Haupttribüne das Fluchtlicht Meppens erblickten, wurde aus Wärme echte Hitze.
„Hitze“ von Seiten heißblütiger Fans war hingegen nicht zu erwarten. Mehr dazu findet ihr hier: http://www.noz.de/sport/sv-meppen/news/68014765/suche-nach-einem-fanbeauftragten-beim-sv-meppen-gestaltet-sich-schwierig Unsereins hingegen genoss echten Luxus. Sogar der oft zermürbende Weg zum Bierausschank wurde uns erspart. Junge Damen drückten dem stehenden Volk frisch gezapftes Beck´s in mobilen Trägern in die Hand. Service pur.

„Die Letzten beißen die Hunde“

…ist nicht nur ein Film von Michale Cimino. Die mitgereisten Gästeanhänger fanden sich wohl in den letzten fünf Minuten des Spiels in einem Katastrophenfilm wiede. Zuvor hatte das Tabellenschlusslicht aus dem Nordosten Bremens vor allem in der ersten Halbzeit nicht nur couragiert, sondern spielbestimmend agiert und ging vor allem aufgrund der kämpferischen Leistung verdient in Führung. Meppen verlor besonders im zentralen Mittelfeld viele wichtige Duelle, woraus Oberneuland immer wieder gefährlich auf die Flügel ausweichen konnte. Mann des Spiels wurde Timo Scherping. Der Ex-Fortune wurde in der Halbzeitpause eingewechselt und schloss sich nahtlos der kollektiven Wiedergutmachung in Hälfte Zwei an. Am Ende des oft blinden Anrennens lochte Scherping gleich doppelt. Es sei ihm gegönnt: im Alter von 20 Jahren und den Folgen eines Kreuzbandrisses musste Scherping knappe zwei Jahre zuschauen. Noch kurz zuvor galt er wegen seinen klasse Leistungen bei Preußen Münster als aufstrebendes Talent. „Ans Aufhören habe ich aber nie gedacht“ sagte er in einem Interview. Diese irisch adaptierte Parole sollten sich auch die Oberneuländer vor Bug einkerben. Potential ist zumindest vorhanden.

 

Hopp done: Bundesliga

Match: VFL Wolfsburg vs. Bayer 04 Leverkusen 3:1

Datum: 11.11.2012
Ground: Volkswagen Arena
Zuschauer: 24825
Bratwurst: 2.50€, ausreichend+ (Geschmack befriedigend, zu klein, nicht knackig, aufgetautes Brötchen so groß wie ein Ei)
Bier: 2.50€ Krombacher (sehr gut)
Stehplatz: 9€ (ermäßigt)
Tore: 1:0 Diego (4.), 2:0 Diego (16.), 3:0 Dost (33.), 3:1 Kießling (91.)
Bes. Vorkommnisse: Kostümierte L´kusen-Fans, Neuwagenausstellung rund ums Stadion

Temperaturlos

Es wird ja immer gerne und viel Negatives über die sogenannten „Werk-Clubs“ an den Theken dieses Landes geredet. Wir dachten uns an einem kalten Niedersachsen-Sonntag, diese Antipathie einmal via Feldstudie zu überprüfen: Wir fuhren hin. Dass dieser Besuch kein Stadionleckerbissen wie Craven Cottage werden würde, war natürlich klar. Doch welcher Verein kann dies im Zeitalter der Arenen noch vorweisen. Im Nachhinein wissen wir eines mehr: es war nicht kalt der Temperatur wegen oder aufgrund des kalten Nordwindes, der durch die von hinten offene Architektur in die Blöcke schoss. Es war die Atmosphäre. Das Gefühl eines Ausfluges, das Empfinden, es geht eben nicht nur, sondern auch um Fußball. Kein Prestige, keine wirkliche Abstiegsangst trotz acht Punkten. Wenn „Scheiß DFB!“ die lautesten, weil gemeinsamen Fangesänge sind, ist zumindest zu erahnen, warum die ein oder andere Fußballseele mit keinem der beiden Mannschaften in Beziehung treten möchte.

„Irgendwie“ Fußballkultur

Der Begriff der „Tradition“ ist und muss weit zu dehnen sein. Denn was ist eigentlich Tradition? Wenn es nur nach Alter und“ Entstehungsjahr gehen würde, müsste Hoffenheim ja an die 100.000 Mitglieder haben. Es sind der Charakter, die Geschichte und die damit verbundenen Täler, die Peripherie, die sozialen Strukturen, das gesellschaftliche Umfeld, die Nähe und Identifikation zur Stadt und der Glaube, dass es immer irgendwie weiter gehen wird, weil es muss, muss, muss. Das „Irgendwie“ ist bei einem Verein wie Wolfsburg auch der Knackpunkt. An allen Ecken und Enden der „Volkswagen Arena“ spürt man, wie der Verein „irgendwie“ versucht, Fankultur zu entwickeln. Nur funktioniert dies nicht mit Freikarten für Schüler, einer „Wölfi“-Kurve oder einer zehn Meter langen „Fanwand“ unter einer Fußgängerbrücke, die allein von der Aufmachung her seines Gleichen sucht: „Hier ist Platz für deine Botschaft!“. So viel pädagogische Ansätze findet man sonst nur in Selbsthilfegruppen und siehe her, welch Wunder – ein mit Edding gezogenes „Bayer“-Wappen ist die einzige Botschaft, die sich finden lässt. Ein kleines Beispiel mit großer Symptomatik.

Käfighaltung

Sportlich gesehen bekamen die „Wölfe“ einen Gast, der sich gnadenlos ergab. Es ist uns auch jetzt noch ein Rätsel, wie die Herrn Lewandowski & Hyypiä es schafften, 90 Minuten lang in einer Haltung zu verharren ohne zu erfrieren. Keine Emotionen. Keine Aufreger. Keine Ausbrüche. Schürrle lief sich die Hacken wund. Unterstützung Fehlanzeige. So entwickelt sich ein Nationalspieler nur in eine Richtung und es ist keine fördernde. Doch störte es auch im Leverkusen-Block niemanden wirklich, dass man sich in 30 Minuten drei Hütten fing. Keine Pfiffe. War ja schließlich Karnevalsbeginn. Alles gut. Irgendwie hatte man das Gefühl, der Mitarbeiter des Monats steht intern fest und alle wissen es schon. Bei so viel „Bundesliga-Flair“ hätte man fast die Überwachungskameras übersehen, die separat und dezent ala Minority Report die Sicht versperrten. Nur gut, dass man eh schon durch meterhohe Zäune gucken muss, egal wo man steht. Selbst im Sitzplatzblock saßen gewaltbereite Familien, die sogar in Reihe zwanzig nicht genau wussten, ob es sich bei der optischen Täuschung nun um Tornetz, Zaun oder Schutznetz oder alles drei zusammen handelte. Ein Risikospiel, ganz klar.

Tellerandspringen

Respekt an jene Fans, die dort jedes zweite Wochenende ihren Verein unterstützen und es in Kauf nehmen, nicht Teil des populärsten Club Deutschlands zu sein. Denn sind wir bei dem einfachen „Fan“, dann geht es nicht um Schalke, Dortmund, Hamburg, Gladbach vs. Hoffenheim, Wolfsburg, Leverkusen. Dann hat sogar VW mit ihren Großbuchstaben Recht: „Fußball ist alles!“ Hoffen wir, dass dies ein Großkonzern nicht grenzenlos ausnutzt.

 

Hopp done: Oberliga Niedersachsen

Match: Tus Celle FC vs. VFL Bückeburg 3:2
Datum: 20.10.2012
Ground: Günther-Volker-Stadion
Zuschauer: 251
Bratwurst: 2€, sehr gut (knackig und geschmackvoll, Stadionwurst²)
Bier: 2.50€ Celler Pils, gut- (süffig, gut gezapft, etwas fade im Abgang)
Stehplatz: 5€
Tore: 0:1 Engin Kiy (6.), 0:2 Engin Kiy (9.), 1:2 Witteveen (84.), 3:0 Marvin Stieler (75., FE), 3:1 Burak Buruk (82.), 3:2 Bastian Könemann (90.)
Bes. Vorkommnisse: Rudelbildung(en) in Reinform

11 Engel im Fegefeuer?

Wenn in der Fairnesstabelle der Erste beim Letzten zu Gast ist und ein altehrwürdiges Stadion eine Symbiose aus Fluchtlicht und feuchtem Rasen gebärt, kann es nur großen Sport geben…oder großen Kampf. Warum auch nicht. Celle holte in 11 Spielen besorgniserregende 3 Punkte und steht am Ende der Oberliga Niedersachsen. Und was kann man am besten, wenn die Gegner einfach nur noch nerven? Genau…: 11 Spiele, 43x gelb, 5x gelb-rot und 3x rot. Gerüchten zu Folge ist Vinnie Jones als Trainer im Gespräch. Die Axt ist bereits gekauft.

Stadionsex mit viel Romantik

Doch genug der Statistiken. Es war sicher eines der imposantesten Hopps, welche die Furche in ihren letzten Jahren absolvierte. Da die Fahrt nach Celle eher spontan stattfand, gab es so gut wie keine Spielvorbereitung, keine Insidernews oder vereinsgeschichtliches Studieren. Und genau damit wird jeder sofort konfrontiert, der dieses Stadion betritt. Das 1928 erbaute Günther-Volker –Stadion bietet Platz für 11.000 Zuschauer und verkörpert in einer Oberliga Deutschlands absoluten Ausnahmewert. Schaut man auf die sportliche Vergangenheit des Tus Celle, ist diese Kapazität nicht unangemessen. Regionalliga Nord 1968-1973, 1994-2000, Oberliga Nord 1990-1994, Niedersächsischer Fußballmeister 1981 und 1990, Niedersächsischer Pokalsieger 1981. An jeder Grasnarbe, an jedem Rostfleck der Wellenbrecher, an jedem Maulwurfshügel auf den zugewachsenen Stehrängen und auf jeder Maracanã-Gedächtnis-Holzbank der Haupttribüne wird einem schnell ins Ohr geflüstert, dass der Tus Celle schon bessere Zeiten erlebte. Dazu passt auch die ungewöhnliche Professionalität des Stadionsprechers, das Rufen des Spieler-Nachnamens von Fanseite, das Winken beider Mannschaften in Richtung der Tribünen kurz vor Kick Off. Wer Geschichte hat, darf und sollte die Rahmengestaltung trotz sportlicher Misere mit breiter Brust gestalten. Für diese Atmosphäre in grellem Flutlicht bei untergehender Sonne sagen wir schon jetzt Danke! Den Gipfel dieses Genusses überboten nur noch die Celler Ultras, eine ca. 20 personenstarke Gruppe, die den Monty Pyhton-Hit „Always look on the pride side“ und den „A-Team“-Theme in Dauerschleife sangen bzw. summten. Bei so viel Kontroverse weiß der beste Polizist nicht wohin mit seiner Reiterstaffel. Dass wir neben diesem grandiosen Umfeldes nicht nur leckeres Celler Pils und eine der besten Bratwürste der DFB-Peripherie geboten bekamen, wurde uns bereits in der 6. Minute klar. Ein Auftakt nach Maß. Als es am Ende 3:2 für die Hausherren stand, waren sogar unsere neutralen Nerven strapaziert. Elfmeter, Rudelbildungen, Platzverweis, Security auf dem Spielfeld. Ja, meine Damen und Herren. Selbst ein tibetischer Mönch hätte schnell verstanden, dass es hier um die wedelnde Laterne des Abstiegs geht.

Fairplay: Note 6

Als Vertreter des harten, aber gesunden Fairplays müssen wir hier jedoch einen Spieler benennen, der den Fußballplatz anscheinend als „geregelte Bahn“ seiner Aggressionen definiert hat. Celles Yalcin Ozan provozierte und teilte aus, als gäbe es kein Morgen mehr. Furchenkorrespondent M. Kedra fasste es schon während des Spiels richtig zusammen: „Es gibt eben geile Drecksäcke. Die Keanes, die Cantonas. Sie teilen körperlich aus, stecken aber auch ein und dann geht es weiter. Und dann gibt es die Gattusos, die van Bommels. Die teilen nicht nur aus und fallen bei jeder sich bietenden Möglichkeit. Nein, diese Art von Fußballer provozieren mit Mundwerk und Gesten anstatt mit Füßen – und das ab der ersten Spielminute.“ Bestände der Fußball im Allgemeinen ausschließlich aus Spielern wie Yalcin Ozan, wüsste kein Schiri mehr, was falsch und was richtig, wüsste kein Gegenspieler, ob er Körperkontakt sucht oder nicht, wüsste kein Fan mehr, ob es noch das Eintrittsgeld wert ist. Eine Folge seiner shakespearschen Darstellungen war u.a. ein Platzverweis gegen Bückeburg. Celle hin, Tradition und Stadionromantik her. Spieler dieser Gattung verdienen leider nur das eine Prädikat: Abstieg.

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Hopp done Nachtrag: „Heute für Morgen“ – Erste Liga (2. Liga Österreich), 9. Spieltag

Match:  Blau-Weiß Linz vs. SV Grödig 1:3

Datum: 14.09.2012, 18:30Uhr

Ground: Linzer Stadion „Auf der Gugl“

Zuschauer: 1.300

Bratwurst: 3€, sehr gut- (extrem knackig, toller Senf, leider etwas klein und Brötchen zu dick)

Bier: 3,60€, befriedigend (gut gezapft, nur bis zur Hälfte süffig = für „Ex! Oder Arschloch-Fans“ ideal!)

Stehplatz: 7€

Tore: 0:1 Witteveen (37.), 1:1 Pavlov (45.), 1:2 Witteveen (84.), 1:3 Santos (90.)

Bes. Vorkommnisse: Guselbauer sieht gelb-rote Karte (91.), Maskottchen lehnt kopflos am Zaun (88.)

 BANG, BOOM, BANG: 1:3!

„90 Minuten Hardcore. Echte Gefühle.“ In Linz schoss das einzige „Bang, Boom, Bang“ mal wieder nur der Gegner, nämlich in Form von fein heraus gespielten drei Toren. Schade daran war, dass dies nur ca. 10 Gästefans aus Grödig auf der Hauptribühne des 25.000 Zuschauer fassenden Linzer Stadions mitfeierten (allem Anschein nach als Offizielle verkleidet). Bezeichnend für die Blau-Weißen war das Tor durch Stürmer Pavlov. Ein Spieler, der in Sprintduellen froh sein konnte, dass abseits der Werbebande keine Balljungen mitliefen. Vielleicht erfreut sich ja Marcel Ketelaer, Spielertrainer der Amateurmannschaft, bald an diesem serbischen Usain Bolt…

 STEFAN LEXA FEAT. EDI GLIEDER

Als dann auch noch der inzwischen 36-jährige Ex-Adler Stefan Lexa in der 82. Minute vom ehemaligen schalker „Fußballgott“ und heutigen Co-Trainer des SV Grödig Edi Glieder (16 Spiele, 2 Tore) zur Einwechslung heran gewunken wurde, stellte man sich so langsam aber sicher die Frage, was eigentlich die Heimherren so zu bieten haben. Antwort: 8 gelbe Karten.

Bei so viel Krampf weil ohne Kampf, blieb einem kaum Zeit die tapferen 1.300 Zuschauer zu beobachten, die erst laut sangen, dann leise klatschten und nach Abpfiff ihre blau-weißen Mannen mit leidenschaftlichen Frustgefühlen in Form von „Schnauze voll“-Gesängen in die Kabine schickten. Nun ja, bei vier Punkten aus neun Partien kann man bei Nieselregen und 7 °C verstehen, dass zu Glücksgefühlen eines Fans mehr gehört als eine Bratwurst.

VEREINE AM ABGRUND: „ANTI-SPORTSTADT LINZ“

Wo wir gerade bei schlecht gelaunten Fans sind, müssen wir an dieser Stelle ein Politikum ansprechen, welches für Fankultur im Allgemeinen nicht uninteressant ist. Trotz Neutralität bekamen wir eine ganze Welle an Empörung gegenüber der Stadt Linz mit, die sich in der Öffentlichkeit gerne als „Sportstadt Linz“ charakterisiert. Dieser stolze Ausruf steht auch in Großbuchstaben unter dem Haupttribünendach des Linzer Stadions.

Der zahlenmäßig größere Stadtrivale LASK, der seine Spiele ebenfalls im Linzer Stadion austrägt,  erlag 2012 einem Zwangsabstieg in die Amateurliga. Die Kassen leer, die sportliche Zukunft ungewiss, unterstützte die Stadt den Fußballbetrieb mit einer Stadionmiete, die man ebenso in Goldbarren zum Amt bringen könnte. Da dies beide Vereine betrifft und die veranschlagten Kosten nicht gedeckt werden können, titelte „nachrichten.at“ am 10.10.2012: „LASK muss raus, Blau-Weiß will nicht rein. Und so kommt es – der LASK muss die Wohnung räumen, die Blau-Weißen kämpfen in Gesprächen darum, die „Trainingsplätze bezahlen zu können.“

Dass bei solchen Vetternwirtschaftskriegen die lokale Presse nicht mit negativen Superlativen geizt, ist vorprogrammiert. So wird Linz als „Anti-Sportstadt“ zerrissen und der Lächerlichkeit in ganz Österreich verhöhnt. Nein, da schmeckt bei Niederlagen nicht mal mehr die Bratwurst.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hopp done: Regionalliga West, 11. Spieltag

Match: FC Viktoria Köln vs. Sportfreunde Lotte 3:1

Datum: 06.10.2012,

Ground: Sportpark Höhenberg

Zuschauer: 1080

Tore: 1:0 (16. Wunderlich), 2:0 (33. Schlösser), 2:1 (45. Gataric), 3:1 (81. Wunderlich)

Stehplatz: 5€ (ermäßigt), 8€ Vollzahler

Bes. Vorkommnisse: Poremba hält Foulelfmeter von D. Schmidt (84.); Verkäuferin verschenkt übrige Bratwürste nach Abpfiff (98.)

Bratwurst: 2.70€, ausreichend+ (Wurst und Soße bilden keine Einheit, zudem Fleisch nicht heiß, Brötchen von gestern)

Bier: 2,50€, Radeberger Pils 0,3l: befriedigend+ (süffig, frisch, aber ohne nennenswerte Schaumkrone gezapft; Plastikbecher)

Guido Knopp wäre entzückt

FC Germania Kalk, SV Kalk 04, VfR Mülheim-Kalk 04, VfR Köln 04, SC Rapid Köln 04, SC Preußen Dellbrück, SC Viktoria 04 Köln, SCB Preußen Köln, SCB Viktoria Köln 1994 – bevor am 22.06.2010 um 20:10 Uhr der FC Viktoria Köln 1904 e.V. von 12 Mitgliedern neu gegründet wurde, hatte man Fusionen und Kollissionen, Kriegsausbrüche und Finanzeinbrüche erlebt. Umso erfreulicher ist es, dass der ehemalige Konkurrent des großen FC die rechte Rheinseite heute neu definiert.

Mit einer Stadionkapazität von 6.214 Zuschauern und Platz 1 in der Regionalliga West vor Größen wie Rot-Weiß Essen und dem Stadtrivalen aus der Fortunen-Südstadt, hat sich die Viktoria endgültig zurück gemeldet.

Eine Tribüne so geil wie der Fußball selbst!

Aber ein Schritt zurück: Die Tribüne ist ein Muss für jeden Fan alter Fußballkultur. Die nach hinten ausgerichtete Statik überdacht grüne Sitzschalen, deren unterschiedliche Grüntöne Zeitdokumente zwischen Renovierung und purer Nostalgie sind. Dahinter ein Fanshop, an dessen Rückwand neben einem Starkstromanschluss liebevoll drei Vogelnistkästen platziert wurden. Als optisches Schmankerl zur Erkennung der Haupttribüne dient eine Reihe Blumenkästen, wie sie Oma nicht besser pflegen könnte und ein Dach, welches von unten betrachtet mit dem von Craven Cottage (Sex pur beim FC Fulham) mithalten kann! Auch Liebhaber des Wattenscheider Lohrheidestadions sollten ein Besuch bei der Viktoria als Genuss empfinden.

Viel Regen, Flutlichtmasten und ein Klasse Mat(s)ch!

Der Erste empfing den Siebten. Bei der Viktoria kennt man neben Giovanni Frederico und Alex Voigt sicher das Trainergespann. Mit Heiko Scholz als Chef-Trainer (75 Spiele Bayer Leverkusen, 52 Spiele Werder Bremen) und Co-Trainer Markus Kurth (87 Spiele Nürnberg, 120 Spiele 1.FC Köln, 121 Spiele MSV Duisburg, 88 Spiele RWE) installierte man jede Menge Professionalität und Erfahrung.

Was folgte war ein technisch versiertes Spiel mit vielen Höhepunkten beiderseits. Besonders stark empfand die Furche Lottes Aleksandar Kotuljac, der bereits bei Fürth und Osnabrück seine Dynamik und vor allem seinen Zug zum Tor unter Beweis stellte. Jedoch stand Lottes Abwehr zu weit auseinander, was zu Lücken zwischen Innen- und Außenverteidung führte. Lange Rede, kurzer Sinn – zwei identische Chancen über links, zwei identische Tore. Lotte spielte trotzdem weiter stark und hatte gute Chancen. Kotuljac traf per Fallrückzieher nur die Latte.  Die Viktoria kämpfte sich in Hälfte Zwei mehr oder weniger über die Zielgeraden, weshalb der Sieg durchaus verdient war.

Lotte zeigte starke Akzente, offenbarte aber Stellungsfehler im defensiven Mittelfeld sowie zu wenig vollendete Angriffe über die Mittelfeld-Außen. Zu wenig für eine ernsthafte Punkteteilung bei einem Tabellenführer, dessen Ballsicherheit von gutem taktischen Verhalten umwoben war.  Vielleicht lag dies aber auch daran, dass zumindest wir, nicht einen Fan aus Lotte gesichtet haben.

Erwähnens- und sehenswert war sicher der Torjubel von Akteur Schlösser, der nach seinem Winkelschuss die Arme zunächst dafür nutzte, einen rechten Winkel im Gebälk anzuzeigen um sie dann in Surf-Pose zu bringen. Einfach nur geil!

Der schlechteste Irish Pub auf der Erde

Einfach nur geil war auch dieser 06.10.2012, den sich vier Furchen zunächst bei der Viktoria, später dann im schlechtesten Irish Pub der Welt ( The Corconian“ am Alten Markt) bei West Ham vs. Arsenal teilten. Vorsicht Touristenkneipe! Unfreundliche und unfähige Bedienungen. Ein 14€-Pitcher, der Newcastle sein sollte, Guinness war, aber durch Murphys ungespült ersetzt wurde. Wegen des Rein-Raus-Verkehrs kann sich im Zuge dessen sogar der Barkeeper den Satz erlauben: „Oh stimmt. Schmeckt irgendwie nach Essig!“ Leute, geht da nicht hin! Und das sagt die Furche, die mit Pappbechern völlig zufrieden ist…nur gut dass es in Köln so viele Trinkhallen gibt wie Sand am Meer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hopp done: Kreisliga A1, Württemberg

Match: SC Ingelfingen vs. TSG Waldenburg 5:2
Datum: 02.09.2012, 15Uhr
Ground: Sportplatz Ingelfingen
Zuschauer: 180
Eintritt: 3€

Currywurst: 2€, befriedigend (Soße gut, Pulver super, Wurst matschig)
Bier: 2€, Gaildorfer Spezial 0,5l, sehr gut- (optimal kalt, süffig, Ploppverschluss, letztes Drittel fade)

Zwischen Kellerei und Erholungsort: „Der hat schon gelb!“

Es roch nach Rasen. Naturrasen! Auch wenn die Umkleidekabinen „hinter den Büschen da irgendwo“ liegen – die Anlage des 1998 gegründeten SC Ingelfingen kann sich für einen Kreisligisten sehen lassen. Neben dem ebenen Grün (ganz ohne Wurzeln, Steine, Sand, Bierkorken etc. pp) des Hauptfeldes befindet sich zudem ein ebenso grünsatter Trainingsplatz. Lediglich die aus Genie und Wahnsinn verstreuten Kreidelinien des Spielfeldes ließen erahnen, dass hier zumindest der Platzwart Amateursport betreibt. Alles andere als amateurhaft war hingegen ein „Ordner“ (vorbildlich mit Armbinde), der dafür sorgte, dass die Zuschauermassen kontrolliert an Bratwurst und Eintrittskasse gleichzeitig gelangen konnten. Die ca. 180 Besucher („Haja klar, 120 haben gezahlt. Aber die vielen Frauen…mach ausverkauft draus: 500!“) waren gut drauf im „staatlich anerkannten Erholungsort“.

Lila Kuh in Schießbude gesichtet

Erholen konnte sich der Gast aus dem 18km entfernten Waldenburg von vorne herein nicht. Nach sechs Gegenbuden im ersten Meisterschaftsspiel musste eine Reaktion her. Und die kam auch. Ziemlich genau 5 Minuten lang. Der „Zehner“ (technisch gut, leider körperlich ne Fritte) und der „Neuner“ (das Gegenteil) spielten schnell zwei vielversprechende Chancen heraus, von denen eine jedoch im nahe gelegenen Flussbett des „Kochers“ verschwand. Genug Erholung. Ein einziger Konter der Hausherren reichte aus um in Führung zu schlittern. Bevor wir nun jedoch jeden weiteren Treffer der Ingelfinger analytisch schildern, machen wir es kurz und knapp: Die TSG Waldenburg brachte eine Abwehr mit, die nicht recht wusste, ob sie Dreier- oder Fahrradkette spielen sollte. Diese Abwehrrabauken inkl. dem Rückwärtsgang der Mittelfeldraketen wurden leider, ja man muss es so sagen meine Damen und Herren, nur noch durch deren komplett in lila gekleideten Torwart getoppt, dessen Irrwege im 5m-Raum kosmische Ausmaße annahmen. Trotzdem folgten die Tore aus keinem Gestochere heraus sondern wurden fein heraus gespielt. Es entstanden viele „klare Dinger“ und bei einem 7:0 zur Halbzeit, gut, sagen wir 7:2, hätten sich die Gäste nicht beschweren dürfen.

„Mach doch einer mal den Ball tot maaaaaan!“

Als es kurzzeitig nur noch 4:2 stand, wurde es hektisch am Spielfeldrand. Dass sich in solchen Spielsituationen der Spielertrainer einwechselt um Ruhe ins Spiel zu bringen, ist ja nichts Neues. Doch darf man an dieser Stelle objektiv fragen, warum dieser mit der Nummer 10 aufläuft. Der Fußball erfindet sich anscheinend immer wieder neu. Über so viel Eitelkeit schmunzelte wohl auch ein Spieler der zweiten Mannschaft, bis er mit samt Bierflasche einen Ball am Spielfeld abfangen wollte, schließlich aber mit Haltungsnoten um die 9,0 seinen Körper von der Bank senste.
Insgesamt gilt es zu sagen, dass es ein unterhaltsames und für Kreisliga-Verhältnisse schnelles Spiel mit vielen Torchancen war. Wenn da noch das ein oder andere Trainerauge sieht, dass jedes der ersten drei Gegentore über rechts eingeleitet wird und sich jene Dreierkette nicht als Dreieck versteht, dann kann es im Rückspiel durchaus zu einem engeren Spiel kommen. Denn Fakt ist, dass die Jungs aus Waldenburgim Rahmen ihrer Möglichkeiten alles gaben und mit ein bisschen Glück in Führung gingen. Am Ende steht erst einmal nach zwei Spieltagen nur eines: Ingelfingen 6 Punkte, 10:2 Tore/ Waldenburg 0 Punkte, 2:11 Tore. Vielleicht kicken die Ingelfinger ja irgendwann derart phänomenal, dass diese Leistungen sogar auf deren Homepage aktualisiert werden (Letzter Eintrag: 24.03.2006: Jahreshauptversammlung) Vielleicht übernimmt das ja der Platzwart…?!

Hopp done: League Two (4. Liga), England

Match: Barnet FC vs. Torquay United 0:1
Datum: 30.03.2012, 20Uhr
Ground: Underhill Stadium
Tore: 0:1 Stevens (49.)
Zuschauer: 2263
Stehplatz: South East Terrace 16£/13£ (Student ermäßigt); (15.60€/ 19.20€)
Burger: ungenügend- (2£/ 2.40€, kein Salat, Soßen befriedigend, Fleisch trocken, undefinierbar)
Pommes: ungenügend- (1.50£/ 1.80€, rohe Kartoffeln in kaltem Fett)
Bier: Tettley´s (3£/ 3.60€, 0,4l, ausreichend+, schmeckt wahrscheinlich nur in Barnet)

Teufel-Tettley´s und VFL Bochum

Barnet! Barnet FC von 1888! Das ist Tradition! Und genauso wird dort auch Fußball gespielt, ganz traditionell Kick and Rush. Fußball im Adams Kostüm, Fußball in Reinform. Die Frage, warum die Volkskrankheit in England der „steife Nacken“ ist, beantwortet sich nach diesem Spektakel. Zuvor gab es einen Schal (8£) im Fanshop-Container, vor dem wir direkt als deutsche Besucher identifiziert wurden und man uns kurzer Hand darüber aufklärte, dass Barnet eine Fan-Freundschaft mit dem VFL Bochum betreibt. Daher findet alljährlich ein Freundschaftsspiel zwischen Fans beider Clubs statt, wahrscheinlich auch Kick and Rusch, man weiß es nicht. Apropos…hin und her, der Ball kaum am Boden, undurchsichtiges Strafraumgestocher. Das heutige Match musste man einfach lieben. Vor allem nach ein paar Teufel-Tettley`s im Kopf… (Nach dem „Zapfen“ würde ein Video ca. 30 Sekunden dauern, bis man durch das Glas hindurch sehen könnte! Unfassbar.)

Der Gefoulte…

Heute war der Tabellenzweite zu Gast. Torquay United reiste als haushoher Favorit von der Südküste in den Norden der Hauptstadt. Von 500 lautstarken Schlachtenbummlern unterstützt, sollte man eigentlich von einer breiten Brust ausgehen. Doch das Gegenteil war der Fall: ihnen zitterten die Knie. Barnet spielte, wie man im Abstiegskampf spielen muss, mit viel Kampf und noch mehr hohen Bällen auf Starstürmer Izale McLeod. Dieser holte auch Mitte der ersten Halbzeit einen Elfmeter raus, nachdem ihn Gästekeeper Bobby Olejnik über den Flutlichtmast (So haben es zumindest die Heimfans gesehen) getreten wurde. Also alles bereit für eine verdiente Führung für den Underdog. Doch der Rest ist wieder mal Phrasenschwein: Wenn du im Abstiegskampf… Pech… kein Glück.. der Gefoulte soll nicht… jedenfalls verschoss McLeod.

Die Bees ließen davon trotzdem nicht schocken und blieben das aktivere Team. Von Aktiv konnte man bei Torquays übergewichtiger Sturmkante Rene Howe (bitte unbedingt nach Bildern googlen!!!!) nicht reden. Schon beim Warmgehen (Nur Ball hochalten und Torschüsse in die Zuschauermenge) ging ihm die Pumpe. Umso überaschender, was er dann auf dem Platz zelebrierte. Der klassische Wandspieler, an dem sich Barnets Verteidiger unheimlich aufrieben und Schwerstarbeit verrichten mussten. Trotzdem schaffte es auch Torquay nicht sich entscheidend vor das Tor zu arbeiten. So erfüllten beide Teams zur Pause immerhin die Hälfte ihrer Aufgaben – die Null muss stehen!

Lupfer, dann Oberwasser

Keine 5 Minuten waren in der zweiten Halbzeit gespielt, als sich Torquay Außenstürmer Danny Stevens ganz nach dem Motto „ein Tor würde dem Spiel jetzt gut tun“ sein Herz in beide Hände nahm, den Ball von Sead Hajrovic eroberte und ihn ganz cool über den verdutzten Goalie Dean Brill in die Hütte lupfte. Der Spielverlauf war auf den Kopf gestellt, Barnet sichtbar geschockt. Torquay bekam Oberwasser und spielte es nun im Stile eines Tabellenreiters abeklärt runter. Torchancen blieben bis zum Ende Mangelware und obwohl die Bees noch einmal alles probierten, war die Abwehr nicht zu überwinden. So blieb es beim bitteren 0-1 aus Barnet Sicht und es heißt weiter Abstiegskampf.

Bye, bye Barnet?

Die Zuschauer honorierten trotzdem die aufopferungsvolle Leistung. Doch das kann keinen Fußballer trösten, wenn man nebenan die feiernden Gegner sieht…  Aufgrund der späten Veröffentlichung des Berichts noch etwas zur aktuellen und dramatischen Situation von Barnets: Die Mannschaft ist seit nun mehr 9 Spielen sieglos und auch der Trainer wurde ersetzt, das Team steht bei noch 2 ausstehenden Spielen und 5 Punkten Rückstand auf das rettende Ufer kurz vor dem Abstieg…

Hopp done: Championship, England

Match: West Ham United vs. Reading FC 2:4
Datum: 31.03.2012, 15Uhr
Ground: Boleyn Ground/ Upton Park
Zuschauer: 33350
Sitzplatz: Booby Moore Stand, Block BL2, 32£/ 38.50€
Burger: ausreichend (3£/ 3.60€, kein Salat, SB-Ketchuptankstelle)
Bier: kein Ausschank

Tore: 1:0 C. Cole (7.), 1:1 Gorkss (44.), 1:2 Hunt (45.), 1:3 Harte (58., FE), 2:3 Vaz Te (77.), 2:4 Leigertwood (84.)

BOBBY MOORE
„Not allowcated by West Ham United“. Wer auch nur daran denkt, sich im Fanstore die Nr. 6 auf sein Hammertrikot drucken zu lassen, läuft Gefahr in vier kräftige Securityhände zu geraten. Jene Nummer gehört für alle Zeiten dem „favourite son of London´s east end“, dem „immortal hero of 1966“, dem „gentleman of all time“, der „finest legend of West Ham“: Bobby Moore (1942-1993), Kapitän der Weltmeistermannschaft von ´66. Bereits beim Ausstieg „Upton Park“ weht einem diese Aura heroisch entgegen. Dass Moore das Mutterland des Fußballs damals zum Titel führte, ist das Eine. Für die „Hammers“ ist er aber vor allem ein ideelles Vorbild: Moore spielte trotz zahlreicher Angebote ausschließlich nur für den Arbeiterclub aus dem rauen Hauptstadtosten. Bei kaum einem anderen Club Europas wird diese Einstellung derart hoch angesehen und gewürdigt.

So verwundert es nicht, dass die Fans mit ehemaligen Spielern wie Tevez, Mascerano, Ba, Cole, Ferdinand oder Carrick nicht gerade zimperlich umgehen. Bei Frank Lampard ist dies hingegen eine Ausnahme, da viele Fans aus Respekt vor seinem Vater, Frank Lampard Senior, mit Beleidigungen etwas inne halten. Dieser liegt nämlich mit 674 Spielen für die Hammers sogar vor Mr. Moore (646).

MEDION Digital Camera

BOLEYN GROUND
Das Match gegen Reading (100km Anreise) galt ohne Frage von vorne herein als wegweisend. Die Furche durfte jedoch nicht nur zu einem echten Topspiel reisen (3. gegen 2.) Nach der Saison beziehen die Hammers ein neues Wohnzimmer: das Olympiastadion wird nach Veranstaltungsende auf ca. 60.000 Zuschauer zurück gebaut und mutiert kurzer Hand zum Stadion des Traditionsclubs. Der berühmte Upton Park wird den Baggern zum Opfer fallen, was vielen Anhängern schon jetzt Dornen und Tränen gleichzeitig in die Augen treibt. Die Furche kann zumindest behaupten, eines der bekanntesten Grounds Großbritanniens noch live miterlebt zu haben. Metallicasongs vor dem Spiel sind da nur konsequent. Gänsehaugefühl.

MATCH & IMAGE
Das Spiel war aus Sicht der Hausherren eine Tragödie. 4 Kardinalfehler besiegelten die Pleite, nachdem man in der ersten Halbzeit bis zur 43. Minute die klar bessere Mannschaft gewesen war. Dramatisch war, dass der mit Abstand teuerste Kader der zweiten Liga (62 Mio. Marktwert) nach Readings Doppelschlag am Ende der ersten Halbzeit die Pause scheinbar dafür nutzte, eine weiße Fahne in Spielfeldgröße zu nähen. Dem schloss sich uneingeschränkt auch ihr Coach „Big Sam“ Allardyce an und wechselte trotz Rückstand den bis zu diesem Zeitpunkt starken Carlton Cole aus, den einzigen Spieler mit Killerinstinkt. „The Royals“ nahmen jedes Geschenk dankend an und setzte die zahlreichen Konter nicht nur schnell, sondern vor allem clever an.

Nach dem Spiel schauten dann enttäuschte Fans vor den Toren der „Zwei Türme“ zu, wie ein John Carew nach null absolvierten Minuten ernsthafte Probleme damit hatte, seinen Bentley wegen Überlänge aus der Einfahrt zu rangieren. Dann doch lieber noch einmal schnell zurück laufen und noch ein paar Fotos vom „Bobby Moore Stand“ schießen. Da redet man sich wenigstens kurz ein, Fußball und Leidenschaft säßen im gleichen Boot.

NACHSPIELZEIT
Für das Ende der Inselreise zog sich die Furche ins nahe gelegene „The Queens“ zurück und wurde Zeuge davon, wie Spitzenreiter Southampton in Blackpool mit 0-3 die Nerven verlor. Readings Sieg wurde so zum Inbegriff eines „9-Punkte-Spiels“. Das hatte zuvor bereits deren ausverkaufte Gästeblock gefühlt und lautstark ausgelebt. So muss West Ham mit sechs Punkten Rückstand und nur noch vier verbleibenden Spielen wohl den Weg in die Relegation gehen, wo es für vier Mannschaften bei null losgeht. Sollte es West Ham nicht packen, kann man sich wenigstens auf weitere Ausnahmespiele gegen die „Bushwackers“ aus Millwall freuen, die jedoch gegen den Abstieg spielen.

Good bye Boleyn Ground! „I´m forever blowing bubbles, pretty bubbles in the air…” – but is the air of an olympic stadium the same as in the east end?! Surely not…

‎"Fabrice Muamba is stable and breathing again in a London hospital!"

Boltons Mittelfeldspieler Fabrice Muamba (23) ist heute im FA Cup Spiel in Tottenham auf dem Platz leblos zusammengebrochen und wurde nach minutenlangen Wiederbelebungsmaßnahmen ins Krankenhaus gebracht. Laut Sky England ist sein Zustand nun stabil: http://news.sky.com/home/uk-news/article/16191055

Furchenredakteur Tobi Dickel besuchte heute das erste Mal ein englisches Stadion. An der White Hard Lane habe eine komplette Schockstarre geherrscht: „Erst absolute Stille. Dann sind alle aufgestanden und haben seinen Namen gerufen, als der Krankenwagen vom Spielfeld fuhr.“
Laut Dickel habe Gegenspieler Modric direkt daneben gestanden und sofort den Referee herbei gewunken, woraufhin sofort mehrere Ärzte und Sanitäter zu Hilfe eilten.

278 Furchen atmen auf, dass alles noch einmal gut gegangen ist! Unsere Gedanken sind heute mal nicht bei irgendwelchen Fehlentscheidungen, der Bundesliga oder irgendwelchen Fifa-Fiaskos. Heute sind all unsere Gedanken und Hoffnungen bei Fabrice Muamba und seiner Familie! Gute Besserung!

Hopp done: 2. Bundesliga

Match: SC Paderborn vs. Dynamo Dresden
Datum: 17.02.2012, 18Uhr
Ground: Energieteam-Arena
Tore: 1:0 Wemmer, 1:1 Dedic (FE), 1:2 Dedic, 2:2 Taylor
Zuschauer: 8066
Bratwurst: Sehr gut-, 2€ (mit Brötchen, frisch)
Bier: Befriedigend, 3€ (Paderborner Gold, 0,4L)

„Was sagen denn die Einheimischen zu ihrer Stadt? Sagen die Partyborn oder was?“ –„Nee, die sagen Partyboring“. Unsere Mitfahrgelegenheit brachte uns nicht nur gut von Göttingen nach Ostwestfalen, sondern stimmte uns erfrischend auf das Zweitligamatch ein. Leider hatten wir keine Zeit für die Innenstadt um diese Aussage angemessen zu prüfen. Die Busstrecke vom Hauptbahnhof bis zum Stadion ließ zumindest erahnen, was er damit über die 145.000 Einwohnerstadt aussagen wollte.

Der erste Anblick der Energieteam-Arena war leider grausig: Der Nachbar ein Möbelhaus, der Vorplatz groß und kahl, die Arena selber ein grauer, liebloser Betonbacken, die Katakomben so steril, dass eine OP kein Problem gewesen wäre. Die von drei herzlichen Schalterhäschen verlangten 10€ Eintritt bekommen von uns in Zeiten wahnwitziger Stadionpreisanhebungen ein dickes Plus. So bleibt Fußball für jedermann zugänglich. Vorbildlich ist ebenso das kostenlose Stadionheft „meinscp“ mit 60 Seiten.

Im Block C angekommen war schnell klar, dass der Gast alles andere ist als „Hurra, das ganze Dorf ist da!“. Die Elbstädter machten wie gewohnt laute Dauerstimmung und zeigten, dass sie primär ein fanatischer und faszinierender Verein mit Tradition und Leidenschaft sind und mehr können als „völlig ausflippen“. (Focus, 26.10.11 ) Vor allem das Gesangsrepertoire war vielfältig.  Die Paderborner hatten zumindest auf ihrer ausverkauften „Finke-Möbelhaus-Fantribüne“ einiges dagegen zu setzen.

Das Spiel war jeden Cent wert. Wir sahen zwei Mannschaften, die schnellen, modernen und vor allem technisch hohen Fußball boten. Ein frühes, ein spätes Tor, vier insgesamt. Wir gingen völlig zufrieden nach Hause. Bertels und Krösche (SCP) sowie Fiel und Poté (Dynamo) verdienten sich Bestnoten, ebenso Dedic als Doppeltorschütze. Auch der große Name Kirsten hinterließ bei seiner Rückkehr zwischen die Dynamobalken einen souveränen Eindruck.

Die Furche sagt Danke für Speis und Trank und würde sich nur über eines in Paderborn noch mehr freuen als über guten Fußball und nette Verkäuferinnen: ein Stadion mit Charakter. Vielleicht würde das auch den schlechten Schnitt von 8.927 Zuschauern (nur Ingolstadt hat noch weniger) etwas anheben. Dann hätte auch der Stadionsprecher mehr Rezipienten, wenn er 3x die 120 mitgereisten Fans beim Auswärtsspiel in Fürth wie Helden ausruft.

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Hopp done: 3.Liga

Match: DSC Arminia Bielefeld vs. Jahn Regensburg
Datum: 18.02.2012, 14Uhr
Ground: Schüco Arena
Tore: 1:0 Schönfeld, 1:1 Kurz
Zuschauer: 6327
Bratwurst: gut, 2,50€ (mit Brötchen)
Bier: Sehr gut, 3€ (Krombacher, 0,4L)

„Wir ham kein Strom, wir ham kein Geld, wir sind Arminia Bielefeld“. Der erste Schlachtruf am Hauptbahnhof stimmt sicher nicht so ganz, schildert aber zumindest rudimentär die Lage des Almclubs. Eine Stadionkapazität von 27.000, 21. Platz der ewigen Bundesligarangliste und Namen so wertvoll wie Ming Vasen: Lienen, Stein, von Heesen, Pagelsdorf, Labbadia, Reina oder Helmer sind Teil der Jahrhundertelf. Ganz klar, auf der Alm riecht es an jeder Ecke nach Bundesligaluft. Umso tragischer, dass wiedermal Geld der Grund für die jetzige Situation ist.

Positiv hingegen ist die Personalpolitik, die einen Neuanfang hervorruft: junge Mannschaft und ein junger Trainer aus den eigenen Reihen. 22 von 25 Spielern sind erst seit 2011 im Kader. Der teuerste Spieler (Rzadkowski) hat einen Marktwert von 400.000€. Die Rehabilitierung wird dauern, ist aber der einzig richtige Weg. Außerdem ist wieder das Scharmützel mit Preußen Münster möglich. Und solche Begegnungen sind ja bekanntlich weder mit Strom noch mit Geld zu bezahlen.

Angekommen am Stadion, war vor allem die erste Runde am Bierstand der Wahnsinn: wir bestellten bei den gleichen Bedienungen wie am Vortag in Paderborn. Allein deren Blick sprach Bände. Auffällig war dann auch die extrem hohe Anzahl an Kuttenträgern auf der Südtribüne. Kultur pur, meine Damen und Herren! Es folgte gute Stimmung und ein leider trauriges Restbild der Zuschauerresonanz. Das änderten auch die 23 Regensburger mit ihren 46 Fahnen nicht.

Es folgte ein flottes, kämpferisches aber technisch schwaches Spiel auf einem echten Acker. Der Herbstmeister aus Regensburg blieb hinter den Erwartungen zurück und offenbarte überraschende Schwächen im Abspiel. Arminia hingegen spielte absolut am Limit, bei denen besonders die beiden Offensivkräfte Rzadkowski und Klos positiv auffielen. Was bleibt ist eine schwache Schiedsrichterleistung, ein Traumtor und die Tatsache, dass die Arminia noch lebt.

Auf der Rücktour trafen wir auf eine Gruppe ebenfalls rückreisender „Eiserner“, die sich in Bochum ein 4:2 abgeholt hatten. Beste Grüße also nach Köpenick und Danke für die angenehme Stimmung! Gute Jungs, die gefühlte 90 Minuten vor Furchenmitglied und Hertha-Fan Matthias Kedra den „Stadtmeister!!!“ zelebrierten. Zwischenzeitlich geisterte immer mal wieder ein Eiserner mit einer Schnaps gefüllten Ananas durch das Abteil. Wir wissen das noch, da wir zu dem Zeitpunkt noch keine 17 Brown Ale bestellt hatten. Diese folgten aber prompt in Hannover, während über Namen wie Aldair, Baresi und Schmeichel philosophiert wurde.

Hopp done: Bundesliga, 21.01.2012, 18. Spieltag

Match: 1.FC Kaiserslautern vs. SV Werder Bremen 0:0
Ground: Fritz Walter Stadion
Zuschauer: 40381

Acht Furchen befriedigten ihre erschlafften Winterpausengemüter mit einem Husarenritt auf den Betzenberg. Bei bestem Fritz Walter Wetter kämpfte man sich die ewigen Treppen hinauf und stürmte die 30. Reihe eines  24€-Block 5.1-Platzes mit wunderbarem Blick auf die lautstarke Westtribühne.
Ja, der Betze. Sagenumwoben, unvergessliche Spiele, heiße Gemüter. Es gibt wenige Städte in Deutschland, die derart vom Fußball leben und abhängig sind wie Kaiserslautern. Viele behaupten, dass diese Existenznähe zu eben jener hitzigen und oft unfairen Kulisse führt. Doch gestern spürte man etwas, dass ein wenig in die Gegenrichtung umschlug. Das letzte Mal Betze war Jahre her. Die Stimmung heute ist mehr von Angst geprägt. Das einstige „unser Berg bleibt für jeden Gast die Hölle“ Gefühl, wird nach den Jahren des Rauf und Runters, der vielen Finanztäler nicht mehr so stolz und mit breiter Brust getragen.Das spürte man bei jeder heiklen Situation im eigenen Strafraum…
Nach ca. 254 Runden um das Stadion herum und zig Fotos mit den fünf Traditionskardinälen und 54´er Weltmeistern Fritz Walter, Ottmar Walter, Werner Kohlmeyer, Horst Eckel und Werner Liebrich, sahen wir ein Spiel, dass man in etwa so erwarten konnte.
Lautern bemüht, leidenschaftlich, glück- und torlos. Bremen behäbig, unsicher, glück- und torlos. Chancen hüben wie drüben, ein bisschen ballaballa mit 50m hohen Kerzen, tolle Nieselregengrätschen und ein schlechter Schiri. Aber darum geht es ja schließlich: Bierchen trinken und zu einem Bundesligaspiel fahren, wo man schon vorher nicht genau weiß, ob das rein sportlich gesehen mit dem Gewissen überhaupt zu vereibaren ist. Es bleibt die Tatsache: der FCK gehört in die Bundesliga und nirgendwo anders hin!
6 Lauterer (Sympathisanten) und zwei Bremer unterschreiben das. Endlich geht es wieder los!

Bier Karlsberg 0,4l: 3.30€
Pferdewurst: 3€
Tradition: unbezahlbar

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Hopp Done: KNVB Beker, Pokal Niederlande

Match: SC Cambuur Leeuwarden vs. FC Zwolle 0:1
Datum: 20.09.2011, 20:00Uhr
Ground: Cambuurstadion
Tore: 0:1 Maachi (74.)
Zuschauer: 7330

95.000 Einwohner. 15.000 Studenten. 20km bis zum Meer. 12.50€ Eintritt. 90min Naturrasenduft. 1 Frikandel Spezial. Kälte und Wind. Auf dem Weg zum Cambuurstadion wehte uns auf dem Fahrrad eine gehörige Briese Ijsselmeerfrische entgegen. Aufwärmen konnten wir uns jedoch bestens bei ein paar Pils im Cambuur Café, das sich direkt nebenan befindet und eine authentische Clubspelunke mit Kultfaktor verkörpert. Beleuchtete Dartwände, Billardtische und Hertog Jan Pils/Weizen frisch gezapft für 2€. Ein guter Anfang auf noch unbekanntem Terrain.

Doch gegenüber sah die Welt alles andere als kultig aus: C1000. Aldi. Fitnesscenter. Ja, in Holland werden Geschäfte unterhalb von Haupttribünen groß geschrieben. Man fühlt sich als Furche bei diesem Anblick nicht wohl in seiner Haut, da es den Verein optisch und somit auch charakterlich entstellt. Es ist undurchsichtig, wer gerade aus der Post kommt und wer einen Meter daneben in Block 8 sparziert. Überall leuchten Werbeschilder in verschiedenen Farben. Es ist ja nicht neu, dass Clubs in ihrem eigenen Stadion nur Mieter sind, aber einen derartigen Verlust an Individualität und Identifikation mit der eigenen Spielstätte lässt den neutralen Besucher kurz innehalten. Hoffen wir, dass dies in Deutschland nicht irgendwann einmal ähnliche Züge annimmt. Ein Stadionbesuch ist eben auch deshalb so besonders, weil die Atmosphäre sich von der Alltäglichen unterscheidet und abhebt. Ein Stück Kultur sollte nicht von „Geiz ist geil“-Attitüden gestört werden.

An legendären Trainer- und Spielergraffitis vorbei, entlang diverser Fahrradparkplätze und der ersten Frikandelbude, gelangt man, wie früher typisch für britische Grounds, auf seinen Platz durch einen Eckeingang zwischen den Tribünen. Doch was war das?! Wir rieben uns mehrmals ungläubig die Augen: Der Gästeblock eckte direkt an dem der Heimfans! Dazwischen lagen lediglich 15m Luftlinie und einige angespitzte Metallzaunpfähle. Es war unglaublich! Die Hardliner und Ultras beider Vereine konnten sich 90min in griechisch-römischer Ringrhetorik ihren Hass entgegen schmettern. Wahrscheinlich sitzt auf der Haupttribüne auch ein Julius Cäsar-Verschnitt, der daran Spaß findet und am Ende des Gemetzels über Leben und Tod entscheidet. Der Ground bietet 10.500 Plätze – so wenig logistische Weitsicht muss man erst einmal aufbringen!

Doch für Gemetzel gab es kein Anlass. Das Spiel war fair und wurde von beiden Seiten mit hoher Laufbereitschaft geführt. Man darf nicht vergessen, dass in dieser 2. Pokalrunde der Zweite gegen den Dritten der zweiten holländischen Liga antrat. Zwolle spielte hochkonzentriert und stand defensiv so sicher, dass die Blau-Gelben in der gesamten Spielzeit keine hundert prozentige Torchance hatten. Ein schneller Konter setzte dem Spiel das frühzeitige Ende voraus, da Cambuur bis dahin zwar leidenschaftlich, aber ideen- und somit hilflos agierte. Zwolle gewann den Ringkampf am Ende verdient und zieht mit erhobenem Hauptes in die dritte Runde ein. In diesem Sinne: „Ja, noch eine Runde, bitte!“

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Hopp Done: 1. Bundesliga, Deutschland

Match: 1. FC Köln vs. 1 FC Nürnberg 1-2
Ground: RheinEnergie Stadion
Tore: 0-1 Simmons (30. FE), 0-2 Simmons (36. HE), 1-2 Chihi (39.)
Zuschauer: 43.200

Nachdem wir nun wissen, dass der FC die nötige Qualität besitzt und sogar auf der anderen Rheinseite gewinnen kann, können wir uns gewissenlos auf das Sodom und Gomorrha-Heimspiel gegen Nürnberg stürzen.

Samstagabend, irgendwo im Dschungel. Der junge Mann schaut aus seiner Holzhütte auf die sich von Regen biegenden Blätter herab. Er denkt an den Sinn des Lebens, an seine Geburt, an den Weltuntergang, an Gott und Kriege, an Heimat und ein warmes Bett. Nein, die Rede ist nicht von Colonel Walter E. Kurtz in Apocalypse Now. Nein, den jungen Mann hat es viel schlimmer erwischt: Furchen-Reporter Schäfer hatte sich wiedermal ein Spiel des 1.FC Köln angetan. Und bei Gott, eines haben Hanno Schäfer und Marlon „Curtz“ Brando gemeinsam: Sie haben beide „das Grauen gesehen“! Vielleicht würde Schäfers Monolog über die Dualität seines ganz eigenen Krieges sogar länger dauern als Brandos legendäres 18Min-Exempel.

Zumindest das Drumherum war wieder lustig. Die Kölschen sind eben schon ein feines Volk und das Kölsch schmeckt auch immer wieder vorzüglich, wenn es kalt ist. Nachdem man das erste Rondell am Stadion unbeschadet hinter sich gelassen hatte, ging es sofort ins Stadion – der größte Fehler an diesem Tag! Das Bier und die Wurst schmeckten zwar auch dort, allerdings musste schon nach der ersten Halbzeit mit Onkel Doktor ein Termin für Montagmorgen vereinbart werden. Irgendetwas bekam da meinen Augen nicht…

Das Niveau des Spiels war sehr flach, was man von den Pässen nicht behaupten konnte. Der alte Treter aus Belgien, Timmy Simmons, durfte sich gleich 2x in die Torschützenliste eintragen, was er wohl das letzte Mal in der E-Jugend schaffte! Die Kölner traten um sich wie die Vandalen. Leider auch im Strafraum, was zu den 2 Elfmetern führte. Die Franken hielten mit Schwert und Axt dagegen: Stürmer Pekhart hatte wohl wichtigere Termine oder auch einfach genug von „Hoch und Weit“, langte zweimal hin und verabschiedete sich unter die warme Dusche. Kurz vorher netzte der ehemals vom Express als Riesentalent betitelte Adil Chihi ein und machte es…auch nicht spannender.

Die 2. Halbzeit war so ideenlos wie die Frisur von Peter Neururer. Köln fiel bis auf ein Abseitstor von Prinz Poldi wieder nur durch unkontrolliertes Zertreten auf: Miso Brecko „Fussballgott“ ging mit Knallrot ebenfalls vorzeitig vom Platz. Nürnberg konterte noch drei Mal gefährlich, jedoch ohne Erfolg. Dann pfiff der beste Mann am Platz, Schiri Michael Weiner, ab. Diese Leistung muss auch einfach mal erwähnt werden, nachdem die Schiedsrichter so oft in der Kritik stehen.

Für die Heimfahrt wurde sich noch mit drei Kannen Kölsch eingedeckt um dieses „Fussballspiel“ hinunterzuspülen. Mund abputzen, weitermachen! Kann ja nur besser werden. Hat der FC am Wochenende ja auch eindrucksvoll in Leverkusen bewiesen. Aus Niederlagen lernt man eben!

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Hopp done: FC Zwolle vs. FC Volendam 3-1

Liga: Jupiler League (2. Liga NL)

Ground: Oosterenkstadion

Tore: 1-0 Bannink (22.), 1-1 Tuypo (52.), 2-1 Van den Berg (72.), 3-1 Cicek (77.)

Zuschauer: 8029

„Ick ben en Zwollenaar“ glänzte auf dem 15€ teuren, blau-weißen Schal am einzigen Fanartikelstand des Schmuckkästchens Oosterenkstadion. Das Stadion bestätigte unsere Erwartungen: Dem 1910 gegründeten PEC Zwolle geht es nach seiner Insolvenz im Jahre 1990 und der Namensänderung in FC Zwolle sichtbar gut.

Sichtbar gut sah auch zunächst das „Jupiler Supporter-Cafe“ aus, das in den Katakomben der Fankurve zu finden war. Doch der Support stellte sich als Farce heraus, als sich drei Türsteher in den Weg zur Theke stellten und (natürlich völlig vergeblich) um 2€ Eintritt flehten. Holland, es ist und bleibt eine Techno-Nation! Und wenn sie keine Disco haben, dann verlangen sie sogar fürs Biertrinken Eintritt. Da in den Niederlanden in der Öffentlichkeit der Konsum von Alkohol verboten ist und im gesamten Außenbereich kein einziges Bier verkauft wird, wird die Wahl schon eng! Merke also: in Zwolle ist man nur ein „Supporter“, wenn man dafür bezahlt.

Wo wir gerade beim Thema sind: Das Bier wird mit Coins bezahlt. Diese „zieht“ man sich wie Zigaretten an einem Automaten. Und dann kams: Als Furche Leon Utsch in der 70. Minute ein tolles Coin-Solo an den Bierverkaufstand im Stadion hinlegte, war dieser bereits geschlossen!!! Kein Bier mehr! „Da kommen einmal eine Handvoll Deutsche, da verlieren die vollkommen die Nerven! Kein Wunder, warum die nie Weltmeister werden!“ Wo wir uns gerade im negativen Raum befinden: Ein dickes Minus bekommt obendrein der Eintrittspreis: stolze 15.50€ luchste man der Furche für dieses Zweitligamatch ab.

Zurück zum „vor dem Spiel“. Ok, kein Bier – dann wenigstens etwas essen. Doch weit gefehlt. Außerhalb vom Stadion keine Wurst, Pommes- oder Frikandelstände. Nicht einer, liebe Furchengemeinde! Gut, wie es typisch für NL-Grounds ist, sind unter den Tribünen Geschäfte und Restaurants. Hier verkörperte dies die „Wokstation“. Doch wenn man zum Chinesen will, geht man ja nicht ins Fußballstadion!

Also warum sich draußen, neben den sieben 7 (!) Trainingsplätzen aufhalten, bei dem einer sogar eine Tribüne hatte?! Rein ins Stadion! Dabei war es sehr vorteilhaft, dass keiner von uns mehr als 100kg wog. Die stählernen Drehkreuze machen bei geschätzt 85kg nämlich halt. Also „deine Mudda“ geht schon mal nicht freiwillig zum FC Zwolle! Beim Anblick in den Gästeblock kann man jedenfalls davon ausgehen, dass Volendam ausschließlich mit „Muddas“ angereist war: 7 Seelen und keine mehr supporteten ihre Jungs aus der Touristenhochburg. Beim zweiten Anblick rieb man sich verwundert die Augen: Kunstrasen! Und das in der 2. Liga!

Das Spiel verlief wie der Untergund – geschmeidig. Der neutrale Beobachter bekam das gute, alte „rauf & runter“ geboten. Zwolle wurde seiner Favoritenrolle gerecht und lochte nach schönem Zuspiel in der 22. Minute ein. In der Halbzeitpause wurde eine echte Zwollener Legende per Kurzfilm, Standing Ovations, Choreo und Feuerwerk verabschiedet: Albert van der Haar absolvierte für die Blau-Weißen 547 Spiele und erzielte 40 Tore. Der Mittelfeldspieler wurde 15 Minuten so laut verabschiedet, als wäre der FCZ gerade in die Eredivisie aufgestiegen.

Kleine Randnotiz noch zur Halbzeit: die Ersatzspieler machten sich nicht warm!!! Kollege Schäfer: „Das bei meinem Trainer?! Der hätte mich nach dem Spiel mit einem Seil an sein Auto gebunden und wär nach Hause gefahren! Ich sags ja, so werden die nie Weltmeister!“

Die zweite Halbzeit bot wirklich alles an Tempo, was man sich von einem Kick erwarten konnte. Volendam glich per Kopf überraschend aus. Danach spielte nur noch Zwolle und fuhr einen am Ende völlig verdienten Heimsieg ein.
Fazit: Mudda zu Hause lassen, Lunchpaket mitbringen, Bier im Auto trinken – schöner Fußball ist garantiert und Zwolle immer wieder eine Reise wert! Besonders mit Fahrrad!

Hopp Done: Kreisliga-C Gruppe 3, Westfalen

Match: SG Hüttental/Waldrich Siegen II – SSV Meiswinkel-Oberholzklau 0:6
Ground: Sportplatz Haardter Berg, 04.09.11, 13:00 Uhr
Tore: 0-1 Utsch (64.), 0-2 Utsch (68.), 0-3 Niwar (70.), 0-4 Dietrich (75.), 0-5 Dietrich (77.), 0-6 Niwar (90.)
Zuschauer: 30

Furchen-Redakteur Schäfer nutzte den eigenen spielfreien Sonntag und hoppte durch die Niederungen der Siegerländer Haubergsligen. Es trafen die 2. Mannschaft der SG Hüttental/Waldrich auf die Kulttruppe des SSV Meiswinkel-Oberholzklau. Die Rollen waren klar verteilt: der ehrgeizige Meiswinkel-Trainer rief den Aufstieg als Saisonziel aus – nur die Höhe der kommenden Siege musste noch definiert werden. Die Definition der „Höhe“ nahmen sich seine Mannen allerdings anders zu Herzen und dem Himmel sei Dank, war das Spielfeld auch hoch genug. Ich allerdings bin mit steifen Nacken nach Hause gefahren!

Die Spielessenz der ersten Halbzeit ist schnell zusammengefasst: Hüttental-Waldrich wollte nicht (konnte auch nicht) und Meiswinkel wollte, konnte auch ein bisschen besser, aber der Ball wollte nicht. Die Heimfans bejubelten jeden Ball, der von der eigenen Truppe überhaupt getroffen wurde – und das sage ich ihnen bei der Mutter der Furche: viel zu jubeln gab es nicht! Aber man konnte durch den gut aufgelegten Torhüter, der selber offensichtlich nichts für seine starke Leistung konnte, und dem Unvermögen der Meiswinkler Offensivkräfte ein 0-0 bis zur 64. Minute halten.

Dann traf der starke Utsch und fungierte als Dosenöffner. Nachdem er 4 Minuten später das 0-2 folgen lies, hatte er anscheinend genug von dem Gebolze und verabschiedete sich zum Duschen. Für ihn rückte der in Fachkreisen als „Stelze“ bekannte Dietrich hinter die Spitzen und das zahlte sich sofort aus. Nach dem 0-3 durch Toptorjäger Niwar, ließ „Stelze“ die Tore 4 und 5 folgen. Zu dem Zeitpunkt standen bei Hüttental noch 7 Spieler auf dem Feld, da durch einen Wechselfehler 2 Spieler die falsche Kleidung trugen. Die 30 Zuschauer fühlten sich kurz wie Statisten in einer klassischen Szene von Monty Python.

Die beiden Jungs mit Fehlkleidung kamen wohl von der ersten Mannschaft herunter, die im Anschluss in Blau spielte und hatten dementsprechende Hose und Stutzen an: die 2. Mannschaft spielte allerdings in komplett Rot! Wahnsinn, meine Damen und Herren! Einfach Wahnsinn! Dabei waren Otto Rehhagel und Hani Ramzy nicht einmal in der Nähe vom Haardter Berg! Aber die zwei Einwechselspieler brachten wirklich frischen Wind in das Spiel: einer der beiden hatte ein Kreuz wie Vitali Klitschko, spielte auch genauso Fußball, und innerhalb von knapp fünf Minuten hatte er sich mit dem kompletten Team aus Meiswinkel für „nach dem Spiel“ verabredet. Zeitgleich mit dem Abpfiff folgte noch das 0:6 durch Nimar.
Wie herrlich skurril kann Fußball sein!?!

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